St. Leonhard (Oberotterbach)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. August 2016 um 10:05 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Tippfehler entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Außenansicht der Kirche St. Leonhard in Oberotterbach
Innenraum

Die römisch-katholische Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard in Oberotterbach, einem Ortsteil der Stadt Rottenburg an der Laaber im niederbayerischen Landkreis Landshut, ist eine von 1753 bis 1756 erbaute Rokokokirche, zu der früher eine rege Wallfahrtstätigkeit bestand. Der Kirchenpatron ist der heilige Leonhard von Limoges (Gedenktag: 6. November).

Geschichte

Oberotterbach wird bereits im Jahr 871 erstmals urkundlich erwähnt, als Bischof Ambricho von Regensburg (864–891) und sein Vogt Immo von einem Priester Alawihus Güter bei Ottarpah gegen solche bei Holzhausen (Gemeinde Pfeffenhausen) tauschen. Die erste kirchliche Erwähnung datiert aus dem 12. Jahrhundert, als in Oberotterbach bereits eine Kaplanei existierte. 1207 vermachte Graf Conrad I. von Moosburg einen Hof auf den St.-Leonhards-Altar von Oberotterbach, da hier seine Gattin Benedicta begraben wurde. Dieses Benefizium wurde im Laufe der Zeit mit einigen Gütern und anderen Besitzungen in der Umgebung ausgestattet. Aus einer Aufstellung von 1559 geht hervor, dass die Filiale St. Leonhard in Oberotterbach ein ungefähr viermal so großes Vermögen besaß wie die Mutterpfarrei St. Georg in Rottenburg. Etwa um diese Zeit, also Mitte des 16. Jahrhunderts, konnte die Kaplanei nicht mehr besetzt und die Seelsorge erfolgte nunmehr von Rottenburg aus.[1]

Während sich als das Patrozinium des heiligen Leonhard sehr weit zurückverfolgen lässt, liegt die Baugeschichte der Oberotterbacher Kirche weitgehend im Dunkeln. Von dem Vorgängerbau der heutigen Kirche sind nur die Patrone der Altäre bekannt: 1590 waren dies St. Leonhard für den Hochaltar sowie St. Maria und St. Katharina für die Seitenaltäre; 1666 waren es St. Leonhard, die Hl. Dreifaltigkeit und St. Dionys und Anton; 1724 St. Leonhard, die Hl. Dreifaltigkeit sowie Johannes und Paulus. Den heute noch bestehenden Rokokobau unter Einbeziehung des mittelalterlichen Kirchturms errichtete man von 1753 bis 1756 nach den Plänen des Landshuter Hofmaurermeisters Johann Georg Hirschstötter. Ausgeführt wurden die Arbeiten im Wesentlichen von dem Maurermeister Joseph Dierlinger aus Rottenburg und dem Zimmermeister Anton Gaißreither aus Niedereulenbach. Die Kirche wurde am 17. Mai 1786 von Weihbischof Valentin Anton Freiherr von Schneid konsekriert.[1]

Im Jahr 1888 wurde das Kircheninnere aufwändig renoviert. Von der Firma Haberland aus Eggenfelden wurden die Fresken gereinigt, die Stuckarbeiten vergoldet, Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel und Kreuzweg neu gefasst sowie die geschmiedeten Schutzgitter vor den Altären gestrichen und vergoldet. Unter Pfarrer Alois Steinberger (1956–1976) wurden 1962 der Turm und 1963 der Kirchenbau außen renoviert, 1975 wurden die Kirchenfenster erneuert. In den Jahren 1978 bis 1983 unter tatkräftiger finanzieller und körperlicher Mithilfe der Ortsbevölkerung umfassend außen und innen renoviert. Dabei wurde die originale Fassung von 1756 wieder hergestellt, die 1888 teilweise stark verändert worden war. Zudem erhielt die Kirche damals ihren nachkonziliaren Zelebrationsaltar, der an der Vorderseite in einem Glasschrein eine Reliquie des heiligen Leonhard enthält. 2008 wurde erneut eine vollständige Turmsanierung durchgeführt.[1][2]

Beschreibung

Hochaltar
Deckenfresko im Chorraum
Kreuzwegtafeln

Architektur

Ausgehend von dem viergeschossigen Turm auf der Westseite ist der auf einer Anhöhe gelegene Kirchenbau nach Osten ausgerichtet. Der Turmunterbau stammt noch aus dem 13. Jahrhundert, während die oberen Geschosse mit dem Glockenstuhl auf das 15. Jahrhundert datiert werden. Der von Spitzbogenblende gegliederte Turm schließt nach oben hin mit einem Spitzhelm über vier Dreiecksgiebeln ab. Das an den Ecken abgerundete Langhaus umfasst drei Joche; der leicht eingezogene Chor hat zwei Joche und schließt in Form einer halbrunden Apsis. Langhaus und Chor sind von einem Tonnengewölbe mit Stichkappen überspannt. Auf der Westseite des Langhauses befindet sich eine geschweifte Doppelempore, wobei beide Geschosse auf zwei Säulen ruhen und die Brüstung jeweils mit Rahmenstuck besetzt sind. Das Äußere ist durch Lisenen gegliedert.[3]

