Kloster Veßra

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Kloster Veßra
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Kloster Veßra hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 30′ N, 10° 39′ OKoordinaten: 50° 30′ N, 10° 39′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Hildburghausen
Verwaltungs­gemeinschaft: Feldstein
Höhe: 340 m ü. NHN
Fläche: 19,78 km2
Einwohner: 276 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 14 Einwohner je km2
Postleitzahl: 98660
Vorwahl: 036873
Kfz-Kennzeichen: HBN
Gemeindeschlüssel: 16 0 69 025
Adresse der Verbandsverwaltung: Mauerstr. 9
98660 Themar
Bürgermeister: Wolfgang Möller (FwV)
Lage der Gemeinde Kloster Veßra im Landkreis Hildburghausen
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Kloster Veßra ist eine Gemeinde im Landkreis Hildburghausen im fränkisch geprägten Süden von Thüringen. Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Feldstein an. Der Verwaltungssitz ist in der Stadt Themar.

Geographie

Kloster Veßra liegt an der Einmündung der Schleuse in die Werra.

Gemeindegliederung

Ortsteile sind Neuhof (im 17. Jahrhundert hervorgegangen aus der Wüstung und dem Hof Atlas) und Zollbrück.

Geschichte

Die Geschichte des Ortes ist eng mit der namengebenden Klosteranlage verbunden, die im 12. Jahrhundert gegründet und im 16. Jahrhundert säkularisiert wurde, um danach als fürstliche bzw. staatliche Domäne bewirtschaftet zu werden. Auf diesem Gelände wurde 1138 die Stiftskirche geweiht. Nach Auflösung des Klosters wurde die Stiftskirche Dorfkirche. Die übrigen Teile verfielen. Das Kirchenschiff wurde 1815 als Domänenscheune missbraucht. 1939 machte ein Großfeuer die Kirche zur Ruine. Die Grabkapelle der Grafen von Henneberg wird nun als Dorfkirche genutzt. Heute erkennt man noch das großartige Gotteshaus von Veßra.[2]

Bis 1815 gehörte das Kloster zum hennebergischen bzw. kursächsischen Amt Schleusingen. Von 1815 bis 1945 gehörte Kloster Veßra zu Preußen, verwaltungsmäßig zum Landkreis Schleusingen.[3] Die angegliederte Siedlung war stets nur sehr klein. 1790 gab es knapp 150 Einwohner, 1910 waren es etwa 250. Der Ort war von der landwirtschaftlichen Nutzung der Domäne geprägt; ab 1893 gab es auch eine Porzellanfabrik.

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 124 Männer und Frauen Zwangsarbeit leisten, davon 98 bei der Firma Krieghoff und 22 auf der Domäne.[4] Als nach der Auflösung der Domäne 1945 eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) entstanden war, wurden im Ort eine Baumschule und eine Schafzuchtanlage betrieben.

Gemeinderat

Der Gemeinderat in Kloster Veßra besteht aus sechs Ratsmitgliedern:

(Stand: Kommunalwahl am 25. Mai 2014)[5]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Klosteranlage und Freilichtmuseum

Kirchenruine St. Marien des Klosters Veßra

Am Rande des Ortes Kloster Veßra mündet die Schleuse in die Werra. Unweit der Mündung liegt das ehemalige Prämonstratenserkloster Veßra.

In dem von einer Mauer umgebenen, etwa sechs Hektar großen Klosterhof ragt die Ruine der Klosterkirche St. Marien auf, dem bedeutendsten romanischen Baudenkmal im Gebiet zwischen Rhön, Grabfeld und Rennsteig. Um die Klosterruine gruppieren sich weitere Gebäude der ehemaligen Klosteranlage wie die Torkapelle, die Klausur und ein Rest des Kreuzgangs.

Die Gründung des Klosters geht auf den Hennebergischen Grafen Gotebold II. († 1144) und seine Ehefrau Liutgard zurück. 1138 wurde die Kirche durch Otto von Bamberg geweiht. Drei Jahre später erhielt das Kloster die päpstliche Bestätigung. Jahrhundertelang war Veßra das Hauskloster der Grafen von Henneberg, der in diesem Gebiet bis 1583 herrschenden Dynastie. Im Verlauf der hennebergischen Reformation 1543 wurde das Kloster schrittweise säkularisiert und nach dem Tod des letzten Abts 1573 in eine landesherrliche Domäne umgewandelt; über Jahrhunderte bestand dort auch ein Gestüt. Die Klosterkirche wurde lange Zeit als Scheune benutzt und brannte 1939 aus.

Nach über vierhundertjähriger Nutzung als landesherrliche, später staatliche Domäne und ab 1953 als Sitz einer LPG bekam Kloster Veßra 1975 mit dem Einzug des Agrarhistorischen Museums des Bezirkes Suhl wieder eine kulturelle Funktion. Seit 1990 beherbergt die ehemalige Klosteranlage das Hennebergische Museum Kloster Veßra, in dem sich die Gebäude der Kloster- und Domänenzeit mit den dorthin umgesetzten ländlichen Wohn-, Wirtschafts- und Kommunalbauten zu einem Freilichtmuseum verbinden. Dazu gehört auch das umgesetzte Dorfbrauhaus aus Wolfmannshausen mit der vollfunktionsfähigen Brauanlage, die mehrmals im Jahr in Betrieb genommen wird.

Siehe auch

Literatur und Film

  • Günther Wölfing, Ernst Badstübner: Amtlicher Führer Kloster Verßra, Deutscher Kunstverlag München/Berlin 2003, ISBN 3-422-03094-8
  • Günther Wölfing: Die Säkularisation des Klosters Veßra. Hrsg.: Agrarhistorisches Museum Kloster Veßra. Hildburghausen 1982, S. 23–39.
  • Kloster Veßra – Begegnung mit der Vergangenheit, Dokumentarfilm (2012), Regie: Robert Sauerbrey
  • P. Lehfeld: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXI, Herzogthum Sachsen-Meiningen, Amtsgerichtsbezirke Heldburg und Römhild, 1904, Reprint, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, ISBN 978-3-86777-378-2

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Werner Herrmann: Dorfkirchen in Thüringen, Verlagshaus Thüringen, 1992, ISBN 3-86087-014-9, S. 57.
  3. www.verwaltungsgeschichte.de: Landkreis Schleusingen
  4. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945 (Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser, Band 8, Thüringen), Erfurt, 2003, ISBN 3-88864-343-0, S. 134.
  5. Thüringer Landesamt für Statistik

Weblinks

Commons: Kloster Veßra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien