BBC World Service

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Logo des BBC World Service

Der BBC World Service ist ein internationaler Hörfunksender, dessen Programme in 27 verschiedenen Sprachen weltweit ausgestrahlt werden. Woche für Woche schalten über 180 Millionen Hörer die Sendungen des BBC World Service in diversen Sprachen ein.[1] Der Sender wird seit Dezember 2014 von Fran Unsworth geleitet.[2]

Bush House, das Verwaltungsgebäude und Studios des BBC World Service bis 2012.

Geschichte

Die erste Sendung über Kurzwelle wurde im Jahr 1925 aus Daventry ausgestrahlt. Das Kurzwellenprogramm wurde unter dem Namen BBC Empire Service seit dem 19. Dezember 1932 regelmäßig gesendet, insbesondere für australische Hörer.

Der Sender nahm vor allem während des Zweiten Weltkriegs eine besondere Stellung ein, als er Nachrichten in verschiedenen Fremdsprachen für eine breite Zielgruppe ausstrahlte. So war in dieser Zeit der deutschsprachige Dienst der BBC eine verlässliche und seriöse Informationsquelle. Unter großem Protest der Hörer wurden die deutschsprachigen Programme am 26. März 1999 eingestellt.

Nachdem eine Luftmine am 8. Dezember 1940 das Londoner Broadcasting House, den ursprünglichen Sitz des Senders, beschädigt hatte, zog der BBC European Service in das Bush House um, der BBC Overseas Service folgte im Jahr 1958. Im Rahmen des umfassenden Modernisierungsprogrammes der BBC zogen nun die Redaktionen schrittweise wieder in das Broadcasting House, das BBC-Hauptquartier am Portland Place im zentralen Londoner Marylebone-Bezirk um.[1]. Die erste Sendung des World Service aus dem neuen Funkhaus, ein Programm des burmesischen Dienstes mit Hörerbeteiligung, an der die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi als Gast teilnahm,[3] wurde am 11. März 2012 produziert. Die letzte Nachrichtensendung aus Bush House erfolgte nach fast 70 Jahren am 12. Juli 2012 um 12 Uhr Ortszeit (11 Uhr GMT), der Nachrichtensprecher war Iain Purdon.[4] Der Pachtvertrag der BBC mit dem derzeitigen japanischen Eigentümer lief im November 2012 aus.

Im Gegensatz zum normalen Radio- und Fernsehprogramm der BBC für Großbritannien, das hauptsächlich durch Rundfunkgebühren (licence fee) finanziert wird, wurde der BBC World Service bisher vom britischen Außenministerium unterhalten. Im Jahr 2010 wurde bekanntgegeben, dass der BBC World Service ab 2014 ebenfalls aus dem allgemeinen Gebührenaufkommen finanziert werden wird.[5] Damit soll auch die Glaubwürdigkeit erhöht werden, um nicht den Eindruck zu erwecken, die BBC spreche im Namen der britischen Regierung.[6] Noch ist unklar, ob sich dadurch die Bedeutung des Dienstes verringern oder ob sie innerhalb der BBC eher noch zunehmen werde.[1]

Nachrichten

Nachrichtensendungen und andere Programme des BBC World Service werden regelmäßig von verschiedenen Regionalsendern übernommen. Der BBC World Service besitzt den Ruf, die beste und angesehenste Nachrichtenquelle weltweit zu sein. Des Weiteren bietet der Sender ein breites Spektrum an Bildungs-, Unterhaltungs- und Sportsendungen. Ein Beispiel hierfür ist die Sendung World: Have Your Say, die 2008 mit dem Sony Radio Academy Awards ausgezeichnet wurde. Ein Spezialservice für im Ausland lebende Briten sind Sicherheitswarnungen, die unter anderem auch Evakuierungsempfehlungen beinhalten. Solche Empfehlungen wurden unter anderem im September 1970 ausgesprochen, als während des schwarzen Septembers eine Ausreiseempfehlung für das jordanische Staatsgebiet gegeben wurde.