Ausstattung

Die Ausstattung der Kirche St. Leonhard ist einheitlich im Rokokostil gehalten. Die Fresken wurden 1755 von Ignatius Kaufmann aus Teisbach gemalt, der wahrscheinlich auch in Kreuzwegtafeln fertigte, welche in schönen Rokoko-Schnitzrahmen angebracht wurden. Das Deckenfresko im Chor zeigt die Taufe des heiligen Leonhard, auf dem 11,4 Meter langen und 5 Meter breiten Gemälde im Langhaus ist die Verklärung und Wunderwirkung des Kirchenpatrons zu sehen. Die Altäre, die Kanzel und der Figurenschmuck wurden von dem Schreiner Amantius Fehlweckh aus Rottenburg, dem Bildhauer Johann Paul Wagner aus Vilsbiburg und dem Fassmaler Georg Andreas Zellner aus Furth im Wald gefertigt. Der sechssäulige Hochaltar (11,25 Meter hoch; 10,80 Meter breit) aus dem Jahr 1758 fügt sich von der Form her gut in die Apsisrundung ein. Zwischen den beiden mittleren Säulenpaaren, das äußere aus gewundenen Säulen, befindet sich das Altarblatt von Peter Jakob Horemans aus München, welches die Aufnahme des heiligen Leonhard in den Himmel darstellt. Es wird von den Figuren der Heiligen Johann Nepomuk (links) und Franz Xaver (rechts) flankiert. Das mächtige Gebälk, das sich in gekurvter Form in der ganze Breite quer über den Altaraufbau zieht, wird seitlich von zwei weiteren Säulen gestützt. Am Fuß dieser Säulen befinden sich die Seitenfiguren St. Blasius und St. Liborius. Den Altarauszug ziert ein Wolkenkranz um eine Holzfigurengruppe der heiligen Dreifaltigkeit. Unterhalb des Hauptbildes befindet sich der reich verzierte und vergoldete Rokoko-Tabernakel, der von Rocaillen und Vasen geschmückt wird. Über den seitlichen Durchgängen befinden sich geschweifte Aufsätze ebenfalls mit Vasen.[4]

Die beiden über Eck gestellten Seitenaltäre (8,10 Meter hoch; 3,35 Meter breit) bauen mit je zwei gewundenen Säulen auf. Das linke Altarblatt zeigt die Heiligen Erhard und Erasmus, das Auszugsbild die heilige Notburga. Die beiden Figuren können den Heiligen Pantaleon und Ignatius zugeordnet werden. Der rechte Seitenaltar umfasst neben dem Hauptbild mit der Darstellung von Johannes und Paulus und dem Auszugsbild des heiligen Isidor zwei lebensgroße Statuen von St. Peter von Aleant und St. Salvator. Der Volksaltar, der auf der Vorderseite einen Reliquienschrein enthält stammt von der Firma Hugo Preis aus Parsberg. Die Kanzel zeigt auf dem geschweiften Korpus Flachreliefs der vier Kirchenväter, auf dem Sockel sind vier Putten zu sehen, die die vier zur Entstehungszeit der Kanzel bekannten Erdteile symbolisieren. Der Schalldeckel mit einigen Engelsfiguren wird von einer lebensgroßen Holzfigur des Guten Hirten bekrönt. Die Kommunionbank ist eine gute Rokoko-Schnitzarbeit, die Brustreliefs von Herz Jesu, Herz Mariä und der vier Kirchenväter enthält. Sie stammt ebenso aus der Zeit um 1760 wie das Kirchengestühl mit den geschnitzten Stuhlwangen und die beiden Beichtstühle. An die frühere Leonhardi-Wallfahrt erinnert noch eine Votivgabe der Pfarrei Hohenthann aus dem Jahr 1796, eine Kuh auf einem Sockel, die im rückwärtigen Bereich des Langhauses aufgestellt ist. Die Orgel, die 1982 von der Firma Rickert aus Regensburg überholt wurde, befindet sich noch in dem historischen Gehäuse aus der Erbauungszeit der Kirche, welches schöne Muschelwerkschnitzereien aufweist.[4]

Literatur

  • Josef Mayerhofer: Die Kirchen der Pfarrei Rottenburg a. d. Laaber. Schnell-Kunstführer Nr. 1402, Schnell & Steiner, München 1983.

Weblinks

Commons: Sankt Leonhard (Oberotterbach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Mayerhofer, S. 13f.
  2. Kirchen – Filialkirche St. Leonhard Oberotterbach. Online auf www.pfarrei-rottenburg.de. Abgerufen am 27. Juni 2016.
  3. Mayerhofer, S. 14.
  4. a b Mayerhofer, S. 14–16.

Koordinaten: 48° 41′ 49,3″ N, 12° 2′ 46,2″ O