Fest der Freude
Das Fest der Freude findet alljährlich anlässlich des Jubiläums der Befreiung Österreichs vom NS-Regime am 8. Mai am Wiener Heldenplatz statt. Bevölkerung, Zeitzeugen und die Spitzen des Staates feiern mit einem Festkonzert der Wiener Symphoniker die Wiedererrichtung der Republik Österreich. Das Fest der Freude wird seit dem Jahr 2013 vom Mauthausen Komitee Österreich veranstaltet, von rund 15.000 Leuten besucht und wurde 2015 erstmals live im Fernsehen (ORF III) übertragen.
Anlass, Ausrichtung und Interpreten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht erfolgte am 7. Mai 1945 und trat am 8. Mai um 23:01 Uhr MEZ in Kraft. Damit war auch die Republik Österreich befreit und in den Grenzen von 1918 wiederhergestellt. Obwohl die sowjetischen Truppen die Schlacht um Wien bereits am 13. April 1945 gewonnen hatten und obwohl die österreichische Unabhängigkeit am 27. April deklariert und eine neue österreichische Staatsregierung am 29. April 1945 etabliert wurde, stellt der 8. Mai den endgültigen Tag der Befreiung Österreichs vom NS-Regime dar.
Seit 2013 veranstaltet daher die Bundesregierung anlässlich des Jahrestages der endgültigen Niederlage des Nationalsozialismus ein Festkonzert der Wiener Symphoniker als „Bekenntnis zu Demokratie und Freiheit in Österreich“ am Heldenplatz.[1][2] Diese Feierlichkeit erfreute sich der spontanen Zustimmung der Bevölkerung. 2013 erschienen rund 10.000 Besucher, im Jahr 2014 wurde das Fest der Freude von 12.000 Zuhörern besucht.[3] 2015 waren es rund 15.000.
Zentraler Bestandteil des Festes der Freude ist die Rede eines Zeitzeugen, einer Zeitzeugin. 2013 war dies Käthe Sasso, eine Überlebende des KZ Ravensbrück und eines Todesmarsches. 2014 sprach Aba Szulim Lewit, ein Überlebender der Konzentrationslager Płaszów und Mauthausen.[4] 2015 wurde Helga Emperger eingeladen, die als 16-Jährige vom NS-Regime verhaftet wurde und deren Mutter von den Nationalsozialisten durch das Fallbeil hingerichtet wurde. 2016 sprach Daniel Chanoch, der aus einer Familie in Litauen stammt und als Kind fünf Konzentrationslager überlebte. Seine Eltern und seine Schwester wurden von den Nationalsozialisten ermordet.[5]
Die Wahl der Künstler für das Festkonzert berücksichtigt u. a. sowohl die Alliierten, als auch die Opfernationen des Nationalsozialismus. Dirigent der ersten beiden Feste war der Franzose Bertrand de Billy. 2013 sang die russische Koloratursopranistin Julia Novikova, 2014 sangen die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva und der polnische Tenor Piotr Beczała, 2015 der ungarische Bass Gábor Bretz.[6] 2016 dirigierte Christoph von Dohnányi Arnold Schönbergs Ein Überlebender aus Warschau (Sprecher: Thomas Hampson), der Männerchor des Wiener Singvereins stimmte das Schma Jisrael an.
Programm und Mitwirkende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 2020 und 2021 fand die Veranstaltung aufgrund der Corona-Pandemie online statt.
Begleitende Veranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Neben dem Österreichischen Nationalfeiertag, dem Tag, an dem der Wiederkehr des 26. Oktobers 1955 gefeiert wird, an dem die immerwährende Neutralität vom Nationalrat beschlossen wurde, entwickelt sich der Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus zunehmend zu einem Kristallisationspunkt österreichischer Identität. Neben dem Fest der Freude, dessen Organisation offiziell dem Mauthausen Komitee übertragen wurde, veranstaltet die Österreichische Bundesregierung nunmehr drei weitere Veranstaltungen.
