Hugo Loetscher

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Hugo Loetscher (1993), fotografiert von Erling Mandelmann
Hugo Loetscher (2006)
Grabstein von Hugo Loetscher: Hinter einem Hortensienbusch mit weissen Blüten in grüner Wiese und vor einer Efeuhecke stehen zwei quadratische Säulen unterschiedlicher Länge in rotem Marmorstein mit kleinstem Abstand auf einem Sockel nebeneinander. Schrift vertikal auf linker, längerer Säule: Hugo Loetscher, 1929–2009, auf rechter Säule aufgeschlagenes Buch mit Feder, seitlich Nummer: 81203 eingemeisselt. Friedhof Sihlfeld, Zürich.
Grab von Hugo Loetscher auf dem Friedhof Sihlfeld, Zürich.

Hugo Loetscher (* 22. Dezember 1929 in Zürich; † 18. August 2009 ebenda; heimatberechtigt in Escholzmatt) war ein Schweizer Schriftsteller, Redaktor und Journalist.[1][2]

Hugo Loetscher wuchs in Zürich auf. Nach der Matura studierte er an der Universität Zürich und an der Pariser Sorbonne Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft. 1956 promovierte er mit der Arbeit Die politische Philosophie in Frankreich nach 1945 in Zürich zum Doktor der Philosophie.

Anschliessend war er Literaturkritiker bei der Neuen Zürcher Zeitung und der Weltwoche. Von 1958 bis 1962 gehörte er der Redaktion der Monatszeitschrift du an, von 1964 bis 1969 war er Mitglied der Feuilletonredaktion der Weltwoche. Bis zu seinem Tod am 18. August 2009 arbeitete er als freier Schriftsteller. Er publizierte regelmässig in kleineren unabhängigen Zeitschriften wie den Schweizer Monatsheften.

Seit den 60er-Jahren unternahm Loetscher ausgedehnte Reisen nach Südeuropa und später nach Südostasien; regelmässig hielt er sich in Lateinamerika – vor allem in Brasilien – auf. Hinzu kamen seit den 80er-Jahren verschiedene Gast- und Poetikdozenturen, so 1979/80 an der University of Southern California in Los Angeles, 1981 an der Universität Freiburg, 1981/82 an der City University of New York, 1988 an der Universität München und 2008 an der Fremdsprachenuniversität Shanghai und der University of California, Berkeley. Nach Manuel Gasser, Nicolas Bouvier und Charles-Henri Favrod war Hugo Loetscher von 1987 bis 1992 der vierte Präsident der Stiftung für die Photographie.

Hugo Loetscher, Friedrich Dürrenmatt und Varlin waren gute Freunde und in enger Kollaboration miteinander (Varlin malte die beiden auch). Loetscher gab später Varlins erste Monographie heraus.

Hugo Loetscher starb am 18. August 2009 nach einer schweren Herzoperation in Zürich und wurde in einem Ehrengrab auf dem Friedhof Sihlfeld (Nr. FG 81203) beigesetzt.

Literarisches Schaffen

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Hugo Loetscher trat zuerst mit einem Drama hervor: Am 22. September 1960 wurde am Schauspielhaus Zürich sein «Stück in 26 Bildern» mit dem Titel Schichtwechsel uraufgeführt. Im selben Jahr hatte er in der Kulturzeitschrift du eine achtseitige Literaturbeilage mit dem Titel Das Wort begründet, für die er erste eigene Essays schrieb. 1963 erschien sein Romanerstling Abwässer, im Untertitel nicht als Roman, sondern als «ein Gutachten» bezeichnet.

Loetschers Werke – nebst seinem Drama und einem Gedichtband ausschliesslich Prosawerke – basieren häufig auf seinen Reiseerfahrungen, beziehen aber auch autobiographische Elemente mit ein. Er war zudem als Herausgeber auf den verschiedensten Gebieten (etwa der Fotografie) sowie als Übersetzer tätig. Loetscher war Mitglied des Schweizerischen Schriftstellerverbandes, dessen Präsident er von 1986 bis 1989 war, und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

Hugo Loetschers Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern. Sein Werk wird vom Diogenes Verlag betreut. Sein letztes Werk War meine Zeit meine Zeit erschien am 21. August 2009, drei Tage nach seinem Tod.

Dürrenmatt-Affäre

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Nach Dürrenmatts Tod wurde Loetscher von dessen Witwe Charlotte Kerr verklagt. Loetscher hatte einen Text über die Abdankung des berühmten Dichters verfasst und 13 Jahre nach dessen Tod veröffentlicht (in dem Buch Lesen statt Klettern von 2003), durch den Kerr ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sah. Sie kritisierte beschriebene Details wie die Hände des aufgebahrten Toten oder ein Stephen-King-Buch auf dessen Nachttisch oder die Behauptung, sie habe in der Kirche gestützt werden müssen. Loetscher erinnere sich falsch: Dürrenmatt sei Atheist gewesen und habe als solcher nicht die Hände gefaltet; ausserdem habe sie sich nie im Leben stützen lassen. Loetscher wusste zu berichten, es habe eine Zeichnung des Toten gegeben, auf der die Hände gefaltet gewesen seien. Kerr habe darum gebeten – und sie verbrannt. Loetscher betonte, er sei viele Jahre Dürrenmatts Freund gewesen. «Nicht die letzten sieben Jahre», entgegnete die Witwe. Fotos bewiesen allerdings anderes. Die Klage Kerrs wurde 2005 von einem Berliner Gericht abgewiesen. «Frau Kerr entspricht für mich dem Klischee der Witwe, die alles für sich okkupieren möchte», kommentierte Hugo Loetscher dazu in einem Spiegel-Interview im April 2005.[3]

Auszeichnungen und Ehrungen

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Herausgeberschaft

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  • C. E. Jeanneret: Von der Poesie des Bauens. Auswahl, Übers. Hugo Loetscher. In: Sammlung Horizont. Arche, Zürich 1957.
  • Manuel Gasser: Welt vor Augen. Reisen und Menschen. Arche, Zürich 1964.
  • António Vieira: Die Predigt des Heiligen Antonius an die Fische. Arche, Zürich 1966 (Originaltitel: Sermão de Santo Antonio aos peixões. Übersetzt von Georges Günter).
  • Varlin: Der Maler und sein Werk. Varlin, Texte von Varlin. Arche, Zürich 1969.
  • Daniel Bodmer, Sylvia Staub, Heinz Wolfensberger: Zürich. Aspekte eines Kantons. Zürich 1972.
  • Hugo Loetscher (Redaktion), D. Q. Stephenson (englisch), Gerda Bouvier (Version française): Photographie in der Schweiz von 1840 bis heute / Photographie en Suisse de 1840 à aujourd'hui / Photography in Switzerland 1940 to today /. Hrsg.: Stiftung für die Photographie Schweiz / Fondation pour la Photographie / Foundation for Photography. Niggli / Hatje, Teufen / Stuttgart 1974 (deutsch, englisch, französisch).
    • erw. Neuausg.: Benteli, Bern 1992
  • Adrien Turel: Bilanz eines erfolglosen Lebens. Frauenfeld 1976.
  • mit Friedrich Dürrenmatt, Max Frisch, Jürg Federspiel, Manuel Gasser, Ludmila Vachtova,: Varlin. Edition Scheidegger im Verlag Huber, 1978, ISBN 3-7193-0618-6.
  • Hans Falk: Circus zum Thema. Zürich 1981 (mit Fritz Billeter).

Weitere Übersetzungen

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  • Benita Cantieni: Schweizer Schriftsteller persönlich. Huber, Frauenfeld 1983, ISBN 3-7193-0883-9, S. 173–189.
  • Jeroen Dewulf: Hugo Loetscher und die «portugiesischsprachige Welt». Werdegang eines literarischen Mulatten (= Europäische Hochschulschriften, 1734). Peter Lang, Bern 1999, ISBN 3-906763-78-1.
  • Jeroen Dewulf: In alle Richtungen gehen. Reden und Aufsätze über Hugo Loetscher. Diogenes, Zürich 2005, ISBN 3-257-06466-7.
  • Jeroen Dewulf: Brasilien mit Brüchen. Schweizer unter dem Kreuz des Südens. NZZ Verlag, Zürich 2007, ISBN 978-3-03823-349-7.
  • Jeroen Dewulf, Manuel Meune: Hugo Loetscher. Entre écriture et traduction plurielles. In: Revue transatlantique d’études suisses. 5, 2015. Mit 2 Originalbeiträgen[5]
  • Tobias Hoffmann-Allenspach: Hugo Loetscher. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1122 f.
  • Stefan Hofer: Zwischen Allmachtsphantasie und Ohnmachtsbewusstsein: Der Umgang mit Fremdkulturen bei B. Traven und Hugo Loetscher. In: Günter Dammann (Hrsg.): B. Travens Erzählwerk in der Konstellation von Sprachen und Kulturen. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, S. 109–132
  • Romey Sabalius: Die Romane Hugo Loetschers im Spannungsfeld von Fremde und Vertrautheit (= Studies in modern German literature, 72). Peter Lang, Bern 1995, ISBN 0-8204-2670-9.
  • Dorota Sośnicka: Die Logik des literarischen Einfalls: Ein Gespräch mit Hugo Loetscher. In: Colloquia Germanica Stetinensia 18, 2010, S. 21–38.[1]
  • Rosmarie Zeller: Hugo Loetscher. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Commons: Hugo Loetscher – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Reisender Schriftsteller und Reporter. NZZ, 3. September 2009.
  2. Erica Schmid: Interview Hugo Loetscher: «Wir haben zu Hause drei Bücher gehabt». In: Zeitlupe. Für Menschen mit Lebenserfahrung. Band 80, 2002, doi:10.5169/seals-725736#429, S. 18–21. Abgerufen in E-Periodica der ETH Zürich am 13. Januar 2022.
  3. Der Spiegel, Nr. 15, 11. April 2005, S. 161.
  4. Siehe dazu: Ich bin ein Secondo – von Escholzmatt nach Zürich. Rede zur Verleihung des Escholzmatter Gemeindebürgerrechts. In Bildband Escholzmatt (Memento vom 17. Februar 2012 im Internet Archive), ebd. 2009
  5. Hörspielfassung von Wunderwelt, als Hsp. bearb. von den Hgg., S. 127–146; und Peter K. Wehrli: Ein Zürcher Capriccio – Un caprice zurichois, über Loetscher und Paul Nizon, zweispr. dt-frz., frz. Übers. Manuel Meune u. a., S. 147–155