Liebknechtbrücke
Liebknechtbrücke | ||
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Offizieller Name | Gesamtansicht der Liebknechtbrücke von Westen | |
Nutzung | Straßenverkehr und Fußgänger | |
Überführt | Karl-Liebknecht-Straße | |
Querung von | Spree | |
Ort | Berlin Ortsteil Berlin-Mitte | |
Bauwerknummer | 68895 | |
Konstruktion | ufernah je ein Steinbogen, Mittelstück ein rechteckiger Stahlrahmen | |
Gesamtlänge | circa 60,00 m | |
Breite | 22,20 m | |
Durchfahrtshöhe | lichte Höhe 4,30 m | |
Baubeginn | 22. August 1949 | |
Fertigstellung | 29. April 1950 | |
Lage | ||
Koordinaten | 52° 31′ 7″ N, 13° 24′ 6″ O | |
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Die Liebknechtbrücke (manchmal auch Karl-Liebknecht-Brücke) ist eine die Spree zwischen dem Berliner Dom und dem Schloßplatz überquerende Brücke im Berliner Bezirk Mitte. Es ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bereits das vierte Brückenbauwerk an dieser Stelle. Die Liebknechtbrücke ist ein Bestandteil der Verkehrsmagistrale Karl-Liebknecht-Straße, die im westlichen Bereich in den Schloßplatz übergeht. Die heutige Brücke wurde 1949/1950 auf den Resten der Vorgängerbrücke erbaut.
Geschichte
Burgbrücke wird Kavalierbrücke
Die erste feste Spreequerung an der Stelle der heutigen Brücke wurde am Ende des 17. Jahrhunderts als hölzerne Fußgängerbrücke errichtet. Sie verband den Lustgarten mit der Kleinen Burgstraße auf Alt-Cöllner Gebiet und wurde zuerst Burgbrücke genannt. Die Holzkonstruktion erhielt nach Fertigstellung des Kavalierhauses am Schloss den Namen Kavalierbrücke. Nach einem überlieferten zeitgenössischen Bericht stürzte diese Brücke 1709 durch großen Menschenandrang ein und riss 40 Menschen mit in den Tod.[1] Nach einer notdürftigen Reparatur wurden die Brückenteile 1771 abgerissen und sämtlicher Verkehr erfolgte über die benachbarte Friedrichsbrücke oder die Rathausbrücke.
Neubau der Kavalierbrücke
In den 1830er-Jahren hatte der Zimmerermeister Steinmeyer eine Aktiengesellschaft zur Finanzierung des Neubaus einer Brücke gegründet. Die neue Kavalierbrücke wurde aus gusseisernen Säulen mit einem Überbau aus Holz errichtet und 1832 fertiggestellt. Sie war 130 Fuß (50 Meter) lang, 4 Meter breit und überspannte den Fluss in einem flachen Bogen. Zahlreiche zaunartige Segmente bildeten das Geländer. Fußgänger konnten nun die Spree wieder überqueren, sie mussten jedoch einen „Sechser“ als Brückenzoll entrichten, weswegen sie auch Sechserbrücke genannt wurde. Für den Bau des Berliner Doms wurde der westliche Teil dieser Brücke 1845 abgebrochen und durch eine schräg angesetzte Holzkonstruktion wieder begehbar gemacht.
