Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung

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Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung
(AkG)
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Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 26. Juni 2004[1] in Kassel
Sitz Frankfurt am Main
Zweck Zielsetzung der gemeinsamen Arbeit ist die Diskussion gesellschaftskritischer Theorieansätze, deren Reproduktion und Weiterentwicklung in Zeiten ihrer zunehmenden Marginalisierung an den Hochschulen gesichert werden soll.[2]
Vorsitz Nikolai Huke
Geschäftsführung Fabian Georgi
Website akg-online.org

Die Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG) ist ein Zusammenschluss von Sozialwissenschaftlern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Ziele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Assoziation wurde im Juni 2004 gegründet. In ihrem Internetauftritt beschreibt sie das Ziel, dass „die Diskussion gesellschaftskritischer Theorieansätze, deren Reproduktion und Weiterentwicklung in Zeiten ihrer zunehmenden Marginalisierung an den Hochschulen gesichert werden soll.“ Die Universität als eine Institution wird von der AkG in ihren Analysen als ein Ort der Wissensproduktion begriffen und folglich unter dem Gesichtspunkt „der Herrschaftsförmigkeit der organisationalen Strukturen des Wissenschaftsbetriebs“ untersucht.[3] Zu diesem Zweck finden in der Regel halbjährlich Tagungen zu speziellen Themen statt.[4]

Öffentliche Präsenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die AkG schaltete sich wiederholt in aktuelle gesellschaftliche Debatten ein. Zur Europapolitik und deren soziale Auswirkungen veröffentlichte die AkG am 15. März 2012 einen Aufruf in der taz, der sich u. a. gegen die Ratifizierung des Fiskalpakts aussprach.[5] In der Kontroverse um die Verleihung des Theodor-W.-Adorno-Preises an die Philosophin Judith Butler gab die AkG am 4. September 2012 eine öffentliche Erklärung zugunsten der Preisträgerin ab.[6][7] Zu Beginn des Tarifstreits der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer im Herbst 2014 rief die AkG zur Solidarität mit der GDL auf.[8][9] Das Institut Solidarische Moderne schloss sich dem Aufruf an.[10] Im Januar 2016 forderte die AkG die türkische Regierung in einer Stellungnahme dazu auf, die strafrechtliche Verfolgung der Akademiker für den Frieden einzustellen.[11] Seit Beginn der COVID-19-Pandemie veranstaltet die AkG eine digitale Diskussionsreihe mit dem Titel 'Gesellschaftsforschung in Zeiten sozialer Distanzierung'.[12]

Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorstand und Geschäftsführung der AkG werden jeweils für die Dauer eines Jahres auf der Mitgliederversammlung gewählt.[1] Der aktuelle Vorstand besteht seit September 2022 aus Nikolai Huke, Thomas Sablowski und Stefanie Wöhl.[13]

Arbeitskreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die AkG unterhält folgende Arbeitskreise:

Arbeitskreis Arbeitskämpfe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Arbeitskreis trifft sich regelmäßig seit Frühjahr 2014. Neben Wissenschaftlern gehören Aktivisten verschiedener Arbeitskämpfe zu den Teilnehmern der Treffen, die dem Austausch zwischen Forschern und gewerkschaftlich bzw. betrieblich Aktiven dienen soll. Zu den Gästen zählten in der Vergangenheit u. a. Beschäftigte von Amazon, ein Aktivist der Nuit-debout-Proteste sowie ein Gründungsmitglied der Gefangenengewerkschaft. Mitglieder des Arbeitskreises schrieben Ende 2015 einen offenen Brief[14], der sich mit den Forderungen der Inhaftierten der JVA Butzbach nach Gewerkschaftsfreiheit solidarisierte und von rund 150 Hochschullehrern und Gewerkschaftern weltweit unterzeichnet wurde. Darüber hinaus beschäftigt sich der Arbeitskreis auch mit Arbeitskämpfen im Hochschulbereich.[15] Im Juni 2020 verfasste der Arbeitskreis eine Erklärung, in der er die unzureichende Versorgung und Unterstützung der Bewohner eines Hochhauses in Göttingen durch die Stadtverwaltung kritisierte. Das gesamte Hochhaus wurde im Rahmen der COVID-19-Pandemie unter Quarantäne gestellt, weil zwei Bewohner positiv getestet worden waren. Über 70 Hochschullehrer und Aktivisten unterschrieben die Erklärung.[16]

