Hospital zum Heiligen Geist (Bützow)

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Hospital zum Heiligen Geist
Hospital zum Heiligen Geist
Daten
Ort Bützow
Baumeister Adolph Prahst
Baustil Historismus, Backstein
Baujahr 1878–1879
Koordinaten 53° 51′ 0,2″ N, 11° 59′ 12″ OKoordinaten: 53° 51′ 0,2″ N, 11° 59′ 12″ O
Besonderheiten
Bützower Baudenkmal Nr. 0191

Das Hospital zum Heiligen Geist, in Bützow im Landkreis Rostock in Mecklenburg, ursprünglich als landesfürstliche Stiftung mit Armen- und Siechenhaus im Kloster Bethlehem (Bützow) gegründet, ist mit den „Schloßpräbenden“ die älteste Soziale Einrichtung der Stadt Bützow. Die im Jahre 1566 gegründete Hospitalstiftung erhielt im Jahr 1878 einen Neubau am Pferdemarkt 5 im Stil des Historismus und steht heute unter Denkmalschutz.[1]

Die Hospitalstiftung

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Nach der Reformation wurde das Kloster Bethlehem[2] von der Herzogin Elisabeth, geborene königliche Prinzessin von Dänemark und Gemahlin des Administrators des Bistum Schwerin Herzog Ulrich[3], außerhalb des Rostocker Tores in ein fürstliches Armenhaus und Hospital umgewandelt. Der Herzog dotierte dem Armenhaus 50 Morgen Ackerland, drei Wiesen und ein Kapital von 5393 Goldgulden aus dem Besitzstand des aufgelösten Klosters. Zusätzlich wurden die Bauerndienste aus Passin und Baumgarten dem Armenhaus zugewiesen. Die Dotationsurkunde stammt vom 15. März 1571.[1][4][5][6][7]

Die Schloßpräbende zu Bützow

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Die Schloßpräbende war eine selbstständige milde Stiftung, die im 14. Jahrhundert von den Bischöfen des Bistums Schwerin in ihrer Residenz Bützow gegründet wurde. Sie diente dazu, zwölf bedürftigen Menschen eine tägliche Mahlzeit im Schloss zu ermöglichen. Ursprünglich war vorgesehen, dass die Empfänger der Präbende als Gegenleistung den Schlossplatz kehrten. Später wurde jedoch auf diese Pflicht verzichtet und die Armen konnten weiterhin ohne diese Aufgabe ihre Mahlzeiten einnehmen. Schon im 15. Jahrhundert mussten die Bischöfe in ihrer Wahlkapitulation versprechen, die Stiftung beizubehalten. Ab 1639 wurden anstelle von täglicher Speisung Naturalien und Geldleistungen an die Bedürftigen verteilt. Drei dieser Präbendenstellen waren immer mit drei Freistellen im Hospital verbunden.[1][6][8]

Hospitalgebäude

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16. und 17. Jahrhundert

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Kloster Bethlehem vor Bützow (Vicke Schorler Rolle 1586)

18. Jahrhundert

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Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde in der Stadt ein Hospitalgebäude mit 24 Betten errichtet, gelegen auf einem Grundstück am Schnittpunkt zwischen dem Pferdemarkt und der 2. Wallstraße. Die Leitung des Domaniums übernahm ein Provisor, der unter der Aufsicht des Dominialamtes Bützow-Rühn stand. Die Vergabe der Stellen erfolgte nach einem festgelegten System, bei dem die Präbenden käuflich erworben und in einer Liste verzeichnet wurden. Nach dem Tod eines Inhabers wurde die vakante Position an den nächsten auf der Liste vergeben.[5][6] Der letzte Kirchen- und Hospitalprovisor war W.F. Block, ein Ratsmitglied aus Bützow.[9]

19. Jahrhundert

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Die Hospitalstiftung und die Verwaltung der Schloßpräbenden erfuhren im Jahr 1852 eine umfassende Reorganisation unter der Leitung des Bützower Kriminalrats Friedrich von Wick (1802 – 1875) und erhielt am 24. Mai die Bestätigung des Großherzogs Friedrich Franz II. Der grundlegende Zweck blieb unverändert, jedoch wurde die Praxis des Einkaufens eingestellt. Fortan unterstand die Anstalt der Evangelisch-Lutherischen Kirche und wurde von einem Vorstand geleitet, der aus den beiden Predigern der Stiftskirche sowie fünf weiteren Haushaltsvorständen bestand, die von der Oberbishöflichen Verwaltung ernannt wurden. Dieser Vorstand unterstand dem Superintendenten und dem Oberkirchenrat, die auch für die Prüfung der Rechnungen zuständig waren.

Im Jahr 1864 stellte sich heraus, dass das alte Gebäude baufällig war und abgebrochen werden musste. Die Präbendaten mussten in der Stadt untergebracht werden und erhielten dafür Mietentschädigungen. Die anderen finanziellen Vergütungen blieben bestehen. Da die Mittel des Hospitals für den Neubau jedoch nicht ausreichten, wurde der Bau verschoben und sämtliche möglichen Ersparnisse wurden zurückgelegt.

