Interplay Entertainment
Interplay Entertainment
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Rechtsform | Corporation |
Gründung | 1983 als Interplay Productions 1998 Umbenennung in Interplay Entertainment |
Sitz | Beverly Hills, Kalifornien, Vereinigte Staaten |
Leitung | Herve Caen (CEO) |
Branche | Softwareentwicklung, Publishing |
Website | www.interplay.com (ab 27. Juli 2009 wieder aktiv) www.interplay.com ( vom 29. März 2004 im Internet Archive) (Memento kurz nach der Insolvenz) www.interplay.com ( vom 7. November 1996 im Internet Archive) (ältestes Memento) |
Interplay Entertainment (gegründet als Interplay Productions) ist seit 1983 ein US-amerikanischer Spieleentwickler und -publisher.
Geschichte
1983 bis Mitte der 1990er
Interplay Productions wurde im Jahr 1983 in Süd-Kalifornien von ehemaligen Mitarbeitern des Computerspieleherstellers Boone Corporation gegründet. Präsident war Brian Fargo. Erste Bekanntheit erlangte das Entwicklerstudio durch die Computer-Rollenspiele The Bard’s Tale und Wasteland. Im Jahr 1988 begann Interplay, Spiele anderer Hersteller zu vertreiben. Große Bekanntheit erlangte Interplay 1995 als Publisher des 3D-Raumschiff-Shooters Descent. Im selben Jahr erwarb Interplay die Lizenzen für die Kampagnenwelten Vergessene Reiche und Planescape des Rollenspiel-Regelwerks Dungeons & Dragons,[1] auf deren Grundlage interne Entwicklerteams mehrere Spiele entwarfen. Seit 1998 firmierte Interplays Rollenspiel-Abteilung schließlich unter dem Namen Black Isle Studios.[2]
Niedergang ab Ende der 1990er
1998 ging Interplay an die US-amerikanische Börse NASDAQ. Trotz einiger erfolgreicher Spiele wie Fallout und Baldur’s Gate und dem Versuch, mit Interplay Movies in der Filmwelt Fuß zu fassen, gelang es nicht, langfristig Gewinne zu erzielen. In den darauf folgenden sieben Jahren verzeichnete die Firma nur Verluste.
Als Hauptgrund für den Niedergang Interplays nannte Brian Fargo in späterer Zeit, dass es dem Unternehmen nicht rechtzeitig gelungen war, sich im Konsolenmarkt zu positionieren. Demnach hatte die Firma den Zyklus für die 5. Konsolengeneration verpasst, sodass ein Einstieg und Aufbau der entsprechenden Entwicklungskompetenzen vor dem Aufkommen der Nachfolger-Generation nur wenig erfolgversprechend schien. Gleichzeitig ließen die Einnahmen im Kernmarkt der PC-Spiele immer stärker nach und die Einnahmen der erfolgreichen D&D-Spiele wie Baldur's Gate wurden durch die vertraglich festgelegten Lizenzzahlungen an TSR und Entwickler BioWare deutlich reduziert. Schließlich fehlte Interplay im Vergleich zu anderen Publishern auch ein zugkräftiges Franchise, das sich auch auf Konsolen umsetzen ließ, nachdem das Spielprinzip des zugkräftigsten Titels Baldur's Gate stark auf die PC-Plattform zugeschnitten war. Die Übernahmen von Shiny Entertainment und die dreijährige Entwicklung von Wild 9 stellte zumindest einen Versuch dar, in gewissem Umfang im Konsolenmarkt Fuß zu fassen, der sich aber finanziell nicht auszahlte. Die Summe der Ursachen führte schließlich dazu, dass das Unternehmen zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten geriet.[3] Die Übernahme Shinys erfolgte sukzessive. 1995 erwarb Interplay 91 % des Unternehmens von Firmeneigner David Perry für 3,6 Millionen US-Dollar, die restlichen 9 % wurden 2001 für 600.000 Dollar erworben. Im April 2002 verkaufte Interplay Shiny für 47 Millionen an Infogrames und dessen Tochter Atari (vormals GT Interactive).[4]
2001 wurde der französische Publisher Titus Interactive Mehrheitsaktionär des schwächelnden Unternehmens, ohne es jedoch vollständig zu übernehmen.[5][6] Januar 2002 verließ Brian Fargo das Unternehmen wegen Uneinigkeiten mit dem neuen Mehrheitseigner. Titus-Gründer Hervé Caen übernahm daraufhin die Geschäftsführung.[7] Ebenfalls 2002 beendete Interplay größtenteils seine Tätigkeiten als Publisher und ließ von da an seine Spiele durch Vivendi Universal Games vertreiben. Im selben Jahr wurde Interplay aufgrund des niedrigen Firmenwertes vom NASDAQ gestrichen. Ende 2002 / Anfang 2003 verlor Interplay die D&D-Lizenz, sodass das Entwicklungsstudio Black Isle die seit zwei Jahren laufenden Arbeiten an Baldur's Gate 3: The Black Hound (interner Arbeitstitel: Project Jefferson) einstellen musste.[8][9] Im Laufe des Jahres 2003 ordnete Interplay schließlich auch die Einstellung der weit fortgeschrittenen Entwicklungsarbeiten an einem Nachfolger zu Fallout 2 an, um sich zukünftig auf die Entwicklung von Konsolenspielen zu konzentrieren, was letztlich zur Schließung des Entwicklers führte. Im Juli 2004 vergab Interplay eine Lizenz zur Entwicklung von Fallout 3 (und die Option für Teil 4 und 5) an Bethesda Softworks,[10][11] die Markenrechte verblieben jedoch bei Interplay. Am 8. Juni 2004 wurde Interplay aufgrund seit über einem Monat nicht mehr gezahlten Löhnen von staatlicher Seite geschlossen, jedoch bald darauf wieder geöffnet.[12]
Im August 2004 meldete Interplay-Mehrheitseigner Titus Insolvenz an und wurde zerschlagen. Infolgedessen drohte auch Interplay die Schließung, beispielsweise wurde sofort die Interplay Webseite vom Netz genommen. Erst am 4. Juli 2005 war die Webseite wieder online (wenn auch ohne viel Inhalt), diesmal mit einem unabhängigen Interplay dahinter.
