„Polypropylen“ – Versionsunterschied

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Version vom 21. Mai 2021, 07:53 Uhr

Strukturformel
Strukturformel Polypropylen
Allgemeines
Name Polypropylen
Andere Namen
  • Polypropen[1]
  • Poly(1-methylethylen)
CAS-Nummer 9003-07-0
Monomer Propen
Summenformel der Wiederholeinheit C3H6
Molare Masse der Wiederholeinheit 42,08 g·mol−1
Art des Polymers

Thermoplast

Eigenschaften
Aggregatzustand

fest

Dichte

0,90 .. 0,915 g/cm³[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[3]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Kunststoffbecher aus Polypropylen.
Deckel der Tic Tac-Packung aus PP
Polypropylen (Kugel-Stab-Modell; blau: Kohlenstoff; grau: Wasserstoff)

Polypropylen (Kurzzeichen PP) ist ein durch Kettenpolymerisation von Propen hergestellter thermoplastischer Kunststoff. Es gehört zur Gruppe der Polyolefine, ist teilkristallin und unpolar. Seine Eigenschaften ähneln Polyethylen, er ist jedoch etwas härter und wärmebeständiger. Polypropylen ist der am zweithäufigsten verwendete Standardkunststoff und wird häufig für Verpackungen verwendet.[4] Im Jahr 2016 wurden weltweit 17,66 Millionen Tonnen für flexibles Verpackungsmaterial verwendet und 23 Millionen Tonnen geformte Kunststoffteile produziert.[5]

Geschichte

Die Chemiker J. Paul Hogan und Robert Banks stellten Polypropylen erstmals 1951 für die Phillips Petroleum Company her.[6] Nach dem von Karl Ziegler entwickelten Verfahren gelang 1953 im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim eine Synthese, die für die großtechnische Anwendung mehr Erfolg versprach.[7] Polypropylen wurde in kristalliner Form von Karl Rehn in den Farbwerken Hoechst und zeitgleich von Giulio Natta am Polytechnikum Mailand synthetisiert.[8]

Mit dem von Natta angemeldeten Patent begann die Produktion in der italienischen Firma Montecatini. Da auch Ziegler ein Patent angemeldet hatte, folgte ein Rechtsstreit um die Patentrechte.[9]

Das nach dem Zieglerschen Verfahren hergestellte Polyethylen erwies sich als widerstandsfähiger gegenüber Druck und höheren Temperaturen. Im Jahr 1955 wurden zunächst 200 Tonnen, 1958 bereits 17.000 Tonnen und ab 1962 mehr als 100.000 Tonnen hergestellt. Im Jahr 2001 wurden weltweit 30 Millionen Tonnen Polypropylen hergestellt. Im Jahr 2007 betrug das Produktionsvolumen bereits 45,1 Millionen Tonnen mit einem Wert von ca. 65 Milliarden US$ (47,4 Milliarden €).[10] Heute ist Polypropylen nach Polyethylen der (nach Umsatz) weltweit zweitwichtigste (Standard-) Kunststoff.

Herstellung

PP wird durch Polymerisation von Propen hergestellt. Für die Produktion von PP werden ungefähr zwei Drittel des weltweit hergestellten Propens verbraucht.[11] Nach Auskunft von Römpps Lexikon der Chemie gibt es heutzutage drei industrielle Verfahren:[12]

  1. das Suspensions-(Slurry-)Verfahren
  2. das Masse-(Bulk-)Verfahren
  3. das Gasphasen-Polymerisationsverfahren

Eigenschaften

Polypropylen ähnelt in vielen Eigenschaften Polyethylen, speziell im Lösungsverhalten und den elektrischen Eigenschaften. Die zusätzlich vorhandene Methylgruppe verbessert die mechanischen Eigenschaften und die thermische Beständigkeit, während die chemische Beständigkeit durch sie sinkt.[13]:19 Die Eigenschaften von Polypropylen sind abhängig von der molaren Masse und der Molmassenverteilung, der Kristallinität, Typ und Anteil des Comonomers (wenn verwendet) und der Taktizität.[13]:24

Mechanische Eigenschaften

Die Dichte von PP liegt zwischen 0,895 und 0,92 g/cm³. Damit ist PP der Standardkunststoff mit der geringsten Dichte. Bei einer geringeren Dichte können Formteile mit einem geringeren Gewicht und aus einer bestimmten Masse an Kunststoff mehr Teile hergestellt werden. Anders als bei Polyethylen unterscheiden sich kristalline und amorphe Bereiche nur wenig in ihrer Dichte. Jedoch kann sich die Dichte von Polyethylen durch Füllstoffe deutlich ändern.[13]:24

Der E-Modul von PP liegt zwischen 1300 und 1800 N/mm².

