Deutscher Filmpreis
Der Deutsche Filmpreis (umgangssprachlich auch Bundesfilmpreis) gilt als die renommierteste Auszeichnung für den deutschen Film. Er ist das Kernstück der Filmförderung der Bundesrepublik Deutschland. Mit insgesamt fast drei Millionen Euro Preisgeld ist er der höchstdotierte deutsche Kulturpreis.
Symbol und Spitzname des Filmpreises ist Lola bzw. Lolas, für die goldene Siegestrophäe. Die Preisverleihung wird jedes Jahr abwechselnd vom ARD und ZDF (so auch 2015) übertragen.
Bei der 65. Verleihung des Preises am 19. Juni 2015 wurde Victoria von Sebastian Schipper als Bester Spielfilm mit dem Filmpreis in Gold ausgezeichnet.
Geschichte
Der Deutsche Filmpreis wird seit 1951 vergeben, bis 1998 durch das Bundesministerium des Innern, seit 1999 durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Preisträger wurden bis 2004 von einer Kommission bestimmt, in der auch Politiker und Kirchenvertreter saßen. Diese wurde wegen Proporz-Denkens häufig kritisiert. In Anlehnung an das US-amerikanische Vorbild Oscar, das – allerdings ohne finanzielle Dotierung durch den Staat – von den Mitgliedern der Academy of Motion Picture Arts and Sciences verliehen wird, wurde 2003 die Deutsche Filmakademie gegründet. Sie ersetzte 2005 die Auswahlkommission als Jury.
Die Verleihung fand von 2006 bis 2009 im Berliner Palais am Funkturm statt. Der Termin war im selben Jahr um zwei Monate in den Mai vorgezogen worden. Als Grund gab die Filmakademie an, man wolle die Veranstaltung zu Beginn des Kinojahres stattfinden lassen; so könnten die ausgezeichneten Filme den Vermarktungseffekt der Verleihung besser ausnutzen. Von 2010 bis 2013 war der traditionsreiche Friedrichstadtpalast Veranstaltungsort der Preisverleihung. 2014 fand die Gala-Verleihung im Berliner Tempodrom statt und kehrte 2015 in den Palais am Funkturm zurück.
Trophäe
Ursprünglich wurde der Preis in einer Reihe von unterschiedlichsten Formen verliehen, darunter der Wanderpreis Goldene Schale für den besten abendfüllenden Spielfilm und Filmbänder in Gold und Silber.
Seit 1999 wird als Trophäe eine Statuette in Form einer von einem stilisierten Filmband umhüllten Frauenfigur im Art-Déco-Stil vergeben. In Anlehnung an Marlene Dietrichs Rolle der Lola in Der blaue Engel und an den gleichnamigen Film von Rainer Werner Fassbinder sowie an Tom Tykwers großen Erfolg Lola rennt trägt diese den Namen Lola.
Die Statue wurde 1999 von Stephan Reichenberger zusammen mit der New Yorker Designerin Mechthild Schmidt entwickelt, der Entwurf für die Preismaquette stammt von dem Bildhauer Roman Strobl. Reichenberger: „Einen konkreten Auftrag, im Rahmen des Filmpreis-Gala-Relaunches auch das bisher verliehene Filmband zu ersetzen, gab es nicht. Mechthild Schmidt und ich präsentierten unsere Idee für die Lola-Statuette auf eigene Initiative dem damaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann, dem gefiel sie - and a new movie star was born!“ Schmidt über ihren Entwurf: „Dem Medium Film entsprechend, wollte ich Bewegung symbolisieren. Ich wollte der Statue Selbstbewusstsein geben, ohne streng zu sein, Stärke ohne statisch zu werden. Es war mir wichtig, dem Deutschen Filmpreis seine eigene Identität zu geben, sich nicht anzulehnen an das, was andere Preise schon erfolgreich symbolisieren: Während der 'Oscar' fest und symmetrisch stehend den Kämpfer und Gewinner kennzeichnet, wollte ich mit dem Filmpreis die Dynamik der Bewegung, die Muse, die Inspiration, die zum Kunstwerk führt verkörpern.“
In der Kategorie Bester Spielfilm wird die Lola in Gold, Silber und Bronze vergeben (bis 2007 in Gold und zweimal Silber), in allen übrigen Kategorien ausschließlich in Gold.
Auswahlprozess
Die derzeit rund 1600 Mitglieder der Deutschen Filmakademie wählen aus einer Liste mit Vorschlägen zunächst die Nominierungen in den verschiedenen Kategorien. In einem zweiten Wahlgang wird dann über die Gewinner abgestimmt. Die Wahl ist geheim. Sie steht unter Aufsicht des Berliner Notars Hellmut Sieglerschmidt, der als einziger die Gewinner der Lola im Voraus kennt.
Berücksichtigt werden ausschließlich Filme, die zum Zeitpunkt der Nominierung bereits in den deutschen Kinos gestartet sind.