Ein Prachtbauwerk muss her:
Die Kaiser-Wilhelm-Brücke entsteht
Vierzig Jahre lang stand die Brücke so, bis Kaiser Wilhelm I. 1884 der Stadt Berlin den Bau einer Prachtbrücke an dieser Stelle genehmigte.[2] Die Brücke war für die Verbindung der durch Alt-Berlin gelegten repräsentativen und 26 Meter breiten Kaiser-Wilhelm-Straße zwischen Lustgarten und Spandauer Straße unerlässlich. Im Februar 1886 begannen die Bauarbeiten für die Kaiser-Wilhelm-Brücke, für die als Baumaterial Granit und als Schmuckelemente Marmor und Kupfer ausgewählt wurden. Wegen finanzieller und bautechnischer Probleme (frühere Fundamente des Domes mussten beseitigt werden) zog sich die Fertigstellung bis zum Herbst 1889 hin. Drei Steingewölbe überspannten die Spree, an der Stirnseite des mittleren Bogens bildeten beidseitige figürliche Darstellungen die Allegorien Krieg und Frieden, die aus der Werkstatt von Eduard Lürssen stammten. Auf die Brückenobelisken kamen Bronzefiguren und an die Postamente vier 1,75 m hohe bronzene Bärenköpfe.[3]
Da die Kutschen mit ihren großen schweren Rädern eine Lärmbelästigung für die Schlossbewohner darstellten, erhielt die Brückenfahrbahn eine Holzpflasterung.
In der nationalsozialistischen Zeit führten die Stadtplanungen für die Welthauptstadt Germania zu einem Abriss der Brücke ab März 1939. Die Brückenbreite entsprach nicht mehr den Ausbauplanungen für eine breite Ost-West-Verbindung durch Berlins Mitte. Der Abbruch konnte wegen knapper Transportkapazität, vielleicht auch wegen fehlender männlicher Fachkräfte und anderer Prioritätensetzung, nicht vollständig beendet werden. Die Bronzereliefs mit Bärendarstellung an den Obelisken, weitere Schmuckreleifs und die Skulpturen auf den Brückenpfeilern wurden zum Zwecke des Einschmelzens abgenommen und kamen an eine Schmelzhütte in Gießen. Dortige Arbeiter verweigerten die Vernichtung, sodass die meisten Bronzefiguren vorerst in ein Lager kamen. Als die Schmelzhütte 1945 ihre Arbeit einstellen musste, verkauften die Besitzer die eingelagerten Materialien. Die Bären kamen auf diese Weise in die USA.[3][4] Bis 1944 ermöglichte eine hölzerne Behelfsbrücke den Fußgängerverkehr, schließlich erfolgte durch deutsche Truppen im Frühjahr 1945 eine Sprengung aller Brückenteile.
Die Liebknechtbrücke wird gebaut
Als die sowjetische Armee in Berlin eingezogen war, ließen die Befehlshaber wieder eine Holzbrücke für Fußgänger aufstellen. Der Neubau einer festen Brücke als Ost-West-Straßenverbindung begann 1949. Als Stützkonstruktion ließen sich die beiden steinernen Randgewölbe wieder herrichten, das größere Mittelsegment wurde als rechteckige Stahlrahmenkonstruktion ausgeführt. Die Ingenieure und Bauarbeiter schufen in Rekordbauzeit von neun Monaten ein Bauwerk in den Formen der Kaiser-Wilhelm-Brücke allerdings ohne preußische Emblematik und aus zeitgenössischen Baumaterialien. Die neue Spreequerung erhielt zu Ehren von Karl Liebknecht den Namen Liebknechtbrücke. Liebknecht, der in der Nähe eine Rechtsanwaltspraxis besessen hatte, überquerte am 9. November 1918 die Brücke auf dem Weg zum Stadtschloss, wo er die Freie Sozialistische Republik Deutschland ausrief.
Der Bau des Palastes der Republik anstelle des gesprengten und abgetragenen Schlosses erforderte 1975 eine Verstärkung und Nivellierung der Brückenoberfläche, wofür eine Stahlbetonplatte untergesetzt wurde.
Die Liebknechtbrücke im 21. Jahrhundert
Nach der Wende erfuhr der Senat von der Existenz der historischen Brückenbären und konnte eine Rückführung nach Berlin vereinbaren. Gleichzeitig wurde die Liebknechtbrücke mit Mitteln der Stadtverwaltung saniert. Diese Arbeiten erfolgten im Zeitraum 1995 bis 2000 bei fließendem Verkehr,[5] sie sichern die Stabilität und weitere Nutzung des Bauwerks. Im Jahr 1997 wurden die historischen bronzenen Bären der früheren Kaiser-Wilhelm-Brücke an den Brückenpfeilern der Liebknechtbrücke angebracht und in einem feierlichen Akt durch den damaligen amerikanischen Botschafter John Kornblum und den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen enthüllt.[3]
Durch das nördliche steinerne Gewölbe verläuft ein nach der Fertigstellung des Palastes der Republik neu angelegter Uferweg. Dieser wurde beim Bau des neuen Hotelkomplexes und des DomAquarée bis zur Friedrichsbrücke weiter verlängert.
Beim Rückbau des Palastes der Republik, der im Jahr 2008 abgeschlossen war, kamen große Schubschiffe zum Einsatz. Um die nahe gelegene Liebknechtbrücke nicht zu beschädigen, setzte die Senatsverwaltung zeitweilig Schiffsampeln ein.[6]
Im Jahre 2010 tauchten drei weitere Original-Bronzereliefs der Kaiser-Wilhelm-Brücke wieder auf. Diese bekam der Senat von Berlin aus Gießen zurück; sie sollen auch bald die Liebknechtbrücke schmücken.[7]
Zur Verkehrsentlastung auch der Liebknechtbrücke, vor allem jedoch des Schloßplatzes nach Fertigstellung des Schlossneubaus gibt es bereits einen Diskussionsvorschlag des ADAC, der die Verlegung der Hauptverkehrsstraße über die frühere Burgstraße und die Rathausbrücke vorsieht.[8]
Sehenswertes an der Brücke
- DomAquarée mit DDR-Museum am Hotel Radisson Plaza
- Anlegestelle für verschiedene Besichtigungsschiffe von Reedereien
- Berliner Dom
- Marx-Engels-Forum
Literatur
- Ruth Glatzer: Berliner Leben, 1870–1900: Erinnerungen und Berichte, Rütten & Loening, 1963; 486 Seiten
- Wolfgang Schneider, Wolfgang Gottschalk: Berlin: eine Kulturgeschichte in Bildern und Dokumenten, Kiepenheuer Verlag, 1983; 415 Seiten
- Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR, Berlin, I; Hrsg. Institut für Denkmalpflege im Henschelverlag, Seite 191; Berlin 1984
- Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke, Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Berlin Mitte: das Lexikon, Stapp Verlag Berlin, 2001, 808 Seiten, ISBN 3-87776-111-9
- Eckhard Thiemann, Dieter Deszyk, Horstpeter Metzing: Berlin und seine Brücken, Jaron Verlag, Berlin 2003, Seiten 57–59; ISBN 3-89773-073-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Berlin und seine Brücken,… Seite 57
- ↑ Zur Planungs- und Baugeschichte siehe Benedikt Goebel: Der Umbau Alt-Berlins zum modernen Stadtzentrum. Planungs-, Bau- und Besitzgeschichte des historischen Berliner Stadtkerns im 19. und 20. Jahrhundert, Verlagshaus Braun, Berlin 2003, S. 128–148, hier S. 136
- ↑ a b c Bernd D. W. Unger: Der Berliner Bär: Ein Streifzug durch Geschichte und Gegenwart, Waxmann Verlag, 2000, ISBN 3-89325-990-2, Seite 45
- ↑ Informationen von Herrn Michas, Mitarbeiter im Berliner Bodendenkmalamt, 1998 in einem Seminar für Stadtführer
- ↑ Claudia Fuchs: Überall Baustellen - Das Verkehrschaos bleibt; Artikel in der Berliner Zeitung vom 6. September 1995; abgerufen am 17. März 2009
- ↑ Im Vordergrund des Bildes ist die Liebknechtbrücke zu sehen; abgerufen am 17. März 2009
- ↑ Bronzereliefs wieder zurück in Berlin. In: Berliner Zeitung vom 3. Dezember 2010; S. 18 und Lothar Heinke: Wertvolle Brückenteile nach 70 Jahren wiederentdeckt. In: Der Tagesspiegel vom 3. Dezember 2010.
- ↑ Verkehrsvorschlag des ADAC; abgerufen am 17. März 2009