Polypropylen besitzt eine ausgezeichnete Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung.[14] Aus diesem Grund können Scharniere auch direkt aus PP hergestellt werden (beispielsweise Brillenetuis).

Thermische Eigenschaften

Die Schmelz- und Dauergebrauchstemperatur von Polypropylen sind höher als die von Polyethylen, ebenso wie zahlreiche mechanische Eigenschaften (Steifigkeit, Härte und Festigkeit). Polypropylen-Homopolymer lässt sich dauerhaft zwischen 0 und 100 °C verwenden. Unterhalb von 0 °C wird es spröde.[15]:247 Dieser Temperaturbereich lässt sich z. B. durch Copolymerisation vergrößern, so dass im Pressgussverfahren hergestellte Gegenstände nach dem Aushärten bis 140 °C erwärmt werden können.[12] Die Wärmedehnung von Polypropylen ist mit α = 100-200 10−6/K sehr groß (jedoch etwas geringer als von Polyethylen).[15][16]

Chemische Eigenschaften

Infrarotspektrum von Polypropylen

Polypropylen ist bei Raumtemperatur gegen Fette und fast alle organischen Lösungsmittel beständig, abgesehen von starken Oxidationsmitteln. Nichtoxidierende Säuren und Laugen können in Behältern aus PP gelagert werden. Bei erhöhter Temperatur lässt sich PP in wenig polaren Lösungsmitteln (z. B. Xylol, Tetralin und Decalin) lösen.

Durch das tertiäre Kohlenstoffatom ist PP chemisch weniger beständig als PE (vgl. Markownikow-Regel).[17]

PP ist geruchlos und hautverträglich, für Anwendungen im Lebensmittelbereich und der Pharmazie ist es geeignet, es ist physiologisch unbedenklich und biologisch inert.[18]

Sonstiges

Die Schallgeschwindigkeit beträgt in Polypropylen 2650–2740 m/s longitudinal und 1300 m/s transversal.[2][19]

PP kann mit mineralischen Füllstoffen wie z. B. Talkum, Kreide oder Glasfasern gefüllt werden. Dadurch wird das Spektrum der mechanischen Eigenschaften (Steifigkeit, Gebrauchstemperaturen etc.) deutlich erweitert.

Molekularer Aufbau

Taktizität

Polypropylen kann in ataktisches Polypropylen, syndiotaktisches Polypropylen und isotaktisches Polypropylen unterteilt werden. Bei ataktischem Polypropylen ist die Methylgruppe zufällig ausgerichtet, bei syndiotaktischem Polypropylen abwechselnd (alternierend) und bei isotaktischem Polypropylen gleichmäßig. Das hat Einfluss auf die Kristallinität (amorph oder teilkristallin) und die thermischen Eigenschaften (Glasübergangspunkt Tg und Schmelzpunkt Tm).

Taktizität beschreibt bei Polypropylen, inwiefern die Methylgruppe in der Polymerkette ausgerichtet (angeordnet) ist. Kommerzielles Polypropylen ist in der Regel isotaktisch. In diesem Artikel ist daher stets von isotaktischem Polypropylen die Rede, sofern es nicht anderslautend erwähnt wird.

Die Taktizität wird meist mit Hilfe des Isotaxie-Index (nach DIN 16774) in Prozent angegeben. Der Index wird durch die Bestimmung des unlöslichen Anteils in siedendem Heptan ermittelt. Kommerziell verfügbare Polypropylene besitzen meist einen Isotaxie-Index zwischen 85 und 95 %. Die Taktizität hat Auswirkungen auf die physikalischen Eigenschaften. Der isotaktische Aufbau führt zu einer teilkristallinen Struktur. Die stets auf der gleichen Seite vorhandene Methylgruppe zwingt das Makromolekül in eine Helix-Form, wie z. B. auch bei Stärke. Je höher die Isotaxie (der Isotaxe Anteil), desto größer ist die Kristallinität und dadurch auch Erweichungspunkt, Steifigkeit, E-Modul und Härte.[13]:22

Ataktischem Polypropylen fehlt hingegen jegliche Regelmäßigkeit, wodurch es nicht kristallisieren kann und amorph ist.

