Geschwenda

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Wappen Deutschlandkarte
Geschwenda
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Geschwenda hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 44′ N, 10° 50′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 16070021Koordinaten: 50° 44′ N, 10° 50′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Ilm-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Oberes Geratal
Höhe: 478 m ü. NHN
Fläche: 5,88 km2
Einwohner: Ungültiger Metadaten−Schlüssel 16070021 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „span“ Einwohner je km2
Postleitzahl: 98716
Vorwahl: 036205
Kfz-Kennzeichen: IK, ARN, IL
Gemeindeschlüssel: 16 0 70 021
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Neue Sorge 1
98716 Geschwenda
Website: www.geschwenda.de
Bürgermeister: Berg Heyer (FWG GS)
Lage der Gemeinde Geschwenda im Ilm-Kreis
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Karte
Dorfkirche
Gemeindehaus

Geschwenda ist eine Gemeinde im Ilm-Kreis in Thüringen.

Geografie

Geschwenda liegt am Nordhang des Thüringer Waldes in etwa 470 m Höhe. Der Ort wird vom Wirrbach, einem Nebenfluss der Zahmen Gera durchflossen. Westlich von Geschwenda liegt die Alte Burg, ein 635 Meter hoher Berg, nach dem ein 874 m langer Tunnel der A 71 benannt ist. Südlich liegt der unbewaldete, 496 m hohe Geschwendaer Berg. Nördlich befindet sich der ebenfalls unbewaldete, 524 m hohe Kammberg.

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Liebenstein, Angelroda, Geraberg, Gräfenroda

Geschichte

Auf dem Dörrberg südwestlich von Geschwenda befand sich mit der Alteburg (auch Raubschloss genannt) ein Stützpunkt zur Kontrolle und Sicherung der Handelsstraße zwischen Geraberg und dem Thüringer Wald über den Pass Schmücke. Die Burg stammte aus dem 12. Jahrhundert. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Gebäude und Mauern weitestgehend abgetragen.[2]

Der Ort wurde 1302 erstmals urkundlich in der Schreibweise Gyswende erwähnt. Geschwenda gehörte einst den Freiherren von Bellmont und nach deren Aussterben von 1829 bis 1920 zum Schwarzburg-Sondershäuser Amt Arnstadt in der Oberherrschaft. Der Ort war eine schwarzburgische Exklave, da er vom übrigen schwarzburgischen Gebiet getrennt lag.

Geschwenda war 1665–1677 von Hexenverfolgung betroffen. In neun Hexenprozessen wurden sieben Frauen verbrannt.[3]

Geschwenda war 1887 mit 1259 Einwohnern das größte Dorf in der Schwarzburg-Sondershäuser Oberherrschaft. Von 1920 an gehörte es bis 1952 zum Landkreis Arnstadt, zwischen 1952 und 1994 zum Kreis Ilmenau und seit 1994 zum Ilm-Kreis. Geschwenda hat sich der Verwaltungsgemeinschaft Oberes Geratal mit Sitz in Gräfenroda angeschlossen.

Politik

Gemeinderat

Der Rat der Gemeinde Geschwenda besteht aus 15 Ratsfrauen und Ratsherren.

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)

Bürgermeister

Bei der kommunalen Bürgermeister-Wahl am 6. Juni 2016, setzte sich Berg Heyer mit 57,1 % durch.

Partnerschaften

Seit dem 3. November 1990 besteht ein Partnerschaftsvertrag mit der Gemeinde Diemelsee in Hessen. Weitere Partnerschaften bestehen seit dem 14. Oktober 2006 mit der südfranzösischen Gemeinde Belgentier und seit dem 11. November 2010 mit der südenglischen Gemeinde Ringmer.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

