Zwei Banditen

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Film
Titel Zwei Banditen
Originaltitel Butch Cassidy and the Sundance Kid
Produktionsland Vereinigte Staaten
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1969
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie George Roy Hill
Drehbuch William Goldman
Produktion Paul Monash,
John Foreman
Musik Burt Bacharach
Kamera Conrad L. Hall
Schnitt John C. Howard,
Richard C. Meyer
Besetzung

Zwei Banditen (Originaltitel: Butch Cassidy and the Sundance Kid, auf neueren Veröffentlichungen des Films im deutschsprachigen Raum generell auch als Butch Cassidy und Sundance Kid bezeichnet) ist eine Western-Komödie von Drehbuchautor William Goldman und Regisseur George Roy Hill aus dem Jahr 1969. Der Film beschreibt das Leben der beiden sympathischen Zug- und Bankräuber Butch und Sundance und zählt zu den größten Kassenerfolgen seiner Zeit.

Handlung

Auf der Grundlage einer wahren Geschichte um die Hole in the Wall Gang bzw. Butch Cassidy’s Wild Bunch in den 1890er-Jahren erzählt der Film von zwei amerikanischen Bankräubern. Robert Leroy Parker (Butch Cassidy) und sein Partner Harry Longbaugh (The Sundance Kid) werden nach Jahren erfolgreicher Raubzüge von einer freiwilligen „Polizei“-Truppe gejagt. Sie fliehen durch die Berge, müssen aber feststellen, dass die Jäger ihnen weiter auf der Spur bleiben. Angeführt werden die Verfolger von einem Mann namens Lefors, der vom Besitzer der ausgeraubten Eisenbahnlinie angeheuert wurde und dem indianischstämmigen Lord Baltimore, der legendären Ruf als Fährtenleser und ausdauernder Kopfgeldjäger genießt. Lefors wird im Film nicht verkörpert; er taucht nur in Fernsicht als Kopf der Verfolger mit weißem Strohhut auf; umso mehr wird über ihn gesprochen. Von Lefors’ Hartnäckigkeit zermürbt, ziehen sich Butch und Sundance nach Bolivien zurück. Sundance’ Freundin Etta Place begleitet die beiden – unter einer Bedingung:

“I’ll do anything you ask of me except one thing. I won’t watch you die.”

„Ich tue alles, worum ihr mich bittet, außer einem: Ich sehe euch nicht beim Sterben zu.“

Die beiden Ganoven können ihre Karriere einige Jahre erfolgreich fortsetzen. Um ihren Verfolgern endgültig zu entgehen, beschließen sie, nun ehrlicher Arbeit nachzugehen. Als Bewacher der Lohngelder einer Silbermine werden sie jedoch von Banditen überfallen. Es gelingt den beiden, den Überfall abzuwehren. Hier tötet Butch Cassidy zum ersten Mal, was ihn unter Schock setzt. Etta, die erkennt, dass der Tod nun Einzug in ihr Leben genommen hat, entschließt sich, in die USA zurückzukehren. Anschließend entscheiden Butch und Sundance sich, ihre Verbrecherkarriere in Bolivien wieder aufzunehmen. Auf dem Höhepunkt ihrer Raubzüge werden sie von der bolivianischen Polizei gestellt und angeschossen. Der Film endet in einem eingefrorenen Bild.

Das Ende

Das Ende des Films ist in die Filmgeschichte eingegangen: Der Tod der beiden Protagonisten ist nicht zu sehen, sondern der Film endet damit, dass sie todesmutig gemeinsam sprungartig aus dem komplett vom Militär umstellten Haus stürzen – eine Szene, die an ihren Sprung von den Klippen (in der Mitte des Films) erinnert, als sie noch erfolgreich vor den Kopfgeldjägern fliehen konnten. Regisseur Hill erklärte hierzu, dass er bewusst die vage Möglichkeit, dass sie sich dennoch retten konnten, offenlassen wollte. Dies gehört zu dem Spiel mit der Legendenbildung, die der Film zum Thema hat. Indem dieser Moment wie eine Fotografie festgehalten wird, reiht sich das Bild in die Serie von Foto-ähnlichen Standbildern ein, die die Darstellung der glücklichsten Zeit der beiden (bzw. der drei) – mit Etta in New York, ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Bolivien – prägt.

Der Regisseur ließ die Szene exakt bis zu dem Moment, in dem sie getötet werden, durchlaufen und stoppte dann das Bild (freezeframe). Auf diese Weise wurde es ein Teil der Bilder, die die drei in New York zeigen. Wurden jedoch bei der New York-Sequenz historische Fotografien verwendet, in die die Schauspieler hineinretuschiert wurden, musste das Schlussbild in einem komplizierten Verfahren hergestellt werden: Eine Standbildkamera mit Planfilm im 8"x10"-Format wurde auf das Dach des gegenüberliegenden Gebäudes gestellt und auf die Tür ausgerichtet, aus der Newman und Redford heraussprinten würden. Zunächst wurden mit einer 35-mm-Panavision-Kamera einige Filmaufnahmen gedreht, wie die beiden auf die Kamera zulaufen und schießen. Dann wurde ein Standbild vom Set ohne Schauspieler aufgenommen. Dies musste äußerst schnell und präzise durchgeführt werden, damit die Schatten auf der 35-mm-Aufnahme mit denen auf dem Standbild übereinstimmten. Das letzte Bild der 35-mm-Aufnahme, auf der man sie herausrennen sieht, wurde gestoppt, danach hat man die Farben zu dem historisch anmutenden Sepia-Farbton verblassen lassen und das Bild in eine Vergrößerung des Standfotos vom Set geklebt. Zum Schluss wurde es mit einer Animationskamera erneut gefilmt und rausgezoomt. Auf diese Weise ist es gelungen, Newman und Redford als Teil eines Fotos von der ganzen Szene zu zeigen.[1]

Rezeption

Der postmoderne Western Zwei Banditen erlebte seinen Kinostart in den Vereinigten Staaten am 23. September 1969 in einer geringen Anzahl an Filmtheatern. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten wurde der Kinofilm im gesamten Land gespielt. Unter allen im Jahr 1969 angelaufenen Kinofilmen war Zwei Banditen der kommerziell erfolgreichste. Auf dem zweiten Platz folgte der James-Bond-Film Im Geheimdienst Ihrer Majestät.

Der bundesdeutsche Kinostart erfolgte am 10. Oktober desselben Jahres.

Im Jahr 1974 wurde der Kinofilm von 20th Century Fox wieder in die Kinotheater gebracht.

Kritiken

  • Für Joe Hembus war der Film ein „schöner fauler Film“, der „das berühmte Banditenleben von Butch und Sundance nicht mit einer Kinodramaturgie dramatisiert, sondern mit einer unendlichen Gelassenheit dahinbummelt.“[2]
  • Phil Hardy hob den kommerziellen Erfolg des Films hervor, er sei einer der finanziell erfolgreichsten Western aller Zeiten gewesen. Das Drehbuch sei „routiniert und witzig“, Hills Regie schwanke „zwischen Ausgelassenheit und Poesie“ und Halls Kameraarbeit sei „herrlich“.[3]
  • Im rororo Filmlexikon (Band 1, 1978) wird der Western folgendermaßen bewertet: „Der Film romantisiert die Abenteuer zweier historischer Outlaws: die Verfolgung, die fast den ganzen zweiten Teil einnimmt, ist frei erfunden. Newman und Redford sind liebenswerte Kerle; der Film ist visuell sehr packend und bietet einige interessante Montageeffekte. Stilistisch zeichnet er sich durch unbekümmerte Sprunghaftigkeit aus (…), hat aber doch seinen eigenen Charme und Witz, woran die Musik, besonders die Themenmelodie ‚Raindrops‘ nicht unbeteiligt ist.“[4]
  • Michael Hanisch bescheinigte dem Film eine „große Souveränität und Gelassenheit im Umgang mit bekannten Western-Helden und mit immer wieder erzählten Vorgängen. […] Zwei Banditen hat alles von einer wehmütigen und zugleich übermütigen Ballade voller Galgenhumor und voller Nostalgie.“[5]
  • Der Evangelische Film-Beobachter zog folgendes Fazit: „Der stilistisch nicht sehr geschlossene Film verharmlost in einer humorig-launigen Spielart seine Helden zu treuherzig-tumben Spitzbuben. Für Erwachsene ein anspruchsloses Filmvergnügen.“[6]

Sequels, Prequels und Einfluss

1976 entstand als Fortsetzung der Fernsehfilm Gesucht: Die Frau des Banditen S., der erzählt, wie sich Etta Place, erneut dargestellt von Katharine Ross, Pancho Villa anschließt.

