Międzyrzecz
Międzyrzecz | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen | |
Woiwodschaft: | Lebus | |
Powiat: | Międzyrzecz | |
Fläche: | 10,26 km² | |
Geographische Lage: | 52° 26′ N, 15° 34′ O | |
Höhe: | 51 m n.p.m. | |
Einwohner: | 17.667 (31. Dez. 2020)[1] | |
Postleitzahl: | 66-300 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 95 | |
Kfz-Kennzeichen: | FMI | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Stettin–Breslau | |
Eisenbahn: | PKP-Linie 3 Frankfurt (Oder)–Posen(–Warschau) | |
Nächster int. Flughafen: | Posen-Ławica | |
Gmina | ||
Gminatyp: | Stadt- und Landgemeinde | |
Gminagliederung: | 40 Ortschaften | |
17 Schulzenämter | ||
Fläche: | 315,32 km² | |
Einwohner: | 24.657 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 78 Einw./km² | |
Gemeindenummer (GUS): | 0803023 | |
Verwaltung (Stand: 2014) | ||
Bürgermeister: | Remigiusz Lorenz | |
Adresse: | ul. Rynek 1 66-300 Międzyrzecz | |
Webpräsenz: | www.miedzyrzecz.pl |
Międzyrzecz [deutsch Meseritz) ist eine Stadt in der polnischen Wojewodschaft Lebus. Sie ist Verwaltungssitz des Powiat Międzyrzecki, der etwa dem früheren Landkreis Meseritz (Grenzen ab 1920) entspricht.
] (Geographische Lage
Die Stadt liegt rund 88 Kilometer östlich von Frankfurt (Oder) bzw. Küstrin und etwa 48 Kilometer südöstlich von Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe). In der Gemarkung des Stadtgebiets befindet sich das Naturschutzgebiet Nietoperek.
Geschichte
Die erste geschichtliche Erwähnung des Ortes als einer Abtei „meserici“ stammt aus dem Jahr 1005 in der Beschreibung einer Schlacht zwischen Bolesław I. dem Tapferen und Kaiser Heinrich II. durch Thietmar von Merseburg.[2] Der Ort hatte eine strategisch wichtige Bedeutung, da er an den Wegen von Gnesen nach Magdeburg und von Stettin nach Breslau und Krakau lag. 1094 eroberten die Polen die „Burg“ an der Mündung der Packlitz in die Obra von den Pommern zurück. Am 29. Januar 1230 wurde offiziell das Zisterzienserkloster Paradies gegründet. Die Großpolnische Chronik des Posener Bischofs Bogufał erwähnte den Ort 1248 als Stadt. Eine Stadtrechtsurkunde existiert nicht. 1474 wurde der Ort von Matthias Corvinus zerstört, aber wieder aufgebaut. Kasimir IV. bestätigte 1485 die Stadtrechte von Międzyrzecz. 1606 wütete ein großer Brand in der Stadt. In den Schwedenkriegen 1655–1660 und 1700–1721 wurde der Ort mehrfach verwüstet.
Mit der Zweiten Polnischen Teilung fiel der Ort 1793 an Preußen. Am 26. November 1806 hielt Napoleon sich in der Stadt auf, es wurde ein Attentat auf ihn geplant.[3] 1807 kam der Ort zum Herzogtum Warschau. Die Einwohnerzahl sank während dieser Zeit noch weiter auf 3500. Nach Ende der Befreiungskriege fiel Meseritz durch den Wiener Kongress 1815 wieder an Preußen und wurde am 1. Januar 1818 Sitz der Verwaltung des gleichnamigen Landkreises in der Provinz Posen. Bei der Volkszählung 1905 hatte die Stadt 5800 Einwohner, darunter 1859 Katholiken und 171 Juden[4] Im gesamten Landkreis gaben 1900 20,2 % der Einwohner Polnisch als Muttersprache an.[5] Zwischen 1919 und 1938 gehörten Stadt und Kreis Meseritz zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und nach deren Auflösung am 1. Oktober 1938 bis 1945 zur Provinz Brandenburg.
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde Meseritz zum Knotenpunkt für insgesamt fünf Bahnlinien. Davon waren im Jahr 2008 nur noch zwei in Benutzung. An der Wiederherstellung der Bahnlinie aus Richtung Jordan-Paradies wird aktuell mit EU-Mitteln gearbeitet.
Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg hatte die deutsche Wehrmacht im nahe gelegenen Nipter die Bunkeranlagen der „Grenzschutzbefestigungsanlage III“ im Zusammenhang mit der „Festungsfront Oder-Warthe-Bogen“ errichtet. Diese Anlage hatte eine Gesamtlänge von etwa 65 Kilometer und war mit einem 30 Kilometer langen Verbindungstunnel ausgestattet.
In der 1904 erbauten[6] Heil- und Pflegeanstalt Obrawalde wurden während des Zweiten Weltkriegs mehrere hunderte bis tausende von Menschen unter dem Deckmantel der Euthanasie systematisch ermordet. In dem ersten der sogenannten „Ärzte-Prozesse“ wurden eine Ärztin und eine Krankenpflegerin der Anstalt am 25. März 1946 in Berlin des Mordes an mindestens 100 Menschen für schuldig befunden, zum Tode verurteilt und im Januar 1947 hingerichtet[7].
Nach dem Einmarsch der Roten Armee am 31. Januar 1945 wurde die Stadt unter polnische Verwaltung gestellt. Polen wanderten zu, und die mehrheitlich deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. Meseritz erhielt den amtlichen polnischen Namen Międzyrzecz. Die Stadt wurde am 15. März 1945 Sitz eines Powiats und gehörte ab dem 7. Juli 1945 zur Woiwodschaft Posen, ab 1950 dann bis 1975 zur Woiwodschaft Zielona Góra und anschließend bis 1999 zur Woiwodschaft Gorzów.
Im Jahr 1994 erfolgte die Renovierung des Rathauses. 1997 wurde der Adler im Stadtwappen, der 1924 mit den preußischen Insignien versehen worden war, durch den polnischen ersetzt. 1999 wurde der Ort durch eine erneute Verwaltungsreform wieder Sitz eines Powiats.
Einwohnerzahlen
- 1800: 3.406, darunter 563 Juden[8]
- 1837: 4.589[8]
- 1861: 4.910[8]
- 1875: 4.818[9]
- 1880: 5.169[9]
- 1890: 5.167, darunter 3.417 Evangelische, 1.490 Katholiken und 260 Juden[9]
- 1905: 5.800, darunter 1.859 Katholiken und 171 Juden[4]
- 1933: 9.307[9]
- 1939: 10.848, darunter 6.713 Evangelische, 3.818 Katholiken, 79 sonstige Christen und 79 Juden[9]
Gemeinde (Gmina Międzyrzecz)
In der Gemeinde leben insgesamt 25.000 Einwohner auf einer Fläche von 315 km². Zur Gemeinde (Gmina) Międzyrzecz gehören neben der Stadt Międzyrzecz die Ortsteile (Einwohnerzahl in Klammern und deutsche Namen bis 1945 kursiv)[10] mit einem Schulzenamt::
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Weitere Ortschaften ohne Schulzenamt sind:
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Sehenswürdigkeiten
- Schloss (13. Jahrhundert, heute ein Museum)
- Kirche des Heiligen Johannes des Täufers (15. Jahrhundert)
- Rathaus (16. Jahrhundert)
- Kirche des Heiligen Adalbert (19. Jahrhundert)
- Synagoge, erbaut 1825 bis 1827 (siehe auch Jüdischer Friedhof (Meseritz))
- Feuerwehrmuseum „Oberst Leon Kiszmanowicz“ (in Kęszyca Leśna)
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Christian Samuel Theodor Bernd (1775–1854), Sprachforscher und Heraldiker
- Friedrich von Flatow (1820–1892), preußischer General der Infanterie, Direktor der Kriegsakademie
- Adolph Kullak (1823–1862), Pianist
- Oskar von Collas (1832–1889), Militär
- Alfred Boretius (1836–1900), Historiker und Reichstagsabgeordneter
- Rudolf E. A. Havenstein (1857–1923), Reichsbankchef
- Clara Caroline Schachne (1858–1942), Schriftstellerin
- Theodor Wotschke (1871–1939), Historiker, Philosoph, evangelischer Theologe und Lehrer
- Gisbert Kley (1904–2001), deutscher Jurist und Politiker (CSU)
- Wolfgang Siebert (1905–1959), Rechtswissenschaftler
- Walter Reiche (1913–2003), katholischer Priester (Kainscht)
- Peter Berling (* 1934), deutscher Filmproduzent, Schriftsteller und Schauspieler
