Benutzer:Hermannthomas/Schweitzer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Albert Schweitzer, Radierung von Arthur William Heintzelman

Albert Schweitzer (* 14. Januar 1875 in Kaysersberg im Oberelsass bei Colmar, Deutsches Reich; † 4. September 1965 in Lambaréné, Gabun) war elsässischer evangelischer Theologe, Orgelkünstler, Musikforscher (Musiker), Philosoph und Arzt. In der Evangelischen Kirche ist sein Gedenktag am 4. September.

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche Günsbach, Ort der Kindheit

Frühe Jahre und Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Schweitzer wurde in dem seit 1871 zum Deutschen Reich gehörenden Reichsland Elsass-Lothringen geboren und stammt aus einer alemannisch-elsässischen Familie. In seinem Elternhaus wurde neben elsässischem Dialekt auch Französisch gesprochen. Das Hochdeutsche, die Schriftsprache, lernte Schweitzer während seiner Schulzeit.

Im Juli des Geburtsjahres zog die Familie nach Günsbach, wo der Vater Louis Schweitzer bis zu seinem Tode 1925 Pfarrer war. Von 1880 bis 1884 besuchte Schweitzer die Volksschule dort und von 1884 bis 1885 die Realschule in Münster. Von 1885 an war er Schüler des Gymnasiums in Mülhausen, wo er am am 18. Juni 1893 das deutsche Abitur bestand. In dieser Zeit studierte er Orgel bei Eugen Munch.

Im Oktober 1893 er reiste er nach Paris, wo er erstmals dem Organisten Charles-Marie Widor begegnete. Albert Schweitzer studierte an der Reichsuniversität Straßburg die Fächer Theologie und Philosophie; daneben studierte er in Paris bei Widor Orgel und war Mitglied der Wilhelmitana-Studentenverbindung im Schwarzburgbund.

Nach dem Studium in Straßburg und Paris promovierte er 1899 in Berlin im Fach Philosophie mit einer Dissertation über „die Religionsphilosophie Kants von der Kritik der reinen Vernunft bis zur Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft“. 1901 folgte die theologische Dissertation „Kritische Darstellung unterschiedlicher neuerer historischer Abendmahlsauffassungen“ (Erstauflage 1906),die in der zweiten Fassung den bekannteren Titel „Geschichte der Leben-Jesu-Forschung“ (Tübingen 1913) trägt.

1902 erfolgte an der Universität Straßburg die Habilitation in Evangelischer Theologie mit der Schrift „Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis“. Mit der Habilitation wurde er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg und Vikar an der Kirche St. Nikolai. Seine Theologie fand unter anderem bei Fritz Buri Nachhall. Schweitzer schrieb 1905 die französische Ausgabe von Johann Sébastien Bach, auf die drei Jahre später 1908 seine neu verfasste deutsche Bach-Monographie folgte.

Ab 1905 studierte Albert Schweitzer Medizin mit dem Ziel, in Gabun als Missionsarzt tätig zu werden. Dies erklärt er seinen Verwandten und Freunden ausdrücklich. 1912 erhielt er die Approbation als Arzt, im gleichen Jahr wurde ihm der Titel eines Professors verliehen auf Grund seiner „anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen“. 1913 folgte seine medizinische Doktorarbeit „Die psychiatrische Beurteilung Jesu: Darstellung und Kritik“. In dieser Arbeit widerlegte er, analog seiner theologischen Dissertation, zeitgenössische Versuche, das Leben Jesu aus psychiatrischer Sicht beleuchten zu können. Somit war er, im Alter von 38 Jahren und bevor er nach Afrika ging, in drei verschiedenen Gebieten promoviert, hatte sich habilitiert und war Professor.

Albert Schweitzer heiratete 1912 Helene Schweitzer-Bresslau (1879–1957), die Tochter des jüdischen Historikers Harry Bresslau und seiner Frau Caroline, geborene Isay. 1919 wurde die Tochter Rhena Schweitzer-Miller geboren, die bis 1970 die Stiftung ihres Vaters weiterführte.

Leben als Mediziner in Afrika und Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1913 setzte Schweitzer sein Vorhaben in die Tat um und gründete in Französisch-Äquatorialafrika (heute Gabun), an einem Fluss der afrikanischen Westküste, das Urwaldspital Lambaréné. Als Deutsche wurden er und seine Frau ab 1914 zeitweise von den Franzosen interniert. Diese Zeit nutzte er zur Entwicklung und zum Ausbau seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Zentral für diese Ethik ist der Satz: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“

1917 wurde das Ehepaar Schweitzer von Afrika nach Frankreich überführt und in Bordeaux, Garaison und St. Rémy de Provence interniert.

Albert Schweitzer war 44 Jahre alt, als er 1918 ins Elsass zurückkehrte. Er nahm wieder die Stelle als Vikar in St. Nicolai an und trat als Assistenzarzt in ein Straßburger Spital ein. Seine Heimat war als Folge des ersten Weltkrieges vom Deutschen Reich getrennt und von Frankreich annektiert worden. Damit erhielt Schweitzer die französische Staatsangehörigkeit. Er selbst bezeichnete sich jedoch gern als Elsässer und „Weltbürger“; das Deutsche und das Französische beherrschte er gleichermaßen gut. Mit Frankreich verband ihn unter anderem Jean-Paul Sartre, der Sohn von Schweitzers Cousine Anne-Marie. Die kritische Auseinandersetzung mit der gerade in Frankreich populär gewordenen Existenzphilosophie beschäftigte ihn noch in seinen letzten Lebensjahren.

Dank des schwedischen Bischofs Nathan Söderblom konnte Albert Schweitzer ab 1920 in Schweden Vorträge über seine Ethik der „Ehrfurcht vor dem Leben“ halten, mittels Orgelkonzerten seine Schulden bezahlen und Geld verdienen, um 1924 nach Afrika zurückzukehren und dort das Urwaldhospital auszubauen.

Bekannt wurde Albert Schweitzer vor allem durch sein Buch „Zwischen Wasser und Urwald“, das er in kurzer Zeit 1921 geschrieben hatte. In seiner Rede zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes 1932 in Frankfurt am Main warnte Schweitzer vor dem aufkommenden Nationalsozialismus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ihm viel öffentliche Ehre zuteil. 1952 erhielt er den Friedensnobelpreis. In seiner Rede zur Verleihung warnte Schweitzer davor, alle Verbrechen der Weltgeschichte allein „den Deutschen“ und dem Nationalsozialismus anzulasten und deren Verbrechen als „einzigartig“ hinzustellen, vielmehr sei jede Art von Gewalt zu allen Zeiten und bei allen Völkern gleichermaßen zu verurteilen.

Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Problem der Ethik in der Höherentwicklung des menschlichen Denkens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweitzer geht 1962 in der Quintessenz seines philosophischen Denkens davon aus, dass sich Menschen beim Nachdenken über sich selbst und ihre Grenzen wechselseitig als Brüder erkennen, die über sich selbst und ihre Grenzen nachdenken. Im Zuge des Zivilisationsprozesses wird die Solidarität, die ursprünglich nur auf den eigenen Stamm bezogen war, nach und nach auf alle, auch unbekannte Menschen übertragen. In den Weltreligionen und Philosophien sind diese Stadien der Kulturentwicklung konserviert.

In den Religionen des brahmanistischen Kulturkreises gilt, so auch Schopenhauer, die Weltverneinung mit dem ewigen Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt. Mitleid ist Teil der (falschen) materiellen Welt, die Ethik ist an das metaphysische (wahre) Sein gebunden und verlangt Teilnahmslosigkeit. Im Buddhismus wird zwar Mitleid gefordert, aber auf die Metaphysik und nicht auf die Welt bezogen, im Hinduismus stehen Teilnahme und Teilnahmslosigkeit in dem harmonischen Gleichgewicht eines Spieles der Götter, in das Menschen mit einbezogen werden (Bhagavad Gita). Dem Entwicklungspfad vom Brahmanismus zum Hinduismus entspricht die Stärke des Mitleids, man ist allerdings durch die Forderung zur Teilnahmslosigkeit zum Pazifismus verpflichtet.

