Maria Becker

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Maria Becker (1963)

Maria Becker (* 28. Januar 1920 in Berlin; † 5. September 2012 in Uster, Kanton Zürich) war eine deutsch-schweizerische Film- und Theaterschauspielerin, -Regisseurin und Hörspielsprecherin.

Leben

Maria Becker wurde 1920 als Tochter der deutschen Schauspielerin und Theaterregisseurin Maria Fein und des deutschen Schauspielers Theodor Becker geboren. Nach der Scheidung ihrer Eltern, bei der ihre Schwester beim Vater blieb, wuchs sie bei ihrer Mutter in Berlin auf, wurde aber überwiegend von ihrer Großmutter betreut. Becker besuchte das Berliner Kleistlyzeum und anschließend von 1930 bis 1933 die Internatsschule Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist. Später bezeichnete sie den Besuch der Reformschule auf Juist, an der sie auch ihre ersten Theatererfahrungen in deren eigens errichteter Theaterhalle machte, als die „glücklichste Zeit in ihrem Leben“.[1]

Ab 1933 ging sie wieder in Berlin zur Schule. Als ihre Mutter, die jüdischer Abstammung war, nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht mehr am Berliner Deutschen Theater auftreten durfte, ging diese mit ihr 1936 nach Wien. Dort besuchte Becker trotz ihres jungen Alters das Reinhardt-Seminar. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 emigrierten beide ins Ausland.[2][3]

Becker ging zunächst für kurze Zeit nach England und erhielt 1938 ein Engagement als Schauspielerin in der Schweiz, im Schauspielhaus in Zürich. Dort lernte sie den österreichisch-schweizerischen Schauspieler Robert Freitag (eigentlich Robert Freytag) kennen. Freitag hatte seine schauspielerische Ausbildung ebenfalls am Wiener Reinhardt-Seminar erhalten und war seit 1941 am Zürcher Schauspielhaus tätig, das während des Zweiten Weltkriegs einen Höhepunkt als Emigrantentheater hatte. 1945 heirateten Maria Becker und Robert Freitag, wodurch die Emigrantin Becker die Schweizer Staatsbürgerschaft erlangte.[3][4]

Später hatte Becker unter anderem Engagements am Burgtheater in Wien, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Residenztheater in München. Zusammen mit ihrem Mann und dem deutschen Theaterschauspieler Will Quadflieg gründete Becker 1956 in Zürich das Tourneetheater Die Schauspieltruppe Zürich (auch Zürcher Schauspieltruppe), mit der sie auf zahlreichen Tourneen im gesamten deutschsprachigen Raum und in den USA auftrat. Ihre Ehe mit Robert Freitag wurde 1966 geschieden; beide arbeiteten jedoch nach der Scheidung weiterhin zusammen und traten bis in die 1990er-Jahre gemeinsam auf, vor allem in Inszenierungen des von ihnen gegründeten Zürcher Wanderensembles. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor, von denen zwei Schauspieler wurden, Benedict Freitag und Oliver Tobias.[4]

International bekannt wurde Becker vor allem durch Interpretationen großer Frauengestalten (Elektra, Johanna von Orléans, Iphigenie), Hörspielbearbeitungen der BBC und durch Rollen in Stücken von Euripides, Johann Wolfgang von Goethe und George Bernard Shaw. Aufsehenerregend war ihre Darstellung des Mephisto 1977 am Residenztheater als "erste Frau" (oder mindestens: erste bekannte Schauspielerin) in dieser Rolle[5]. In Deutschland hat sie zudem an zahlreichen Hörspielproduktionen unter anderem beim RIAS, WDR und NDR mitgewirkt. Auch in Filmen und im Fernsehen war Becker oft zu sehen; einem breiten Publikum wurde sie durch ihre Auftritte in Fernsehkrimis wie Derrick und Der Alte bekannt. Neben dem Schauspielberuf widmete sie sich später auch der Regietätigkeit, vor allem im „Familienunternehmen“ Schauspieltruppe Zürich, dessen Leitung sie später innehatte. Dort trat auch ihr Sohn Benedict Freitag auf, der das Ensemble in den 1980er-Jahren zunächst gemeinsam mit ihr leitete und schließlich 1987 die alleinige Leitung übernahm.