Arbeitskreis kritische Europaforschung (AKE)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2011 wurde der AKE gegründet. Der europolitische Aufruf der AkG aus dem März 2012 wurde innerhalb des Arbeitskreises erarbeitet.[17]

Forum kritische politische Bildung (FKPB)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das FKPB besteht seit 2010. Es ist ein Netzwerk von Wissenschaftlern und im Bildungsbereich tätigen Leuten, die sich kritisch-emanzipatorischen Ansätzen in der Politischen Bildung verschrieben haben. Durch die Herausgabe des Buches Kritische politische Bildung. Ein Handbuch[18] 2010 hat sich ein Diskussionszusammenhang begründet, der als Kritische politische Bildung bezeichnet wird. Die Mitglieder zielen auf Ansätze der schulischen und außerschulischen politischen Bildung, die sich auf macht- und herrschaftskritische Positionen beziehen. Zirka alle zwei Jahre finden Tagungen des Forums statt; dazwischen kommt es zu Workshops, die sich spezifischen Themen widmen.[19] Im Juni 2015 wurde die Frankfurter Erklärung zur Politischen Bildung zugänglich gemacht, die von FKPB-Mitgliedern erarbeitet worden war. Im Februar 2019 wurde auf der Homepage des FKPB ein FAQ veröffentlicht, das das Extremismus-Konzept kritisiert. Unter anderem wird die Verwendbarkeit des Begriffs in der Bildungsarbeit in Frage gestellt.[20] Der gegenwärtige Diskussionsstand kritischer politischer Bildung wurde durch das Handbuch Kritische politische Bildung[21] 2023 dokumentiert.

Mitglieder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Mitglieder der Assoziation sind u. a. Dario Azzellini[22], Bernd Belina[23], Ulrich Brand, Michael Brie, Achim Brunnengräber, Mario Candeias, Alex Demirović, Andreas Eis[24], Christoph Görg, Friederike Habermann, Michael Heinrich, Joachim Hirsch, Nikolai Huke, Alexandra Manzei, Rainer Rilling[25], Birgit Sauer, Ingar Solty[26], Ruth Sonderegger[27], Jens Wissel, Markus Wissen, Frieder Otto Wolf[28] und Aram Ziai.[29]