Im Zoroastrismus gilt, so auch Nietzsche, dagegen die Weltbejahung. In der wahren Welt wird Zivilcourage im Kampf der gläubigen Siedler gegen die ungläubigen Nomaden gefordert, man wird nicht wiedergeboren, sondern kommt zur Belohnung in den Himmel oder zur Strafe in die Hölle.

Die Griechen sind wegen des unwirtlichen Hades nach dem Tod für alle Sterblichen (nicht für Halbgötter oder Götter auf Erden) noch stärker zur Weltbejahung und Zivilcourage verpflichtet, die allerdings nur die zehn Prozent der Tonangebenden umfasst. Der Stoiker Panätios geht von der allumfassenden Vernunft in der Welt aus und entwickelt eine humanistische Philosophie, in deren Tradition Seneca, Epiktet und Marc Aurel die Menschenliebe als die Tugend aller Tugenden sehen.

Im Judentum und im Christentum ist die materielle Welt wahr, aber unvollkommen. Die Forderung der Urchristen nach guten Taten für alle Menschen angesichts des Weltuntergangs, denn das Reich Gottes ist nahe, weicht während der Romanisierung der Forderung nach Weltentsagung und Selbstvervollkommnung, denn die Welt ist nicht untergegangen, aber das Jenseits nach dem Tod ist gewiss. Durch die tiefergehende Erforschung des grundlegenden Wesens des Guten gelangt man ebenfalls zum Ideal des Humanismus und sucht zur Begründung von Geboten nach dem Gebot aller Gebote.

Griechisch-römische und christliche Weltsicht bleiben sich nach der Durchsetzung des Christentums bis zur Renaissance im Grunde wesensfremd, in der man das Gebot der Menschenliebe erkennt, das von der Vernunft zum Aufbau einer tugendhaften Zivilisation der Weltbejahung verkündet wurde. Die Ethik wird jetzt nicht nur von der Religion offenbart, sondern vom Denken als Wahrheit bestätigt. Erasmus von Rotterdam fordert im 16. Jahrhundert ein ethisch begründetes Recht, der Utilitarist Jeremy Bentham betrachtet über 200 Jahre später die Ethik unter ihrem Nützlichkeitsaspekt, denn dem Wohl der Gesellschaft und dem Wohl des einzelnen ist mit der Nächstenliebe am besten gedient. Liebe ist also eigentlich egoistisch. David Hume beruft sich dagegen auf die Erfahrung, dass die natürlichen Triebkräfte der Ethik die Mitempfindsamkeit (Empathie) ausmachen, weshalb man die Freuden und Leiden der anderen wie die Freuden und Leiden von sich selbst erlebt und Sympathie empfindet. Immanuel Kant koppelt diese ethische Sicht mit dem Utilitarismus, indem er ihn – a priori – in die innere Natur des Menschen verlegt. Der Mensch lebt in der materiellen Welt und ist Subjekt in der geistigen, in der der kategorische Imperativ Entscheidungszwänge erzeugt, weil man ihrem Anspruch in vielen Situationen nicht gerecht werden kann. Das gute Gewissen wird zum Mythos.

Mit der immer genaueren Erkenntnis der Welt durch den technischen Fortschritt verschwindet ihr Sinn und das Vertrauen in sie. Sie erscheint als trostloses Schauspiel von Regungen der vielen Willen zum Leben, als Grausiges im Herrlichen, das Resignation, Pessimismus und Skeptik hervorruft, die mit Phantasien einer sentimentalen Weltsicht verdrängt werden können. Die Ethik nötigt jedoch zum Denken, damit man sich selbst als Wille zum Leben inmitten vom Willen zum Leben anderer begreift, daraus Solidarität und Ehrfurcht vor dem Leben entwickelt, die als tiefergehende Erfahrungen das christliche Liebesgebot umfassen, weil sie sich ganzheitlich auf alles Leben einschließlich des eigenen beziehen. Sobald der Kategorische Imperativ von der Ehrfurcht vor dem Leben unterfüttert ist, erkennt man den Unterschied zwischen böse und gut als Ausdruck lebensschädigender oder lebensfördernder Wirkungen und verpflichtet sich selbst, überall dort anders als die Welt zu sein, wo das Böse Leben bedroht, und überall dort liebevoll beteiligt zu sein, wo das Gute Leben erhalten will.

In der Welt tut sich der Wille zum Leben kund, im Inneren offenbart er sich, und obwohl man dem Anspruch der Ehrfurcht vor dem Leben oft nicht gerecht werden kann, kann man auf das Schicksal der Schuld mit dem bewussten Umgang mit diesem Schicksal einwirken, ohne sich dadurch von der Schuld befreien zu können.

Ethische Kultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben muss sich notwendigerweise auch mit dem Ideal der ethischen Kultur nicht als relative, sondern als absolute Ethik mit den ständigen Einzelfallabwägungen zwischen Moral und Sachzwang beschäftigen. Diese Verantwortung erzwingt eine individuelle, soziale und politische Gesinnung des unergründlichen, vorwärtstreibenden Willens, der die Ethik der Liebe ins Universelle wendet und sich selbst (egal, ob bewusst oder nicht) als Ethik Jesu betätigt. Diese nötigt dem Dasein von vornherein und ungeachtet ihres Erfolges einen Wert auf, da der von Ehrfurcht erfüllte Wille in der Welt auftritt und den Menschen mit ihr in ein geistiges Verhältnis bringt, das von aller Erkenntnis unabhängig aus innerer Notwendigkeit Grauenhaftes mit Ethischem verhindern will. Mit Verantwortung nimmt man sein Leben nicht einfach hin, sondern erlebt es als geheimnisvoll und gibt seinem Dasein einen wahren Wert, indem man von der naiven zur vertieften Welt- und Lebensbejahung gelangt. Wahre Ethik fängt dort an, wo der Gebrauch der Worte aufhört. Eine große Renaissance ist nötig, in der die Menschheit entdeckt, dass das Ethische die höchste Wahrheit und Zweckmäßigkeit ist und eine Gesinnung der Humanität fordert, die aus elementarem Denken stammt, allgemein mitteilbar ist, Überzeugungskraft besitzt, sich energisch mit der Wirklichkeit auseinandersetzt und in ihr Geltung erlangt. Je mehr Menschen sich zum Humanismus bekennen, desto mehr wirkt dieser in der Gesellschaft wie Sauerteig im Brot.

Mensch zu Mensch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch die gesellschaftliche Zurückhaltung ist das Verhältnis von Mensch zu Mensch zunächst von Fremdheit und Kälte geprägt, weil sich niemand traut, sich so herzlich zu geben, wie er ist. Die Herzlichkeit wurzelt in der Ehrfurcht vor dem Leben und verhilft zu einer Güte, in der man sich selbst mutig beurteilen und richten kann. Bescheiden und nicht rechthaberisch wird man immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen und sucht den letzten Grund des Verlaufes aller Erlebnisse in sich selbst. Im Gegensatz zur gereiften Persönlichkeit mit seiner resignierten Vernünftigkeit verfügt die jugendliche Persönlichkeit über die Energie und den Mut, die Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben anzunehmen und in einer neuen Renaissance durchsetzen zu wollen.

Mensch zu Kreatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das ethische Verhältnis von Mensch zu Kreatur fordert ein noch höheres Maß an Verantwortung, denn das Aufstellen von Wertigkeitsunterschieden bedeutet eine Beurteilung von Leben nach seinem eigenen subjektiven Maßstab. Die Kreatur ist wehrlos der menschlichen Willkür ausgesetzt. Ethik und Notwendigkeit machen den Unterschied zwischen einem selbst und der Welt aus und erzwingen immer wieder Entscheidungen, die ihre Willkürlichkeit mit einbeziehen und deshalb Leben nicht aus Gedanken- oder Teilnahmslosigkeit schädigen. Daraus ergeben sich Abwägungen zwischen der Ehrfurcht und der Notwendigkeit von Tierversuchen, Transporten, Schlachtungen u. a.. Weil Descartes den Tieren keine Seele zugestanden hat, wird das Mitleid mit Tieren als Sentimentalität belächelt. Doch alles notwendige Töten ist ein Grund zu tiefer Trauer. Man nimmt die Schuld aus Notwendigkeit auf sich und kann ihr nicht entkommen. Man kann sie lediglich verringern.

Friede oder Atomkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem bilateralen Abschreckungsszenario der fünfziger Jahre heraus kritisiert Schweitzer Kriegsbefürworter, die Gewalt idealisieren und die Millionen Kriegstoten vergessen. Früher konnte der Pazifismus noch als Utopie belächelt werden, seit der Entwicklung der Atombombe sollte er als Notwendigkeit erkannt werden, denn die Patt-Situation der Abschreckung droht immer zu einer Dynamik des Schreckens zu werden, die außer Kontrolle gerät. Die beiden Weltkriege führten zu einer Steigerung von Verrohung und Unmenschlichkeit. Die Gesinnung dieser Unmenschlichkeit fordert eine immer stärkere Aufrüstung: Krieg oder Frieden gelten als ein ausschließlich politisch-militärisches Problem der Verantwortlichen, deren Entscheidungsfreiheit erst die Voraussetzung für die Abschreckung schafft, die wiederum die Voraussetzung für die Freiheit der Entscheidung ist, den Frieden zu erhalten. Sie schafft sich die Angst vor dem Ausgeliefertsein selber und verstärkt die Kriegsgefahr, die sie eigentlich verhindern will, und die Folgerung, dass der Unterlegene dem Sieger so viel Schaden zufügen kann, dass dieser nichts mehr von seinem Sieg hat, bleibt bei dieser self-fullfilling-prophecy unberücksichtigt.

Los von der Gesinnung der Unmenschlichkeit! Los von den Atomwaffen![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trotz aller Ängste vor anderen militärischen Mächten fordert Schweitzer aus elementarer Angst vor dem Geist der Unmenschlichkeit eine einseitige Abrüstung. Obwohl die Menschlichkeit doch das eigentliche Wesen der Menschheit ist, ist die resignierte Vernunft zu befangen und erkennt nicht, dass Vernichtungskriege in keinem Verhältnis zu den Problemen stehen, die mit ihnen gelöst werden sollen. Nur mit dem Mut der Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben kann der Massenvernichtung vielleicht begegnet werden, ohne diesen Mut hat die Menschheit gar keine Chance. Sie muss die Hoffnung und das Pflichtgefühl entwickeln, dass die Öffentlichkeit die Verantwortung über Krieg und Frieden übernehmen kann und muss die Idee einer weltbejahenden Kultur entwerfen, die Kriege gegen Mensch und Kreatur unmöglich macht.

Verbindungen zu anderen philosophischen Strömungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweitzers Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben entstand vor dem Hintergrund von Kants universeller Pflichtethik, Schopenhauers lebensverneinender Mitleidsethik und Nietzsches lebensbejahender Ethik der Mitfreude: Schaff dir eine eigene Moral (Nietzsche), die besagt, dass du niemanden verletzen und allen helfen willst, soweit du kannst (Schopenhauer), wobei allgemein gelten soll, dass diese Forderungen zur eigenen Pflicht werden sollen (Kant), um sie mit dem Willen zur Macht umsetzen zu können und daran zu werden und zu wachsen (Nietzsche). Letzteres entspricht auch der Position Max Stirners, der das „Jenseits in mir“ der Aufklärung unterziehen will, damit er Eigner über das Gewissen wird, das „jenseits in mir“ ist und selber die Werte werten kann, denen das unaufgeklärte Gewissen sonst im Götzendienst ergeben wäre.

Schopenhauers und Nietzsches Bild der absoluten und grauenhaften Wirklichkeit vor Augen, die Menschen nicht verstehen, sondern mit der sie nur Erfahrungen machen und ihre Vorstellungswelt aufbauen können, sind Schweitzer und sein Großneffe Sartre vom allumfassenden Willen der absoluten Wirklichkeit beeindruckt, der sich quasi als einheitliches Wesen in den einzelnen Vorstellungswelten, jeweils getrennt in Subjekt und Objekt, spiegelt, die einander beobachten und miteinander agieren, denn es gibt nichts Beobachtetes ohne Beobachter. Die Teilhabe am absoluten Willen zwingt zur Selbstbeobachtung, bei der sich beide Philosophen als Schuldbeladene entdecken, die ihre Vorstellungswelten empirisch gegliedert und vorherbestimmt haben (Determinismus) und deshalb zwar tun können, was sie wollen, aber nicht wollen können, was sie wollen, während der Wille empirisch ungegliedert nicht vorherbestimmt ist, hier könnten sie wollen, was sie wollen, aber er bietet keine Orientierung, ist blind. Wille und Vorstellung können nicht über das eigene Schicksal hinausweisen, aus dem heraus Schöpfung und Zerstörung unterschieden werden könnten, sie sind also sinnlos.

Dieser Sinnlosigkeit stellt Sartre die freie Verantwortung des vereinzelten Gewissens entgegen, das sich frei für bestimmte Werte entscheidet, während Schweitzer von vornherein wertbestimmte Entscheidungsmöglichkeiten filtert, weil er mit der Macht SEINES Willens die Ehrfurcht vor dem Leben verinnerlicht hat (Der Spiegel, 21. Dezember 1960). Was bei Sartre Zwischen-Ichheit (Intersubjektivität) ist, ist bei Schweitzer schlicht und einfach Zwischenmenschlichkeit. Aus existentialistischer Sicht entscheidet man selber, was man mit dem macht, was aus einem gemacht wird, aus Schweitzers Sicht entscheidet man, was man aus dem macht, was mit einem gemacht wurde und wird. Sartres existentialistische Ich-Bezogenheit ersinnt in der Intersubjektivität beliebig Utopisches, Schweitzers humanistische Weltbezogenheit ersinnt Leidminderung, die wie Sauerteig wirken will.

Mit seinen Vorstellungen vom Positiven des schlechten Gewissens – man bleibt selbstbewusst und wird nicht selbstgerecht – trifft Schweitzer die Russellsche Antinomie, denn wie anders ist der Widerspruch zu klären, dass ein schlechtes Gewissen sein gutes schaffen und beinhalten kann? Ludwig Wittgensteins Quintessenz, dass man nur das sagen kann, was sich klar sagen lässt, und dass man von dem, worüber man nicht sprechen kann, schweigen muss, findet darüber hinaus seine Parallelität in der Aussage Schweitzers, dass wahre Ethik dort anfängt, wo der Gebrauch der Worte aufhört (und wo die Herzlichkeit anfängt). Das Paradox des Gewissens bleibt so erhalten, wird aber über den Rand des noch sprachlich Fassbaren gerückt, als kleinstes gemeinsames Vielfaches ethisch Gesinnter, das den Status der Tugend aller Tugenden bekommt.

In Wittgensteins Sprachlogik wurzelt also die Antinomie von Bertrand Russell, die John Stuart Mills geistige Erfüllung (happiness) als Paradox aufzeigt, das den materiell geprägten Utilitarismus Jeremy Benthams um das Mitleid David Humes und Arthur Schopenhauers erweitert, deren Philosophien zur Grundlage des kategorischen Imperativs von Immanuel Kant werden, mit Friedrich Nietzsches ins Humanistische gewendeten Willen zur Macht nach übermenschlichem Schöpfen streben und ihr Gewissen bewusst in der paradoxen Intersubjektivität der Zwischenmenschlichkeit mit dem moralischen Kompass bilden, aller Existenz des Lebens ehrfürchtig gegenüber und teilnahmsvoll zu sein – so könnte man den philosophischen Stammbaum von Albert Schweitzers Lehre beschreiben, die sowohl Gläubige als auch Agnostiker und Atheisten mit einbezieht.

Kritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritisiert wurde der beinahe 90 Jahre alte Albert Schweitzer, weil er seine Philosophie in Lambarene praktisch kaum umsetzen konnte. Eine weitergehende Kritik besagt, dass seine Philosophie generell nicht praktisch umgesetzt werden kann, sie ist zu anspruchsvoll. Dies Argument widerlegt Schweitzer nicht, entkräftet es aber mit dem Hinweis auf die Einsicht, dass der Versuch der Umsetzung eines Ideals am Ideal selber scheitert, und mit dem Hinweis auf das schlechte Gewissen, das zu einem Mehr an Ehrfurcht vor dem Leben treibt und so das gute Gewissen schafft. Außerdem kontert er mit seinen Ausführungen über die resignierte Vernünftigkeit der gereiften Persönlichkeit und nicht zuletzt mit seiner Selbstironie.

Ein weiterer Vorwurf betrifft den Eurozentrismus in seiner Philosophie. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert ging man bei der Entwicklung der Menschheit von einer Analogie zur Entfaltung einer Blume aus und sah den gesellschaftlichen Entwicklungsprozess als einheitlichen Prozess der Höherentwicklung an. Allerdings wird im Zusammenhang mit dem Existenzialismus deutlich, dass Schweitzer an einer Höherentwicklung zweifelte. Er setzt jedoch einen christlich und rationalistisch begründeten Entwicklungspfad von der Weltverneinung bis zur Weltbejahung aus der philosophischen Tradition Europas voraus, an dem er die indischen Religionen misst und als niedrigkomplexe Religionen der Weltverneinung beschreibt, das Christentum jedoch als höchstkomplexe Religion der Weltbejahung zu Beginn einer neuen Renaissance. Den Islam als jüngste monotheistische Religionsausprägung erwähnt er gar nicht. Er läuft in der heutigen Zeit Gefahr, den Einfluss von Religionen auf Kulturen fehlzubewerten oder überzubewerten und die Verhältnisse unterzubewerten, in denen sie nur ein Einfluss unter vielen ist, der im modernen Medienzeitalter überdies zurückgehen bzw. von Technikgläubigkeit ersetzt werden dürfte.

Angesichts religiös motivierter Pogrome ist die pazifistische Grundhaltung in den indischen Religionen zumindest fraglich. Allerdings ist Gandhis gewaltloser Widerstand im Brahmanismus begründet, und selbst die Selbstverbrennungen buddhistischer Mönche aus Protest gegen den Vietnamkrieg geschahen aus dem absolut gesetzten Willen, überall dort anders zu sein als die Welt, in der das Böse Leben bedroht.

Dies enthält eine noch tiefergehende Abwägung des Entscheidungszwanges über Leben und Tod von Mensch und Kreatur. Wer sein Mitempfinden überwindet (eine Kritik an Nietzsche), wird teilnahmslos, verroht und kann sogar Lustempfindung am Sterben anderer erlernen (Goldhagen), was als Nekrophilie den eigenen Tod mit umfassen kann (Thanatos). Schweitzer will dagegen, dass im Zuge einer neuen Renaissance junge Menschen mit Mut beispielsweise gegen den Wahnsinn des Krieges und für eine Welt der Bejahung Stellung beziehen, notfalls eigenes Leid mit brahmanistischer Teilnahmslosigkeit in Kauf nehmen und mit stoischer Unbeugsamkeit verbinden, damit das allgemeine Leid abnimmt. Diese Vorstellung wird als naiv kritisiert.

Theologisches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Schweitzer sieht in allen Entwürfen des historischen Jesus den Wunsch der betreffenden Historiker walten, ihre Ideale in der Biographie von Jesus verwirklicht zu sehen. Die Geschichte der Leben Jesu Forschung ist die Frucht von Schweitzers Bemühen, auf historischem Weg zur Person Jesu vorzudringen. In Schweitzers Sicht Jesu und seinen eigenen ethischen Schlussfolgerungen finden bspw. Anhänger der Aufklärung die Goldene Regel als „Nein-Form“ des Kategorischen Imperativs, Tierfreunde die Ethik eines Franz von Assisi usw. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens.

In dieser Überzeugung sieht sich Schweitzer von Johannes Weiß bestätigt, einem der Väter der Leben Jesu Forschung. Mit dem Barnabas-Brief, dessen Urfassung um ca. 70, dessen Reinform jedoch stark verändert erst um ca. 100 entstand und dort eine Polemik gegen die Judenchristen enthält, belegt Johannes Weiß seine Meinung, dass viele Zeugnisse der frühen Christen überarbeitet und durch Einfügungen angeblich authentischer Textstellen sinnentstellt wurden. Ein weiteres Beispiel ist für Weiß das Markus-Evangelium, das älteste Evangelium (ca. 70), in dem Gemeindeüberlieferungen gesammelt wurden, die im Zuge der Kirchwerdung verallgemeinert und schließlich auf das ganze Neue Testament übertragen wurden. Schon ca. 10 Jahre später liegt nämlich im Matthäus-Evangelium schon eine griechisch gestaltete Fassung eines ursprünglich aramäischen Gebetes Jesu vor. Schon Paulus beeinflusste zur Mitte des ersten Jahrhunderts das junge Christentum mit kynisch- stoischen und platonischen Gedanken der griechischen Philosophie. Da nämlich die Parusie ausblieb, musste die Überlieferung von Jesus im Zuge der Entstehung der Kirche mit dem Attribut des Messias theologisch ausgeschmückt werden, der am letzten Tage zurückkehren und das Jüngste Gericht abhalten würde. Dieser Umwandlungsprozess der Überlieferung Jesus ist zu Beginn des zweiten Jahrhunderts mit dem Johannes-Evangelium vorerst abgeschlossen. Aus einer Jerusalemer Endzeitsekte wurde eine Massenbewegung mit einem revidierten Jesusverständnis und einer Judaismus-Abgrenzung.

Schweitzer zieht die Schlussfolgerung, dass die Persönlichkeit von Jesus mit seiner biografischen Entwicklung allen Interpretationsversuchen von Theologen wie William Wrede zum Trotz nicht rekonstruierbar ist. Als relativ gesichert gilt Schweitzer die Vorstellung der drohenden Apokalypse zur damaligen Zeit, die den gemeinsamen Rahmen der Verkündigung Jesu, der Jerusalemer Urgemeinde und des Werkes von Paulus bildet und mit ihrer Erwartung einer überzeitlichen Endkatastrophe jeder Vorstellung eines Fortschrittes widerspricht, der der Welt innewohnt. Weder sah sich Jesus noch sahen seine Jünger ihn als Messias. Die Urchristen der Folgegeneration verstanden die Predigt vom Gekreuzigten und Auferstandenen vielmehr als Paradox und nicht als Analogie zum Entstehen eines Gottesreiches wie die späteren Christen, die in der Kirche zusammengefasst waren. Jesus war jedoch vom Ende der Welt überzeugt und forderte deshalb radikal die Nächstenliebe.

Dieser vom drohenden Weltuntergang überzeugte Jesus mit seiner radikalen Forderung der Nächstenliebe ist für Schweitzer der Ausgangspunkt für seinen Willen, der Eschatologie entsprechend wie Sauerteig in einer Welt zu wirken, in der der Prozess der Liebe und der Gottesherrschaft schon begonnen (präsente Eschatologie), sich aber noch nicht durchgesetzt hat (futurische Eschatologie). Indem er sich diesen Jesus der Nichtabgrenzung für sein Wirken zum Vorbild nimmt, ist für ihn die Ehrfurcht vor dem Leben sein selbstgeschaffenes oberstes Gebot und der Ausgangspunkt für sein praktisches Engagement.

