Zernez

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Zernez
Wappen von Zernez
Wappen von Zernez
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Graubünden Graubünden (GR)
Region: Engiadina Bassa/Val Müstair
BFS-Nr.: 3746i1f3f4
Postleitzahl: 7530 Zernez
7542 Susch
7543 Lavin
Koordinaten: 803507 / 175539Koordinaten: 46° 42′ 0″ N, 10° 6′ 0″ O; CH1903: 803507 / 175539
Höhe: 1474 m ü. M.
Höhenbereich: 1355–3408 m ü. M.[1]
Fläche: 344,04 km²[2]
Einwohner: 1532 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 4 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
20,0 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.zernez.ch

Lage der Gemeinde
Karte von ZernezHaiderseeLago di CancanoLago di LivignoLago die S. Giacomo-di FraéleReschenseeStausee KopsSilvretta-StauseeSt. MoritzerseeItalienÖsterreichRegion AlbulaRegion MalojaRegion PlessurRegion Prättigau/DavosSamnaunScuolTaraspVal MüstairValsotZernez
Karte von Zernez
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Zernez ([tsərˈnɛts]/?) ist eine politische Gemeinde in der Region Engiadina Bassa/Val Müstair des Schweizer Kantons Graubünden.

Zum 1. Januar 2015 fusionierte die Gemeinde mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Lavin und Susch. Die neue Gemeinde heisst ebenfalls Zernez.

Wappen

Mit der Fusion erhielt Zernez für die Gesamtgemeinde ein neues Wappen, in dem die Hauptelemente der drei ehemaligen Gemeindewappen enthalten sind. Das alte Wappen behielt die Gültigkeit als Dorfwappen.

Gemeindewappen

Blasonierung: Geteilt, oben gespalten: im ersten Feld in Silber die obere rechte Vierung von Schwarz und Silber schräglinks geteilt, die obere linke Vierung von Schwarz und Silber schrägrechts geteilt darunter ein aufrechter schwarzer rotgezungter und gezierter Steinbock; im zweiten Feld in Silber auf grünem Dreiberg drei gezinnte schwarze Türme; im dritten Feld in Silber ein aufrechter, rot bewehrter schwarzer Bär, eine bewurzelte grüne Tanne tragend.

Dorfwappen

Blasonierung: In Silber (Weiss) ein aufrechter, rot bewehrter schwarzer Bär, eine bewurzelte grüne Tanne tragend

Das Wappen erinnert an die vielen Bärengeschichten aus den Wäldern der Gemeinde. Gleichzeitig verweist es auch auf die Familie Planta, die für die Gemeinde von grosser Bedeutung war und eine Bärentatze im Wappen führte.

Geographie

Das Dorf Zernez liegt auf einer Höhe von 1474 m im weiten Talboden des Engadin am Zusammenfluss von Inn und Spöl und hat rund 1600 mehrheitlich Rätoromanisch sprechende Einwohner. Der Ort ist wichtigster Ausgangspunkt für Wanderungen in den Schweizerischen Nationalpark; ein beliebtes Ziel ist zum Beispiel die Wanderhütte Chamanna Cluozza.

Zum Gemeindegebiet gehört neben dem Dorf Zernez mit der Fraktion Brail und dem Weiler Carolina seit Anfang 2015 auch das Gebiet der ehemaligen Gemeinden Lavin und Susch.

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1835[5] 1850 1900 1910 1950 2000 2019
Einwohner 634 603 596 1075 (Bahnbau) 739 959 1523

Sprachen

1880 gaben 84 %, 1900 79 % und 1941 78 % der Bürger Romanisch (in der Variante des Vallader) als Muttersprache an. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Anteil des Romanischen zwar weiter zurück, doch ist dieses nach wie vor Mehrheitssprache. 1990 gaben 81 % und im Jahr 2000 80 % Romanischkenntnisse an. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle (gültig für den Ortsteil Zernez, ohne Lavin und Susch):

Sprachen in Zernez
Sprachen Volkszählung 1980 Volkszählung 1990 Volkszählung 2000
Anzahl Anteil Anzahl Anteil Anzahl Anteil
Deutsch 207 22,50 % 243 27,96 % 300 31,28 %
Rätoromanisch 645 70,11 % 571 65,71 % 586 61,11 %
Italienisch 56 6,09 % 41 4,72 % 42 4,38 %
Einwohner 920 100 % 869 100 % 959 100 %

Religionen und Konfessionen

In Zernez wurde im Jahr 1553 die Reformation eingeführt.

