„Republika Srpska“ – Versionsunterschied

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Der erste Präsident der Republika Srpska, [[Radovan Karadžić]], sowie der Oberbefehlshaber der serbischen Truppen während des Krieges, [[Ratko Mladić]], waren maßgeblich mitverantwortlich für die ethnischen Säuberungen an der nicht-serbischen Bevölkerung Bosniens. Die bis heute Flüchtigen werden von vielen bosnischen Serben dennoch als Helden angesehen.
Der erste Präsident der Republika Srpska, [[Radovan Karadžić]], sowie der Oberbefehlshaber der serbischen Truppen während des Krieges, [[Ratko Mladić]], waren maßgeblich mitverantwortlich für die ethnischen Säuberungen an der nicht-serbischen Bevölkerung Bosniens. Die bis heute Flüchtigen werden von vielen bosnischen Serben dennoch als Helden angesehen.


Daneben war auch die serbische Bevölkerung Bosniens von ethnischen Säuberungen betroffen. So leben heute in der vor dem Krieg überwiegend von [[Bosniaken]] bewohnten Stadt [[Višegrad]] hauptsächlich serbische Flüchtlinge, die aus dem Gebiet der heutigen [[Föderation Bosnien und Herzegowina]] geflüchtet sind.
Daneben war auch die serbische Bevölkerung Bosniens von ethnischen Säuberungen betroffen. So leben heute in der vor dem Krieg überwiegend von [[Bosniaken]] bewohnten Stadt [[Višegrad]] hauptsächlich serbische Flüchtlinge, die aus dem Gebiet der heutigen [[Föderation Bosnien und Herzegowina]] geflüchtet sind. Zwischen 1992 bis 1995 überfielen bosnisch-muslimische Einheiten um [[Naser Orić]] mindestens 50 serbische Gemeinden im Osten Bosniens und richteten massive Zerstörungen an. Zahlreiche serbische Zivilisten wurden vertrieben oder ermordet. Orić und andere vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte Militärführer werden von vielen bosnischen Muslimen als Helden angesehen. <ref>[http://www.freitag.de/1998/52/007.htm Gerd Schumann: ''Dana tanzt - Die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina drei Jahre nach dem Vertrag von Dayton'', Freitag 52/1, 1998/1999]</ref>

== Quellen ==
== Quellen ==
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Version vom 15. Dezember 2007, 12:39 Uhr

Република Српска
Republika Srpska
Republik Srpska
Vorlage:Border Wappen der Republika Srpska in Bosnien und Herzegowina
(Details) (Details)
Amtssprachen Serbisch, Bosnisch, Kroatisch
Regierungssitz Banja Luka
Hauptstadt Banja Luka (früher Ost-Sarejevo)
Staatsform Entität
Präsident Igor Radojičić, SNSD
Ministerpräsident Milorad Dodik, SNSD
Fläche 25.053 km²
Einwohnerzahl 1.700.000 (Schätzung)
Währung konvertible Mark in ganz BiH
Datei:Rs lokacija.PNG
Karte


Die Republika Srpska (serbisch: Република Српска/Republika Srpska, abgekürzt: РС/RS, deutsch: auch Serbische Republik, nicht zu verwechseln mit dem benachbarten Staat Serbien, der offiziell als Republik Serbien bezeichnet wird) ist nach dem Dayton-Vertrag neben der bosniakisch-kroatischen Föderation Bosnien und Herzegowina eine von zwei Entitäten (Teilrepubliken) des Staates Bosnien und Herzegowina. Sie wurde kurz vor Ausbruch des Bosnienkrieges errichtet. Der Sitz der Verwaltung ist seit 1998 Banja Luka.

Geografie

Die Republika Srpska umfasst seit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995 25.053 km², das sind genau 49 % des Staatsgebiets von Bosnien und Herzegowina. Ihr Gebiet umfasst den Norden sowie den Nordosten und Osten Bosnien und Herzegowinas. Zwischen den beiden Teilgebieten besteht keine territoriale Verbindung. Der wenige Kilometer breite Korridor bei Brčko, durch den sie in der Vergangenheit miteinander verbunden waren, gehört heute zum Brčko-Distrikt, der als Kondominium beider Entitäten unter direkter Kontrolle des Gesamtstaates steht. Die Grenzen der Republika Srpska umschließen die Föderation von Bosnien und Herzegowina. Das Gebiet der Republika Srpska grenzt im Norden an Kroatien, im Osten an Serbien, im Südosten an Montenegro und wiederum kurz an Kroatien.