Kristallstruktur des Polypropylens

Isotaktisches Polypropylen besitzt einen hohen Kristallinitätsgrad, bei industriellen Produkten beträgt er 30–60 %. Syndiotaktisches Polypropylen ist etwas weniger kristallin, ataktisches PP ist amorph (nicht kristallin).[20]:251

Isotaktisches Polypropylen (iPP)

Isotaktisches Polypropylen kann in verschiedenen kristallinen Modifikationen vorliegen, in denen die molekularen Ketten unterschiedlich angeordnet sind. Je nach Bedingung treten die α-, β- und γ-Modifikation sowie mesomorphe (smektische) Formen auf.[21] Die α-Form ist bei iPP die vorherrschende Modifikation. Die Kristalle bilden sich aus Lamellen in Form gefalteter Ketten. Eine Besonderheit dabei ist, dass sich verschiedene Lamellen in der sogenannten „cross-hatched“-Struktur anordnen.[22] Der Schmelzpunkt von α-kristallinen Bereichen wird mit 185[23][24] bis 220 °C[23][25] angegeben, die Dichte mit 0,936 bis 0,946 g·cm−3.[26][27][28] Die β-Modifikation ist im Vergleich etwas ungeordneter, wodurch sie sich schneller bildet[29][30] und mit 170 bis 200 °C[23][31][32] einen niedrigeren Schmelzpunkt besitzt[33][31] Die Bildung der β-Modifikation kann durch Nukleierungsmittel, geeignete Temperaturen und Scherbeanspruchung gefördert werden.[29][34] Die γ-Modifikation tritt unter industriellen Bedingungen kaum auf und ist wenig erforscht. Die mesomorphe Modifikation hingegen tritt bei der industriellen Verarbeitung häufig zutage, da der Kunststoff meist schnell abgekühlt wird. Der Ordnungsgrad der mesomorphen Phase liegt zwischen dem kristallinen und dem amorphen, die Dichte ist mit 0,916 g·cm−3 vergleichsweise gering. Die mesomorphe Phase wird als Grund für Transparenz bei rasch abgekühlten Filmen gesehen (durch geringe Ordnung und kleine Kristallite).[20]

Syndiotaktisches Polypropylen (sPP)

Syndiotaktisches Polypropylen ist deutlich jüngeren Ursprungs als isotaktisches PP, es konnte erst mithilfe von Metallocen-Katalysatoren hergestellt werden. Syndiotaktisches PP schmilzt leichter, je nach Taktizitätsgrad wird 161 bis 186 °C genannt.[35][36][37]

Ataktisches Polypropylen (aPP)

Ataktisches Polypropylen ist amorph und besitzt daher keine Kristallstruktur. Durch seine fehlende Kristallinität ist es selbst bei gemäßigter Temperatur leicht löslich, wodurch es als Nebenprodukt aus isotaktischem Polypropylen herausgelöst werden kann. Das auf diese Weise abgetrennte aPP ist jedoch nicht vollständig amorph, sondern kann bis zu 15 % kristalline Anteile besitzen. Erst seit einigen Jahren kann ataktisches Polypropylen auch gezielt mithilfe von Metallocen-Katalysatoren hergestellt werden; dieses besitzt ein deutlich höheres Molekulargewicht.[20]

Ataktisches Polypropylen besitzt eine geringere Dichte und Festigkeit sowie niedrigere Schmelz- und Erweichungstemperaturen als die kristallinen Typen und ist bei Raumtemperatur klebrig und gummielastisch. Es ist ein farbloses, trübes Material und lässt sich zwischen −15 und +120 °C einsetzen. Ataktisches Polypropylen wird als Dichtungsmasse, als Dämmstoff für PKWs und als Zusatzstoff zu Bitumen verwendet.[15]:251

Verarbeitung

Der Weltmarktpreis für unverarbeitetes Polypropylen lag 2006 bei knapp 1 €/kg.[38]

PP eignet sich zum Spritzgießen, Extrudieren, Blasformen, Warmumformen, Schweißen, Tiefziehen, für die spanende Verarbeitung. Außerdem kann aus ihm Schaumstoff hergestellt werden. Der Spritzguss von Polypropylen läuft bei Verarbeitungstemperaturen bis 260 °C. Wegen seiner geringen Oberflächenenergie lässt sich Polypropylen nur schlecht kleben oder bedrucken. Etwa 6,6 Mio. t jährlich werden zu Fasern gezogen (Stand: 2014).[39] Daraus werden Garne, Vliese und Gewebe hergestellt.