Kategorien
Aktuelle Kategorien
Der Preis wird in den folgenden Kategorien verliehen:
Kategorie | Erstmals verliehen |
---|---|
Bester programmfüllender Spielfilm | 1951 |
Bester programmfüllender Dokumentarfilm | 2000 |
Bester programmfüllender Kinderfilm | 2000 |
Beste Regie | 1951 |
Bestes Drehbuch | 1951 |
Beste darstellerische Leistung – weibliche Hauptrolle | 1954 |
Beste darstellerische Leistung – männliche Hauptrolle | 1954 |
Beste darstellerische Leistung – weibliche Nebenrolle | 1954 |
Beste darstellerische Leistung – männliche Nebenrolle | 1954 |
Beste Kamera/Bildgestaltung | 1954 |
Bester Schnitt | 1972 |
Bestes Kostümbild | 2005 |
Bestes Maskenbild | 2010 |
Bestes Szenenbild | 1957 |
Beste Tongestaltung | 1982 |
Beste Filmmusik | 1954 |
Herausragende Verdienste um den deutschen Film | 1962 |
Bernd Eichinger Preis | 2012 |
Publikumspreis | 1999 (Unterbrechung 2006–2012) |
Dotierungen
Mit 2,955 Millionen Euro ist der Deutsche Filmpreis die höchstdotierte Kulturauszeichnung Deutschlands. In den Filmkategorien sind auch Nominierungen dotiert. Bei einem Sieg wird die Nominierungsprämie dem Preisgeld angerechnet, d. h. der beste programmfüllende Spielfilm (Lola in Gold) erhält neben der Nominierungsprämie von 250.000 Euro die gleiche Summe für den Sieg.[1]
Kategorie(n) | Preisträger | Nominierungen |
---|---|---|
Spielfilm | 1x Filmpreis in Gold à 500.000 EUR 1x Filmpreis in Silber à 425.000 EUR 1x Filmpreis in Bronze à 375.000 EUR |
6 à 250.000 EUR |
Kinderfilm | 1x Filmpreis in Gold à 250.000 EUR | 2 à 125.000 EUR |
Dokumentarfilm | 1x Filmpreis in Gold à 200.000 EUR | 3 à 100.000 EUR |
Einzelleistungen | je 1x Filmpreis in Gold à 10.000 EUR | 3 – undotiert |
Ehrenpreis | undotiert | |
Bernd Eichinger Preis | undotiert |
Frühere Kategorien
Von 1999 bis 2005 wurde der Publikumspreis: Film des Jahres verliehen. Preisträger waren: Lola rennt (1999), Anatomie (2000), Das Experiment (2001), Der Schuh des Manitu (2002), Good Bye, Lenin! (2003), Das Wunder von Bern (2004) und Sophie Scholl – Die letzten Tage (2005). Die Kategorie wurde 2013 unter der Bezeichnung „Publikumspreis“ wieder eingeführt; dabei entschied das Publikum in einer Online-Abstimmung, welcher der zwölf besucherstärksten Filme des Kinojahres 2012 den Preis erhielt. Seit 2014 wird der Preis ohne weitere Abstimmung für den besucherstärksten Film des Jahres verliehen.[2]
Bis 2004 waren die technischen Kategorien Kamera, Schnitt, Szenenbild, Kostümbild und Filmmusik zusammengefasst und wurden als „Hervorragende Einzelleistung“ gewürdigt. Die „Hervorragende Einzelleistung“ im Bereich Drehbuch konnte bis dahin sowohl an ein unverfilmtes wie ein verfilmtes Skript verliehen werden. Ebenfalls bis 2004 gab es einen Ehrenpreis für den besten ausländischen Film und einen zweiten Publikumspreis, der den/die beste „Schauspieler(in) des Jahres“ würdigte.
Der Filmpreis wurde früher als Filmband in Gold und Filmband in Silber in verschiedenen Kategorien vergeben, unter anderem für
- bester abendfüllender Spielfilm,
- bester abendfüllender / kurzer Dokumentarfilm,
- bester Kurzfilm,
- Beste darstellerische Leistungen,
- bester Nachwuchsdarsteller,
- beste Nachwuchsdarstellerin
Eine besondere Auszeichnung für einen Film war die Goldene Schale.
In den frühen Jahren gab es auch zeittypische Kategorien wie
- Besonders wertvoller Kulturfilm,
- Bester Problemfilm,
- Film, der zur Förderung des demokratischen Gedankens beiträgt,
für die Preise wie Kopf mit Flügeln, Goldene Dose, Vase mit goldenem Zweig vergeben wurden.
Eine weitere Kategorie war das Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film, das 1962 erstmals vergeben wurde.
Rekorde
Die erfolgreichsten Filme
Die beiden Filme mit den meisten Auszeichnungen (je zehn) sind Nachts, wenn der Teufel kam (1958) und die deutsch-österreichische Co-Produktion Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte (2010), gefolgt von Das finstere Tal (2014) mit acht Preisen, Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief (1997), Good Bye, Lenin! (2003) und Das Leben der Anderen (2006) mit jeweils sieben Ehrungen ohne Publikumspreise. Zählt man diese dazu, kommt Goodbye Lenin! auf 9 Preise und Lola rennt (1999) auf 8 Preise.
Die erfolgreichsten Darsteller
Die Schauspielerinnen mit den häufigsten Darsteller-Ehrungen sind Irm Hermann (1970 als Teil eines Schauspielensembles, 1972, 1983), Katja Riemann (1996, 1998, 2005) und Hanna Schygulla (1970 und 1975 als Teil eines Schauspielensembles sowie 1971). Bei den Schauspielern ist Götz George mit vier Auszeichnungen erfolgreich (bester Darsteller 1985, 1992, 1996 sowie bester Nachwuchsdarsteller 1960). Seit der Einführung des Nominierungsmodus 1995 ist Meret Becker die Schauspielerin mit den häufigsten Nennungen (fünf). Dreimal erfolglos in die Endauswahl gekommen, hält Nadja Uhl den Rekord mit den meisten Nominierungen unter den Schauspielern ohne Sieg. Der Regisseur Christian Petzold ist die am häufigsten genannte Persönlichkeit (sechs Nominierungen), welche die Lola bisher nie erhalten hat.
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz
- Preisträger-Datenbank bei deutsche-filmakademie.de
- Deutscher Filmpreis in der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ Lola – Die Preise im Detail bei deutscher-filmpreis.de (abgerufen am 30. März 2012).
- ↑ Lola – Die Preise im Detail bei www.deutsche-filmakademie.de – Letzter Abruf 20. Juni 2015