Margarethe I.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Porträtdetail von Margarethes Sarkophag in der Domkirche zu Roskilde

Margarethe I. (dänisch Margrete I.; * 1353 auf Søborg Slot, heute Gribskov Kommune; † 28. Oktober 1412 in Flensburg) war Herrscherin von Dänemark, Norwegen und Schweden sowie Begründerin des skandinavischen Reichsverbundes der rechtlich nie etablierten Kalmarer Union (1397–1523).

Margarethe, die nie gekrönt wurde, sich aber ab 1375 Königin von Schweden nannte,[1] spielt in der Geschichtsschreibung aller skandinavischen Nationen eine zentrale Rolle. Man zählt sie zu den bedeutendsten Inhabern politischer Macht im Mittelalter und zu den großen Frauen der Weltgeschichte.

Ihr Lebensziel war die Vereinigung aller nordeuropäischen Staaten in der Hand ihrer Familie und ihrer Herrschaft. Zwar waren die gekrönten Könige im Skandinavien ihrer Zeit zuerst ihr minderjähriger Sohn Olav (1370–1387) und, nach dessen frühem Tod, ihr ebenfalls minderjähriger Großneffe Erik von Pommern (1382–1459), der nach ihrem Tod ein Riesenreich erbte. Sie aber war seit dem Tod ihres Vaters Waldemar (1320–1375) die wahre Herrscherin Dänemarks, nach dem Tod ihres Mannes Håkon († 1380) diejenige Norwegens (mit seinen Besitzungen Grönland, Island, Färöer-Inseln, Shetland-Inseln und Orkney-Inseln im Nordatlantik) und nach einem erfolgreichen Feldzug auch die Herrscherin von Schweden.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und frühe Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarethe war die jüngste Tochter des dänischen Königs Waldemar IV. Atterdag und seiner Frau Helvig, der Tochter des Herzogs Erich II. von Schleswig. Sie wuchs in ihren ersten zehn Lebensjahren am Hof ihres Vaters auf der Insel Seeland auf. Ihre Mutter trat 1355 in ein Kloster ein. Als Margarethe noch im Kindesalter stand, wurde sie von ihrem Vater im Rahmen einer Heiratsallianz 1359 mit dem norwegischen König Håkon VI. Magnusson, einem Sohn des schwedischen Königs Magnus II. Eriksson (1316–1374), verlobt. Da sich aber Waldemar IV. innenpolitische Schwierigkeiten des schwedischen Herrschers zunutze machte und 1360 Schonen eroberte sowie 1361 in Gotland einfiel, kündigte Magnus II. den Ehevertrag und schloss ein Bündnis mit der Hanse, die durch Waldemars Eroberungen ihre Handelsinteressen gefährdet sah. Als sich der Dänenkönig im folgenden Krieg behaupten konnte, erneuerte Magnus II. den Ehevertrag und am 9. April 1363 wurde Margarethes Hochzeit mit Håkon VI. in Kopenhagen mit großem Gepränge gefeiert. Eine schwedische Adelsopposition rief daraufhin Albrecht III. von Mecklenburg als neuen König ins Land. Albrecht besiegte 1365 Magnus II., nahm ihn gefangen und sicherte sich die Herrschaft über Schweden, das somit Håkon VI. verlorenging. Einige Zeit nach ihrer Heirat zog Margarethe nach Norwegen und wohnte dort wohl vor allem in den königlichen Burgen Akershus und Bohus. Sie sollte an die Verhältnisse in Norwegen gewöhnt und, da sie zum Vollzug der Ehe noch zu jung war, zunächst auf ihre Aufgaben als Königsgemahlin vorbereitet werden. Zur Erzieherin hatte sie die schwedische Adlige Merete Ulvsdatter, eine Tochter der heiligen Birgitta. Im Gegensatz zu ihrer Mutter war Merete Ulvsdatter eine Anhängerin Magnus’ II. und Håkons VI. und blieb ihrer Linie auch nach dem Regierungsantritt Albrechts III. treu.[2]

1368/69 besiegten die Hansestädte in einem zweiten Krieg Waldemar IV. und zwangen ihn im Mai 1370 im Frieden von Stralsund zur Bestätigung ihrer früheren Handelsprivilegien. Da Norwegen während des Kriegs Partei für den Dänenkönig ergriffen hatte, war es von Lübeck und den wendischen Hansestädten mit einer Handelssperre belegt worden. Norwegen hing aber gerade für die Versorgung mit Getreide von Importen aus diesen Städten ab. Da Håkon VI. den Stralsunder Frieden nicht unterschrieb, unterblieb der Handel der Hanse mit Norwegen auch weiterhin. In dieser Situation klagte die damals in der Burg Akershus residierende Margarethe, über deren frühe Jahre in Norwegen nur spärliche Informationen vorliegen, in einem erhaltenen, vom Herbst 1369 oder 1370 datierenden Brief an ihren abwesenden Gatten über mangelnde Nahrungsmittelversorgung ihres Hofstaats. Ferner scheint sie nicht über genügend Finanzmittel verfügt zu haben, da sie ihren Gemahl in demselben Brief bat, dem deutschen Münzmeister Westfal den Befehl zu erteilen, ihr ausreichende Geldsummen für eine Anleihe zum Einkauf von Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen. Schließlich informierte sie Håkon VI. in dem Schreiben, dass sie zum Erreichen der Begnadigung eines angeblichen Kriminellen ein königliches Gut verpfändet hatte, und bat ihren Gemahl um seine nachträgliche Zustimmung. Damals nahm sie also bereits an der Regierung einen gewissen Anteil. Ihr erstes und einziges Kind, Olav, bekam Margarethe im Dezember 1370 mit 17 Jahren mitten in einer Pestepidemie, die damals Oslo und Umgebung, wo sie sich aufhielt, heimsuchte.[3]