Herkunft und Nationalität

Von den 1044 Bewohnern waren 922 (= 88 %) Schweizer Staatsangehörige (Stand: Ende 2005).

Geschichte

Zernez 1925 Richtung Süden, Aufnahme von Walter Mittelholzer
Zernez 2008 Richtung Norden

Zernez wurde 1161 erstmals urkundlich als Sarnetz[6] erwähnt.

Nach einem Grossbrand am 5. September 1872, der von 157 Häusern nur 40 unbeschädigt übrigliess, wurde ein Teil der Ortschaft im städtischen Stil und mit für das Engadin sonst untypischen Flachdächern wieder aufgebaut.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden in der Umgebung von Zernez die Sperrstellen Ova Spin und Crastatscha erstellt.

Sehenswürdigkeiten

In Zernez liegt das aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammende Schloss Wildenberg. Im Ortsteil Runatsch steht eine frühbarocke Pfarrkirche von 1609 mit reichen Stuckverzierungen.

Kultur und Veranstaltungen

In der Tradition der Übernamen der Engadiner Dörfer heissen die Zernezer ils magliachognas (deutsch «die Hundefresser»).

Seit 2011 findet Ende Juni / Anfang Juli in Zernez das Burning Mountain Festival statt. Seit 2017 findet alle zwei Jahre das Engadin Schlager- und Volksmusik Openair statt.

Seit 2006 findet jährlich Anfang Juli der Engadin Radmarathon statt, der Teil des Chiba Alpencups ist. Für gewöhnlich werden zwei Streckenvarianten angeboten, die kürzere führt den Ofenpass rauf und verläuft über den Munt-la-Schera-Tunnel führend zum Forcola di Livigno und zurück nach Zernez. Die längere Streckenvariante führt zusätzlich über den Füelapass- und Albulapass zurück zum Startort.

Verkehr

Zernez liegt an der Bahnstrecke Bever–Scuol-Tarasp, über die Anschluss zur Albulabahn besteht. Eine Postauto-Linie verbindet Zernez mit Mals im italienischen Vinschgau. Durch den Ort verläuft außerdem die Hauptstrasse 27.

Persönlichkeiten

  • Marcus Tatius «Tatius Alpinus» (um 1509 – 1562), Humanist, Übersetzer und Poet
  • Andrea Schorta (1905–1990) Linguist, Gewinner Prix Charles Veillon und Bündner Kulturpreis.
  • Jacques Guidon (1931–2021), Zeichner, Maler, Bildhauer, Schriftsteller und Theaterregisseur
  • Rudolf Grass (1906–1982), Zernezer Dorffotograf
  • Andrea Bezzola (1840–1897), Schweizer Bundesrichter und Nationalratspräsident
  • Robert F. Schloeth (1927–2012), erster vollamtlicher Direktor des Schweizerischen Nationalparks, lebte 1958–1990 in Zernez

Literatur

  • Luzi Dosch: Zernez (= Schweizerische Kunstführer. Nr. 590, Ser. 59). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1996, ISBN 3-85782-590-1.
  • Paul Eugen Grimm: Zernez. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band III: Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
  • Peter W. Roth: Der lange Weg zur achtgrössten Gemeinde. Zernez ist bereits 850 Jahre alt. In: Engadiner Post vom 3. März 2011, S. 5.
Commons: Zernez – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Paul Eugen Grimm: Zernez. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Dezember 2016.
  6. Der lange Weg … (siehe Literatur)
  7. Kapelle St. Sebastian
  8. Chasa Bezzola
  9. Bahnhistorisches Ensemble am Bahnhof
  10. Ausweichstelle der RhB
  11. Morenturm