Biedermannsdorf
Marktgemeinde Biedermannsdorf
| ||
---|---|---|
Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Mödling | |
Kfz-Kennzeichen: | MD | |
Fläche: | 8,95 km² | |
Koordinaten: | 48° 5′ N, 16° 20′ O | |
Höhe: | 185 m ü. A. | |
Einwohner: | 3.155 (1. Jän. 2023) | |
Bevölkerungsdichte: | 352 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2362 | |
Vorwahlen: | 0 22 36 | |
Gemeindekennziffer: | 3 17 02 | |
NUTS-Region | AT127 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Ortsstraße 46 2362 Biedermannsdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Beatrix Dalos (ÖVP) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2010) (21 Mitglieder) |
||
Lage von Biedermannsdorf im Bezirk Mödling | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Biedermannsdorf ist eine Marktgemeinde in Niederösterreich südlich von Wien.
Geografie
Der Ort liegt im Wiener Becken östlich der Südautobahn (A2) und an der Mödlinger Straße B 11. Der Bahnhof Laxenburg-Biedermannsdorf der Aspangbahn liegt am südlichen Ortsrand, die Pottendorfer Linie (Wien - Pottendorf - Wr. Neustadt) führt durch das östliche Gemeindegebiet.
Durch Biedermannsdorf fließen der Mödlingbach, der daraus ausgeleitete Mühlbach, der Krottenbach und der Haidbach (kleiner Krottenbach) sowie der Wiener Neustädter Kanal.
Vösendorf | Hennersdorf | |
Wiener Neudorf | Achau | |
Laxenburg |
Geschichte
Erste Siedlungen gab es bereits um 7000 vor Christus. Archäologische Siedlungsbelege lassen sich aus der Zeit um 5000 v. Chr. finden.
In der Römerzeit dürfte Biedermannsdorf zum Bezirk Vindobona gehört haben. 1999/2000 wurden die Reste einer vollständigen Straßenstation aus den ersten nachchristlichen Jahrhunderten freigelegt.
Der Ort wurde um 1170/80 erwähnt und war im Besitz von Ministerialen von Liechtenstein und Perchtoldsdorf. Ein „Pidermannsdorff“ ist 1275 genannt.[1] Der Namensteil „Bieder-“ ist ein altes deutsches Wort und bedeutet rechtschaffen, erprobt, ehrlich, solid usw. Es wird aus ahd. pidarpi, biderbi, alts. bitherbi und mhd. biderbe abgeleitet und gehört zu der Gruppe von Wörtern um um Bedarf, bedürfen. Das Wort wird auf der ersten Silbe betont, der Name der Gemeinde ebenfalls.[2]
Wie alle Gemeinden in der Gegend hatte Biedermannsdorf unter den Glaubenskriegen, den Türkenbelagerungen und der Pest zu leiden. Unter Maria Theresia wurden die Häuser das erste Mal durchnummeriert. Ab 1797 wurde der Wiener Neustädter Kanal gebaut, von dem aus eine Abzweigung, der „Biedermannsdorfer Canal“, zu einem Ziegelwerk führte. Eine Reihe anderer Ziegeleien wurden in der Umgebung gebaut. So entstand eine erste Industrialisierung des Ortes, der vorwiegend von der Landwirtschaft lebte.
Im Zweiten Weltkrieg litt der Ort unter den Bombenangriffen, da die Flugmotorenwerke Ostmark nahe gelegen waren. Als Randgemeinde war der Ort von 1938 - 1954 Bestandteil der Gemeinde Groß-Wien.
Volkszählung | 1971 | 1981 | 1991 | 2001 | 2009 |
---|---|---|---|---|---|
Einwohner | 1.295 | 1.859 | 2.668 | 2.904 | 2.855 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Heimatmuseum
Bei Biedermannsdorf befand sich eine römischen Straßenstation, die in den 1990er-Jahren ausgegraben wurde.[4] Das am 26. Oktober 2000 eröffnete Heimatmuseum zeigt Münzen, Töpfe und Tongefäße, Grabbeigaben von drei Gräbern (Schmuck etc.), Öllämpchen, Spangen und bietet eine Dokumentation über die Baubestandsreste (Brunnen, Feuerstellen, Ziegel einer Bodenheizung, etc.).[1]
Borromäum
Die Anlage war ursprünglich ein barockes Landschloss, der Perlashof. Er wurde nach mehrfachen Besitzwechseln 1882 von den Barmherzigen Schwestern vom heiligen Karl Borromäus erworben, 1883 eröffneten sie dort ein Waisenhaus und eine Volksschule. 1897 erfolgte ein Neubau, der als monumentaler späthistoristischer Vierflügelbau charakterisiert wird, 1902 wurde eine Klosterkirche gebaut. 1949 wurde aus ihr die „Frauengewerbeschule Biedermannsdorf“. Die Kirche wurde profaniert und ist seit 1982 Bibliothek. Das Gebäude wurde am 16. Juni 1982 von der Gemeinde Biedermannsdorf gekauft und an das Unterrichtsministerium vermietet, in ihm wurde eine „Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe“ eröffnet.[1]
Pfarrkirche Biedermannsdorf
Die Kirche ist dem Heiligen „Johannes der Täufer“ geweiht und ein im Kern mittelalterlicher, sonst aber barocker Bau, errichtet 1727-1728 von Franz Jäckl. Der spätbarocke Hochaltar zeigt die Taufe Christi durch Johannes den Täufer. Zwei Seitenaltäre und eine spätbarocke Kanzel gehören zur weiteren Ausstattung.[1] Auf der Orgelempore steht eine Kaufmannorgel aus 1892.
Schloss Wasenhof
Das Gebäude ist ein dreiflügeliger Bau aus der Barockzeit, um 1731 erbaut. Um 1454 befand sich an der Stelle der Wasenhof. Die Anlage wurde 1883 der Stephaniestiftung geschenkt und als Heim für behinderte Kinder eingerichtet. Seit 1939 ist es im Besitz der Gemeinde Wien.[1]
Wirtschaft
Außerhalb des Ortes gehört ein Teil des Industriezentrum Niederösterreich Süd von Eco Plus zum Gemeindegebiet. Dieses Gebiet war im Dritten Reich u.a. Standort der Flugmotorenwerke Ostmark. Im Ort selbst sind noch einige landwirtschaftliche Betriebe, die hauptsächlich Getreide anbauen. Die Abgaben der ansässigen Firmen stellen ein wichtiges Fundament für das Gemeindebudget dar.
Vereine
Pfadfindergruppe Biedermannsdorf
Die Pfadfindergruppe Biedermannsdorf besteht aus ca. 70 aktiven Mitgliedern (Stand Frühjahr 2010), sowie Gruppen- und Elternrat. In regelmäßigen Heimstunden werden die Grundsätze der Pfadfinderbewegung altersgerecht vermittelt und auf jährlichen Pfingst- und Sommerlagern in die Praxis umgesetzt.
1985 mit tatkräftiger Unterstützung des damaligen Pfarrers Bonifazius Schütte gegründet, wurde die Gruppe durch ihr Engagement bei zahlreichen Aktionen, wie dem Ferienspiel, „Aktion Sauberes Biedermannsdorf“, dem Adventmarkt sowie durch eigene Veranstaltungen, zum Beispiel der jährlich stattfindenden Rätselrallye, rasch zu einem fixen Bestandteil der Dorfgemeinschaft. 2005 wurden die Biedermannsdorfer PfadfinderInnen sogar zum beliebtesten Verein der Gemeinde gewählt.
KinderSportVerein Biedermannsdorf
Der KinderSportVerein Biedermannsdorf hat derzeit ca. 50 Mitglieder. In der Saison 2009/2010 sind drei Mannschaften aktiv: U8, U10 und U11 (beide mit einer Spielgemeinschaft mit Laxenburg und Münchendorf)
Ziel ist die Förderung des Jugendfußballsportes und Veranstaltungen von Wettbewerben. Unterweisung der aktiven Mitglieder durch geeignete und geprüfte Lehrpersonen in den Grundzügen des Fußballsports. Der Kinderfußball ist geeignet für alle fußballinteressierte Kinder und Jugendliche ab 5 Jahren. Erfolge der Mannschaften des Vereins sind
- Saison 2006/2007 U8 Meister - Jugendgruppe Mödling/Liesing.