Städte

Die wichtigsten Städte der Republika Srpska sind:

Dazu kommt Brčko im Brčko-Distrikt als Kondominium beider Entitäten.

Anmerkung: Verlässliche Einwohnerzahlen der Städte in der Republika Srpska sind in der Regel nur von der im Jahr 1991 durchgeführten Volkszählung vorhanden. Während des Bosnien-Krieges 1992 bis 1995 kam es zu teilweise erheblichen Veränderungen bei den Einwohnerzahlen wie auch der Bevölkerungsstruktur. Aktuelle Zahlen beruhen meist auf Schätzungen. Zudem ist bei den verfügbaren Zahlen häufig nicht eindeutig, ob diese sich auf die eigentlichen Städte oder die Gemeinden gleichen Namens, die mitunter die Fläche eines deutschen Landkreises einnehmen, beziehen.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte von Bosnien und Herzegowina

Die Republika Srpska wurde am 9. Januar 1992 proklamiert. Mit dem Dayton-Friedensabkommen von 1995 wurde die Republika Srpska als eine von zwei Entitäten des Staates Bosnien und Herzegowina anerkannt.

Bevölkerung und demographische Kriegsfolgen

Datei:Ethnic relations 1991.GIF
Ethnische Verteilung in Bosnien und Herzegowina (1991)
Bevölkerungsmehrheiten in Bosnien und Herzegowina im Jahre 2005

Die Republika Srpska hat ca. 1,5 Millionen Einwohner (Schätzung 2005). Die größte Volksgruppe sind mit rund 92 Prozent die Serben. Neben den Serben gelten auch Bosniaken und Kroaten als konstitutive Volksgruppen. Die Serben sind hauptsächlich serbisch-orthodox und verwenden meist die kyrillische, teilweise aber auch die lateinische Schrift.

Von den einst 356.000 Bosniaken leben noch 37.000 und von den 180.000 Kroaten noch 30.000 Menschen in der Republika Srpska; der Anteil der Serben ist seit 1991 um 25 Prozent gestiegen. Wiederum sind von den einst 354.000 in der Föderation Bosnien und Herzegowina lebenden Serben ca. 300.000 in die Republika Srpska vertrieben worden. Ihr Rückkehrrecht nehmen die Flüchtlinge wegen bürokratischer Hürden oder der in der Föderation Bosnien und Herzegowina offen zu Tage tretenden antiserbischen Stimmung kaum wahr. Die Unterbringung dieser zahlreichen serbischen Flüchtlinge stellt die internationale Gemeinschaft und die Regierung der Republika Srpska vor nahezu unlösbare Probleme.

Die während des Bosnien-Krieges geflohenen oder vertriebenen Menschen nicht-serbischer Herkunft, vor allem Bosniaken und Kroaten, haben entsprechend dem Dayton-Abkommen das Recht zur Rückkehr in ihre Heimat. Dieses wird jedoch auf Grund der vorherrschenden Stimmung in der serbischen Bevölkerung und des ungelösten Unterbringungsproblems der serbischen Flüchtlinge bisher kaum genutzt.

Politisches System

Die politische Gliederung von Bosnien und der Herzegowina (Dayton 1995)

Das Parlament der Republika Srpska setzt sich aus zwei Kammern zusammen. Die Nationalversammlung umfasst 83 Abgeordnete. Daneben besteht ein Rat der Völker, in dem Serben, Bosniaken und Kroaten in gleicher Zahl vertreten sind. Den Präsidenten der Republika Srpska wählen die Bürger direkt.

In die Zuständigkeit des Gesamtstaats fallen gemäß Verfassung die Außenpolitik und der Außenhandel, die Zoll- und Währungspolitik, Migrationsfragen, internationale Strafverfolgung, Telekommunikation und Luftverkehrshoheit. Seit 2006 besitzt die Staatsebene auch die Zuständigkeit über die Verteidigungspolitik. Alle anderen Bereiche werden auf der Ebene der Entitäten geregelt.

