Elztalbahn

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Denzlingen–Elzach
Regio-Shuttle der Breisgau-S-Bahn im Endbahnhof Elzach
Strecke der Elztalbahn
Streckennummer (DB):4311
Kursbuchstrecke (DB):726
Streckenlänge:19,3 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:C2[1]
Minimaler Radius:450 m
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Rheintalbahn von Basel
0,0 Denzlingen
Rheintalbahn nach Mannheim
Elz
3,6 Buchholz (Baden)
5,3 Batzenhäusle
7,1 Waldkirch
Elz
8,5 Kollnau
10,2 Gutach (Breisgau)
Übergang zur Gütermann-Schmalspurbahn
Wilde Gutach
12,0 Bleibach
14,2 Niederwinden
16,4 Oberwinden
19,3 Elzach

Die Elztalbahn ist eine 19,3 Kilometer lange, eingleisige und normalspurige Nebenbahn, die im Bahnhof Denzlingen von der Rheintalbahn OffenburgFreiburg im Breisgau abzweigt und im Elztal aufwärts in den Schwarzwald bis nach Elzach hineinführt.

Geschichte

Eröffnung des Abschnitts Denzlingen–Waldkirch

Weil sich keine privaten Kapitalgeber zur Finanzierung einer Anbindung des Elztales fanden, ergriff die Stadt Waldkirch selbst die Initiative und ließ auf eigene Kosten die 7,1 Kilometer lange Privatbahn von Denzlingen nach Waldkirch bauen. Am 30. März 1872 schuf der badische Staat die gesetzliche Grundlage für den Bau, am 29. August des gleichen Jahres wurde die Konzession erteilt.[2] Den Betrieb, der am 1. Januar 1875 eröffnet wurde, übertrug die Stadt Waldkirch 1887[3] den Großherzoglich Badischen Staatseisenbahnen.

Verlängerung bis Elzach

Zwar entwickelte sich der Verkehr – vor allem die Personenbeförderung – zufriedenstellend, jedoch war die finanzielle Belastung für die Stadt Waldkirch auf Dauer zu hoch. So nahm sie das Angebot des Staates dankbar an, die Bahn zum 1. April 1886 käuflich zu erwerben. Am 20. August 1901 wurde die Strecke um 12,2 Kilometer bis nach Elzach verlängert.[3] Am Bahnhof Gutach bestand Verbindung zu einer elektrifizierten Schmalspurbahn mit 750 Millimeter Spurweite zur Nähseidenfabrik Gütermann. Verschiedene Varianten einer Verlängerung über Oberprechtal nach Hausach wurden oft – zuletzt in den 1950er Jahren – geplant, aber nie realisiert.[4]

Pilotstrecke der Breisgau-S-Bahn

Im Jahr 1997 wurde die Elztalbahn vom Zweckverband Regionalverkehr Breisgau (ZRF) zusammen mit der Bahnstrecke Freiburg–Breisach als Pilotstrecke für das integrierte Regionalverkehrskonzept „Breisgau-S-Bahn 2005“ ausgewählt.[5] In den folgenden Jahren wurde das Angebot im Personenverkehr ausgebaut und die Bahnanlagen umfassend saniert und erneuert. Als erster Schritt wurde im Jahr 1997 die Betriebsruhe an Sonntagen aufgehoben. Zwei Jahre später erfolgte die Einführung eines Integralen Taktfahrplanes mit Stundentakt bis Elzach, mit zusätzlichen Zügen zwischen Freiburg und Waldkirch. Im Dezember 2001 waren die geplanten Angebotsverbesserungen mit werktäglichem Halbstundentakt bis Waldkirch, Stundentakt bis Elzach auch in den Abendstunden sowie Stundentakt bis Elzach auch an Sonn- und Feiertagen umgesetzt.

Von Mai bis Juni 2009 wurden die Gleise zwischen Waldkirch und Elzach erneuert. Die ursprünglichen trogförmigen Stahlschwellen wurden dabei durch Y-Stahlschwellen ersetzt. Der Oberbau lässt eine Achslast von 22,4 Tonnen zu, die Liegezeit soll 70 bis 80 Jahre betragen.[6]

Bahnhöfe und Haltepunkte

Bahnhof Denzlingen
Bahnhof Waldkirch
Stationsgebäude des Bahnhofs Kollnau
Bahnhof Elzach