  • Geschwenda besitzt einen historischen Ortskern mit für die Thüringerwaldregion typischen schieferverkleideten Häusern.
  • Im Ortszentrum dominiert die große, im Stil des späten Barock ab 1741 durch Gottfried Heinrich Krohne erbaute und gut erhaltene Nikolaikirche sowie das über 300 Jahre alte Pfarrhaus. Im Kircheninnenraum ist besonders der Taufstein von 1618 mit Messingschale sehenswert. Er stammt noch aus dem Vorgängerbau, der mehrfach erweitert worden war und erst 1655 einen neuen Kirchturm erhalten hatte. Die Kirche war wegen Baufälligkeit eingestürzt. Nachdem bereits 1742 das Richtfest der neuen Kirche gefeiert war, wurde der Baufortschritt durch den Einsturz des Ostkirchturms im Mai 1743 verhindert. Erst drei Jahre später war der neue Kirchturm fertiggestellt, 1747 der gesamte Kirchenbau. Das Kircheninnere besticht durch einen prachtvollen Kanzelaltar und einen reich verzierten Orgelprospekt von Johann Michael Gutjahr aus Seebergen von 1744 bis 1748. Die Knauf-Orgel stammt aus dem Jahre 1882, Knauf verwendete beim Bau die alten Register. Der Johann Sebastian Bach nahestehende Komponist Johann Peter Kellner entwickelte für die Orgel die Disposition, Vater und Sohn Wunderlich, Arnstädter Hofmaler, haben Deckengemälde des Kirchenschiffs und der Patronatsloge gestaltet. 1979/80 wurde das Äußere der Kirche instand gesetzt, 1985 das Innere und 1993 die historische Orgel.

Schulgeschichte

Im Jahr 1743 schlug der neu erbaute Kirchturm auf die daneben stehende Schule auf und zerstörte das Schulgebäude. 1886 wurde ein neues Schulgebäude gegenüber der Kirche erbaut, in dem sich heute das Ärztehaus befindet. Bereits 1904 wurde wiederum eine neue Schule errichtet, diese erhielt in der Inflationszeit zu Beginn der 1920er-Jahre einen weiteren, vier Räume umfassenden Seitenflügel. Der Mangel an Klassenräumen wurde 1985 durch den Erweiterungsbau des Schulgebäudes mit weiteren sechs Unterrichtsräumen und dem Sanitärbereich behoben.

Im Rahmen einer Aktion des EU-Programms „SOKRATES“ bestehen Partnerschaften zwischen der heutigen Staatlichen Grundschule Geschwenda und Schulen in Belgien, Dänemark, Nordirland und England.

Wirtschaft und Verkehr

Geschwenda ist eine wirtschaftlich starke Gemeinde, die mit den Firmen KHW Kunststoff- und Holzverarbeitungswerk GmbH, der Stahl- und Förderanlagenbau GmbH, dem börsennotierten Unternehmen Geratherm, der Umweltsenortechnik GmbH und zahlreichen weiteren Firmen mehrere überregional tätige Firmen besitzt. Südlich des Ortes, direkt an der A71 liegt das Gewerbegebiet Geschwendas, in dem sich viele mittelständische Unternehmen angesiedelt haben.

Seit 2004 besitzt Geschwenda eine Ortsumgehung, auf der die B 88 IlmenauGotha verläuft. Dort befindet sich auch die 235 Meter lange, 40 Meter hohe Wirrbachtalbrücke. Ungefähr zwei Kilometer südlich liegt die A 71-Abfahrt Gräfenroda. Des Weiteren existiert noch eine Straße nach Angelroda. Einen Bahnanschluss hatte Geschwenda nie, der Haltepunkt Dörrberg an der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen liegt jedoch nur etwa 1,5 km westlich des Ortes.

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Sonstiges

Wegen der ärmlichen Bodenerträge der Landwirtschaft wurde einst von Bauern aus den Nachbargemeinden der Spottvers: „In Geschwende hat das Brot ein Ende“ erdacht und in Umlauf gebracht. Mit der stürmischen Industrialisierung der letzten Jahre haben sich die Verhältnisse ins Gegenteil gewandelt.[4]

Literatur

  • Archäologie und Historie von Geschwenda im Schwarzburgischen. Festschrift zur 700 Jahrfeier der Ersterwähnung. Thüringer Chronik-Verlag, H.E. Müllerott, Arnstadt 2002, S. 68.

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 205/206.
  3. Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum, Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Band 2, Hamburg 2003, S. 255.
  4. Hartmut Ellrich (et al.): Zwischen Hörsel und Wilder Gera. Wartburg-Verlag, Weimar 2005, ISBN 3-86160-167-2, S. 42.

Weblinks

Commons: Geschwenda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien