Jean-Hugues Anglade

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Jean-Hugues Anglade (2015)

Jean-Hugues Anglade (* 29. Juli 1955 in Thouars) ist ein französischer Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor. Bekanntheit erlangte er ab Mitte der 1980er Jahre durch Hauptrollen in Spielfilmproduktionen von unter anderem Jean-Jacques Beineix (Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen, 1986), Luc Besson (Subway) und Patrice Chéreau (Der verführte Mann – L’Homme blessé, 1983; Die Bartholomäusnacht, 1994),

Biografie

Ausbildung und erste Filmrollen

Der Sohn eines Tierarztes und einer Sozialarbeiterin studierte fünf Jahre am Conservatoire national supérieur d’art dramatique in Paris unter Antoine Vitez. 1981 absolvierte Anglade nach einer Reihe von Auftritten in französischen Fernsehproduktionen sein Kinodebüt mit Pierre Larys Spielfilm L’Indiscrétion, in dem er an der Seite von Jean Rochefort und Dominique Sanda in einer Nebenrolle agierte.

Den ersten Erfolg feierte der Schauspieler ein Jahr später unter der Regie des französischen Regisseurs Patrice Chéreau. In dessen Krimidrama Der verführte Mann – L’Homme blessé spielt er die Hauptrolle des jungen Henri, der seine Homosexualität entdeckt und eine Beziehung mit einem manipulativen Strichjungen und Kleinkriminellen eingeht. Der Film, der 1983 bei den Filmfestspielen in Cannes gezeigt wurde, brachte Anglade Lob seitens der Kritiker ein und er wurde ein Jahr später als Bester Nachwuchsdarsteller bei den Césars nominiert, dem französischen Äquivalent zum Oscar. Nach einer Nebenrolle in dem Thriller Gefährliche Züge an der Seite von unter anderem Michel Piccoli, Liv Ullmann und Leslie Caron folgte 1986 ein Part in Luc Bessons Subway. Der Thriller der in den Tunneln der Pariser Métro spielt, war 1986 für dreizehn Césars nominiert, darunter auch Jean-Hugues Anglade als Bester Nebendarsteller.

Durchbruch mit Betty Blue

Der große Durchbruch im französischen Kino folgte im selben Jahr mit seiner ersten Hauptrolle unter dem Regisseur Jean-Jacques Beineix. Der Film Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen basiert auf dem gleichnamigen Roman von Philippe Djian und erzählt die Geschichte des jungen Schriftstellers „Zorg“. Betty Blue wurde 1987 bei der Oscar-Verleihung als bester fremdsprachiger Film nominiert und brachte Anglade seine erste César-Nominierung als Bester Hauptdarsteller ein, sowie im gleichen Jahr den renommierten Prix Jean Gabin.

In der Folge war Anglade auf den Rollentypus aus Betty Blue festgelegt, so unter anderem in dem Liebesfilm Krank vor Liebe (1987), in dem er gegen Michel Piccoli um die Gunst einer idealistischen Friseurin (gespielt von Nastassja Kinski) buhlt. 1989 spielte der Bewunderer von Robert De Niro in Alain Corneaus Nächtliches Indien. In dem Roadmovie mimt Jean-Hugues Anglade den französischen Historiker Xavier, den es auf der Suche nach einem verschollenen Freund von Bombay an die indische Westküste verschlägt. 1990 arbeitete Anglade wieder mit Luc Besson zusammen. In dem Action-Thriller Nikita spielt er an der Seite von Anne Parillaud den Geliebten einer jungen Drogenabhängigen die gezwungen wird Auftragsmorde für die französische Regierung auszuführen. Der Film lief in den europäischen Kinos und wurde drei Jahre später von Hollywood neu unter dem Titel Codename: Nina verfilmt. Im gleichen Jahr folgte der Film Eine Sommernacht in der Stadt mit Marie Trintignant, sowie ein Jahr später der Episodenfilm Especially on Sunday mit unter anderem Patricia Arquette, Bruno Ganz, Ornella Muti und Philippe Noiret.

César-Gewinn und Internationale Karriere

Den größten Erfolg seiner Schauspielkarriere feierte Jean-Hugues Anglade 1994 mit Die Bartholomäusnacht. Patrice Chéreaus Verfilmung eines Romans von Alexandre Dumas' mit unter anderem Isabelle Adjani, Daniel Auteuil und Vincent Perez in den Hauptrollen, schildert opulent das Ränkespiel im 16. Jahrhundert am französischen Königshof, das mit dem Massaker an tausenden Hugenotten in den Straßen von Paris seinen Höhepunkt findet. Seine Rolle des geisteskranken französischen Königs Karl IX., der auf die Geschicke seiner Mutter Katharina von Medici (gespielt von Virna Lisi) angewiesen ist, brachte ihm nach vier erfolglosen Nominierungen den ersten César als Bester Nebendarsteller ein. Die 27 Mio. Euro teure Großproduktion, die in Frankreich zum nationalen Ereignis avancierte, wurde 1995 für den Golden Globe Award und 1996 für den britischen Filmpreis BAFTA Award als bester fremdsprachiger Film nominiert.

Anglade 1995 mit dem César als Bester Nebendarsteller

Ebenfalls 1994 absolvierte Anglade einen kurzen Cameo-Auftritt in Luc Bessons Léon – Der Profi mit Jean Reno und Natalie Portman. Ein Jahr später folgte die Zusammenarbeit mit Claude Sautet, in dessen Film Nelly & Monsieur Arnaud Michel Serrault und Emmanuelle Béart seine Filmpartner waren. Mit Thrillern wie Roger Avarys Killing Zoe (1994), Gregory Marquettes Blond und Skrupellos (2000) und Jean-Jacques Beineix' Mortal Transfer (2001) versuchte sich Anglade im internationalen Kino und damit auch in englischsprachigen Produktionen zu etablieren. 2004 folgte seine erste Hollywood-Rolle als franco-kanadischer Polizeiermittler Duval in dem Thriller Taking Lives – Für Dein Leben würde er töten mit unter anderem Ethan Hawke, Angelina Jolie und Kiefer Sutherland. 2005 war Anglade in dem deutschen Fernsehfilm Kein Himmel über Afrika neben Veronica Ferres zu sehen. 2007 agierte er in Simon Groß' in Marokko gedrehten Thriller Fata Morgana erneut in einer deutschen Produktion neben Matthias Schweighöfer und Marie Zielcke. Kleine Rollen absolvierte Anglade in US-amerikanischen Fernsehproduktionen wie den preisgekrönten Serien Die Sopranos (2002) oder John Adams – Freiheit für Amerika (2008). 2008 und 2009 übernahm er in Frankreich unter der Regie von Josée Dayan außerdem die Hauptrolle in mehreren Kriminalverfilmungen für das Fernsehen (Der vierzehnte Stein, Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord und Bei Einbruch der Nacht), in denen er jeweils in die Rolle von Fred Vargas’ Serienhelden Jean-Baptiste Adamsberg schlüpfte. 2009 bis 2014 spielte er die Hauptrolle des abgehalfterten Spezialeinheits-Polizisten Eddy Kaplan in der auf drei Staffeln angelegten Polizeifilm-Serie Braquo.

Privatleben

Anglade, der unter anderem auch im Lied Cosmopolitan von Vincent Delerm Erwähnung fand, war mit seiner Schauspielkollegin Pamela Soo liiert. Beide lernten sich bei den Dreharbeiten zu Anglades erster und bisher einziger Regiearbeit Tonka (1997) kennen, für das er auch das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle übernahm. Aus der Beziehung zu Pamela Soo gingen zwei Söhne hervor.

Filmografie

Schauspieler (Auswahl)

  • 2005: Kein Himmel über Afrika (TV)
  • 2005: L’Anniversaire
  • 2007: Fata Morgana
  • 2007: Shake Hands with the Devil
  • 2008: Shanghai 1976
  • 2008: Borderline
  • 2008: Fred Vargas – Der vierzehnte Stein (Sous les vents de Neptune, TV)
  • 2008: John Adams – Freiheit für Amerika (John Adams, Miniserie)
  • 2008: Il prossimo tuo
  • 2009–2014: Braquo (Fernsehserie)
  • 2009: Villa Amalia
  • 2009: Fred Vargas – Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord (L'homme aux cercles bleus, TV)
  • 2009: Fred Vargas – Bei Einbruch der Nacht (L'homme à l'envers, TV)
  • 2009: Ruhelos (Persécution)
  • 2010: Dans ton sommeil
  • 2010: Fred Vargas – Un lieu incertain (TV)
  • 2011: Le marquis
  • 2011: Mineurs 27
  • 2011: Rani – Herrscherin der Herzen (Fernsehserie)
  • 2011: Zwischen den Fronten (Amoureuse, TV)
  • 2011: La mauvaise rencontre (TV)
  • 2012: Amitiés sincères
  • 2013: L’autre vie de Richard Kemp
  • 2014: The Ninth Cloud
  • 2014: Les trois silences (TV)
  • 2015: Je suis un soldat

Regisseur

  • 1997: Tonka

Drehbuchautor

  • 1997: Tonka

Auszeichnungen

César
  • 1984: nominiert als Bester Nachwuchsdarsteller für Der verführte Mann – L’Homme blessé
  • 1986: nominiert als Bester Nebendarsteller für Subway
  • 1987: nominiert als Bester Hauptdarsteller für Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen
  • 1990: nominiert als Bester Hauptdarsteller für Nächtliches Indien
  • 1995: Bester Nebendarsteller für Die Bartholomäusnacht
  • 1996: nominiert als Bester Nebendarsteller für Nelly & Monsieur Arnaud
  • 2010: nominiert als Bester Nebendarsteller für Persécution
Weitere

Weblinks

Einzelnachweise