Nach den Lehren Jesu wendet sich Schweitzer dem eigentlichen Gründer der Kirche, Paulus, zu. Im Gegensatz zu den meisten Theologen unterstrich er weniger die ethischen Lehren des Apostels, sondern sah seine "mystische" Dimension. Als nach der Kreuzigung Jesu nicht sofort das Reich Gottes anbrach, stürzte dies – so Schweitzer in seinem Jesu Buch- die Jünger in eine tiefe Krise (Problem der Parusie-Verzögerung). Paulus war der Meinung, wie Schweitzer betonte, dass vor dem Anbrechen des „Reiches Gottes“ die Lehre Christi erst weltweit verbreitet werden müsste, die Christen aber durch den Tod Jesu schon im „Diesseits“ Teil dieses Reiches geworden sind (Römerbrief 6, 1–14, Epheserbrief 2,5 ff). Symbolisch dafür war neben der Taufe das Abendmahl (über das Schweitzer ebenfalls ein Buch verfasste), in der Jesu die Gemeinschaft mit allen, die an ihn glauben, einging und sein baldiges Eingehen ins „Reich Gottes“ vorfeierte, und die für Paulus zentrale Auferstehung des „Christus“. Diese Sichtweise machte die Gemeinschaft der Anhänger Jesu, die „Gemeinde“, über die Jünger hinaus zum eigentlichen Vermächtnis Jesu, verkörpert durch die starke Stellung der christlichen Kirche im Abendland und darüber hinaus, für deren Entstehung ja in erster Linie die Öffnung des Christentums auch für Nicht-Juden und Sklaven durch Paulus verantwortlich war. Ein anderer Grund für seinen Erfolg war die einfache Botschaft, auf die Paulus das Wirken Jesu in seinen Briefen – die sehr wenig über die Person Jesu berichten- reduzierte: neben den ethischen Lehren im Grunde auf einen einzigen „Fakt“ mythologischer Dimension, Jesu Auferstehung und dem damit verbundenen Beginn eines neuen "Reiches" auf dieser Erde, dem jeder beitreten könne. Jesu Kreuzigung war für Paulus – wie Schweitzer betont – kein Schlusspunkt, sondern ein Anfang, der durch die zweite Rückkehr des "Gottessohnes" vollendet wird.

Sowohl seine Deutung Jesu als auch seine Sicht von Paulus wurden von der überwiegenden Mehrzahl der Theologen abgelehnt[1]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Schweitzer war ein bekannter Orgelspieler, Musikwissenschaftler, Theoretiker des Orgelbaus und einer der für das 20. Jahrhundert stilbildenden Interpreten der Musik Johann Sebastian Bachs.

Instrumentenbau und Orgelreform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als einer der Hauptvertreter der sogenannten Elsässisch-Neudeutschen Orgelreform propagierte Schweitzer seit Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die damals in Deutschland üblicherweise gebauten Instrumente einen neuen Orgeltyp: Diese Orgel sollte den ausgewogenen Plenum-Klang der französischen spätromantischen Orgel Cavaillé-Colls, die verschmelzungsfähigen Zungenstimmen der deutschen und englischen Romantik und den Obertonreichtum der alten klassischen Orgeln des Elsass ("Silbermann-Orgeln") miteinander verbinden. Eine neue Spieltischgestaltung sollte die Logik und Übersichtlichkeit der französischen Spielanlage und die in Deutschland gebräuchlichen Spielhilfen vereinen (Deutsche und französische Orgelbaukunst und Orgelkunst, Leipzig 1906). Vor allem im Elsass wurden mehrere Orgeln nach Schweitzers Vorstellungen realisiert. Er selbst empfahl dabei besonders die Orgelbaufirma Dalstein & Haerpfer. Berühmte, registerreiche Reformorgeln entstanden in Dortmund, St. Reinoldi (1909, V/P 105 [2], 1939 um ein Rückpositiv mit 6 Registern erweitert, 1943/44 zerstört), und Hamburg, Sankt Michaelis (1912, V/P 163, nach Kriegsschäden 1943 durch den Neubau von 1962 ersetzt). Schweitzers Vorstellungen von der Orgel galten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs mit der zunehmenden Bedeutung der Orgelbewegung zunächst als weitgehend überholt. Mit der erneuten Wertschätzung der Orgel des 19. Jahrhunderts, mit der Begeisterung für Orgelbau und Orgelmusik der französischen Spätromantik seit den 1970er Jahren zeigen besonders im deutschsprachigen Raum viele Orgelneubauten, die eine Synthese verschiedener historischer Stilelemente anstreben, zumindest in der Disposition durchaus eine Nähe zu Schweitzers Vorstellungen. Schweitzer wirkte bewusstseinsbildend für die wachsende Wertschätzung alter Orgeln im frühen 20. Jahrhundert. Auch in der Zeit seines Wirkens in Afrika setzte er sich immer wieder für die Erhaltung historischer Instrumente ein und begleitete Neubauten mit seinem Rat.

Neben der Orgel beschäftigte Schweitzer sich mit dem Geigenbau, genauer mit dem Geigenbogen. Ausgangspunkt war seine Kritik an dem Spiel der mehrstimmigen Passagen in Bachs Solo-Violinsonaten und Suiten für Violoncello solo. Mit dem modernen, steifen, leicht konkaven Bogen lassen sich nur zwei Saiten gleichzeitig zum Klingen bringen. Als Notbehelf wird arpeggiert oder mit Intervallzerlegung gearbeitet, d. h. zunächst werden die unteren beiden, danach die oberen beiden Töne gespielt. Schweitzer störte das Zerbrechen der Akkorde, die damit verbundenen Kratzgeräusche, die Pausen zwischen den Akkorden, das ständige Fortespiel und die unsinnige Stimmführung. Dagegen ging er davon aus, dass vierstimmiges Geigenspiel zu Bachs Zeit auch tatsächlich möglich und üblich war und sah sich in Berichten etwa über den norddeutschen Musiker und Bachs älteren Zeitgenossen Nicolaus Bruns bestätigt. Der Schlüssel lag in der Verwendung eines konvexen Bogens, dessen Haare beim Spiel so entspannt werden können, dass ein gleichzeitiges Anstreichen aller Saiten möglich ist. Schweitzer sah die einzige Möglichkeit, das Problem zu lösen, in einer Neukonstruktion; gemeinsam mit dem Geiger Rolf Schröder entwickelte er einen konvexen Bogen mit einer Hebelapparatur am unteren Ende, mit der die Entspannung der Haare beim Spiel möglich war. Er nannte diesen Bogen „Bachbogen“, wohl wissend, dass er damit kein historisches Instrument aus Bachs Zeit, sondern eben eine Neukonstruktion vorgelegt hatte. Heute wird diese Bogen als Rundbogen bezeichnet. Nur wenige Geiger praktizieren heute dieses Spiel, unter ihnen Rudolf Gähler, der zu diesem Thema auch ein Buch veröffentlicht hat.

Bach-Interpret[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Bach-Interpret wandte sich Schweitzer gegen die seiner Meinung nach übertriebene dynamische und farbliche Differenzierung des spätromantischen Orgelspiels, wie sie sich in Deutschland und Mitteleuropa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Einfluss der Liszt-Schule etabliert hatte. Er wurde darin bestärkt durch seine Kenntnis der französischen Tradition des Bach-Spiels und seine Studien bei Charles-Marie Widor, Komponist und Organist an Saint-Sulpice in Paris.

Schweitzer propagierte für die freien Orgelwerke Bachs eine einheitliche, behutsam terrassendynamisch gestaffelte Registrierung. Der Jalousieschweller sollte allenfalls für großräumige Steigerungen und zum Nachzeichnen melodischer Bögen verwendet werden. Der Gebrauch des Registerschwellers (Walze) beim Solovortrag alter Orgelmusik galt Schweitzer als unkünstlerisch. Er vermied als Interpret Extreme, wählte ruhige Tempi, praktizierte eine zurückhaltende Agogik und arbeitete in einem plastischen Legato die Formzusammenhänge heraus. Besonders wichtig war ihm die Erkennbarkeit des Textbezugs in den choralgebundenen Orgelwerken J. S. Bachs. Schweitzer veröffentlichte 1912 bis 1962 in Zusammenarbeit mit Widor und nach dessen Tod mit dem Organisten Edouard Nies-Berger die praktische Notenausgabe „J. S. Bach. Complete Works for Organ“, Vol. I bis VIII, im Verlagshaus Schirmer in New York.

In Lambarene spielte Schweitzer nach seiner Arbeit im Hospital auf einem extra für ihn gebauten tropenfesten Klavier mit Orgelpedal. Er übte damit auch für seine Schallplatteneinspielungen und die Orgelkonzerte, deren Erlös seiner karitativen Arbeit zugute kam. Seine Schallplattenaufnahmen mit Werken Bachs in Allhallows Barking-by-the-Tower, London (Dez. 1935), und Sainte-Aurélie, Straßburg (Okt. 1936), sowie an der 1931 nach seinen Vorstellungen gebauten kleinen Orgel der Pfarrkirche in Günsbach (Anfang 1950er Jahre) mit Werken von Bach, Franck und Mendelssohn Bartholdy liegen in verschiedenen Wiederveröffentlichungen vor.

Monographie J.S. Bach[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schweitzers Orgellehrer Charles-Marie Widor regte auch ein Buch über Johann Sebastian Bach an, durch das die französische Orgelwelt stärker mit der für Bach grundlegenden protestantischen Kirchenmusik und ihrem Wortbezug vertraut gemacht werden sollte (J. S. Bach, le musicien-poète, Paris u. Leipzig 1905). Widor selbst, Schweitzer freundschaftlich zugetan, verfasste dazu das Vorwort. Er riet auch zu einer deutschen Fassung, woraus durch völlige Neubearbeitung Schweitzers große Bach-Monographie (Johann Sebastian Bach, Leipzig 1908) entstand, ebenfalls mit einem Vorwort Widors versehen. Während die biographischen Details und die Datierung insbesondere der Kantaten inzwischen durch die Bachforschung weitgehend überholt bzw. erweitert worden sind, ist die Bach-Monographie in musikästhetischer Hinsicht nach wie vor ein Standardwerk und insgesamt von großer geistes- und wissenschaftsgeschichtlicher Bedeutung. Schweitzer hebt besonders den im Werk J. S. Bachs konventionalisierten Gebrauch von Themen und Motiven, Tonarten und Instrumenten hervor. Er hat damit vergleichsweise früh, ohne die Termini zu verwenden, die rhetorische Qualität („Klangrede“) der Alten Musik und die Bedeutung der Affektenlehre thematisiert. Den Schlüssel sah er dabei in den Kantaten. Er fand immer wiederkehrende, sehr bildliche Motive, am auffallensten bei der Beschreibung von Bewegungen wie z.B. Gehen, Laufen, Fallen, Daniedersinken oder bewegungsintensiven Dingen wie Schlangen, Wogen, Schiffe, Flügel, ebenso auch abstrakte, bestimmte Affekte wie Freude, Trauer, Schmerz oder Lachen, Seufzer, Ächzen, Weinen beschreibende Motive. Schweitzer stellt diese musikalische Sprache systematisch dar und gibt dem Bach-Interpreten Hinweise, wie einzelne Motive zu artikulieren und gestalten seien, um die zugrunde liegenden Bilder herauszuarbeiten. Er zeigt auch, dass z.B. die Orgel-Choralbearbeitungen diese Sprache enthalten und zum Verständnis und zur Darbietung dieser Musik die Kenntnis des Choraltextes gehört.

Ein wichtiger Denkanstoß dürfte Schweitzer von der an sich völlig anders gearteten Leitmotivik Richard Wagners gekommen sein, dessen Musik er sehr schätzte. Allerdings arbeitet er in dem Kapitel „Dichterische und malerische Musik“ seiner Bach-Monographie die grundlegend unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Komponisten beim Umgang mit Themen und Motiven heraus. Bei Wagner und anderen „dichtenden“ Musikern werde versucht, ein dramatisches Geschehen als „ästhetische Ideenassoziationen“ mit der Musik auf die Zuhörer zu übertragen; sie richteten sich mitsamt ihren (Leit-)Motiven an das Gefühl. Bach und andere „malende“ Musiker stellten das Geschehen in Bildern oder aufeinander folgenden Bildern dar. Ihre Motive und Themen wendeten sich an die Vorstellungskraft und die Phantasie der Zuhörer.

Politische Wirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Engagement gegen die atomare Rüstung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albert Schweitzer hat versucht, sich möglichst wenig in politische Auseinandersetzungen hineinziehen zu lassen. Dies änderte sich allerdings mit seinem Engagement gegen die atomare Rüstung. Bereits am 14. April 1954 schrieb er einen Leserbrief im "Dayly Herold", London, „Die Folgen der Wasserstoffbomben-Explosion bilden ein höchst beängstigendes Problem... Erforderlich wäre, dass die Welt auf die Warnrufe der einzelnen Wissenschaftler hörte, die dieses furchtbare Problem verstehen. So könnte die Menschheit beeindruckt werden, Verständnis gewinnen und die Gefahr begreifen, in der sie sich befindet.“ Bei der Rede anlässlich der Übergabe des Friedensnobelpreises vom 4. November 1954 in Oslo äußerte er sich erneut zur Gefahr der Atomrüstung.

Albert Schweitzer wurde von mehreren Freunden, u. a. Albert Einstein, gedrängt, seine Autorität gegen die Atomrüstung einzusetzen. Er zögerte allerdings, weil er sich zunächst nicht kompetent genug fühlte. Endgültig überzeugte ihn dann allerdings der Publizist Norman Cousins. Nachdem er sich gründlich auch mit den wissenschaftlichen Grundlagen der Folgen der Atomwaffentests auseinandergesetzt hatte, sendete er am 23. April 1957 über den Sender Radio Oslo einen „Appell an die Menschheit“. Dieser Appell erfuhr weltweite Aufmerksamkeit und wurde in 140 Sendern übernommen. Am 28., 29. und 30. April 1958 folgten drei weitere Appelle, „Verzicht auf Versuchsexplosionen“, „Die Gefahr eines Atomkrieges“, „Verhandlungen auf höchster Ebene“ die vom Präsidenten des norwegischen Nobelpreiskommittees, Gunnar Jahn vorgelesen wurden. Sie wurden unter dem Titel „Friede oder Atomkrieg“ gedruckt. Schweitzer gehörte 1958 zu den prominentesten Unterzeichnern einer von Linus Pauling initiierten Unterschriftensammlung bei namhaften Wissenschaftlern gegen die Atomversuche.

Wie unter den Bedingungen des Kalten Krieges zu erwarten, wurde Schweitzer neben vielfacher Zustimmung auch heftig angegriffen. Die "Neue Zürcher Zeitung" schrieb am 10. September 1958 unter dem Titel „Seltsamer Albert Schweitzer“: „Der verehrte Name Albert Schweitzers darf nicht davon abhalten, festzustellen, dass dieses Dokument politisch und philosophisch, militärisch und theologisch wertlos ist. Das Wagnis, das er dem Westen zumutet, ist an sich schon ungeheuerlich. Das Urteil über Amerika und die Sowjetunion anderseits macht es vollends unmöglich, Albert Schweitzers Rat ernsthaft in Erwägung zu ziehen.“

Letztendlich waren aber Linus Pauling, Albert Schweitzer und die ganze Anti-Atomwaffenbewegung insofern doch erfolgreich, dass 1963 das bis heute haltende Versuchsstoppabkommen für oberirdische Atomwaffentests unterzeichnet wurde.

Kritik an seinem karikativen Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben diesen direkten Angriffen wurde Schweitzer im Kern seiner eigentlichen Tätigkeit angegriffen, seiner Arbeit im Urwaldhospital Lambarene. War vordem eine kritiklose Verehrung Schweitzers festzustellen, wurden nun offensichtlich vorhandene Unzulänglichkeiten und Missstände aufgedeckt. Am Umfassendsten ist die Kritik des französischen Tropenmediziners André Audoynaud aus dem Jahre 2005, von 1963–66 ärztlicher Direktor des Hôpital administratif:

Schweitzer habe seine Aufbauleistung übertrieben, denn Lambarene sei keinesfalls weltabgelegen und unzivilisiert gewesen, sondern sogar ans Telefonnetz angeschlossen gewesen. Eine medizinische Versorgung habe es schon vor seiner Ankunft gegeben, 1928 wurde sogar ein französisches Krankenhaus eröffnet und 1953 erweitert.