Polypropylen-Schaum (EPP)

Expandiertes Polypropylen (EPP) wurde in den 1980er Jahren entwickelt. Es handelt sich hierbei um einen Partikelschaumstoff auf Polypropylen-Basis. (Poröses expandiertes Polypropylen wird mit PEPP abgekürzt.) Anders als bei EPS wird EPP ohne Treibmittel ausgeliefert, so dass eine treibmittelbasierte nachträgliche Expansion nicht möglich ist.

Bei der EPP-Herstellung unterscheidet man zwei Prinzipverfahren: Die Autoklavtechnik (Standard) und die direkte Schaumextrusion (selten).

Die Verarbeitung im sogenannten Formteilprozess findet in speziellen Formteilautomaten statt. Diese unterscheiden sich durch ihre stabilere Ausführung von herkömmlichen EPS-Maschinen. Der eigentliche Verarbeitungsschritt besteht darin, die Schaumpartikel mittels Dampf (Dampftemperatur ca. 140 bis 165 °C – je nach Rohmaterialtyp) zu erweichen, damit sie zum EPP-Formteil versintern. Die nachträgliche Bearbeitung (z. B. Entgraten) ist aufwändiger als bei PUR-Schaumstoffteilen und erfordert spezielle Techniken.[40]

Ungereckte Polypropylen-Folie (CPP)

Cast Polypropylen (dt. ungerecktes Polypropylen, Kurzzeichen CPP) ist ein vielseitig einsetzbares Verpackungsmaterial.[41]

Wie gewöhnliches Polypropylen (PP) ist CPP ein teilkristalliner Thermoplast und gehört zu der Gruppe der Polyolefine. Im Vergleich zu herkömmlichen PE-Folien zeichnet sich CPP durch eine ausgesprochen hohe Transparenz, Steifigkeit und Abriebfestigkeit aus. Diese Eigenschaften machen CPP, neben OPP (Oriented Polypropylene) zu dem meisteingesetzten Polymer in der Verpackungsindustrie. Hauptsächliche Einsatzgebiete sind die Verpackung von Lebensmitteln, Textilien oder medizinischen Artikeln und als Laminierungsschicht in Mehrschichtfolien.

Gestreckte Polypropylen-Folie (OPP und BOPP)

Polypropylenfolien kann man durch das Verstrecken deutlich stabiler machen. Hierzu wird die extrudierte Folie über Walzen geführt, die in Maschinenrichtung an Geschwindigkeit zunehmen.[42][43] Das führt zu einer Streckung des Kunststoffs in Längsrichtung. Um eine BOPP-Folie zu erhalten, wird danach auch noch in Querrichtung verstreckt.

Die Vorteile dieser Verarbeitung liegen u. a. in einer verringerten Wasserdampfpermeation. Die mechanische Festigkeit steigt, die Folien dehnen sich weniger, die Optik (Transparenz) wird verbessert. Die Weiterreißfestigkeit steigt ebenfalls.

Nachteile sind u. a. die abnehmende Siegelfähigkeit und Bedruckbarkeit. Der Lichtschutz wird geringer und die Sauerstoffbarrierewirkung nimmt ab.

OPP (oriented polypropylene)

Das extrudierte PP-Granulat kann hierzu auch nur längs verstreckt werden, um OPP (orientiertes PP) zu erhalten. Es wird zur Herstellung von hochfesten Folien, Verpackungsbändern, Garnen oder auch Verbundfolien eingesetzt.

BOPP (biaxially oriented polypropylene)

Dieses orientierte PP wird zusätzlich noch in Querrichtung verstreckt, um maximale Festigkeit dieses Kunststofftyps zu erhalten. Dies geschieht in einer Reckanlage (Vorwärmen – Strecken – Stabilisieren – Kühlen). Um Spannungen zu minimieren wird die Folie am Ende des Herstellungsprozesses durch nochmaliges Aufheizen thermofixiert.