In den Jahren 1878–1879 wurde das heutige Hospitalgebäude unter der Schirmherrschaft des Großherzogs errichtet. Der backsteinerne Neubau im historistischen Stil, entworfen von Oberlandbaumeister Adolph Prahst[5][6], präsentiert sich als eleganter, Eck gestellter, zweigeschossiger Baukörper unter einem Satteldach, mit einem erhabenen Treppenturm und einem Kapellenturm. Rundbogenfenster verleihen dem Gebäude an allen Seiten einen harmonischen Charakter. Im Zentrum des von Risaliten umrahmten Treppenturms befindet sich ein zweiflügeliges Eingangsportal mit Rundbogen. Darüber thronen ein Rundbogenfenster und eine eindrucksvolle Inschrifttafel, die von einem sechseckigen, schiefergedeckten Spitzdach und einer Helmspitze mit einer kunstvollen Wetterfahne gekrönt wird. Der Kapellenturm, ausgestattet mit einer rundbogigen Portaltür, wird durch ein Medaillon aus Terrakotta geschmückt, das den Kopf Christi darstellt, und ergänzte somit das eindrucksvolle Gesamtbild.[1]

Die Stiftung setzt sich heute dafür ein, älteren, selbständigen Menschen einen Platz in einer christlichen Gemeinschaft zu bieten. Das Stiftungsvermögen wird verwendet, um die Betreuung und Pflege von Menschen im fortgeschrittenen Alter sowie von Personen, die Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind, zu sichern und das Hospitalgebäude zu erhalten. Sie ist als kirchliche Stiftung privaten Rechts organisiert und unterliegt der Aufsicht des Landeskirchenamtes der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Diese diakonische Einrichtung erfüllt nach wie vor ihren ursprünglichen Zweck und nimmt die in den Statuten festgeschriebene kirchlich-diakonische Aufgabe wahr.[1][10]

Zu Beginn der 2000er Jahre wurde das historische Hospitalgebäude einer gründlichen Sanierung unterzogen. Am 5. Mai 2015 zerstörte ein Tornado die Helmspitze des Treppenturms, die anschließend im Jahr 2016 repariert wurde.[1] Die ursprünglich für Gottesdienste genutzte Kapelle wurde in den 2020er Jahren restauriert und dient heute als Radler-Pilgerrastplatz unter dem Namen „Haltepunkt Hospital“.[11]

Commons: Hospital zum Heiligen Geist – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Ernst Millies: Die kirchlichen milden Stiftungen in Mecklenburg-Schwerin. Herberger, Schwerin 1900.
  • Karl Schmaltz: Kirchengeschichte Mecklenburgs-Mittelalter. Band 1. Friedrich Bahn, Schwerin 1935.
  • Rainer Rausch: Die evangelische Stiftungslandschaft in Mecklenburg. In: Ansgar Hense und Martin Schulte (Hrsg.): Staatskirchenrechtliche Abhandlungen- Kirchliches Stiftungswesen und Stiftungsrecht im Wandel. Band 47. Duncker & Humblot GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-13049-8.
  • Fritz Hossmann: In der Kugel liegt ein Schatz. In: Bützower Geschichte aus dem Schuhkarton. Band 3. Bützow 2019.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bützow: Akten des Hospital zum Heiligen Geist. In: Historisches Archiv der Kirchengemeinde Bützow.
  2. Oscar Gehrig: Vicke Schorler -"Warhaftige Abcontrafactur der hochloblichen und weitberumten alten See- und Hensestadt Rostock, Heubtstadt im Lande zu Mecklenburg 1578 - 1586". Carl Hinstorff Verlag, Rostock 1939.
  3. Grete Grewolls: Wer war wer in Mecklenburg und Vorpommern. Das Personenlexikon S. 2457. Hinstorff Verlag, Rostock 2011.
  4. Armenhaus Bützow 1579–1655, Signatur 32.6.00. In: Landeskirchliches Archiv Nordkirche (Hrsg.): Landeskirchliches Archiv der Nordkirche, Archivportal der Nordkirche, Selbstständige Dienste und Werke im Bereich der Landeskirche, Diakonie.
  5. a b c Hospitalvorstand 1878: Das Hospital oder Armenhaus. In: Zeitdokumente aus der Turmspitze des Hospitals. Bützow 14. September 1878.
  6. a b c d Ernst Millies: Die kirchlichen milden Stiftungen in Mecklenburg-Schwerin. Herberger, Schwerin 1900, S. 16–18.
  7. Karl Schmaltz: Kirchengeschichte Mecklenburgs-Mittelalter. Band 1. Friedrich Bahn, Schwerin 1935, S. 294.
  8. Rainer Rausch: Die evangelische Stiftungslandschaft in Mecklenburg. In: Ansgar Hense und Martin Schulte (Hrsg.): Staatskirchenrechtliche Abhandlungen- Kirchliches Stiftungswesen und Stiftungsrecht im Wandel. Band 47. Duncker & Humblot GmbH, Berlin 2009, ISBN 978-3-428-13049-8.
  9. Friedrich Wilhelm Bärensprung: Oeconomus, auch Kirchen- u. Hospital Provisor, Rathmann W.F. Block zu Bützow. In: Großherzoglich-Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender; VII. Geistliche und Unterrichts Angelegenheiten; 9. Kirchen Oeconomi, Privisoren und Vorsteher zu Bützow. Bärensprungsche Hofbuchdruckerei, Schwerin 1852, S. 168 (uni-rostock.de).
  10. Hospitalvorstand 2018: Satzung der Stiftung „Hospital zum Heiligen Geist in Bützow“. Bützow 4. November 2018 (kirchenrecht-nordkirche.de).
  11. Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Bützow: Gemeindebrief, 7.Jg, Nr. 25. Bützow 2023.