Im Ergebnis der Wahlen vom Oktober 2002 konnten die bisherigen Regierungsparteien SDS und PDP trotz Stimmverlusten erneut zusammen mit der SDA die Regierung bilden. Premierminister wurde Anfang 2003 Dragan Mikerević (PDP). Nach den Verfassungsänderungen vom April 2002 gehören der Regierung der Republika Srpska erstmals Bosniaken und Kroaten an. Neuer Präsident wurde Dragan Čavić (SDS). Ihm wurden erstmals ein Kroate Ivan Tomljenović, SDP) und ein Bosniake (Adil Osmanović, SDA) als Vizepräsidenten zur Seite gestellt.

Premier Mikerević trat im Dezember 2004 aus Protest gegen Sanktionen zurück, die der Hohe Repräsentant der Staatengemeinschaft, Paddy Ashdown, wegen mangelnder Zusammenarbeit mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag über die Republika Srpska verhängt hatte. Sein Nachfolger ist der ehemalige Industrieminister Pero Bukejlović (SDS). Die SDA wurde aus der Regierung gedrängt. 2005 definierte sich die PDP als Opposition, so dass die Regierung die Mehrheit in der Nationalversammlung verloren hat.

In den Wahlen vom Oktober 2006 löste die SNSD (Allianz der Unabhängigen Sozialdemokraten) von Milorad Dodik die SDS als stärkste Partei der Republika Srpska ab. Die SNSD konnte sowohl bei der Wahl für das gesamtstaatliche Repräsentantenhaus wie für die Nationalversammlung der Republika Srpska den Wähleranteil um über 20 Prozentpunkte auf über 40% steigern. Die SDS, die früher jeweils um die 40% der Stimmen auf sich vereinigte, fiel auf knapp 20% zurück.

Präsidenten der Serbischen Republik

Verwaltungsgliederung

Die Regionen der Republika Srpska
Die Regionen der Republika Srpska

Die Republika Srpska besteht aus sieben Regionen; diese Aufteilung hat allerdings keine administrative Bedeutung.

  1. Banja Luka (Hauptstadt: Banja Luka)
  2. Doboj (Doboj)
  3. Bijeljina (Bijeljina)
  4. Vlasenica (Zvornik)
  5. Sarajevo-Romanija (Sokolac)
  6. Foča (Foča)
  7. Trebinje (Trebinje)

Das Kondominium Brčko wird von beiden Entitäten Bosnien und Herzegowinas verwaltet.

Wirtschaft

Datei:20km.jpg
Geld von Bosnien und Herzegowina (1998)

In der Republika Srpska dominierten 2002 das verarbeitende Gewerbe (44,2 %), Energie-, Gas-, Dampf- und Wasserversorgung (42,3 %) sowie der Bergbau (13,5 %). Im verarbeitenden Gewerbe dominierte die Lebensmittelproduktion, gefolgt von der petrochemischen Industrie und der Metallverarbeitung.

Die Arbeitslosenquote für die Republika Srpska wird mit 38,6 % beziffert (zum Vergleich: Föderation von Bosnien und Herzegowina 41,7 %, Gesamtstaat 40,6 %). Berücksichtigt man die florierende Schattenwirtschaft, so schätzen IWF und Weltbank die durchschnittliche reale Arbeitslosigkeit in der Republika Srpska auf ca. 16 %. Das Durchschnittsnettoeinkommen im Dez. 2006 in der Republika Srpska war 550 KM.

Die Republika Srpska exportiert am meisten nach Serbien und Montenegro (49,1 %), Italien (11,1 %), Kroatien (8,9 %) und Slowenien (6,0 %). Die größten Importeure in die Republika Srpska sind Serbien und Montenegro (25,6 %), Slowenien (11,4 %), Kroatien (10,9 %) und Österreich (7,6 %).

In 2006 wurde in Republika Srpska ein umfangreiches Investitionsprogramm in Höhe von 1,5 Mrd KM beschlossen. Dies war maßgeblich durch die Einnahmen aus der Privatisierung (Verkauf) von Telekom Srpske und der petrochemischen Industrie möglich. Eines der Investitionsvorhaben ist der Bau einer Autobahn von Banja Luka nach Gradiska mit einem Investitionsvolumen von 271,4 Millionen KM. Eine Verlängerung dieser Autobahn ist in Zusammenarbeit mit STRABAG geplant. Ebenso sind private Investoren am Bau neuer Kohle- und Wasserkraftwerke interessiert.