Diese Kunststofffolie wird in der Verpackung vorwiegend auf Schlauchbeutelmaschinen (horizontal und vertikal) eingesetzt, als Monofolie oder Komponente einer Verbundfolie.

Typen

Copolymere

Um seine Eigenschaften zu verbessern, werden neben regulärem Polypropylen-Homopolymer (PP-H) weitere Copolymere (insbesondere mit Ethen) angeboten. Je nach Aufbau werden diese nach ISO 1873 als PP-B (Block-Copolymer) oder PP-R (Random-Copolymer) bezeichnet.

Anwendungsbeispiele

Behälter aus transparentem PP
Hocker aus recyceltem Polypropylen.

Die erwähnten Eigenschaften von PP und EPP erlauben einen sehr breiten Einsatz dieses Kunststoffs.[44] PP verdrängt zunehmend die teuer zu fertigenden technischen Thermoplaste wie ABS und PA.[17]

  • Es wird im Maschinen- und Fahrzeugbau für Innenausstattungen für PKW, Armaturenbretter und Batteriegehäuse ebenso eingesetzt wie für Crashabsorber-Elemente im Fahrzeugbau, in Kindersitzen und in Fahrradhelmen.
  • In der Elektrotechnik wird es für Trafogehäuse, Draht- und Kabelummantelung und Isolierfolien verwendet. Eine besonders herausragende Bedeutung hat BOPP als Dielektrikum von Kunststoff-Folienkondensatoren und Leistungskondensatoren erlangt.
  • Im Bauwesen wird es für Armaturen, Fittings und Rohrleitungen verwendet; in der Lüftungs- und Klimatechnik in korrosiver Umgebung und bei Förderung korrosiver Gase, meist in Form von PP-S (S = schwerentflammbar).
  • Stahl- und Spannbeton können Polypropylenfasern zugesetzt werden, um die Brandschutzeigenschaften zu verbessern. Die bei Erhitzung schmelzende und verbrennende Fasern hinterlassen Poren, welche die Ausdehnung und das Entweichen des Wasserdampfes ermöglichen.[45]
  • In der Textilindustrie wird Kammgarn aus Polypropylen im Polycolon verwendet. PP-Fasern werden u. a. zu Heimtextilien, Teppichen, Sporttextilien, Verpackungsmaterialien, Hygieneprodukten, medizinischen Produkten, schwimmfähigen Seilen, Geotextilien weiter verarbeitet.
  • In Lebensmittelindustrie, Verpackungstechnik und im Haushalt wird Polypropylen vielseitig verwendet: Becher (für Milchprodukte), Flaschenverschlüsse, Innenteile für Geschirrspülmaschinen, für kochfeste Folien, wiederverwendbare Behälter, Thermotransportboxen bzw. Warmhaltebehälter (EPP), Verpackungsteile, Trinkhalme, Klebefolie, …
  • In feuchten Regionen wird PP als Material für Kunststoffgeldscheine wie den Australischen Dollar und den Neuseeland-Dollar verwendet.
  • Im Flugmodellbau wird EPP zur Herstellung von widerstandsfähigen, anfängerfreundlichen Modellflugzeugen verwendet, die einen Absturz deutlich besser verkraften als klassische Balsaholz-Modellflugzeuge.
  • In der allgemeinmedizinischen Chirurgie werden besonders bei älteren Patienten, komplizierteren Brüchen und Rezidiven (Wiederauftreten), Netze aus Polypropylen für den Verschluss von Hernien, z. B. bei Leistenbrüchen, verwendet, um die Bauchdecke zu stärken und ein Rezidiv des Leistenbruchs zu verhindern.
  • Bei der Ladungssicherung in Frachtcontainern werden luftgefüllte Staupolstersäcke (GrizzlyBag®) verwendet, deren Außenhüllen aus PP bestehen.
  • In der Werbung werden Hohlkammerplatten aus PP (Noppenplatten und Stegplatten) in bedruckter und beklebter (kaschierter) Form für Plakate und Displays verwendet.

Recycling

Grundsätzlich ist Polypropylen gut recycelbar, jedoch ist der Recyclinganteil derzeit noch gering. Im Jahr 2017 lag dieser weltweit bei weniger als 1 %[49], einer der niedrigsten Recyclingquoten aller heute gängigen Verbrauchskunststoffe. Eine besondere Herausforderung stellen Lebensmittelverpackungen dar. Um Verunreinigungen des recycelten Materials zu vermeiden, sind spezielle Verfahren oder geschlossene Recyclingkreisläufe erforderlich.

