Olsztynek
Olsztynek | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Ermland-Masuren | |
Powiat: | Olsztyn | |
Fläche: | 7,69 km² | |
Geographische Lage: | 53° 35′ N, 20° 17′ O | |
Einwohner: | 7656 (31. Dez. 2016)[1] | |
Postleitzahl: | 11-015 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 89 | |
Kfz-Kennzeichen: | NOL | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | DK 7 (E 77) Danzig– Warschau–Krakau−Chyżne/Slowakei | |
Grudziądz–Myszyniec | ||
Schienenweg: | PKP-Strecke 216: Działdowo–Nidzica ↔ Olsztyn | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | |
Fläche: | 372,03 km² | |
Einwohner: | 13.883 (31. Dez. 2016)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 37 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 2814093 | |
Verwaltung (Stand: 2007) | ||
Bürgermeister: | Mirosław Stegienko | |
Adresse: | ul. Ratusz 1 11-015 Olsztynek | |
Webpräsenz: | www.olsztynek.pl |
Olsztynek [ɔlˈʃtɨnɛk] (deutsch Hohenstein) ist eine Stadt im Powiat Olsztyński (Powiat Allenstein) der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stadt liegt in der historischen Region Ostpreußen, etwa 25 Kilometer südwestlich von Olsztyn (Allenstein).
Der Westteil der Masurischen Seenplatte und die südlichen bis zu 200 Meter ansteigenden Erhebungen des preußischen Oberlandes prägen die Landschaft. Unmittelbar vor den Toren der Stadt befindet sich der kleine Mispelsee, während etwa zehn Kilometer östlich mit dem Plautziger See (Jez. Pluszne) einer der größten Seen der Seenplatte liegt. Mit dem Ameling durchquert ein Nebenfluss der Passarge den Ort. Um ihn herum erstrecken sich zahlreiche kleinere Waldgebiete. Die Verkehrssituation ist günstig, es besteht Anschluss an eine Bahnstrecke nach Olsztyn (Allenstein) und in andere Richtung über Działdowo (Soldau) Richtung Warschau, dazu kreuzen sich in der Stadt die beiden Fernstraßen 7 (Elbląg – Warschau) und 51 (Olsztynek – Kaliningrad).
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Besiedelung des im Südwesten des späteren Ostpreußen gelegenen Sassenlandes voranzutreiben, errichtete der Deutsche Orden dort mehrere Burgen, so eine um 1350 durch den Osteroder Komtur Günter von Hohenstein nördlich des Mispelsees. Bei der Burg Hohenstein wurde eine Siedlung angelegt, die nach dem Erbauer der Burg benannt wurde. Bereits 1359 verlieh ihr der Ordens-Hochmeister Winrich von Kniprode das Stadtrecht und überließ ihr 30 abgabenfreie Hufen.[2] Die Einwohner erhielten das Fischereirecht auf dem Mispelsee. Zu dieser Zeit war schon eine Kirche vorhanden, die nach unbestätigten Quellen 1348 errichtet worden war. Die Komturei Osterode richtete in der Stadt zur Verwaltung der Region ein Kammeramt ein.
In der Schlacht bei Tannenberg beim nahe gelegenen Tannenberg erlitt der Deutsche Orden 1410 die historische Niederlage gegen Polen. Weitere Kämpfe gegen Polen führten 1414 dazu, dass der Orden Hohenstein selbst niederbrannte, um die Stadt nicht in polnische Hände fallen zu lassen. Der Wiederaufbau konnte jedoch durch die Unterstützung des Komtur Wolf von Sansheim bald darauf begonnen werden. Als der Orden begann, seine Kriegsschulden auf die Städte abzuwälzen, trat Hohenstein 1440 dem Preußischen Bund bei, der sich gegen die Repressalien wehren wollte. Ein Jahr nach dem 1454 ausgebrochenen Dreizehnjährigen Krieges zwischen Bund und Orden kündigte die Stadt ihre Mitgliedschaft und unterstellte sich wieder dem Orden. Während der letzten militärischen Auseinandersetzung zwischen Orden und Polen, dem Reiterkrieg von 1519 bis 1526, blieb Hohenstein längere Zeit von polnischen Truppen besetzt.
Nachdem der Ordensstaat 1525 in das weltliche Herzogtum Preußen umgewandelt worden war, wurde die Stadt dem neugeschaffenen Oberländischen Kreis zugeordnet und erhielt den Sitz eines Hauptamtes. Erster Amtshauptmann war Friedrich von der Oelsnitz, dem das Amt verpfändet wurde. Die Reformation wurde in Hohenstein nach 1525 durch den Erzpriester Matthias Bienwald vollzogen. Er wurde später zu einem der bedeutendsten Theologen in Preußen. 1610 wurde das Hauptamt aufgelöst und dem Hauptamt Osterode zugeschlagen. In Hohenstein verblieb ein Kammeramt, auf das die immer noch bestehende Pfandschaft übertragen wurde. Unter anderen war von 1643 bis 1682, der Gesandte des preußischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm I. in Warschau, Johann von Hoverbeck Pfandinhaber. Mit der Auflösung des Kammeramtes endete 1704 die Pfandschaft. Der 1709 im Land ausgebrochenen Pest fielen in Hohenstein zahlreiche Einwohner zum Opfer. Nach einer Verwaltungsform gehörte die Stadt ab 1752 zum Kreis Mohrungen. Mehrere große Stadtbrände richteten immer wieder große Schäden an. Nach 1651 und 1685 wurde beim letzten Großfeuer 1804 das Rathaus zerstört. Die napoleonische Besetzung in den Jahren 1806 und 1807 zog die Stadt so sehr in Mitleidenschaft, dass die durch die Lasten entstandenen Schulden erst 1832 getilgt waren.
Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 kam es erneut zu einem Wechsel der Kreiszugehörigkeit, die Stadt gehörte nun zum Kreis Osterode. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die beiden späteren Reichsstraßen 130 (Danzig – Hohenstein – Allenstein) und 389 (Hohenstein – Neidenburg) gebaut, ihnen folgte 1887/1888 der Bau der Eisenbahnstrecke Allenstein–Soldau, die ebenfalls über Hohenstein verlief. 1894 kam die Strecke aus Hohenstein dazu. Die neuen Verkehrswegen brachten jedoch keinen nennenswerten industriellen Aufschwung. Lediglich eine Wollweberei war vor Ort.
1845 wurde in der alten Ordensburg ein Progymnasium eingerichtet. 1857 wurde die Lehranstalt zu einem vollständigen Gymnasium erweitert, das über lange Zeit das Einzige im Umkreis von hundert Kilometern war. Die erste Abiturientenprüfung fand 1858 statt.[3] Bekanntester Schüler war der Bakteriologe und Serologe Emil von Behring.
Im Ersten Weltkrieg lieferten sich im Rahmen der zweiten Tannenbergschlacht vom 27. bis 29. August 1914 deutsche und russische Soldaten in der Stadt Straßenkämpfe, in deren Folge das Rathaus und 189 weitere Gebäude zerstört wurden. Mit Hilfe der Patenstadt Leipzig begann noch während des Krieges der Wiederaufbau unter Anwendung der Erkenntnisse moderner Stadtplanung, der 1923 mit der Einweihung des neuen Rathauses abgeschlossen war. Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Hohenstein gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Hohenstein stimmten 1780 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 20 Stimmen.[4] Am 18. September 1927 wurde nahe der Stadt durch Generalfeldmarschall Hindenburg vor 70.000 Teilnehmern das Tannenberg-Denkmal eingeweiht. Nach seinem Tod wurde Hindenburg am 7. August 1934 in einer in das Denkmal eingebauten Krypta beigesetzt.
Nahe dem Tannenberg-Denkmal wurde während des Zweiten Weltkrieges das größte Kriegsgefangenenlager auf ostpreußischem Boden eingerichtet. In Baracken und Erdhöhlen wurden durchschnittlich 20.000 polnische, französische und sowjetische Soldaten untergebracht. Insgesamt starben hier 55.000 Kriegsgefangene, die auf dem Friedhof Schwenteinen begraben wurden. Mit Wirkung zum 1. April 1941 wurden Teile der Stadt, die durch eine Flussregulierung auf das östliche Ufer der Passarge geraten waren, in den Landkreis Allenstein umgegliedert.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Hohenstein, das zu Kriegsbeginn 4236 Einwohner hatte, im Januar 1945 von der Roten Armee eingenommen und besetzt. Nach Kriegsende wurde die Stadt zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gesellt. Es begann nun die Zuwanderung von Polen und Ukrainern aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie. Soweit die deutsche Bevölkerung nicht bereits aus Hohenstein geflohen war, wurde sie bis 1947 vertrieben. Die teilweise zerstörte Stadt erhielt den polnischen Namen Olsztynek.
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1782 | ca. 1100 | [5] |
1831 | 1102 | teils Deutsche, teils Polen[6] |
1875 | 2640 | [7] |
1880 | 2467 | [7] |
1890 | 2563 | darunter 1.988 Evangelische, 496 Katholiken und 79 Juden[7] |
1933 | 3630 | [7] |
1939 | 4236 | [7] |
Museen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Freilichtmuseum der Volksbauweise, in dem einige Häuser des ersten deutschen Freilichtmuseums in Königsberg zu besichtigen sind.
Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zur Stadt- und Landgemeinde Olsztynek gehören die folgenden kleineren Ortschaften:
Polnischer Name | Deutscher Name (bis 1945) |
Polnischer Name | Deutscher Name (bis 1945) |
Polnischer Name | Deutscher Name (bis 1945) |
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Ameryka | Amerika 1917–1945 Pagelshof |
Lichtajny | Königlich Lichteinen 1931–1939 Lichteinen bei Hohenstein 1939–1945 Köllmisch Lichteinen |
Sitno | Seythen |
Borowy Młyn | Heidemühle vor ca. 1785 Dignatz |
Lipowo Kurkowskie | Leip | Smolanek | Jugendfelde |
Cichogrąd | Mortzfeld | Lutek | Luttken | Spogany | Spogahnen |
Czarci Jar | Łutynówko | Wenigsee | Stare Gaje | ||
Czerwona Woda | Rothwasser | Łutynowo | Lautens | Sudwa | Sauden |
Dąb | Dembenofen | Makruty | Makrauten | Swaderki | Schwedrich |
Dębowa Góra | Eichberg | Malinowo | Amalienhof | Świerkocin | Schwirgstein |
Drwęck | Dröbnitz | Mańki | Manchengut | Świętajny | Schwenteinen |
Elgnówko | Gilgenau | Marązy | Forsthaus Maransen | Świętajńska Karczma | |
Gaj | Gay am Wittigwalde 1932–1945 Neuhain |
Maróz | Groß Maransen | Tolejny | Tolleinen |
Gąsiorowo Olsztyneckie | Ganshorn bei Hohenstein | Marózek | Klein Maransen | Tolkmity | Tolkemüth |
Gębiny | Heinrichsdorf | Mierki | Mörken | Tomaszyn | Thomascheinen |
Gibała | Giballen | Mycyny | Meitzen | Waplewo | Waplitz |
Jadamowo | Adamsheide | Nadrowo | Nadrau | Warglewo | |
Jagiełek | Forsthaus Jagielleck 1938–1945 Forsthaus Hohenstein |
Nowa Wieś Ostródzka | Neudorf | Warlity Małe | Warglitten bei Hohenstein |
Jemiołowo | Mispelsee | Olsztynek | Hohenstein | Waszeta | Waschetta 1938–1945 Waschette |
Juńcza | Julienhof | Orzechowo | Nußtal | Wigwałd | Wittigwalde |
Kąpity | Kompitten | Pawłowo | Paulsgut | Wilkowo | Wilken |
Kolatek | Schlagamühle | Platyny | Platteinen | Witramowo | Wittmannsdorf |
Królikowo | Königsgut | Ruda Waplewska | Witułty | Witulten | |
Kunki | Kunchengut | Rybaczówka | Ząbie | Sombien | |
Kurki | Kurken | Samagowo | Sabangen | Zawady | Sawadden 1938–1945 Jungingen |
Łęciny | Langstein | Selwa | Sellwa 1938–1945 Sellwen |
Zezuty | Sensutten |
Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
chronologisch
- Christoph Cölestin Mrongovius (1764–1855), Pfarrer, Sprachwissenschaftler
- Carl Julius Szczesny (1818-?), preußischer Landrat
- Otto Gisevius (1821–1871), Landrat in Allenstein
- Paul Wendland (1864–1915), klassischer Philologe
- Paul Kahle (1875–1964), Orientalist
- Paul Josupeit (1891–1954), Verwaltungsjurist
- Max Klimmek (1903–1981), stellvertretender Bürgermeister und Stadtrat in Königsberg sowie Gauamtsleiter in Ostpreußen
- Albert Lieven (1906–1971), Schauspieler
- Werner Hennig (1929–2014), ehemaliger Richter am Bundessozialgericht
- Klaus Porbadnik (1930–2011), deutscher Leichtathlet
- Hans-Gert Roloff (* 1932), Germanist, Literaturwissenschaftler und -historiker
- Hans-Henning Becker-Birck (1937–2013), Verwaltungsjurist
Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 25, Nr. 8).
- August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 461–462, Nr. 76.
- Max Toeppen: Alterthümer bei Hohenstein in Ostpreußen. In: Neue Preußische Provinzial-Blätter. Vierte Folge. Band 7, Königsberg 1870, S. 13–42.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


- www.ostpreussen.net, Stadtgeschichte
- GenWiki: Hohenstein (Ostpreußen)
- Website der Stadt (polnisch)
- Website der Stadtverwaltung (polnisch)
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2016. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 5,19 MiB), abgerufen am 29. September 2017.
- ↑ Johannes Voigt: Codex diplomaticus. Urkunden-Sammlung zur ältern Geschichte Preussens aus dem Königl. Geheimen Archiv zu Königsberg. Band 4, Königsberg 1853, S. 3–4.
- ↑ L. Wiese: Das höhere Schulwesen in Preußen. Historisch-statistische Darstellung. Berlin 1864, S. 61
- ↑ Herbert Marzian, Csaba Kenez: „Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50 Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920“; Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 102
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Königsberg/Leipzig 1785, S. 25, Nr. 8).
- ↑ August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 461–462, Nr. 76.
- ↑ a b c d e http://www.verwaltungsgeschichte.de/osterode.html#ew33ostrhohenstein
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