Entwicklung ab 2006
Ende 2006 gab Interplay bekannt, einen Investor gefunden zu haben und sich nun voll auf die Entwicklung eines Onlineablegers der Fallout-Serie mit dem Arbeitstitel Project V13 zu konzentrieren. Um dies finanzieren zu können, verkaufte Interplay unter anderem im April 2007 für 5,75 Millionen US-Dollar und unter Einbehaltung einer Entwicklungslizenz für ein Fallout-MMO die Fallout-Markenrechte an Bethesda Softworks und wurde so vom Lizenzgeber zum Lizenznehmer.[13] Für dieses Projekt gab es vertragliche Auflagen, die nach Meinung Bethesdas nicht eingehalten wurden, weshalb 2009 eine Klage angestrebt wurde. Interplay dagegen zog seinerseits vor Gericht und warf Bethesda vor, selbst durch Blockade von Project V13 gegen den Vertrag verstoßen zu haben. Dieser Rechtsstreit wurde im Januar 2012 außergerichtlich beigelegt, indem Bethesda Interplay zwei Millionen Dollar zahlte und dafür die Rechte am MMOG erhielt sowie ab 1. Januar 2014 auch für Fallout, Fallout 2 und Fallout Tactics.[14]
Am 22. August 2012 gab Interplay die Wiederbelebung der hauseigenen Black Isle Studios bekannt.[15] Im Juni 2013 erwarb Interplay für 7.500 US-Dollar vom insolventen Spielepublisher THQ die Markenrechte der Weltraum-Flugsimulationen Conflict: Freespace und Freespace 2.[16]
Produzierte Spiele
Die von Interplay produzierten und entwickelten Spiele, nach alphabetischer Reihenfolge gelistet. Aufgrund des Umstandes, dass fast alle Spiele auf dem PC erschienen, hier nur die Nennung der spezifischen Konsole.
Vertriebene Spiele
- Atomic Bomberman (1997)
- Battle Chess (1988)
- Buzz Aldrin’s Race into Space (1992)
- Descent (1995)
- Stonekeep (1995)
- Neuromancer (1988)
- Warcraft: Orcs & Humans (1994)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Richard "Jonric" Aihoshi: Planescape: Torment Special Report, Part 1. In: RPGVault. News Corp, 11. Februar 2000, archiviert vom am 25. Juli 2006; abgerufen am 18. März 2012 (englisch).
- ↑ Ian Cheong: Game Info. In: Lionheart Chronicles. GameSpy, 2002, abgerufen am 25. Juli 2006 (englisch).
- ↑ Matt Chat 91: The Fall of Interplay with Brian Fargo auf YouTube
- ↑ Infogrames Snags Shiny -- For $47 Million. In: Gamasutra. UBM, plc, 25. April 2002, abgerufen am 5. März 2013 (englisch).
- ↑ Shane Satterfield: Titus takes over Interplay. In: Gamespot. CBS Interactive, 16. August 2001, abgerufen am 16. Februar 2011.
- ↑ LA Times: Titus Takes Control of Irvine’s Interplay. FrictionlessInsight.com, 17. August 2001, abgerufen am 4. August 2007.
- ↑ Trey Walker: Brian Fargo interview. Gamespot, 19. Februar 2002, abgerufen am 16. Februar 2011.
- ↑ Morgan Ramsay: Gamers at Work: Stories Behind the Games People Play. 1. Auflage. Apress, New York 2012, ISBN 978-1-4302-3351-0, S. 79–80 (Online).
- ↑ Jon "Buck" Birnbaum: The Black Hound Interview. In: Gamebanshee. UGO Entertainment, Inc., 13. Februar 2007, abgerufen am 11. September 2011 (englisch).
- ↑ http://www.1up.com/news/bethesda-picks-fallout-3-license
- ↑ Commission File Number 0-24363 INTERPLAY ENTERTAINMENT CORP. (englisch)
- ↑ Tor Thorsen: Interplay offices closed by state officials. gamespot.com, 4. Juni 2004 (englisch): „The Orange County Register reports that California labor investigators have shut down the publisher--something CEO Herve Caen disputes.“
- ↑ Rus McLaughlin: IGN Presents the History of Fallout. In: IGN. News Corp., 28. Januar 2009, S. 7, abgerufen am 30. September 2011.
- ↑ Julian Dasgupta: Erhält Fallout MMO-Lizenz zurück. In: 4Players. freenet AG, 10. Januar 2012, abgerufen am 1. April 2012.
- ↑ http://www.pcgames.de/Black-Isle-Studios-Firma-15286/News/Sensation-Black-Isle-Studios-feiern-Wiederauferstehung-1019854/
- ↑ Interplay purchases Freespace IP from THQ and Volition for $7,500