Weblinks

Wiktionary: Polypropylen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. J. Kahovec, R. B. Fox, K. Hatada: Nomenclature of regular single-strand organic polymers (IUPAC Recommendations 2002). In: Pure Appl. Chem. Vol. 74, No. 11.2, 2002, S. 1955. doi:10.1351/pac200274101921 (Abstract)
  2. a b Werner Martienssen, Hans Warlimont (Hrsg.): Springer Handbook of Condensed Matter and Materials Data. Springer Science & Business Media, Heidelberg/ New York 2006, ISBN 3-540-30437-1, S. 488 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  4. Plastics the Facts 2014/2015 auf plasticseurope.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. Juni 2015; abgerufen am 10. Oktober 2019.
  5. Polypropylene Market Report. Abgerufen am 24. Oktober 2018.
  6. Stephen Stinson: Discoverers of Polypropylene Share Prize. In: Chemical & Engineering News. 65. Jahrgang, Nr. 10, 1987, S. 30, doi:10.1021/cen-v065n010.p030.
  7. Günther Wilke: 50 Jahre Ziegler-Katalysatoren: Werdegang und Folgen einer Erfindung. In: Angewandte Chemie. 115, 2003, S. 5150–5159, doi:10.1002/ange.200330056.
  8. Peter J. Morris: Polymer Pioneers: A Popular History of the Science and Technology of Large Molecules. Chemical Heritage Foundation, 2005, ISBN 0-941901-03-3, S. 76 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Heinz Martin: Polymers, Patents, Profits: A Classic Case Study for Patent Infighting, 294 Seiten, Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA (2007), ISBN 3-527-31809-7.
  10. Polypropylen PP - Marktstudie: Analyse, Trends | Ceresana. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  11. Propylen - Studie: Markt, Analyse, Trends | Ceresana. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  12. a b Römpp Lexikon Chemie, 9. Auflage 1992, Seite 3566
  13. a b c d D. Tripathi: Practical Guide to Polypropylene. Smithers Rapra Press, Shawbury UK 2002, ISBN 1-85957-282-0, S. 19–24 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Clive Maier, Teresa Calafut: Polypropylene: the definitive user’s guide and databook. William Andrew, 1998, ISBN 1-884207-58-8, S. 14 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  15. a b c Wolfgang Kaiser: Kunststoffchemie für Ingenieure: Von der Synthese bis zur Anwendung. 2. Auflage. Carl Hanser, 2007, ISBN 978-3-446-41325-2, S. 228.
  16. https://www.tmk-zerspanungstechnik.de/files/tmk/Pdfs/technischer_kunststoff_pp_polypropylen_hostalen_pp_novolen%20_verschiedene_farben_tmk_zerspanungstechnik.pdf
  17. a b S. Koltzenburg u. a.: Polymere: Synthese, Eigenschaften und Anwendungen. 2014, ISBN 978-3-642-34772-6, S. 407. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  18. Rüdiger Kramme (Hrsg.): Medizintechnik. Springer, Berlin/ Heidelberg 2011, ISBN 978-3-642-16186-5, S. 902.
  19. Ultrasonic or ultrasound sound velocity and impedance. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
  20. a b c Peter Elsner, Peter Eyerer: Domininghaus – Kunststoffe: Eigenschaften und Anwendungen. Hrsg.: Thomas Hirth. Springer, 2012, ISBN 978-3-642-16173-5, S. 251 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. A. Turner-Jones, J. M. Aizlewood, D. R. Becket: Crystalline forms of isotactic polypropylene. In: Macromol. Chem. Band 75, Nr. 1, 1964, S. 134–158, doi:10.1002/macp.1964.020750113.
  22. G. Fischer: Deformations- und Versagensmechanismen von isotaktischem Polypropylen (i-PP) oberhalb der Glasübergangstemperatur. Dissertation. Universität Stuttgart, 1988.
  23. a b c R. J. Samuels: Quantitative structural characterization of the melting behavior of isotactic polypropylene. In: J. Polym. Sci., Polym. Phys. Ed. Band 13, Nr. 7, 1975, S. 1417–1446, doi:10.1002/pol.1975.180130713.