Denzlingen

Der Bahnhof Denzlingen ist der Ausgangspunkt der Elztalbahn, wobei die meisten Züge bereits ab Freiburg (Breisgau) Hbf verkehren. Hier bestehen Anschlüsse an die Regionalzüge Richtung Basel Badischer Bahnhof und Offenburg. Auf Gleis 1, dem Hausbahnsteig, halten die Züge nach Offenburg, auf Gleis 2 die Züge nach Basel und die BSB-Züge nach Freiburg. Das am Mittelbahnsteig zu Gleis 2 liegende Gleis 3 dient lediglich als Ausweichgleis. Auf dem von Gleis 1 abzweigenden Gleis 5 halten die BSB-Züge Richtung Waldkirch/Elzach. Die Gleise 6 für den Güterverkehr sind heute noch sichtbar und werden von der Deutschen Bahn als Abstellgleise für Bauzüge verwendet.[7] Die Gemeinde Denzlingen plant, diese Gleise zurückzubauen und die Fläche für ein P+R-Parkhaus zu verwenden.[8]

Waldkirch

Der Bahnhof Waldkirch war bis 1901 Endpunkt der Elztalbahn und blieb bis heute die wichtigste Unterwegsstation. Für den Güterverkehr bestanden umfangreiche Gleisanlagen sowie eine Gleiswaage (35 Tonnen), eine Kopf- und Seitenrampe und ein Überladekran.[9] Am Standort des Güterbahnhofs wurde mit der Einführung des S-Bahn-Betriebes eine Abstellanlage für die Triebwagen errichtet. In Waldkirch sind Zugkreuzungen möglich; im Empfangsgebäude ist ein mechanisches Stellwerk der Einheitsbauart untergebracht,[10] das als letztes seiner Art in Baden mit vereinfachten Lichtsignalen ausgestattet ist.

Waldkirch ist ein Bahnhof der Kategorie 6 und Verknüpfungspunkt zu mehreren Buslinien in der Region, die nach Emmendingen, Elzach, Freiburg, Siensbach, Furtwangen und zum Kandel führen.[11]

Kollnau

Die Haltestelle Kollnau ging mit der Verlängerung der Elztalbahn 1901 in Betrieb. Die frühere Stationseinrichtung – bestehend aus einem zweistöckigen Stationsgebäude mit seitlichen Anbauten (Wartehalle und Güterschuppen) – ist heute im Privatbesitz. Ferner gab es ein Nebengebäude und ein Ladegleis sowie ein Anschlussgleis zur nahe gelegenen Kollnauer Baumwollspinnerei und -weberei. Seit dem Rückbau der Güterverkehrsanlagen und des Anschlussgleises ist Kollnau ein Haltepunkt und dementsprechend in die Stationsklasse 6 eingeordnet. An der Bushaltestelle Kollnau Bahnhof halten Busse der Südbadenbus nach Freiburg, Elzach, Siegelau, Furtwangen und Waldkirch.

Elzach

Mit der Verlängerung der Strecke im Jahr 1901 wurde in Elzach ein neuer Endbahnhof gebaut. Für den Betriebsmaschinendienst wurde ein zweiständiger Lokschuppen und ein freistehender Wasserturm errichtet, für den Güterverkehr standen ein freistehender Güterschuppen, eine Kopf- und Seitenrampe, eine Gleiswaage (35 Tonnen) und ein Überladekran zur Verfügung. Von den Hochbauten ist nur noch das Empfangsgebäude vorhanden.

Betrieb

Heute befindet sich die Strecke im Eigentum der DB Netz AG. Seit dem 15. Dezember 2002 wurden die Leistungen im Schienenpersonennahverkehr von der Breisgau-S-Bahn GmbH erbracht, welche im Dezember 2017 auf ihre Muttergesellschaft Südwestdeutsche Verkehrs-AG (SWEG) verschmolzen wurde. Die aus Regio-Shuttle-Triebwagen gebildeten Züge fahren durchgehend von Freiburg im Breisgau bis Elzach im Stundentakt mit Zugkreuzung in Waldkirch zur üblichen Symmetrieminute, das heißt kurz vor der halben Stunde. Ergänzend verkehren werktags zusätzliche Züge nach Waldkirch, so dass sich zwischen Freiburg und Waldkirch ein Halbstundentakt, in Gegenrichtung jedoch nur ein alternierender Takt mit einem 39/21-Minuten-Intervall ergibt.

Zuggattung Strecke
SWEG Freiburg im Breisgau – Gundelfingen – Denzlingen – Buchholz – Waldkirch – Kollnau – Elzach
SWEG Freiburg im Breisgau – Gundelfingen – Denzlingen – Buchholz – Waldkirch

Fahrzeuge

Die Deutsche Bundesbahn und die DB Regio setzten bis 2002 Lokomotiven der DB-Baureihe 218 ein, zuvor kamen Lokomotiven der DB-Baureihe 212 mit n-Wagen samt Steuerwagen zum Einsatz. Zuvor war ab circa 1960 die Baureihe V 10010 (211) mit Umbau-Dreiachsern im Einsatz, die wiederum die badischen VIc (Baureihe 75.4) Tenderloks abgelöst hatten. Seit Dezember 2002 setzt die Breisgau-S-Bahn Regio-Shuttle-Triebwagen ein. Wegen des Fahrzeugmangels kommen auch Triebwagen aus anderen Netzen der SWEG zum Einsatz.

