Riederich
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 34′ N, 9° 16′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Reutlingen | |
Höhe: | 336 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,64 km2 | |
Einwohner: | 4300 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 927 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 72585 | |
Vorwahl: | 07123 | |
Kfz-Kennzeichen: | RT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 15 062 | |
LOCODE: | DE RDZ | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Mittelstädter Straße 17 72585 Riederich | |
Website: | www.riederich.de | |
Bürgermeister: | Tobias Pokrop | |
Lage der Gemeinde Riederich im Landkreis Reutlingen | ||
Riederich ist eine Gemeinde etwa zehn Kilometer nordöstlich von Reutlingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und zur europäischen Metropolregion Stuttgart. Zur Gemeinde Riederich gehören außer dem gleichnamigen Dorf Riederich keine weiteren Ortschaften.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde liegt im Ermstal.
Nachbargemeinden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Gemeinde Riederich, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Norden genannt und gehören zum Landkreis Reutlingen bzw. zum Landkreis Esslingen¹:
Bempflingen¹, Grafenberg, Metzingen, Reutlingen-Mittelstadt und Reutlingen-Reicheneck.
Schutzgebiete
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riederich hat insgesamt sieben Naturdenkmale. Der Hofwald im äußersten Südwesten der Gemarkung gehört zum FFH-Gebiet Albvorland bei Mössingen und Reutlingen.[2]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Überblick
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf der Gemarkung wurden Funde aus der Jungsteinzeit gemacht, die auf eine Siedlung schließen lassen. Ein römischer Heerweg verlief zwischen Bempflingen und Riederich. Der heutige Ort wurde vermutlich von den Alemannen gegründet; urkundlich wurde Riederich erstmals 1097 erwähnt, dessen Gemarkung damals im Herzogtum Schwaben lag. Über die Grafen von Achalm geriet Riederich bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert an die Grafschaft Württemberg. Im Bauernkrieg beteiligten sich Riedericher beim Aufstand des Armen Konrads mit. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde Riederich zu zwei Dritteln zerstört.
Im späten 19. Jahrhundert wanderten zahlreiche Familien nach Nordamerika aus. 1860 wurde der Ort zur selbständigen Pfarrei erhoben. 1906 wurde Riederich ans Stromnetz gebunden. Bei der Reichstagswahl von 1933 gingen 62,2 % der Stimmen an die NSDAP und 22,5 % an die KPD.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Ort zur Französischen Besatzungszone und somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. In den 1990er Jahren begann man mit der Ortskernsanierung. 1997 feierte man das 900-jährige Ortsbestehen.[3]
Verwaltungszugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Ort gehörte zu Zeiten des Herzogtums Württemberg zum Unteramt Metzingen des Amtes Urach. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde die Zugehörigkeit Riederichs zum Oberamt Urach festgeschrieben. Durch die Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg 1938 kam der Ort an den Landkreis Reutlingen.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).
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Religionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riederich gehörte lange als Filial zur Kirchengemeinde Bempflingen. Da diese zum Kloster Denkendorf gehörte, konnte die Reformation in Riederich erst nach dessen Säkularisation eingeführt werden. 1860 wurde Riederich eigenständige Pfarrei. Auch heute ist Riederich noch überwiegend evangelisch-lutherisch geprägt. Die heutige evangelische Kirchengemeinde Riederich[4] gehört zum Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Für die Katholiken ist die römisch-katholische Gemeinde in Metzingen zuständig, die zum Dekanat Reutlingen-Zwiefalten der Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört.
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verwaltungsgemeinschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde Riederich ist Mitglied in der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit Metzingen und Grafenberg.
Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gemeinderat von Riederich umfasst 14 gewählte Mitglieder, deren Amtszeit fünf Jahre beträgt, sowie den Bürgermeister als ebenfalls stimmberechtigten Vorsitzenden. Bei der letzten Wahl am 9. Juni 2024 trat als einzige Gruppierung die Bürgerliste Riederich an, deren Kandidierende insgesamt 99,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten und von der daraufhin die 14 Kandidierenden mit den meisten Stimmen in den Gemeinderat einzogen. Die übrigen 0,2 Prozent der Stimmen entfielen auf andere Einzelbewerber, von denen niemand ein Mandat erringen konnte. Die Wahlbeteiligung betrug 59,4 Prozent.[5]
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bürgermeister wird für eine Amtszeit von acht Jahren gewählt. Die derzeitige Amtszeit von Tobias Pokrop endet 2029.[6]
- 1951–1989: Alfred Barner
- 1989–2013: Klaus Bender
- seit 2013: Tobias Pokrop
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „In Grün zwischen zwei goldenen (gelben) Schrägbalken drei goldene (gelbe) Garnspindeln aneinander.“[7] | |
Wappenbegründung: Auf Grund eines Vorschlags der Archivdirektion Stuttgart vom 6. November 1924 nahm die Gemeinde eine Abwandlung des apokryphen Wappens der Grafen von Achalm (vergleiche das Wappen des Landkreises Reutlingen) an. Nach Verzicht auf die goldenen Sterne blieb vom letzteren der grüne Schild mit den beiden goldenen Schrägbalken, die im Gemeindewappen an die frühere Zugehörigkeit zur Grafschaft Achalm erinnern. Auf die jetzige Industrie- und Pendlergemeinde, insbesondere auf die ortsansässige Textilindustrie, beziehen sich die drei goldenen Garnspindeln.
