Muolen
Muolen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | St. Gallen (SG) |
Wahlkreis: | St. Gallen |
BFS-Nr.: | 3202 |
Postleitzahl: | 9313 |
Koordinaten: | 741448 / 264573 |
Höhe: | 490 m ü. M. |
Höhenbereich: | 449–545 m ü. M.[1] |
Fläche: | 10,33 km²[2] |
Einwohner: | 1257 (31. Dezember 2023)[3] |
Einwohnerdichte: | 122 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
10,5 % (31. Dezember 2023)[4] |
Gemeindepräsident: | Florian Hafner (Die Mitte) |
Website: | www.muolen.ch |
Lage der Gemeinde | |
Muolen ist eine Ortschaft und eine Gemeinde im Kanton St. Gallen (Schweiz). Sie befindet sich im Wahlkreis St. Gallen.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen liegt etwa 4 km südöstlich von Amriswil an der Hauptstrasse Amriswil – St. Gallen. Es ist die nördlichste Gemeinde des Kantons St. Gallen, rund 85 % der Gemeindegrenze bilden gleichzeitig die Kantonsgrenze zum Kanton Thurgau. Einzige Nachbargemeinde im Kanton St. Gallen ist Häggenschwil. Daneben grenzt Muolen an die Gemeinden Zihlschlacht-Sitterdorf, Amriswil, Egnach und Hauptwil-Gottshaus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen war ein alemannisches Siedlungsgebiet. 1155 wurde Muolen als Mola bezeichnet und wurde um 1200 eine Reichsvogtei. Die früher vertretene Herleitung vom althochdeutschen mula für Mühle ist aufgrund des fehlenden Baches kaum haltbar.[5] Angenommen wird die Herkunft vom althochdeutschen Wort mula für Maul, Mund. Die Geländestruktur vom Dorfkern in Richtung Westen kann als maulartig gesehen werden.[6]
Hof und Meieramt Muolen bildeten einen Teil der Herrschaft Hagenwil und wurden 1264 von Rudolf von Hagenwil dem Kloster St. Gallen übergeben. Die Verwaltung dieser Herrschaft hatten in der Folge verschiedene Adelsgeschlechter aus der Region inne, unter anderem von Breitenlandenberg, von Castell und von Bernhausen. Die Reichsvogtei Muolen wurde von Kaiser Ludwig 1331 an Eberhard von Bürglen verpfändet und gelangte nach mehreren Besitzerwechseln 1464 an das Kloster St. Gallen. 1467 erhielt Muolen von Abt Ulrich Rösch eine Offnung. Bis 1798 bildete Muolen ein eigenes, mittlerweile von Hagenwil getrenntes Gericht des Landshofmeisteramts.[7]
Kirchlich gehörte Muolen grösstenteils zu Hagenwil. Der St. Galler Fürstabt Beda Angehrn genehmigte 1784 den Bau der St.-Josephs-Kapelle, die Gründung einer Kaplanei und einer Schule, deren Verwirklichung sich verzögerte. 1814 erhielt Muolen eine eigene Pfarrei. Muolen wurde 1803 mit Häggenschwil zu einer politischen Gemeinde vereinigt, dann aber noch im selben Jahr zu einer selbstständigen politischen Gemeinde erhoben. Es gehörte 1803–1831 zum Bezirk Rorschach, 1831–1918 zum Bezirk Tablat und 1918–2002 zum Bezirk St. Gallen.[7]
Die Wirtschaft war im ausgehenden 20. Jahrhundert noch stark landwirtschaftlich geprägt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte Ackerbau, betrieben im Rahmen der Dreizelgenordnung, vorgeherrscht; danach erlangten Vieh- und Milchwirtschaft sowie Obstbau immer grössere Bedeutung. Im Hudelmoos wurde Torf abgebaut. Bodenzusammenlegungen in den 1920er Jahren und Entwässerungen ermöglichten eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung. Die von der St. Galler Textilwirtschaft ausgehende Industrialisierung erfasste Muolen nur am Rande. 1890 wurden 48 Handstickmaschinen gezählt. 1910 wurde Muolen an das Netz der Bodensee-Toggenburg-Bahn angeschlossen.[7]
Bevölkerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1850 | 1900 | 1950 | 1980 | 2000 | 2010 | 2019 |
Einwohner | 983 | 1015 | 1027 | 847 | 1074 | 1160 | 1220 |
Quelle | [7] | [8] |