Sendestationen

Der BBC World Service war in Europa bis Ende März 2011 über einen Mittelwellensender auf der Frequenz 648 kHz zu empfangen, der in Orford Ness stand.[7] Neben den Kurzwellensendeanlagen in Großbritannien selbst gibt es zahlreiche Relaisstationen. Dabei handelt es sich um Sendeanlagen an Standorten außerhalb Großbritanniens, die das Programm der BBC ausstrahlen, um so für eine gute Empfangsqualität in anderen Regionen der Welt zu sorgen. Die private Firma Merlin Communications betreibt für die BBC Kurzwellensender nicht nur in Großbritannien, sondern auch auf den Ascension-Inseln, Antigua, Zypern, Oman, Singapur, Thailand und den Seychellen. Diese werden auch anderweitig vermarktet. So strahlen sie neben Programmen der BBC auch Programme anderer internationaler Sender aus. Zusätzlich werden Sender in Deutschland, Russland, den USA, Österreich, Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Japan, Südkorea, Usbekistan und Kanada benutzt. Im Gegenzug werden Sendeanlagen in Großbritannien auch an andere Auslandssender wie Radio Canada International, der Voice of America, Radio Free Europe/Radio Liberty, Radio Japan, Radio Korea International, Voice of Vietnam und Radio HCJB aus Ecuador vermietet.

Weiterhin bietet bzw. bot der World Service spezielle Programme für den karibischen Raum und die Falklandinseln an. Das Programm für die Falklandinseln wurde im März 2006 eingestellt. Des Weiteren verwendet der World Service seit den 1990er Jahren zunehmend Satellitenfunk als Übertragungsmittel zu seinen Übersee-Stationen und zu den Satellitenschüsselbesitzern in vielen Ländern. Die Kurzwellenübertragungen in den USA wurden zum 1. Juli 2001 beendet.

Erkennungsmelodie

Das Pausenzeichen, den der BBC World Service im englischsprachigen Raum verwendet, ist der Ton der Glocken der St.-Mary-le-Bow-Kirche in London.

Die Erkennungsmelodie Lilliburlero wird meist kurz vor jeder vollen Stunde ausgestrahlt, nach der Ankündigung This is London (deutsch: Hier ist London)[8]. Nach der Erkennungsmelodie folgt das Greenwich-Zeitsignal (fünf kurze und ein langer Piepton), danach folgen die Nachrichten.

Im nicht-englischen Sprachraum ist das Pausensignal vier Noten lang, die Tonhöhen sind H-H-H-C (B-B-B-C in der angelsächsischen Notation). Außerdem wird in allen Sendungen regelmäßig der Westminsterschlag von Big Ben abgespielt.

Sprachen

2006 sendete BBC World Service Radioprogramme in folgenden Sprachen: Englisch, Arabisch, Aserbaidschanisch, Bengalisch, Burmesisch, Chinesisch (Mandarin), Hausa, Hindi, Indonesisch, Kasachisch, Kinyarwanda, Kirundi, Nepali, Paschtunisch, Persisch (Dari), Persisch (Farsi), Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Singhalesisch, Somali, Spanisch, Swahili, Tadschikisch, Tamilisch, Thailändisch, Türkisch, Ukrainisch, Urdu, Usbekisch, Vietnamesisch.

Anfang 2011 wurde bekannt, dass die Sprachdienste in Mazedonisch, Albanisch und Serbisch sowie regelmäßige Sendungen für die Karibik und in Portugiesisch für Afrika eingestellt werden sollen. Im Zuge von Sparmaßnahmen sollen insgesamt 650 Beschäftigten (ein Viertel der Mitarbeiter) eingespart werden, zwei Drittel davon im Jahr 2011.[9]

Aufgaben

Eine der wichtigsten Aufgaben des BBC World Service ist die weltweite Verbreitung von Nachrichten und Informationen auf möglichst neutraler und unabhängiger Grundlage. In vielen Ländern der Welt ist der BBC World Service das einzige Nachrichtenmedium, dem die Bevölkerung eine ehrliche und korrekte Berichterstattung zutraut, die nicht von der jeweiligen Regierung manipuliert oder kontrolliert wird.