- 2007 beliebtester Verein Biedermannsdorfs
- 2009 U10 MPO B Meister - Jugendhauptgruppe SüdOst
Österreichischer Kynologenverband
In Biedermannsdorf befindet sich der Sitz des Österreichischen Kynologenverbandes.
LIONS Club Biedermannsdorf
Seit 14. Juni 1997 besteht in Biedermannsdorf ein LIONS Club. Eine langjährige Belebung des Ortes war das alljährliche Lions Fest (vormals Biedermannsdorf Classic). Zahlreiche Attraktionen machten das Fest zu einem Ereignis für Groß und Klein (Feldmesse, Frühschoppen, Live Musik, Oldtimer Traktoren, Oldtimer Autos, Motorräder, Hüpfburg, Karaoke, Riesentombola). 2009 bricht man jedoch zu neuen Ufern auf, das Lions Fest wird in diesem Jahr ausgesetzt. Stattdessen geht man neue Wege und veranstaltet im Spätsommer die einwöchigen LIONS Sturmtage im Perlashof.
Besonders erfolgreich und über den Ort hinaus bekannt ist der LIONS Punschstand. Dieser Punschstand ist während der ganzen Adventszeit geöffnet und ist seit 2008 im Perlashof (hinter der Kirche) beheimatet.
Die Mitglieder arbeiten allesamt ehrenamtlich, der Reinerlös der Veranstaltungen kommt ausschließlich karitativen Zwecken zugute.
Persönlichkeiten
- Leopold Eichinger (1940–2009), Bürgermeister von Biedermannsdorf 1975–1992 sowie nö. Landespolitiker
- Aleksander Sochaczewski († 1923 in Biedermannsdorf), polnischer Maler
Literatur
- Karl Stiglbauer: Biedermannsdorf. Der Wandel eines Bauerndorfes zur Stadtrandgemeinde von Wien. Eigenverlag der Marktgemeinde Biedermannsdorf 2004. ISBN 3-200-00261-1
- Hanns Augustin: Biedermannsdorf - Heimat einst und jetzt. Selbstverlag der Marktgemeinde Biedermannsdorf 1980
- Anton Strahammer: Biedermannsdorfer Heimatkunde. Österreichischer Schulbücherverlag, Wien 1924. Neuauflage 1999, Selbstverlag der Marktgemeinde Biedermannsdorf
- Hans Bednar, Kim Meyer-Cech: Südheide. Das namenlose Wunderland vor den Toren Wiens. Mandelbaum Verlag Wien 2003. ISBN 3-85476-809-0, korrekte ISBN 3-85476-109-0.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Peter Aichinger-Rosenberger, Evelyn Benesch u. a.: Dehio-Handbuch Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1 A bis L. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. Verlag Berger, Horn, Wien 2003. Seiten 270–272. ISBN 3-85028-364-X.
- ↑ Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch (DWB). Band 1 A–Biermolke. Leipzig 1854. Stichwort „Bieder“. Spalte 1810 Zeile 69. Nachdruck Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1991. dtv 5945. ISBN 3-423-05945-1. Gliederung zitiert nach: Der digitale Grimm - Elektronische Ausgabe der Erstbearbeitung. Version 12/04. Verlag Zweitausendeins, Frankfurt am Main. Kompetenzzentrum für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften an der Universität Trier in Verbindung mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. ISBN 3-86150-628-9.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung von Biedermannsdorf. (PDF)
- ↑ Dorothea Talaa, Ingomar Herrmann: Eine römische Straßenstation in Biedermannsdorf bei Wien. Vorbericht. In: Fundort Wien. Berichte zur Archäologie. 6/2003. Hg. vom Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 7 - Kultur, Stadtarchäologie. Phoibos Verlag Wien. ISSN 1561-4891, ISBN 978-3-902086-11-2. Seite 212.
Weblinks
- 31702 – Biedermannsdorf. Gemeindedaten der Statistik Austria