Außerdem soll er sein Spital selbstherrlich geführt haben; Audoynaud behauptet sogar, der damals fast 90 Jahre alte Schweitzer habe Farbige aus einer rassistischen Gesinnung heraus selbst körperlich drangsaliert. Ärztliche Behandlungen mussten mit Geld oder mit der Arbeitskraft von Verwandten bezahlt werden, die als Farbige nur für niedere Arbeiten und nicht für gehobenere pflegerische Dienste eingesetzt und durch die Verzögerung von Patientenentlassungen ungebührlich lange ausgenutzt wurden.

Trotz hoher Geldspenden ließ Schweitzer sein Krankenhaus weder mit Elektrizität, Kanalisation, Duschen noch WCs ausstatten. Das einzige WC war Weißen vorbehalten, Küchen- und andere Abwässer flossen offen durchs Lager, stehendes Gewässer, Brutstätte für Krankheitserreger, soll er auf seinem Gelände toleriert, sich für das Leben von Flughunden, die Tollwut übertragen, eingesetzt und Holzschutzmittel für die Baracken trotz Termitenbefall untersagt haben.

Statt wie die französischen Mediziner Krankheiten durch Präventionsmaßnahmen wie Impfungen, Ernährungsberatung und Trockenlegung stehender Gewässer vorzubeugen, hätte Schweitzer blind ein europäisches Modell der Krankenversorgung auf die Verhältnisse Afrikas übertragen und nur Symptomkuriererei betrieben. Eine Zusammenarbeit mit Einrichtungen vor Ort hätte der sehr zurückgezogene lebende und an Land und Leuten desinteressierte Schweitzer abgelehnt, obwohl die meisten, der Weltöffentlichkeit in seinem fotogenen village de lumiere vorgeführten Leprapatienten gesund gewesen seien, weil sie zur Hälfte im Hôpital administratif geheilt worden waren. Kurzum: Schweitzer sei dem 19. Jahrhundert verhaftet gewesen, im Grunde nie richtig in Afrika angekommen, habe trotz hoher Geldspenden und weißer Fachkräfte ein kümmerliches Ergebnis erzielt und sich überdies sehr medienwirksam mit fremden Federn geschmückt.

Diese Kritik ist noch um einiges schärfer als die kürzere Kritik des amerikanischen Publizisten John Gunther aus dem Jahr 1957, die damals allerdings nicht unwidersprochen blieb: Dr. Edmond Duboze, der damalige Generalinspektor des militärärztlichen Dienstes Gabuns, nahm Schweitzer dagegen in Schutz und wies die erhobenen Vorwürfe zurück. Auch Siegwart Horst Günther, ärztlicher Mitarbeiter von Albert Schweitzer von 1963–65, widerspricht und bezeichnet die Kritik von Gunther als oberflächlich, diffamierend und gehässig.

Heute kann davon ausgegangen werden, dass Schweitzers Glaube an das Vorbild Jesus, der Nächstenliebe forderte, die sich auf alle Menschen erstreckt, und sein medizinisches und organisatorisches Handeln für ihn kein Widerspruch war. Er bevormundete aus freiesten christlichen Gründen, weil er dies von sich selbst erwartete, was ihm nicht immer gelang, denn er neigte zum Jähzorn. Schweitzer war wie viele seiner Zeitgenossen von der kulturellen Höherentwicklung Europas überzeugt und hatte ein zwiespältiges Verhältnis zum Kolonialismus, an dem er einerseits die inhumane Vorgehensweise kritisierte, von der er sich mit dem Begriff der „Brüderlichkeit“ abgrenzte, dessen Ideologie er aber andererseits so stark verinnerlicht hatte, dass er Schwarze als primitive Menschenkinder betrachtete, die nicht ausgerottet oder kolonial drangsaliert (Lothar von Trotha, Carl Peters), sondern ordentlich nach christlichen Grundsätzen geführt und angeleitet werden sollten. Die primitiven Lebensbedingungen in Lambarene entsprachen diesem Bild von Primitiven, das wegen der Verehrung Schweitzers durch die europäische und amerikanische Öffentlichkeit verstärkt wurde, die seine bevormundende Güte mit Spenden honorierte, auf die er ja angewiesen war. Er musste seine Aktivitäten den Erwartungen anpassen, und je mehr sie diesen Erwartungen entsprachen, desto höher waren die Spenden, die zu einem großen Teil in den Ausbau des village de lumiere zur Entsprechung der Vorstellungen gesteckt wurden, auf denen die konkreten Erwartungen der teilnehmenden Öffentlichkeit gründeten. Es ist fraglich, ob Schweitzer diesen Rückkopplungsmechanismus in seiner ganzen Tiefe und Breite erkannt hat.

Allerdings hatte er sich auch selber durchaus selbstkritisch geäußert [3] , hatte aber aus Altersgründen nicht mehr die Kraft, Entscheidungen zu fällen und umzusetzen. Sein latenter Chauvinismus und wohlwollender Rassismus entsprach leider dem Zeitgeist noch in den fünfziger und frühen sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts in Europa und Amerika.

Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Deutsche Basketball Bund (DBB) spielt in Erinnerung an Albert Schweitzer jedes zweite Jahr im Frühjahr in Mannheim auf seinem Europa-Jugend Basketballturnier den Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal für Jugend-Nationalmannschaften aus. Dieses internationale Basketballturnier ist eines der wichtigsten und am besten besetzten Basketballtuniere für Jugendmannschaften aus Europa und Übersee, an dem auch schon zahlreiche spätere NBA-Profis teilgenommen haben. Die Idee zu diesem internationalen Freundschaftstreffen der Basketballjugend kam im Mai 1957 dem Fotografen Hans-Joachim Babies. Es gelang ihm, die Stadt Mannheim, die US-Armee und den DBB für seine Idee zu gewinnen. Der Basketballtrainer Hermann "Pascha" Niebuhr, heute DBB-Ehrenmitglied, holte die Erlaubnis von Dr. Albert Schweitzer, das Jugendturnier nach dem berühmten Missionar und Arzt benennen zu dürfen. Im Dezember 1958 konnte zum ersten Mal um den Dr.-Albert-Schweitzer-Pokal gespielt werden. Für den ersten Turniersieger hat Albert Schweitzer sein Bild mit persönlicher Widmung gestiftet.

Schulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Name Albert Schweitzers wird auch für die Namensgebung zahlreicher Schulen verwendet. Die erste deutsche Schule mit seinem Namen war das Gymnasium Albert-Schweitzer-Schule Nienburg in Nienburg/Weser, das den Namen im Jahre 1949 mit Zustimmung Albert Schweitzers erhielt.

Patenschaft für Kinderdörfer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ende des Zweiten Weltkrieges entstehen in der Schweiz, Österreich und Deutschland Dörfer, die verwaiste, verlassene Kinder und Jugendliche aufnehmen. 1957 folgt in Waldenburg/Baden-Württemberg die Gründung des ersten Albert-Schweitzer-Kinderdorfs durch Margarete Gutöhrlein. Elternpaare übernehmen die Betreuung. Dr. Albert Schweitzer übernimmt persönlich die Patenschaft. Ausgehend von dem ersten Kinderdorf entwickelten sich viele Albert-Schweitzer-Kinderdörfer in Deutschland.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese vornehme Kultur, die so erbaulich von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden weiß und diese Menschenrechte und Menschenwürde an Millionen und Millionen missachtet und mit Füßen tritt, nur weil sie über dem Meere wohnen, eine andere Hautfarbe haben, sich nicht helfen können; diese Kultur, die nicht weiß, wie hohl und erbärmlich, wie phrasenhaft und gemein sie vor denjenigen steht, die ihr über die Meere nachgehen und sehen, was sie dort leistet, und die kein Recht hat, von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden. ... An was denken unsere Staaten, wenn sie den Blick übers Meer richten?...was sie aus dem Lande ziehen können, immer zu ihrem Vorteil. Wo sind die Arbeiter, die Handwerker, die Lehrer, die Gelehrten, die Ärzte, die in diese Länder ziehen? Macht unsere Gesellschaft eine Anstrengung in dieser Hinsicht? Nichts .... Das Christentum wird zur Lüge und Schande, wenn nicht, was draußen begangen, gesühnt wird, nicht für jeden Gewalttätigen im Namen Jesu ein Helfer kommt, für jeden, der etwas raubt, einer, der etwas bringt, für jeden, der flucht, einer, der segnet. Predigt zum Missionsfest am 06.01.1907, Straßburg, Kirche: St. Nikolai http://gruenhelme.de/index.php?s=articles/aktuelles&n=298