Empfangsmöglichkeiten

Im Jahr 1991 wurde das Fernsehprogramm BBC World Service Television erstmals über einen Satelliten ausgestrahlt.

1995 wurde er in zwei verschiedene Programme aufgeteilt, BBC Prime was heute der Pay-TV-Sender BBC Entertainment ist und BBC World das heute als BBC World News Weltweit sendet. BBC World News darf als einziges BBC-TV-Programm rund um die Uhr Werbung ausstrahlen.

Die Verbreitung von BBC World Service wurde kürzlich auch in Großbritannien ausgeweitet. Er kann jetzt über DAB (digitales Radio), DVB-T (im Vereinigten Königreich Freeview genannt) und via Satellit empfangen werden.

Des Weiteren sind sowohl ein Livestream (des aktuellen Programms) als auch Podcasts sowie ein Audio- und Text-Archiv im Internet verfügbar. Der Online-Dienst ersetzt zunehmend die Empfangsmöglichkeiten über Kurzwelle, die für Europa und Nordamerika schrittweise eingeschränkt worden sind.

Werbung

Der BBC Trust bewilligte erstmals im Januar 2012 die Einführung von Werbung beim britischen Auslandsdienst BBC World Service. Betroffen sind die Websites in Arabisch, Russisch und Spanisch sowie das über die UKW-Frequenz in Berlin ausgestrahlte Programm. Das Budget des aus Steuermitteln finanzierten Auslandssenders war im Jahr 2011 um 46 Millionen britische Pfund pro Jahr gekürzt worden. Daraufhin mussten über 600 Stellen gestrichen werden. Die britische Regierung hatte den Sender aufgefordert, bis 2013/14 Einnahmen in Höhe von 3 Millionen Pfund jährlich „aus kommerziellen Aktivitäten“ zu erzielen.[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Kate Chisholm: Radio—New world order. In: The Spectator. 2012. Abgerufen am 21. April 2012 über HighBeam Research.
  2. http://www.bbc.co.uk/corporate2/insidethebbc/managementstructure/biographies/unsworth_francesca
  3. Andy Senitt: BBCWS makes first broadcast from new home. In: Media Network. 11. März 2012. Abgerufen am 17. März 2012.
  4. BBC World Service signs off from Bush House. In: bbc.co.uk. 12. Juli 2012. Abgerufen am 16. Juli 2012 (Videoaufzeichnung der letzten Sendung).
  5. Foreign and Commonwealth Office: BBC World Service. 22. Oktober 2010. Abgerufen am 21. April 2012 (Mitteilung des britischen Außenministeriums).
  6. http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/Medien-Krieg-Einfluss-Westen-Russland-China-Katar-Iran-Propaganda-Meinungsfreiheit/seite-2 "Seit Jahresbeginn wird der World Service erstmals nicht mehr vom britischen Außenministerium finanziert. Das soll die BBC glaubwürdiger machen. Schließlich will man den Eindruck vermeiden, die BBC spreche im Namen der britischen Regierung."
  7. Andy Sennitt: BBC officially announces closure of 648 kHz. In: Media Network. 12. Februar 2011 (englisch). Abgerufen am 8. Juni 2011.
  8. Erkennungsmelodie Lilliburlero nach gesprochenem „This is London“. Aufnahme im .wav-Format.
  9. Andy Sennitt: Media Network Rotating Header Image BBCWS to lose 650 jobs, five language services. RNW Media Network, 25. Januar 2011, abgerufen am 26. Januar 2011 (englisch).
  10. Mark Sweney: BBC World Service to run ads on some websites and radio stations. In: The Guadian. 5. Januar 2012. Abgerufen am 6. Januar 2012.