  24. Y. S. Yadav, P. C. Jain: Melting behaviour of isotactic polypropylene isothermally crystallized from the melt. In: Polymer. 27(5), 1986, S. 721–727.
  25. W. W. Cox, A. A. Duswalt: Morphological transformations of polypropylene related to its melting and recrystallization behavior. In: Polym. Eng. Sci. 7, 1967, S. 309–316.
  26. D. C. Bassett, R. H. Olley: On the lamellar morphology of isotactic polypropylene spherulites. In: Polymer. Band 25, Nr. 7, Juli 1984, S. 935–943, doi:10.1016/0032-3861(84)90076-4.
  27. G. Natta, P. Corradini: General considerations on the structure of crystalline polyhydrocarbons. In: Il Nuovo Cimento. Band 15, S1, Februar 1960, S. 9–39, doi:10.1007/BF02731858.
  28. Physical Constants of Poly(propylene). In: Wiley Database of Polymer Properties. 2003, doi:10.1002/0471532053.bra025.
  29. a b Guan-yi Shi, Xiao-dong Zhang, You-hong Cao, Jie Hong: Melting behavior and crystalline order of β-crystalline phase poly(propylene). In: Die Makromolekulare Chemie. Band 194, Nr. 1, Januar 1993, S. 269–277, doi:10.1002/macp.1993.021940123.
  30. Mario Farina, Giuseppe Di Silvestro, Alberto Terragni: A stereochemical and statistical analysis of metallocene-promoted polymerization. In: Macromolecular Chemistry and Physics. Band 196, Nr. 1, Januar 1995, S. 353–367, doi:10.1002/macp.1995.021960125.
  31. a b J. Varga: Supermolecular structure of isotactic polypropylene. In: Journal of Materials Science. Band 27, Nr. 10, 1991, S. 2557–2579, doi:10.1007/BF00540671.
  32. Andrew J. Lovinger, Jaime O. Chua, Carl C. Gryte: Studies on the α and β forms of isotactic polypropylene by crystallization in a temperature gradient. In: J. Polym. Sci. Polym. Phys. Ed. Band 15, Nr. 4, 1977, S. 641–656, doi:10.1002/pol.1977.180150405.
  33. W. W. Cox, A. A. Duswalt: Morphological transformations of polypropylene related to its melting and recrystallization behavior. In: Polymer Engineering and Science. Band 7, Nr. 4, Oktober 1967, S. 309–316, doi:10.1002/pen.760070412.
  34. F. L. Binsbergen, B. G. M. de Lange: Morphology of polypropylene crystallized from the melt. In: Polymer. Band 9, Januar 1968, S. 23–40, doi:10.1016/0032-3861(68)90006-2.
  35. C DEROSA, F AURIEMMA: Structure and physical properties of syndiotactic polypropylene: A highly crystalline thermoplastic elastomer. In: Progress in Polymer Science. Band 31, Nr. 2, S. 145–237, doi:10.1016/j.progpolymsci.2005.11.002 (elsevier.com [abgerufen am 1. Februar 2018]).
  36. A. Galambos u. a.: Structure and Morphology of Highly Stereoregular Syndiotactic Polypropylene Produced by Homogeneous Catalysts. In: Edwin J. Vandenberg u. a. (Hrsg.): Catalysis in Polymer Synthesis. 1991, ISBN 0-8412-2456-0, S. 104–120, doi:10.1021/bk-1992-0496.ch008.
  37. Jonahira Rodriguez-Arnold, Anqiu Zhang, Stephen Z. D Cheng: Crystallisation, melting and morphology of syndiotactic polypropylene fractions: I. Thermodynamic properties, overall crystallisation and melting. In: Polymer. Band 35, Nr. 9, 1994, S. 1884–1895, doi:10.1016/0032-3861(94)90978-4.
  38. London Metal Exchange: LME Plastics Market Data: May 2005 – May 2007 (Memento vom 15. Januar 2010 im Internet Archive).
  39. Market Study: Polypropylene (3rd edition). Ceresana, abgerufen am 22. November 2016.
  40. Nachverarbeitung von Bauteilen aus Arpro, ein EPP-Werkstoff der Firma JSP
  41. werverpacktwas.de - Ihre Suche nach Verpackungen. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
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