Bildung und Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen gehört zu drei verschiedenen Schulkreisen. Nur ein Teil der Kinder besucht die Primarschule in Muolen und anschliessend die Oberstufe in Wittenbach. Die Höfe um Hagenwil gehören zur Volksschulgemeinde Amriswil-Sommeri-Hefenhofen TG und die Siedlungen Rotzenwil, Oberegg und Unteregg sind ein Teil der Volksschulgemeinde Bischofszell TG mit einer Primarschule in Sitterdorf und der Oberstufe in Bischofszell.[9]
Ebenso kompliziert ist die kirchliche Zugehörigkeit. Im Dorfzentrum befindet sich die katholische Kirche von Muolen. Die zum Schulkreis Amriswil gehörenden Weiler sind Teil der Katholischen Kirchgemeinde Hagenwil beziehungsweise der Evangelischen Kirchgemeinde Amriswil. Rotzenwil, Oberegg und Unteregg gehören zur Katholischen und zur Evangelischen Kirchgemeinde Sitterdorf. Der südlichste Hof, Grünenstein, gehört zur Katholischen Kirchgemeinde Häggenschwil und zur Evangelischen Kirchgemeinde Egnach.[10]
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen liegt an der Hauptstrasse St. Gallen–Amriswil–Konstanz und hat einen Bahnhof an der Strecke St. Gallen–Romanshorn der Südostbahn. Der Muoler Bahnhof ist Ausgangspunkt einer Buslinie von Bus Oberthurgau nach Amriswil.
Wirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten vom Bauerndorf zu einer Wohngemeinde in der Agglomeration St. Gallen entwickelt. Rund 30 Gewerbebetriebe und etwa 55 Landwirtschaftsbetriebe bieten ca. 400 Arbeitsplätze an.[11]
Hudelmoos/Harschwald
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das bis 1798/1803 dem Kloster St. Gallen gehörende Waldgebiet umfasste ursprünglich mehrere Moore.[6] Anfangs 21. Jahrhundert besteht nur noch das Hudelmoos. Urkundlich 1601 erstmals erwähnt, wurde es 1687 als Schwarzes Moos bezeichnet. Die Landwirtschaft nutzte intensiv, vor allem als Grasland für Tiere und Holzgewinnung. Von den 1730er-Jahren bis ins 20. Jahrhundert wurde im Hudelmoos Torf zu Heizzwecken abgebaut. In der Gegenwart wurde es zum Naturschutzgebiet Hudelmoos.[12]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Muolen blickt auf die längste Pöstler-Dynastie der Schweiz zurück. Josef Anton Rimle übernahm 1849, im Gründungsjahr der eidgenössischen Post, die sogenannte Postablage in Muolen. Die dortige Postfiliale wurde im Jahr 2013 geschlossen, das Familienmitglied der fünften Generation arbeitete bis 2018 bei der Post. Seine Ehefrau war als Zustellerin tätig und wurde 2024 pensioniert. 1950 wurde Muolen als letzte handbediente Telefonzentrale der Schweiz auf automatischen Betrieb umgestellt.[13]
Bilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]-
Glasfenster in der Kirche
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Ortseingang
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Gasthaus Rössli
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Fachwerkhaus im Dorfzentrum
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Der Orts- und Flurname Muolen. Auf der Webseite der Gemeinde Muolen, abgerufen am 24. August 2020.
- ↑ a b Entlang der Fürstenland-Strasse: die Kulturlandschaft der Abtei St. Gallen. Verl. am Klosterhof, St. Gallen 2008, ISBN 978-3-906616-88-9, S. 265 f.
- ↑ a b c d Marcel Mayer: Muolen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht. - ↑ Ständige und nichtständige Wohnbevölkerung nach Jahr, Kanton (-) / Bezirk (>>) / Gemeinde (......), Bevölkerungstyp, Staatsangehörigkeit (Kategorie), Geschlecht und Alter. Abgerufen am 29. Dezember 2020.
- ↑ Schulen. Auf der Webseite der Gemeinde Muolen, abgerufen am 24. August 2020
- ↑ Kirchen in Muolen. Auf der Webseite der Gemeinde Muolen, abgerufen am 24. August 2020
- ↑ Übersicht. Auf der Webseite der Gemeinde Muolen, abgerufen am 24. August 2020
- ↑ Naturschutzgebiete. In: amriswil.ch. Abgerufen am 20. Mai 2023.
- ↑ In Muolen SG geht eine Pöstler-Dynastie zu Ende. In: Schweiz aktuell, 3. Juli 2024.