Mahnwache des Bundesheeres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 2013 findet alljährlich am 8. Mai von 7 bis 18 Uhr eine Mahnwache des österreichischen Bundesheeres vor dem Äußeren Burgtor statt. Diese Mahnwache ist ausdrücklich den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet und wird traditionell mit einem Besuch des Verteidigungsministers eingeleitet. Die durchgehende Präsenz von Bundesheer und Fest der Freude während des ganzen Tages verhindert nunmehr das Totengedenken des Wiener Korporationsringes am 8. Mai, welches ab den 1990er Jahren für heftige Kontroversen und zu Gegendemonstrationen geführt hatte.[7]
Feierstunde im Bundeskanzleramt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ebenfalls schon Tradition hat die Feierstunde am 8. Mai im Bundeskanzleramt, bei welcher ebenfalls ein Zeitzeuge spricht. im Jahr 2015 war dies der 102-jährige KZ-Überlebende Marko Feingold. Bundeskanzler Werner Faymann räumte bei diesem Anlass ein, dass die Auseinandersetzung mit der Geschichte zum Teil nur zögerlich erfolgt sei. Für eine „umfassende Aufarbeitung ist aber nie zu spät“, betonte er. Auch Vizekanzler Reinhold Mitterlehner unterstrich die Bedeutung authentischer Informationen von Zeitzeugen. „Je länger man die Aufarbeitung nicht wahrnehme, umso mehr verblassten die Erinnerungen und würden schmerzhafte Teile weggelassen.“[8] Beim Festakt 2016 sprach der Theresienstadt-Überlebende Rudolf Gelbard.
Projektionen auf dem Bundeskanzleramt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals im Jahr 2015 wurden nach dem Konzert und während der folgenden Nacht Zitate aus dem Mauthausen-Schwur auf die Fassade des Bundeskanzleramtes projiziert. Rund ein Drittel der Besucher verlassen den Heldenplatz über den Ballhausplatz und viele verharrten vor den Projektionen:
„Im Gedenken an das vergossene Blut aller Völker, im Gedenken an die Millionen, durch den Nazifaschismus ermordeten Brüder geloben wir, daß wir diesen Weg nie verlassen werden. Auf den sicheren Grundlagen internationaler Gemeinschaft wollen wir das schönste Denkmal, das wir den gefallenen Soldaten der Freiheit setzen können, errichten: DIE WELT DES FREIEN MENSCHEN.“
Zitate
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Wir waren nicht mehr Nummern oder Juden, sondern wir waren wieder Menschen geworden.“
„Wir feiern das Ende des Schreckens des Nationalsozialismus.“
„Wir verneigen uns heute vor all jenen, die Österreich befreit haben, und vor allen Österreichern, die vom Nationalsozialismus verfolgt wurden.“
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2013
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Sonnenuntergang
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Werner Faymann spricht
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Bertrand de Billy dirigiert die Wiener Symphoniker
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Katharina Stemberger moderiert
2014
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Willi Mernyi spricht
2015
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Bundeskanzler Werner Faymann spricht
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Philippe Jordan dirigiert Beethovens Neunte
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Beethovens Ode an die Freude 2015
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Beethoven, 9. Sinfonie, Soli
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Gábor Bretz, Bass, Fest der Freude, 2015
2016
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Zeitzeuge Daniel Chanoch mit seiner Enkelin
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Dirigent Christoph von Dohnányi
2019
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Bühne
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Videobotschaft von Frans Timmermans
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Videobotschaft von Oskar Deutsch
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen
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KZ-Überlebender Shaul Spielmann
2022
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Bühne
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Bundespräsident Alexander Van der Bellen
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Informationstafel Zeitzeugen
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Zeitzeugin Erika Freeman
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Wiener Symphoniker
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fest der Freude, offizielle Website
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Peter Mayr: Symphoniker gegen „Totengedenken“ der Burschenschafter, In: Der Standard, 9. April 2013.
- ↑ Wiener Zeitung: Fest der Freude: Beethoven statt Burschenschafter am 8. Mai., 9. Mai 2013.
- ↑ 12.000 beim „Fest der Freude“ auf dem Wiener Heldenplatz ( des vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Der Standard, 8. Mai 2014, 22:16 Uhr.
- ↑ Israelitische Kultusgemeinde Wien: Jüdische Zukunft bilden: Gedenkveranstaltung am JBBZ ( des vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 9. Mai 2015.
- ↑ Ursula Raberger: Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust: Im Gespräch mit Dani Chanoch, Neuwal, 27. Januar 2014, abgerufen am 9. Mai 2016.
- ↑ Fest der Freude – Trailer auf Youtube.
- ↑ Die Presse: 8. Mai: Burschenschafter 'erfreut' über Heeres-Mahnwache, 6. Mai 2013. Darin betont Klug: „Wo in den vergangenen Jahren die Burschenschafter aufmarschiert sind, werden diesmal Soldaten zum Gedenken an die Opfer des Faschismus Wache halten. [...] Für einschlägige Gruppen darf es keinen Platz geben, schon gar nicht auf dem Heldenplatz.“
- ↑ ORF: Mahnende Worte beim „Fest der Freude“, 8. Mai 2015.