Adolf Hölzel

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Selbstporträt, vor 1887

Adolf Richard Hölzel (* 13. Mai 1853 in Olmütz in Mähren; † 17. Oktober 1934 in Stuttgart) war ein bedeutender deutschmährischer Maler, ein früher Protagonist der Abstraktion und Wegbereiter der Moderne.

Leben und künstlerisches Wirken

Adolf Hölzel, als Sohn des Verlegers Eduard Hölzel im selben Jahr geboren wie Vincent van Gogh und Ferdinand Hodler, absolvierte ab Mai 1868 eine dreijährige Ausbildung als Schriftsetzer in Gotha in der Kartographisch-Geographischen Verlagsanstalt von Friedrich Andreas Perthes und nahm privaten Zeichenunterricht. 1871 zog er mit seinen Eltern nach Wien.

Von 1872 an studierte er an der Wiener Akademie Malerei und setzte seine Studien ab 1876 in München an der Kunstakademie fort; der originale Matrikeleintrag dort ist auf Adolph Hölzl ausgestellt[1]. Nach Beendigung seiner Studienzeit (1882) heiratete Adolf Hölzel Karoline Emilie von Karlowa (1858-1930). Das Ehepaar wohnte mit dem 1886 geborenen Sohn teils in Rothenburg o. d. T. und teils in München. In letztgenannter Stadt lernte er den impressionistischen Maler Fritz von Uhde kennen und gründete mit Ludwig Dill und Arthur Langhammer die „Dachauer Malschule“ (auch: „Neu-Dachau“), was ihn zu einem der ersten Vertreter der Künstlerkolonie Dachau machte. In Dachau lebte er von 1888 bis 1905.

Seine neuartige Unterrichtsmethode führte ihm alsbald junge Künstler des In- und Auslandes zu (Vgl. unten stehende Liste!).

Hölzels „Malschule“ war dabei keine Einrichtung im allgemeinen Sinne,

eher hätte man von einer kleinen Akademie sprechen können. In dem früheren Atelier seines verstorbenen Freundes Langhammer hielt er Vorträge über Kompositionslehre, Bildaufbau, Flächenaufteilung, die Figur im Raume, Farbenlehre, den 'Goldenen Schnitt' und dergleichen, worüber seine Schüler und Schülerinnen Kolleghefte ausarbeiteten [2].
Adolf Hölzel: Anbetung, 1912
Adolf Hölzel: Abstraktion II, 1915/16. Staatsgalerie Stuttgart
Adolf Hölzel: Komposition, deutsche Briefmarke von 2003

Hölzel zählt nicht nur zu den Gründern der Münchner Secession, sondern auch zu denen der Wiener Secession. Sein programmatischer Aufsatz „Über Formen und Massenvertheilung“ in Ver Sacrum, der Zeitschrift der Wiener Secession, hatte starke Nachwirkungen. Eng mit Carl Moll befreundet, zählt er zur Gruppe der Stilkünstler um Gustav Klimt, die 1905 geschlossen aus der Secession austrat. Die verstärkte Hinwendung zur Formkunst wird in diesem Kontext verständlich, und erklärt die schrittweise Abwendung von der Abbildhaftigkeit.

Schon während seiner Zeit in Dachau begann der Künstler, sich mit dem abstrakten Ornament zu beschäftigen. Im schärfsten Gegensatz zu seiner späten oft starkfarbigen Malerei stehen seine in der Stadt an der Amper geschaffenen Gemälde, die die hiesige Landschaft und Atmosphäre in den feinsten Tonwerten schildern [3]. Nachdem Hölzel Dachau verlassen hatte, kehrte er stets in den Sommermonaten dorthin zurück und gab private Malstunden.

Eigene von Goethes Farbenlehre ausgehende Studien führten ihn zu einer abstrakte Farbflächen gestaltenden Malerei. Nachdem er 1905 als Nachfolger Leopold von Kalckreuths als Professor und Leiter einer Komponierschule (sic) an die „Kgl. Akademie der bildenden Künste“ in Stuttgart (heute Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart) berufen worden war, malte er - bereits vier Jahre vor Wassily Kandinsky - abstrakte Kompositionen - Komposition in Rot (1905) - in kräftigen Farben. Er bearbeitete auch religiöse Themen wie die Heilige Ursula (1914/15), eine Auftragsarbeit für den Deutschen Werkbund. Hölzel selbst hat sich energisch dagegen verwahrt, ein Maler der Religion zu sein.