Planungen

In der Kooperationsvereinbarung zwischen RVG und Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) vom 11. März 2009 ist auch ein weiterer Ausbau der Elztalbahn vorgesehen. Geplant war eine Elektrifizierung der Strecke, der Bau eines Kreuzungsgleises in Gutach und die Modernisierung der Signaltechnik durch Bau eines elektronischen Stellwerkes in Waldkirch bis zum Jahr 2018.[12] Doch der Ausbau samt der Elektrifizierung der künftigen Linie S 2 steht erst 2020 auf dem Plan. Nach dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 sind die alten Dieseltriebwagen, bis März 2020 gefahren. Dann wird auf der Strecke im Elztal gebaut und die Züge pendeln nur noch zwischen Freiburg und Denzlingen, von dort gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen nach Elzach, bis Mitte Dezember 2020.[13]

Elektrifizierung und Kreuzungsbahnhof sind im Elztal umstritten; es gibt Bürgerinitiativen dagegen[14] und dafür[15].

Unfälle

Das einzige größere Unglück auf der Strecke geschah am 2. März 1906, als zwischen Ober- und Niederwinden der durch Hochwasser unterspülte Bahndamm abrutschte und ein Personenzug in die Elz stürzte.[4]

Während sich auf dem Abschnitt bis Waldkirch mehrere Bahnübergänge befinden, ist der Abschnitt bis Elzach kreuzungsfrei. Nach einem Beinahe-Unfall an einem beschrankten Bahnübergang bei Batzenhäusle darf dieser von Schienenfahrzeugen nur noch mit 20 km/h befahren werden.

Während eines Unwetters am 22. Juni 2011 fiel ein Baum auf die Gleise zwischen Denzlingen und Buchholz. Der Triebfahrzeugführer hat den umfallenden Baum noch rechtzeitig bemerkt und den Zug gebremst, aber der Zug rollte noch ein Stück weiter und über den Baum. Der vordere Triebwagen wurde beschädigt und eine Person leicht verletzt.

Am 12. März 2019 kollidierte auf einem unbeschrankten Bahnübergang in Waldkirch-Buchholz ein in Richtung Freiburg fahrender Zug mit einem Kleintransporter. Dessen Fahrer wurde aus seinem Fahrzeug geschleudert und verstarb an der Unfallstelle.[16]

Commons: Elztalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 15. Dezember 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stredax.dbnetze.com
  2. Deutsche Reichsbahn: Die Deutschen Eisenbahnen in ihrer Entwicklung 1835 – 1935. Berlin 1935, S. 109
  3. a b Gerhard Greß: Verkehrsknoten Freiburg und seine Umgebung in den fünfziger und sechziger Jahren. EK-Verlag, Freiburg 1997, ISBN 3-88255-263-8, S. 66
  4. a b 140 Jahre Eisenbahn in Freiburg – Nebenstrecken. Freiburg 1985
  5. Ausbau der Pilotstrecke „Elztalbahn“ der Breisgau-S-Bahn 2005 geht in die letzte Runde. (PDF-Datei; 108 kB) Presseerklärung des ZRF vom 2. Dezember 2005
  6. Millionenprojekt: Die Gleise der Elztalbahn werden komplett erneuert. In: Badische Zeitung. 3. Juni 2009, abgerufen am 16. Januar 2011
  7. Eigene Beobachtung
  8. Feilschen ums Bahngelände In: Badische Zeitung 26. Juni 2014, abgerufen am 15. September 2016
  9. Stationsverzeichnis der Eisenbahnen Europas. Barthol & Co, Berlin 1939
  10. Liste Deutscher Stellwerke: W. auf: www.stellwerke.de, abgerufen am 15. Januar 2010
  11. EFA-BW Fahrplanauskunft, Aushangfahrplan Waldkirch. abgerufen am 15. Januar 2011
  12. Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg, Drucksache ZRF-bA/VV 2009.010. Abgerufen am 24. Februar 2020.
  13. Schienenersatzverkehr zwischen Denzlingen und Elzach ab 1. März. Badische Zeitung, 1. März 2020, abgerufen am 7. März 2020.
  14. Elztalbahn Bürgerinitiative
  15. Bürgerbündnis Elztalbahn JETZT
  16. BZ-Redaktion: Mann bei Zusammenstoß seines Fahrzeugs mit der Breisgau-S-Bahn gestorben. Badische Zeitung, 12. März 2019, abgerufen am 13. März 2019.