Das Wappen wurde – gemeinsam mit der Flagge – am 30. August 1974 durch das Innenministerium verliehen. |
Kultur, Sehenswürdigkeiten und Natur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Musik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Feuerwehr 1880 gegründet, 1928 in Freiwillige Feuerwehr umgebildet[8]
- TSV Riederich, gegründet 1897[8]
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die evangelische Auferstehungskirche wurde 1958 vom Reutlinger Architekt Manfred Wizgall erbaut. Dabei wurde der Turm der romanischen Vorgängerkirche beibehalten, ferner auch ein Teil der Nordwand mit damals freigelegten Fresken, entstanden um das Jahr 1450.[9] Der Künstler Wilhelm Pfeiffer (Tübingen-Hirschau, 1918–1991) schuf zum neuen Kirchennamen das Sgraffito über der Südtür (Auferstandener mit Grabesengel und Maria Magdalena), dazu das Steinrelief über dem Haupteingang (Heimkehrender „verlorener“ Sohn). Auch der Glaskünstler Adolf Valentin Saile thematisierte den Kirchennamen im Chorfenster.
- Alte Post in Riederich, erbaut zwischen 1703 und 1708
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Riederich ist durch die Bundesstraße 312 (Stuttgart – Berkheim) an das überregionale Straßennetz angebunden.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit der Gutenbergschule besteht eine Grundschule. Für die jüngsten Einwohner gibt es drei gemeindliche Kindergärten.
Ver- und Entsorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Strom- und Erdgasnetz in der Gemeinde wird von der FairEnergie GmbH betrieben, einem Tochterunternehmen der Stadtwerke Reutlingen GmbH und der EnBW Kommunale Beteiligungen GmbH.[10]
Zur Wasserversorgung dienten in Riederich bis zum Jahr 1928 Schöpfbrunnen, private und zudem zwei öffentliche Pumpbrunnen. Im Frühjahr 1928 konnte die erste zentrale Wasserversorgung in Betrieb genommen werden. Heute besteht das Trinkwasser aus 35 Prozent Eigenwasser aus dem Tiefbrunnen Burris und 65 Prozent Bezug von der Bodensee-Wasserversorgung. Die Mischung erfolgt im Hochbehälter Neubruch.
Der Zweckverband Abwasserreinigung Bempflingen-Riederich betreibt eine gemeinsame Kläranlage für die Abwasserentsorgung der Gemeinden Bempflingen und Riederich.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Riederich. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Urach (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 8). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1831, S. 204 (Volltext [Wikisource]).
- Sönke Lorenz (Hrsg.): Riederich. Geschichte einer Ermstalgemeinde, Geiger-Verl., Horb 1997 (Gemeinde im Wandel, Band 5), ISBN 3-89570-289-7.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ Gemeinde Riederich - Geschichte. Abgerufen am 24. September 2022.
- ↑ Website der Evangelischen Kirchengemeinde Riederich
- ↑ Gemeinderatswahl 2024. Abgerufen am 19. September 2024.
- ↑ Kirsten Oechsner: Bürgermeisterwahl: Tobias Pokrop bleibt Bürgermeister in Riederich. In: Reutlinger General-Anzeiger, 6. Dezember 2020. Auf GeA.de, abgerufen am 24. April 2021.
- ↑ Wappenbeschreibung bei leo bw – landeskunde entdecken online; abgerufen am 21. Januar 2024
- ↑ a b c d Gemeinde Riederich – Geschichte. Abgerufen am 18. August 2017.
- ↑ Die Auferstehungskirche | Evangelische Kirchengemeinde Riederich. Abgerufen am 18. August 2017.
- ↑ Grund- und Ersatzversorgung. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 18. August 2017; abgerufen am 18. August 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.