- Peter Iden (* 1938), deutscher Theater- und Kunstkritiker
- Kurt Jaworski (1938–2014), deutscher Manager und Autor
- Heinz-Joachim Fischer (* 1944), deutscher Journalist und Publizist
- Brigitte Janner (* 1945), deutsche Theater- und Filmschauspielerin
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Friedrich Hermann Loew (1807–1879), deutscher Entomologe und Lehrer, wirkte als Professor und Direktor der Realschule in Meseritz
- Samuel Gottfried Kerst (1804–1875), deutscher Militär, Politiker und Beamter. Direktor der Realschule, Kommandant der Bürgerwehr in Meseritz und Abgeordneter des Wahlbezirks Birnbaum-Meseritz zur Frankfurter Nationalversammlung
- Wilhelm Anderson (1880–1940), Astrophysiker, † 26. März 1940 in der Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde
- Der Mittagsmörder Klaus G. ist bis 1945 in Meseritz aufgewachsen
Partnerschaften
- Andrésy (Frankreich, 1997)
- Bad Freienwalde (Deutschland, 4. Mai 2001)
- Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf (Deutschland, 23. Oktober 1993)
- Halderberge (Niederlande, 1988)
- Haren (Deutschland, 24. Oktober 1991)
- Vlagtwedde (Niederlande, 24. Oktober 1991)
Literatur
- Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 365–367.
- Paul Becker: Geschichte der Stadt Meseritz (= Grenzmärkische Heimatblätter, 6. Jahrgang, 2. Heft). Comenius, Schneidemühl 1930.
- Hans-Jürgen Karp, Hans Jockisch (Hrsg.): nach Vorarb. Konrad Rittershausen: Das Bürgerbuch von Meseritz, 1731–1851. Międzyrzecz (Polen) (= Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost-Mitteleuropas, Nr. 114). Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg 1981, ISBN 3-87969-163-0.
- Jürgen W. Schmidt: Die kommunale Polizei der preußischen Klein- und Mittelstädte und ihre Probleme von der Mitte des 19. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. In: Jürgen W. Schmidt (Hrsg.): Polizei in Preußen im 19. Jahrhundert. Ludwigsfelder Verlags-Haus, Ludwigsfelde 2011, ISBN 978-3-933022-66-0, S. 8–46 (speziell zu Meseritz S. 32–41).
- Izabela Taraszczuk: Grünberg und Meseritz ehren das Kulturerbe der deutschen und polnischen Juden. In: Schlesien heute. Nr. 7/2013. Senfkorn Verlag Alfred Theisen, Görlitz S. 48–49.
Weblinks
- Website der Stadt
- Łukasz Paczkowski: Klinik für Psychisch- und Nervenkranke Meseritz-Obrawalde (de)
Einzelnachweise
- ↑ a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
- ↑ Buch IV, Kapitel 20
- ↑ Ein Steuerrat und ein Maurermeister wollten ihn mit einem Büchsenschuss durch das Fenster des Gefängnisturms am Rathaus aus einer Entfernung von etwa sechs Metern töten, wenn er sein Quartier, das Vollmersche Haus, verlässt. „Im letzten Augenblick“ nahmen sie „wegen der großen Truppenmacht in und um Meseritz“ davon Abstand. Becker (Literatur), S. 180 f.
- ↑ a b Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 650
- ↑ Michael Rademacher, Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871–1990, Abschnitt 1.2 Fremdsprachige Minderheiten im Deutschen Reich
- ↑ http://www.dwr.org.pl/eugenika/
- ↑ Kerstin Freudiger, Die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen, Mohr-Siebeck-Verlag Tübingen 2002, S. 110 ff.
- ↑ a b c Heinrich Wuttke: Städtebuch des Landes Posen. Codex diplomaticus: Allgemeine Geschichte der Städte im Lande Posen. Geschichtliche Nachrichten von 149 einzelnen Städten. Leipzig 1864, S. 365–367.
- ↑ a b c d e http://www.verwaltungsgeschichte.de/meseritz.html
- ↑ Das Genealogische Orts-Verzeichnis