Es entstand der sogenannte „Hölzel-Kreis“, in dem sich Schüler und Anhänger versammelten und der sich erstmals 1916 mit der Freiburger Kunstverein-Ausstellung „Hölzel und sein Kreis“ manifestierte. Zu den Schülern gehörten Max Ackermann, Willi Baumeister, Paul Bollmann, Carry van Biema, Heinrich Eberhard, Adolf Fleischmann, Johannes Itten, Ida Kerkovius, Otto Meyer-Amden, Richard Neuz, Alfred Heinrich Pellegrini, Oskar Schlemmer, Hermann Stenner sowie Alfred Wickenburg. Hölzel war auch verantwortlich für die Einrichtung einer Damen-Malklasse.

Der ständigen Anfeindungen aus dem Kollegenkreis überdrüssig, gab Adolf Hölzel 1919 sein Lehramt an der Stuttgarter Akademie auf und ging in den Ruhestand, gab aber weiter Privatunterricht, unter anderem für Max Ackermann. Die Versuche Willi Baumeisters und Oskar Schlemmers, Paul Klee als Lehrstuhl-Nachfolger zu gewinnen, stießen an der Akademie und in der lokalen Presse auf heftigen Widerstand und wurden unter Akademiedirektor Heinrich Altherr zu Fall gebracht. Hölzel wurde freischaffender Maler und konzentrierte sich um 1920 auf die Pastell- und Glasmalerei.

Adolf Hölzel starb am 17. Oktober 1934 in Stuttgart. Letztlich blieb ihm zeitlebens der große Erfolg versagt. Kurz vor seinem Tod schrieb er noch: Ich möchte, daß durch meinen Tod kein Mensch belästigt werde. Ich weiß ja doch, wie wenige Menschen sich für mein künstlerisches Wollen und dadurch für mich interessiert haben [4].

Des Künstlers Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Stuttgart.

Ein bedeutender Teil von Adolf Hölzels kunsttheoretischem Nachlass, 2290 handschriftliche Notizen zum Teil mit Zeichnungen, befindet sich in der Staatsgalerie Stuttgart. Weitere Blätter sind in Streubesitz. Das Kunstmuseum Stuttgart - vormals Galerie der Stadt Stuttgart - besitzt die umfangreichste Hölzel-Sammlung (durch Ankauf 1987 der Sammlung Fritz Beindorff/Pelikan, Hannover). Ein süddeutscher Sammler besitzt einen anderen, kleineren Teil der Werke (Ausstellungen u.a. im Januar 2006 in Rheinfelden (Baden)). 2009 hat das Kunstmuseum Stuttgart gemeinsam mit dem Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg Adolf Hölzel die bisher umfangreichste Ausstellung ausgerichtet.

2005 wurde die gemeinnützige Adolf Hölzel-Stiftung in Stuttgart gegründet, die sich die Förderung des Werkes sowie die Erhaltung und Aufarbeitung des künstlerischen Nachlasses zum Ziel gesetzt hat.

Schülerinnen und Schüler

Zu den Künstlerinnen und Künstlern, die bei Hölzel Unterricht nahmen, gehörten unter anderem

Werke (Auswahl)

  • Alte Dachauerin in Tracht bei der Hausandacht (Öl um 1890)
  • Ein Frühlingsnachmittag in Dachau (Öl um 1890)
  • Der Liebesbrief (Öl um 1890)
  • Junges Dachauer Bauernpaar bei der Mittagsrast (Öl um 1895)
  • Bauernmädchen im Dachauer Moos (Öl 1899)
  • Winter im Dachauer Moos (Öl 1900)
  • Torfgewinnung im Dachauer Moos (Öl 1904)
  • Dachauer Moor (Öl 1905)
  • Hochsommerhitze im Dachauer Moos (Öl 1905)
  • Abenddämmerung an der Amper (Öl 1905)
  • Komposition in Rot (Öl 1905)
  • Dachauer Moos III (Öl 1905)
  • Dachauer Wolkenlandschaft (Öl 1907)
  • Kiesgrube (Öl 1907)
  • Kruzifix (Sterbender Christus) in der Pauluskirche (Ulm) (Ostwand, 1910)
  • Farbige Fensterfront am Bahlsen-Stammsitz in Hannover (1918)