1979 erschien das Prequel Butch & Sundance – Die frühen Jahre unter der Regie von Richard Lester.

1970 lief die italienische Westernparodie Vivi o, preferibilmente morti (außerhalb Italiens unter dem persiflierenden Titel Sundance Cassidy und Butch the Kid) an.

Gerne spielen Regisseure auf das Filmende an, insbesondere wenn es um Legendenbildung geht. So erinnert das Ende von Christopher Roths RAF-Film Baader an diese Szene, wo er abweichend von dem realen Verlauf der Geschichte – Baader und Raspe wurden lebend verhaftet – die beiden im Kugelhagel der Polizei zu Tode kommen lässt. Auch in dem TV-Zweiteiler The Color of Magic – Die Reise des Zauberers (2008) nach dem gleichnamigen Buch von Terry Pratchett findet sich eine Anspielung auf das berühmte Ende von Zwei Banditen, als sich der Zauberer Rincewind und der Tourist Zweiblum einer Übermacht an Gegnern erwehren müssen.

Ebenso gestand Doug Liman in seinem DVD-Kommentar zu Mr. & Mrs. Smith, dass er zu gerne seinen Film in dem Moment mit einem abrupt gestoppten Bild beendet hätte, wenn das Ehepaar Smith (gespielt von Brad Pitt und Angelina Jolie) aus dem Gartenschuppen im Warenhaus, das von Profikillern umstellt ist, herausspringt. Dies hätte jedoch das in diesem Film unumgängliche Happy End konterkariert – in dem Fall hätte man den Tod der beiden Helden annehmen müssen, ganz wie in Zwei Banditen.

Auszeichnungen

Der Film erhielt bei der Oscar-Verleihung im Jahr 1970 vier Oscars:

Außerdem war Zwei Banditen in diesem Jahr noch für drei weitere Kategorien nominiert:

Des Weiteren erhielt der Film den Laurel Award als Bestes Action-Drama 1970 sowie 1971 neun Britische Filmpreise, unter anderem als bester Film.

2003 erfolgte die Aufnahme in das National Film Registry der Library of Congress (USA).

DVD-Veröffentlichung

  • Butch Cassidy und Sundance Kid - Special Edition. Twentieth Century Fox Home Entertainment, 2005.
  • Butch Cassidy und Sundance Kid - Cinema Premium Edition, 2-DVD-Set. Twentieth Century Fox Home Entertainment, 2006.

Filmdokumentation

  • The Making of “Butch Cassidy and the Sundance Kid”, Dokumentation von Robert Crawford, USA 1972, ca. 40 Minuten.

Literatur

  • Milan Pavlovic: Butch Cassidy und Sundance Kid/Zwei Banditen in Filmgenres – Western/Hrsg. von B. Kiefer u. N. Grob unter Mitarbeit von M. Stiglegger. Reclam junior, Stuttgart 2003, ISBN 3-15-018402-9; S. 301–306.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The Making of “Butch Cassidy and the Sundance Kid”, Dokumentation von Robert Crawford, USA 1972. Zu sehen auf: Butch Cassidy und Sundance Kid. Cinema Premium Edition. 2-DVD-Set. Twentieth Century Fox Home Entertainment 2006.
  2. Joe Hembus: Western-Lexikon – 1272 Filme von 1894–1975. Carl Hanser Verlag München Wien 2. Auflage 1977. ISBN 3-446-12189-7. S. 80.
  3. Phil Hardy: The Encyclopedia of Western Movies. Woodbury Press Minneapolis 1984. ISBN 0-8300-0405-X. S. 311.
  4. Wolfram Tichy, Liz-Anne Bawden, et al.: rororo Filmlexikon. Band 1: Filme A–J (OT: The Oxford Companion to Film). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-16228-8, S. 95.
  5. Michael Hanisch: Western : Die Entwicklung eines Filmgenres. Henschel Verlag/Kunst und Gesellschaft, Berlin 1984, S. 372.
  6. Evangelischer Presseverband München, Kritik Nr. 466/1969