1375 starb ihr Vater Waldemar überraschend im Alter von 55 Jahren. Sie war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt. Waldemar hatte mit Hilfe seines getreuen Drosten Henning Podebusk die Stellung des dänischen Königshauses während seiner Regentschaft gestärkt. Es gab aber seit dem Tod ihres Bruders Christoffer im Jahre 1363 keinen direkten männlichen Erben für den dänischen Thron. Margarethe setzte das Regierungsprogramm ihres Vaters fort und übernahm auch seine Methode, alle Schlüsselstellungen mit loyalen Gefolgsleuten zu besetzen, wobei ihr zugutekam, dass schon ihr Vater alle kirchlichen Schlüsselpositionen mit Gefolgsleuten und Parteigängern besetzt und ein gutes Verhältnis zur Kirche aufgebaut hatte.

Margarethe konnte, unterstützt von Henning Podebusk, durchsetzen, dass ihr damals erst fünfjähriger Sohn Olav Håkonson König von Dänemark wurde. Zusammen mit dem dänischen Reichsrat übte sie für ihn 1375–1385 die Regentschaft aus. Sie erhielt aber nicht den Titel einer dänischen Königin, da dieser der Ehefrau eines Königs bzw. einer gewählten und gekrönten Person vorbehalten war. Sie selbst wurde auch nie gekrönt. Daher wurde sie in ihrer Zeit nur Königin von Norwegen und Titularkönigin von Schweden, auf das ihr Mann Håkon VI. Erbschaftsanspruch erhob, genannt.[4]

Personalunion Dänemark-Norwegen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegel Margarethes I., 1381 und 1403

Nach dem Tod ihres Mannes Håkon 1380 übernahm Margarethe bis 1385 auch die norwegische Regentschaft für den gemeinsamen Sohn Olav. Das Jahr 1380 markiert somit den Beginn der dänisch-norwegischen Personalunion, die nach dem Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 endete. Diese Zeit bezeichnete der bekannte norwegische Schriftsteller Henrik Ibsen, mit Bitterkeit zurückblickend, als die „400-Jahre-Nacht“ für sein Volk. Ähnliche Einschätzungen finden sich in der nationalen Geschichtsschreibung Grönlands, Islands und der Färöer, für die 1380 ebenfalls ein Eckdatum der eigenen Historie ist. Denn diese Überseebesitzungen Norwegens fielen nun unter die direkte Herrschaft der dänischen Krone und sollten es lange bleiben – mit Auswirkungen bis heute.

Siegel Margarethes I., 1390

Olav starb bereits 1387 im Alter von 17 Jahren. Eine Woche nach dem Tod ihres Sohnes wurde Margarethe in der Domkirche zu Lund vom dänischen Reichsrat als dänische Herrscherin anerkannt. In Dänemark galt zu dieser Zeit das Wahlkönigtum. Man einigte sich also auf Margarethe als Interims-Herrscherin (als Frue og Husbonde og hele rigets Formynder), bis eine Einigung über die (männliche) Nachfolge erzielt werden sollte. Im Februar 1388 folgte der norwegische Reichsrat und wählte sie – trotz des in Norwegen geltenden Erbkönigtums – zu Norges mæktige Frue og rette Husbond.

Kalmarer Union[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einen Monat später, im März 1388, erwählte sie dann auch der schwedische Reichsrat zur Fullmäktiga Fru och Husbonde. Schwedischer König war zu dieser Zeit Albrecht von Mecklenburg, mit dem der schwedische Reichsrat aber große Probleme hatte. Margarethe begann mit Rückendeckung einflussreicher schwedischer Kreise einen Krieg gegen ihn, aus dem sie im Februar 1389 durch die Schlacht von Åsle bei Falköping in West-Götaland als Siegerin hervorging.

Ausgestattet mit dieser Machtfülle konnte Margarethe selbst bestimmen, wer der künftige König sein sollte. Sie entschied sich für ihren Großneffen Erich von Pommern (auch Erik, eigentlich Bogislaw Wratislawsson; um 1382–1459), den Sohn ihrer Nichte Maria, der nach dänischem Recht ihr anerkannter Erbe war. Dieser wurde schon 1388 vom norwegischen Reichsrat als Erbkönig anerkannt, als er noch minderjährig war. In Dänemark und Schweden konnte Margarethe Erich als ihren Wunschkandidaten erst 1396 etablieren.