Bereits verstorbene Mitglieder waren Elmar Altvater[30], Wolf-Dieter Narr und Heinz Steinert.[29]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2008 gibt die AkG beim Verlag Westfälisches Dampfboot eine eigene Buchreihe heraus. Die in unregelmäßigen Abständen erscheinenden Bände basieren in der Regel auf vorausgegangenen Tagungen.[31]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Satzung der AkG
  2. Selbstdarstellung auf der Internetseite der AkG. Abgerufen am 27. April 2019.
  3. Michael Bruch, Wolfram Schaffar, Peter Scheiffele (Hrsg.): Organisation und Kritik. Westfälisches Dampfboot, Münster 2011, S. 7.
  4. Tagungen. In: Internetseite der AkG. Abgerufen am 15. Mai 2019.
  5. Aufruf zur Europapolitik, abgerufen am 15. März 2012.
  6. Erklärung der Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG) zur Verleihung des Adorno-Preises der Stadt Frankfurt am 11.09.2012 an Judith Butler. (PDF; 62,32 kB) 4. September 2012, abgerufen am 25. April 2019.
  7. »Mut und intellektuelle Redlichkeit«. junge Welt dokumentiert Auszüge einer Erklärung der »Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung« (AkG) zur Verleihung des Adorno-Preises der Stadt Frankfurt am 11. September 2012 an Judith Butler. junge Welt, abgerufen am 25. April 2019.
  8. Solidarität mit der GDL – Stoppt die Rufmordkampagne – Nein zur autoritären »Tarifeinheit«. Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG), 9. November 2014, abgerufen am 25. April 2019.
  9. Solidarität der Assoziation für Kritische Gesellschaftsforschung. GDL - Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, 11. November 2014, abgerufen am 25. April 2019.
  10. Solidarität mit dem Arbeitskampf der GdL. Tarifeinheit können nur die Gewerkschaften selbst beschließen. Institut Solidarische Moderne, abgerufen am 25. April 2019.
  11. Solidarität mit den Kolleg*Innen in der Türkei. (PDF; 64,17 kB) Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung (AkG), 18. Januar 2016, abgerufen am 25. April 2019.
  12. AkG-Online-Veranstaltungen 2021. 28. Januar 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Februar 2021; abgerufen am 28. Februar 2024.
  13. Wir haben einen neuen Vorstand gewählt! In: Twitter-Kanal der AkG. 24. September 2022, abgerufen am 24. September 2022.
  14. Wir unterstützen die Forderungen der inhaftierten Arbeiter in Butzbach:Gewerkschaftsfreiheit, Mindestlohn, Rentenversicherung und ein Ende der Arbeitspflicht. 23. November 2015, abgerufen am 21. Mai 2019.
  15. Workshop “Arbeitskämpfe in der Hochschule” im Rahmen der AkG-Tagung 2018. In: Internetseite der AkG. Abgerufen am 21. Mai 2019.
  16. Erklärung zur Situation der Bewohner*innen der Groner Landstraße 9 in Göttingen | AkG. Abgerufen am 27. Juni 2020.
  17. Über den Arbeitskreis kritische Europaforschung (AkE) | AkG. Abgerufen am 21. Mai 2019.
  18. Lösch, Bettina/ Thimmel, Andreas (Hrsg.): Kritische politische Bildung. Ein Handbuch. Wochenschau Verlag, Weinheim 2010, ISBN 978-3-89974-550-4.
  19. Kurzvorstellung FKPB. (PDF) Abgerufen am 21. Mai 2019.
  20. FAQ zum „Extremismus“-Konzept und zu Verfassungsschutzüberprüfungen in der Demokratie(bildungs)förderung. Abgerufen am 21. Mai 2019.
  21. Chehata, Yasmine/Eis, Andreas/Lösch, Bettina/Schäfer, Stefan/Schmitt, Sophie/Thimmel, Andreas/Trumann, Jana/Wohnig, Alexander (Hrsg.): Handbuch kritische politische Bildung. Wochenschau Verlag, Frankfurt a. M. 2023, ISBN 978-3-7344-1594-4.
  22. Dario Azzelini | AkG. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  23. Die kommunale Bodenfrage. Hintergrund und Lösungsstrategien. Rosa-Luxemburg-Stiftung, 1. Februar 2019, abgerufen am 25. April 2019 (Autoreninformation).
  24. Auflistung der Mitgliedschaften von Andreas Eis. In: Website der Universität Kassel. Abgerufen am 25. April 2019.
  25. Lebenslauf. In: www.rainer-rilling.de. Abgerufen am 25. April 2019.
  26. Lebenslauf Ingar Solty. (PDF) In: Berliner Institut für kritische Theorie. Abgerufen am 27. April 2019 (offizielle Website).
  27. Ruth Sonnderegger - Vom Leben der Kritik. In: Website der Akg: Veröffentlichungen von AkG-Mitgliedern. Abgerufen am 23. Februar 2021.
  28. Frieder Otto Wolf | AkG. Abgerufen am 10. Juni 2019.
  29. a b Ulrich Brand, Bettina Lösch, Benjamin Opratko, Stefan Thimmel (Hrsg.): ABC der Alternativen 2.0. Von Alltagskultur bis Zivilgesellschaft. VSA-Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-89965-500-1, S. 336–347, Autorinnen und Autoren (academia.edu).
  30. Ulrich Brand: Zur Lebendigkeit des Marx'schen Denkens. Elmar Altvater verstarb kurz vor seinem 80. Geburtstag. In: Der Standard. 2. Mai 2018, abgerufen am 25. April 2019: „Entsprechend war Altvater im Jahr 2004 Gründungsmitglied der "Assoziation für kritische Gesellschaftsforschung", die bis heute versucht, kritische Theorie an den und außerhalb der Hochschulen zu organisieren.“
  31. Veröffentlichungen. In: Internetseite der AkG. Abgerufen am 15. Mai 2019.