Die, die an sich erfuhren, was Angst und körperliches Weh sind, gehören in der ganzen Welt zusammen. Ein geheimnisvolles Band verbindet sie. Miteinander kennen sie das Grausige, dem der Mensch unterworfen sein kann, und miteinander die Sehnsucht, vom Schmerze frei zu werden. Wer vom Schmerz erlöst wurde, darf nicht meinen, er sei nun wieder frei und könne unbefangen ins Leben zurücktreten, wie er vordem darin stand. Wissend geworden über Schmerz und Angst muss er mithelfen, dem Schmerz und der Angst zu begegnen, soweit Menschenmacht etwas über sie vermag, und anderen Erlösung zu bringen, wie ihm Erlösung war. Film: Albert Schweitzer, Text geschrieben und gesprochen von Albert Schweitzer, Musik: Alec Wilder, Orchester unter Leitung: Leon Barzin, Schnitt: Luke Bennett, Ton: C. Robert Fine, Photographie: Erica Anderson, Regie: Jerome Hill, 1957.

Für den Primitiven hat die Solidarität enggezogene Grenzen. Sie beschränkt sich auf seine Blutsverwandten im engeren Sinne, das heißt, auf die Mitglieder seines Stammes, die für ihn die Familie im Großen repräsentieren. Ich spreche aus Erfahrung. In meinem Spital habe ich solche Primitiven. Wenn ich einem nicht bettlägrigen Patienten aus dieser Gruppe kleine Dienste für einen Kranken auftrage, der das Bett hüten muss, wird er es nur dann tun, wenn dieser des gleichen Stammes ist wie er. Ist dies nicht der Fall, wird er mir treuherzig antworten: „Dieser ist nicht Bruder von mir.“ Weder durch Belohnung noch durch Drohung wird er sich bewogen fühlen, diesem Fremden einen Dienst zu leisten. Albert Schweitzer: Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben, aus: Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnung mit Albert Schweitzer, neues leben, 2005

Der Schwarze arbeitet unter Umständen sehr gut, aber er arbeitet nur so viel, wie es die Umstände von ihm verlangen. Er ist immer nur Gelegenheitsarbeiter. Film: Albert Schweitzer, Text geschrieben und gesprochen von Albert Schweitzer, Musik: Alec Wilder, Orchester unter Leitung: Leon Barzin, Schnitt: Luke Bennett, Ton: C. Robert Fine, Photographie: Erica Anderson, Regie: Jerome Hill, 1957.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke von Albert Schweitzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gesammelte Werke in fünf Bänden. Hrsg. von Rudolf Grabs. Beck, München 1974 ISBN 3406042155
  • Johann Sebastian Bach. 1908; Nachdruck Wiesbaden, Breitkopf und Härtel 1979, ISBN 376510034X
  • mit Fritz Buri: Existenzphilosophie und Christentum. Briefe 1935–1964. Eingeleitet, kommentiert und hrsg. von Andreas Urs Sommer. München 2000, ISBN 3-406-46730-X.
  • Die Lehre der Ehrfurcht vor dem Leben, in: Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnungen mit Albert Schweitzer, neues leben, Berlin, 2005
  • Die Ehrfurcht vor dem Leben – Grundtexte aus fünf Jahrzehnten, 6.Auflage, München, Beck 1991
  • Der für Bachs Werke für Violine Solo erforderliche Geigenbogen. In: Bach – Gedenkschrift, Zürich 1950
  • Deutsche und Französische Orgelbaukunst und Orgelkunst, Wiesbaden, Breitkopf und Härtel 1987
  • Geschichte der Paulinischen Forschung von der Reformation bis auf die Gegenwart, Hildesheim, Olms 2004 (Nachdruck der Ausgabe bei Mohr, Tübingen 1911)
  • Die Mystik des Apostels Paulus, Tübingen, Mohr 1981 (Neudruck der 1.Auflage 1930)
  • Geschichte der Leben Jesu Forschung, 9.Auflage, Tübingen, Mohr 1984
  • Das Abendmahl im Zusammenhang der Geschichte Jesu und der Geschichte des Urchristentums, Hildesheim, Olms 1983 (Nachdruck der Ausgabe Tübingen 1901)
  • Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis: eine Skizze des Lebens Jesu, 1983
  • Die Weltanschauung der indischen Denker: Mystik und Ethik, München, Beck 1987
  • Die Religionsphilosophie Kants, Hildesheim, Olms 1990 (zuerst Leipzig, Tübingen 1899)
  • Kultur und Ethik, München, Beck 1990
  • Straßburger Predigten, München, Beck 1986
  • Aus meiner Kindheit und Jugendzeit, München, Beck 1991
  • Das Albert Schweitzer Lesebuch, München, Beck 1995

Sonstige Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Munz: Albert Schweitzer im Gedächtnis der Afrikaner und in meiner Erinnerung, Verlag Paul Haupt, Bern/Stuttgart, 1991
  • Harald Steffahn: Albert Schweitzer. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. 14. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2004 ISBN 3499502631
  • Eberhard Achterberg, Albert Schweitzer. Ein Leben in der Zeitenwende, Helmut Soltsien Verlag, Hameln 1968.
  • André Audoynaud: Le docteur Schweitzer et son hôpital à Lambaréné. L'envers d'un mythe. L'Harmattan, Paris 2005, ISBN 2-7475-9499-8.
  • James Bentley: Albert Schweitzer. Eine Biographie. Düsseldorf, Patmos 1993 ISBN 3491690315
  • Tomaso Carnetto: Albert Schweitzer: Tatsachen. Eine Einführung in Leben und Werk. CD-ROM für Windows und Mac mit Textband, Verlag P12c 2002 ISBN 3933176034
  • Rudolf Gähler: Der Rundbogen für die Violine – ein Phantom?.- ConBrio, Regensburg, 175 S., 1997
  • John Gunther: Afrika von Innen Humanitas Verl., Konstanz – Stuttgart, 880 S., 1957
  • John Gunther: Der alte Mann und seine Schwächen Der Spiegel vom 03. Juli 1957 S. 42
  • Siegwart Horst Günther, Gerald Götting: Was heißt Ehrfurcht vor dem Leben? Begegnungen mit Albert Schweitzer, neues leben, Berlin, 2005
  • Claus Günzler: Albert Schweitzer. Einführung in sein Denken. Beck, München 1996. ISBN 3-4063-9249-0
  • Karl Rolf Seufert: Das Zeichen von Lambarene Loewe Verlag. ISBN 3-7855-2209-6
  • Günter Altner et al. (Hrsg.): Leben inmitten von Leben. S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-7776-1376-2
  • Werner Raupp: in: Quellenlexikon zur deutschen Literaturgeschichte, Bd. 29. 2001, S. 44–105

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu Paulus Vorwort von Werner Kümmel in „Die Mystik des Apostels Paulus“, Mohr Verlag, Tübingen. Allgemein Wolfgang Müller (Hrsg.) „Zwischen Denken und Mystik- Albert Schweitzer und die Theologie heute“, Syndikat Buchgesellschaft 1997.
  2. eine Angabe wie z. B. "V/P 105" bedeutet: V = die Orgel hat 5 Manuale, P = sie hat ein (selbständiges) Pedal, 105 = sie hat 105 Register.
  3. [1]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]