Ethnische Spannungen in der Republika Srpska

Die Existenz der Republika Srpska wird insbesondere von Seiten bosniakischer Parteien kritisiert. Beanstandet wird insbesondere, dass es sich bei ihr um kein historisches Gebilde handle, sondern dass sie maßgeblich durch die ethnischen Säuberungen der bosnischen Serben während des Krieges 1992 bis 1995 entstanden und dann durch das Dayton-Friedensabkommen als Entität anerkannt worden sei. Andererseits ziehen die bosnischen Serben die Existenzberechtigung Bosniens und Herzegowina als Staatsgebilde allgemein und der Föderation Bosnien und Herzegowina insbesondere in Zweifel, da die Loslösung Bosnien-Herzegowinas von der SFRJ unter Völkerrechtlern umstritten sei und diese niemals mit einer Zweidrittel-Mehrheit in einem Referendum abgesegnet worden sei.

Altes Wappen vom 09.01.1992 bis 16.06.2007

Von Seiten der Föderation Bosnien und Herzegowina wird eine stärkere Integration der Republika Srpska in den bosnischen Staatsverband bzw. deren vollständige Abschaffung gefordert. Deswegen und im Zuge der Abspaltung Montenegros vom Staatenbund mit Serbien, sowie der Verhandlungen über eine Souveränität der unter UN-Verwaltung stehenden serbischen Provinz Kosovo wurden die Stimmen in der Republika Srpska über ein Unabhängigkeitsreferendum von Bosnien und Herzegowina immer lauter. Einer im Juni 2006 durchgeführten Meinungsumfrage[1] zufolge unterstützt eine Mehrheit der Bewohner der Republika Srpska ein solches Vorgehen. Da ein Unabhängigkeitsreferendum jedoch nicht im Dayton-Abkommen, das die Verfassung von Bosnien und Herzegowina enthält, vorgesehen ist, wird dies von der internationalen Gemeinschaft abgelehnt. Dem wird von serbischer Seite entgegengehalten, dass eine Unabhängigkeit Kosovos ebenfalls nicht mit einem geltenden internationalen Beschluss, der UN-Resolution 1244 von 1999, vereinbar sei.

Das Verfassungsgericht des Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina hat am 31. Mai 2006 das Wappen und die Hymne der Republika Srpska, aber auch das Wappen, die Hymne und hier auch die Fahne der Entität bosniakisch-kroatische Föderation als verfassungswidrig erklärt. Das Gesetz trat am 16. Juni 2007 in Kraft.[2] Während die Regierung der Republika Srpska ein neues, mit der Verfassung konformes Wappen einführte, wird die Entscheidung des Verfassungsgerichts von der bosniakisch-kroatischen Föderation bisher missachtet bzw. es werden die Hoheitszeichen des Gesamtstaates Bosnien und Herzegowina verwendet, wogegen die Republika Srpska vorgeht. Allerdings erfolgt auch die Einführung des neuen Wappens in der Republika Srpska nur sehr zögerlich.

Ethnische Säuberungen

Der erste Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadžić, sowie der Oberbefehlshaber der serbischen Truppen während des Krieges, Ratko Mladić, waren maßgeblich mitverantwortlich für die ethnischen Säuberungen an der nicht-serbischen Bevölkerung Bosniens. Die bis heute Flüchtigen werden von vielen bosnischen Serben dennoch als Helden angesehen.

Daneben war auch die serbische Bevölkerung Bosniens von ethnischen Säuberungen betroffen. So leben heute in der vor dem Krieg überwiegend von Bosniaken bewohnten Stadt Višegrad hauptsächlich serbische Flüchtlinge, die aus dem Gebiet der heutigen Föderation Bosnien und Herzegowina geflüchtet sind. Zwischen 1992 bis 1995 überfielen bosnisch-muslimische Einheiten um Naser Orić mindestens 50 serbische Gemeinden im Osten Bosniens und richteten massive Zerstörungen an. Zahlreiche serbische Zivilisten wurden vertrieben oder ermordet. Orić und andere vom UN-Kriegsverbrechertribunal verurteilte Militärführer werden von vielen bosnischen Muslimen als Helden angesehen. [3]

Quellen

  1. Meinungsumfrage des Instituts Angus Reid zur einer möglichen Abspaltung der Republika Srpska
  2. http://www.ccbh.ba/eng/odluke/povuci_pdf.php?pid=43893
  3. Gerd Schumann: Dana tanzt - Die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina drei Jahre nach dem Vertrag von Dayton, Freitag 52/1, 1998/1999

Siehe auch

Portal: Bosnien und Herzegowina – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Bosnien und Herzegowina