Kosmodemjanskoje (Kaliningrad)

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Siedlung
Kosmodemjanskoje
Molsehnen

Космодемьянское
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Gurjewsk
Gegründet 1396
Frühere Namen Molsey (um 1500),
Malseinen (um 1540),
Molsein (um 1542),
Mulzeynen (nach 1565),
Mühlsehnen (um 1820),
Mollsehnen (nach 1871),
Molsehnen (bis 1946)
Bevölkerung 135 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40151
Postleitzahl 238321
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 209 000 052
Geographische Lage
Koordinaten 54° 49′ N, 20° 42′ OKoordinaten: 54° 49′ 23″ N, 20° 41′ 42″ O
Kosmodemjanskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Kosmodemjanskoje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Kosmodemjanskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Kosmodemjanskoje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Kosmodemjanskoje (russisch Космодемьянское, deutsch Molsehnen) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er liegt im Rajon Gurjewsk und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kosmodemjanskoje liegt 19 Kilometer nordöstlich der Oblasthauptstadt Kaliningrad (Königsberg). Von der russischen Fernstraße A 190 (ehemalige deutsche Reichsstraße 126) führt von Konstantinowka (Konradswalde) aus eine Nebenstraße in nördliche Richtung, die durch Kosmodemjanskoje verläuft und zwei Kilometer weiter auf die Verbindungsstraße von Uslowoje ((Königlich) Neuendorf) über Sokolowka (Damerau) nach Georgijewskoje (Konradshorst) trifft.

Bis 1945 war das damalige Molsehnen Bahnstation an der Bahnstrecke Prawten–Schaaksvitte (heute russisch: Lomonossowo–Kaschirskoje) der Königsberger Kleinbahn. Heute besteht ein Bahnanschluss über den O.p (Ostanowotschny punkt = Haltepunkt) Bajewka (Kuikeim) (bis 1945 Kuggen genannt) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das einst Molsehnen[2] genannte Gutsdorf blickt – beim Gründungsjahr 1396 – auf eine mehr als 600-jährige Geschichte zurück. Im Jahre 1874 wurde der Ort in den neu errichteten Amtsbezirk Kuggen[3] (heute russisch: Perwomaiskoje) eingegliedert und gehörte zum Landkreis Königsberg (Preußen) – von 1939 bis 1945 Landkreis Samland – im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.

Am 30. September 1928 schlossen sich der Gutsbezirk Molsehnen mit den Landgemeinden (Königlich) Sudau (russisch: Oktjabrskoje, heute nicht mehr existent) und Tarpienen (russisch: Lipowka, ebenfalls nicht mehr existent) sowie dem Gutsbezirk Powarben (Stepnoje) zur neuen Landgemeinde Molsehnen zusammen. Im Jahre 1930 wurde die so vereinigte Gemeinde in den Amtsbezirk Damerau[4] – in Verbindung mit der Auflösung des Amtsbezirk Kuggen – umgegliedert.

Im Jahre 1945 kam Molsehnen wie die übrigen Orte im nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1947 wurde es nach der sowjetischen Partisanin Soja Kosmodemjanskaja in Kosmodemjanskoje umbenannt.[5] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets, der vor 1967 allerdings nach Konstantinowka verlegt wurde. Von 2008 bis 2013 gehörte Kosmodemjanskoje zur Landgemeinde Dobrinskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.

Dorfsowjet/Dorfbezirk Kosmodemjanskoje 1947–2008[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dorfsowjet Kosmodemjanskoje (ru. Космодемьянский сельский Совет) wurde im Juni 1947 eingerichtet.[5] Der Verwaltungssitz war (vermutlich) zunächst der gleichnamige Ort. Im Jahr 1954 wurde mindestens ein Teil des Dorfsowjets Jaroslawskoje an den Dorfsowjet Kosmodemjanskoje angeschlossen.[6] Gleichzeitig oder etwas später gab der Dorfsowjet dafür einige Orte an den Dorfsowjet Marschalskoje ab. Vor 1968 befand sich der Verwaltungssitz in Konstantinowka.[7] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Kosmodemjanskoje (ru. Космодемьянский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Dobrino eingeordnet.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Aistowo (Аистово) Kondehnen Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet.
Bajewka (Баевка) Kuikeim Der Ort wurde 1947 umbenannt. Laut Einteilung von 1975 gehörte der Ort zum Dorfsowjet Dobrinski, gemäß der Einteilung von 1988 wiederum zum Dorfsowjet Kosmodemjanski. Im Jahr der Volkszählung 2002 gehörte Bajewka mit seiner Ortsstelle Kuikeim zum Dorfsowjet Dobrinski und mit seiner Ortsstelle Bahnhof Kuggen zum Dorfsowjet Kosmodemjanski. (Spätestens) mit Bildung der Landgemeinde Dobrinski im Jahr 2008 wurde der Ort wieder vereinigt.
Bogatowo (Богатово) Matzkahlen Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Matrossowski eingeordnet. Er wurde vor 1988 an den Ort Mitino angeschlossen.
Borowikowo (Боровиково) Sensen Der Ort wurde 1950 umbenannt und verlor vor 1988 seine Eigenständigkeit.
Jaroslawskoje (Ярославское) Schönwalde Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst der Verwaltungssitz des Dorfsowjets Jaroslawski.
Jarowoje (Яровое) Wange Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Matrossowski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Kosmodemjanskoje (Космодемьянское) Molsehnen Der Verwaltungssitz bis vor 1968.
Konstantinowka (Константиновка) Konradswalde Der Ort wurde 1947 umbenannt und war seit vor 1968 der Verwaltungssitz.
Lomonossowo (Ломоносово) Prawten Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Mendelejewo (Менделеево) Poggenpfuhl Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet.
Mitino (Митино) Stantau Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Matrossowski eingeordnet.
Oktjabrskoje (Октябрьское) (Königlich) Sudau Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Perwomaiskoje (Первомайское) Kuggen Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet.
Pionerskoje (Пионерское) bei Konradswalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Konstantinowka angeschlossen.
Rasswet (Рассвет) Knöppelsdorf Der Ort wurde 1947 zunächst in Nekrassowo umbenannt.
Sacharowo (Захарово) Rachsittenthal Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Snamenka (Знаменка) Bruch Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Jaroslawski eingeordnet.
Uljanowo (Ульяново) Waldhöfen Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Konstantinowka angeschlossen.
Wischnjowka (Вишнёвка) Blöstau Der Ort wurde 1947 umbenannt.

Die vier im Jahr 1947 umbenannten Orte Georgijewskoje (Konradshorst [Gut]), Iljitschowo (Görken), Lasowskoje (Trömpau) und Stepnoje (Powarben), sowie die vier im Jahr 1950 umbenannten Orte Leningradskoje (Konradshorst [Fh.]), Lessossekowo (Sallecken), Lipowka (Tarpienen) und Selenopolje (Krumteich), die zunächst in den Kosmodemjanski selski Sowet eingeordnet worden waren, gelangten dann (vor 1975) aber in den Marschalski selski Sowet.

Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Kistenjowka (Kommau), der ebenfalls zunächst in den Dorfsowjet Kosmodemjanskoje eingeordnet worden war, gelangte dann (vor 1975) aber in den Dorfsowjet Chrabrowo.

Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Tretjakowo (Daniels) und der im Jahr 1950 umbenannte Ort Sowchosnoje (Karlshof), die ebenfalls zunächst in den Dorfsowjet Kosmodemjanskoje eingeordnet worden waren, gelangten dann (vor 1975) aber in den Dorfsowjet Dobrino.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner[8] Bemerkungen
1910 257
1933 535 Einschließlich der im Jahr 1928 eingemeindeten Orte
1939 635 Einschließlich der im Jahr 1928 eingemeindeten Orte
2002 108
2010 108

Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die mehrheitlich evangelische Bevölkerung Molsehnens war vor 1945 in das Kirchspiel Schönwalde (heute russisch: Jaroslawskoje) eingepfarrt. Es gehörte zum Kirchenkreis Königsberg-Land II (nördlich des Pregel) innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Kosmodemjanskoje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde Marschalskoje (Gallgarben). Sie ist eine Filialgemeinde der Auferstehungskirche in Kaliningrad (Königsberg) innerhalb der Propstei Kaliningrad[9] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Molsehnen
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kuggen/Poggenpfuhl
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Damerau
  5. a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 16 июня 1954 г. № 744/54 «Об объединении сельских советов Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 16. Juni 1954, Nr. 744/54: Über die Vereinigung von Dorfsowjets der Oblast Kaliningrad)
  7. Heinz Hinkel: Die Verwaltungsgliederung im sowjetisch besetzten nördlichen Ostpreußen. Stand vom 16. August 1967, in „Zeitschrift für Ostforschung“ (Jg. 1969), S. 54–76 (doi:10.25627/19691812057)
  8. Volkszählungsdaten
  9. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]