Einzelnachweise

  1. Auszug aus dem Matrikelbuch 1841-1884, AdBK München
  2. Thiemann o. J., S. 15
  3. Thiemann o. J., S. 16
  4. zitiert nach Göttler 1989, S. 98

Literatur

  • Marion Ackermann, Gerhard Leistner, Daniel Spanke (Hrsg.): Kaleidoskop. Hoelzel in der Avantgarde. Kehrer Verlag Heidelberg 2009. ISBN 978-3-86828-089-0
  • Rainer Beck: Adolf Hoelzel: Aufbruch zur Moderne. Museum Villa Stuck, München 1980
  • Norbert Göttler: Sie machten Geschichte im Dachauer Land, Dachau 1989, S. 93-98. ISBN 3-89251-049-0
  • Dörthe Jakobs, Viola Lang: Das einzige Wandbild von Adolf Hölzel. Der Kruzifixus in der evangelischen Pauluskirche in Ulm. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 40. Jg. 2011, Heft 1, S. 45–50 (PDF)
  • Wolfgang Kermer: Ein Spätwerk Adolf Hölzels für die Akademie. In: Akademie-Mitteilungen 3 / Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart / Für die Zeit vom 1. Oktober 1972 bis 31. März 1973 / Stuttgart: Staatliche Akademie der bildenden Künste Stuttgart, April 1973, S. 25-26, Abb. S. 13
  • Wolfgang Kermer (Hg.): Aus Willi Baumeisters Tagebüchern: Erinnerungen an Otto Meyer-Amden, Adolf Hölzel, Paul Klee, Karl Konrad Düssel und Oskar Schlemmer. Mit ergänzenden Schriften und Briefen von Willi Baumeister. - Ostfildern-Ruit: Edition Cantz, 1996 (Beiträge zur Geschichte der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart / hg. von Wolfgang Kermer; Bd. 8) ISBN 3-89322-421-1
  • Wolfgang Kermer (Hg.): Adolf Hölzel: Einiges über die Farbe in ihrer bildharmonischen Bedeutung und Ausnützung. Zur Farbe. Mit einer Einführung von Wolfgang Kermer über den „Ersten Deutschen Farbentag“ des Deutschen Werkbunds in Stuttgart 1919. Stuttgart: Staatliche Akademie der Bildenden Künste, 1997 (WerkstattReihe / [Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart] hg. von Wolfgang Kermer; Bd. 2)
  • Wolfgang Kermer (Hg.): „Lieber Meister Hölzel…“ (Willi Baumeister) - Schüler erinnern sich an ihren Lehrer. Zum 70. Todestag Adolf Hölzels am 17. Oktober 2004. Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, 2004 (WerkstattReihe / [Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart] hg. von Wolfgang Kermer; Bd. 11) ISBN 3-931485-67-6
  • Alexander Klee: Adolf Hölzel und die Wiener Secession. Prestel Verlag, München 2006. ISBN 3-7913-3594-4
  • Michael Lingner u. a.: Adolf Hölzel (1853-1934) – Der Kunsttheoretische Nachlaß . KulturStiftung der Länder/Staatsgalerie Stuttgart, 1998. ISSN 0941-7036
  • Karin von Maur: Der verkannte Revolutionär: Adolf Hölzel. Werk und Wirkung. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2003 ISBN 3-89850-112-4
  • Gert K. Nagel: Schwäbisches Künstlerlexikon. München 1986. ISBN 3-921811-36-8, S. 53
  • Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz (Hrsg.): Auf eigenen Wegen - Adolf Hölzel und seine Schweizer Schüler [Der Katalog erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz (20.2. - 8.5.2011) und Schloß Spiez, CH (9.6. - 12.9.2011)], Konstanz, 2011.
  • Carl Thiemann: Erinnerungen eines Dachauer Malers. Beiträge zur Geschichte Dachaus als Künstlerort, Dachau o. J., S. 15 ff.
  • Wolfgang Venzmer: A. Hölzel, Monographie mit Werkverzeichnis der Ölbilder, Glasfenster und ausgewählter Pastelle, 1983.
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