Es sollte ein symbolischer Akt von großer historischer Tragweite folgen: Am 17. Juni 1397 wurde Erich in Kalmar als König von Dänemark, Norwegen und Schweden zugleich gekrönt – die Gründung der Kalmarer Union. Margarethes Plan zur Vereinigung der drei skandinavischen Staaten zu einem Großreich ging damit auf. Sie erhielt die Generalvollmacht für die Reichsverweserschaft. Die jeweiligen Reichsräte und unterschiedlichen Gesetzesnormen der drei Staaten sollten aber bestehen bleiben.

Tod in Flensburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sarkophag Margarethes in der Domkirche zu Roskilde

Im Oktober 1412 fuhren Margarethe und Erich nach Flensburg, um sich dort die Gefolgschaft der Flensburger Kaufleute zu sichern. Ziel dieser Reise war es, das Herzogtum Schleswig fest an das Reich zu binden. Dort erkrankte Margarethe plötzlich an einer Pest (= rote Ruhr) und verstarb am 28. Oktober auf einem Schiff im Flensburger Hafen (vgl. auch mit der Sage vom Tod der Königin Margarethe im Flensburger Hafen).

Der inzwischen 30-jährige Erich war nun alleiniger Herrscher des nordischen Großreichs, zu dem auch Schleswig, Holstein sowie die norwegischen Nebenländer Grönland, Island, die Färöer und die Shetland-Inseln und Orkney-Inseln gehörten. Er setzte die Politik seiner Großtante fort, wurde aber 1439 in Dänemark und in den Jahren danach auch in Schweden und Norwegen abgesetzt.

Beisetzung im Dom zu Roskilde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deckel von Margarethes Sarkophag

Margarethe wurde in einem Sarkophag im Dom zu Roskilde beigesetzt. Im Gegensatz zu den anderen 37 Königen, die hier bestattet wurden und in Nebenräumen ruhen, befindet er sich mitten vor dem Altar, gleichsam am prominentesten Platz des Weltkulturerbes. Den Deckel des Sarkophags ziert eine lebensgroße Figur der großen Herrscherin aus Alabaster. Das originale Grabmal wurde 1423 von dem Lübecker Bildhauer Johannes Junge vollendet (ein verworfenes Bruchstück befindet sich im Lübecker St. Annen-Museum); da jedoch die kleineren Verzierungen beschädigt, im späten 18. Jahrhundert entfernt und erst zwischen 1862 und 1912 ersetzt wurden, ist die Statue das wohl einzige original erhaltene Teil.

Nachwirkung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dass die seit 1972 regierende dänische Königin Margrethe II. so heißt, ist kein Zufall: Margrethe II. ist die erste Regentin auf dem dänischen Thron (dessen Hauptsitz bald nach dem Tod von Margarethe I. von Roskilde nach Kopenhagen verlegt wurde) seit 1412.

In der Stadtgeschichte Flensburgs taucht Margarethe I. nicht nur als prominentestes Opfer der Pest von 1412 auf, sondern auch als Bauherrin der historischen Marienburg, der späteren Duvenburg oder Duburg. Diese Burg sollte mit dazu beitragen, die dänische Herrschaft über das Herzogtum Schleswig zu verewigen. Die Duburg existiert nicht mehr. Heute steht auf dem ehemaligen Schlossgrund die deutschsprachige Schloss-Duburg-Schule – Städtische Handelslehranstalten und eine Mietwohnhausgruppe. Daneben, dort wo einst das Torhaus, ein Gebäude für die Pferde und Pferdeknechte stand, und durch das man zum Vorhof gelangte, steht heute auf einem Teilstück des besagten Gebäudes die Duborg-Skolen, das ältere der beiden dänischen Gymnasien außerhalb des dänischen Königreichs. Ein neuer Anbau der Schule steht ungefähr dort, wo zeitweise wohl ein Schlossgarten war. Die anliegende Straße heißt heute Margarethenstraße.

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Margarethe I. von Dänemark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lars O. Lagerqvist: Sverige och dess regenter under 1000 år. Norrtälje 1976, ISBN 91-0-041538-3, S. 53, 103.
  2. Erich Hoffman: Königin Margarethe von Dänemark, in: Frauen des Mittelalters, 1997, S. 385 ff.
  3. Erich Hoffman: Königin Margarethe von Dänemark, in: Frauen des Mittelalters, 1997, S. 386 ff.
  4. Haug, S. 41.
VorgängerAmtNachfolger
Olav II./IV.Königin von Dänemark
1387–1412
Erik VII./III./XIII.
Olav II./IV.Königin von Norwegen
1388–1412
Erik VII./III./XIII.
Albrecht von MecklenburgKönigin von Schweden
1389–1412
Erik VII./III./XIII.