Ihre Rezitationen von Lyrik und Prosa, die sie auf Vortragsabenden präsentierte, sind auf zahlreichen Sprechplatten dokumentiert. 2009 erschien im Zürcher Pendo Verlag Maria Beckers Autobiografie unter dem Titel Schließlich ist man doch jeden Abend ein anderer Mensch: Mein Leben. Sie war befreundet mit Schauspielerin Anne-Marie Blanc. Becker galt als „letzte lebende Legende der großen Zürcher Schauspielhaus-Ära während des Dritten Reichs“ und als „Grande Dame des Schweizer Theaters“.[2]

Maria Becker verstarb 2012 im Alter von 92 Jahren in Uster. Die Familie teilte mit, dass sie friedlich in ihrer Wohnung entschlafen sei.[6] Sie wurde auf dem Züricher Friedhof Enzenbühl in das Grab ihrer Mutter Maria Fein beigesetzt.[7]

Filmografie

  • 1940: Ist Dr. Ferrat schuldig? (Dilemma)
  • 1956: Vor Sonnenuntergang
  • 1958: Jedermann (Fernsehfilm)
  • 1960: Emilia Galotti (Fernsehfilm)
  • 1961: Wilhelm Tell
  • 1961: Rosmersholm (Fernsehfilm)
  • 1964: König Richard III. (Fernsehfilm)
  • 1965: Der Kardinal von Spanien
  • 1965: Der König stirbt (Fernsehfilm)
  • 1970: Recht oder UnrechtProzeß Mariotti (Fernsehserie)
  • 1970: Stückgut (Fernsehfilm)
  • 1972: Der KommissarSchwester Ignatia (Fernsehserie)
  • 1974: Mary Stuart (Fernsehfilm)
  • 1975: Der Kommissar – Ein Mord nach der Uhr (Fernsehserie)
  • 1977: Ein Glas Wasser (Fernsehfilm)
  • 1977: Die Prinzipalin – Maria Becker: Leben fürs Theater (Fernsehportrait)
  • 1980: Liebe bleibt nicht ohne Schmerzen (Fernsehfilm)
  • 1980: Der AlteMagdalena (Fernsehserie)
  • 1981: Der Alte – Bis daß der Tod uns scheidet (Fernsehserie)
  • 1983: Katzenspiel (Fernsehfilm)
  • 1990: Wings of Fame
  • 1991: Der Alte – Der Geburtstag der alten Dame (Fernsehserie)
  • 1991: Zauber der Venus
  • 1995: DerrickKostloffs Thema (Fernsehserie)
  • 1996: Derrick – Ruth und die Mörderwelt (Fernsehserie)
  • 1996: Derrick – Bleichröder ist tot (Fernsehserie)
  • 1998: Derrick – Herr Kordes braucht eine Million (Fernsehserie)
  • 1998: Derrick – Das Abschiedsgeschenk (Fernsehserie)
  • 1998: Effis Nacht (Fernsehfilm)
  • 2001: SiskaDas Böse an sich (Fernsehserie)
  • 2005: Polizeiruf 110: Dettmanns weite Welt (Fernsehserie)
  • 2008: Um Himmels Willen – Weihnachten in Kaltenthal (Fernsehfilm)

Hörspiele

Auszeichnungen

Schriften

  • Schließlich ist man doch jeden Abend ein anderer Mensch: Mein Leben. Autobiografie. Pendo, Zürich 2009, ISBN 978-3-86612-233-8 (Mitarbeit Regina Carstensen).
  • mit Robert Freitag: Die Schauspieltruppe Zürich. Die Schauspieltruppe (Selbstverlag), Zürich 1968.
  • mit Will Quadflieg, Robert Freitag: Die Schauspieltruppe Will Quadflieg, Maria Becker, Robert Freitag zeigt: Penthesilea. Trauerspiel von Heinrich von Kleist. Uraufführung der ursprünglichen vom Dichter diktierten und eigenhändig verbesserten Fassung des Werkes. Die Schauspieltruppe (Selbstverlag), Zürich 1962.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Barbara Lukesch: „Unterwegs“ mit Maria Becker. In: Annabelle. 27. April 2001, abgerufen am 11. Juli 2010.
  2. a b Michael Laages: Geschichte einer Emigration. In: Buchbesprechung. Deutschlandradio Kultur, 28. Januar 2010, abgerufen am 11. Juli 2010.
  3. a b Oliver Meier: Ich habe heute noch Lampenfieber. In: Berner Zeitung. 4. März 2010, abgerufen am 11. Juli 2010.
  4. a b Schauspieler und Regisseur Robert Freitag gestorben. In: Neue Zürcher Zeitung. 9. Juli 2010, abgerufen am 10. Juli 2010.
  5. Mathilde Köhler: Ein Mephisto mit dem Vornamen Maria. Hamburger Abendblatt, 9. Juli 1977, abgerufen am 20. August 2015.
  6. Schauspielerin Maria Becker ist tot. In: Blick.ch vom 7. September 2012.
  7. knerger.de: Das Grab von Maria Becker
  8. Journal de Genève - 09.03.1965 - Pages 10/11. Abgerufen am 14. Januar 2018 (französisch).