Nordex S.A.

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Nordex

Logo
Rechtsform Sociedad Anonima
Gründung 1962
Sitz Uruguay Uruguay:
Colón, Montevideo
Leitung Federico de Posadas
Mitarbeiterzahl ~ 1.500 (2010)
Website www.nordex.com.uy
Das altes Logo des Fahrzeugbauers.

Bei der Nordex S.A. handelt es sich um einen im Jahre 1962 gegründeten Automobil- und Nutzfahrzeughersteller mit Sitz im Stadtteil Colón von Montevideo, Uruguay. Das Werk umfasst eine Gesamtfläche von 94.500 m², wovon die Gebäude eine Fläche von 22.000 m² einnehmen. Bis zu 100.000 Fahrzeuge werden hier pro Jahr gebaut. Ein Großteil der Produktion ist für den Export in andere süd- und zentralamerikanische Märkte vorgesehen. In der Fahrzeug-Identifikationsnummer verwendet das Unternehmen die Herstellercodes 9U4 und 9UT für Lastkraftwagen sowie 9U5 bis 9U7 für Personenkraftwagen sowie 9UM für Mehrzweckfahrzeuge.

Unternehmensgeschichte

Die Kooperation mit Mercedes und seine Nachwirkung

In den frühen Jahren seiner Existenz erlangte das Unternehmen seine Bekanntheit durch die Montage von Fahrzeugen deutscher Automobilmarken. So hatte das Unternehmen Lizenzen von NSU wie auch von Mercedes-Benz erworben. Mercedes-Benz sorgte insbesondere mit dem Bau des Lastkraftwagen Mercedes-Benz Aeolus innerhalb der Klasse leichter wie auch schwerer Kurzhauber auf dem uruguayischen Markt für Furore. Während anfangs die Einheiten noch aus Komplettbausätzen einer deutschen CKD-Fertigung stammten, übernahm bereits wenige Jahre später Mercedes-Benz do Brasil die Teileversorgung des Werkes. Nach rund 20 Jahren hatte das Modell das Bild der uruguayischen Straßen geprägt und wurde nur langsam von der modernen Konkurrenz wie Saviem, Iveco und International verdrängt. Unter anderem hatte der chinesische Automobilhersteller Dongfeng sein Interesse am Namen „Aeolus“ bekundet. Dieser wurde dann 1984 aufgekauft und wird seither in Südamerika als eigenständiger Markenname für Nutzfahrzeuge fortgeführt.

Das Erbe des Mercedes-Modells hatte der neue Aeolus 1057 angetreten. Während das Mercedes-Modell nun als L-Serie bezeichnet wurde und aus Brasilien importiert worden war, handelte es sich beim 1057 um ein vollkommen neues Modell. Damit schaffte es der chinesische Hersteller, erfolgreich auf südamerikanischen Märkten Fuß zu fassen. Wie sein Vorbild hielt auch dieses Modell sich knapp zwanzig Jahre in Produktion und prägte das uruguayische Straßenbild nachhaltig. Auf Grund der Produktionskapazität des Werkes sind viele Einheiten sogar in die Vereinigten Staaten und nach Afrika verschifft worden. Uruguay gilt seit Übernahme des Namens Aeolus als ein wichtiges Standbein des chinesischen Konzerns.

2005 traten die baugleichen Modelle Aeolus 1063 und Aeolus 1080 die Nachfolge des 1057 an. Drei Jahre darauf folgte zu guter Letzt der optisch etwas aufgefrischtere Aeolus 1051, der insbesondere der japanischen Konkurrenz von Daihatsu, Isuzu und Fuso entgegentreten soll.

NSU – ein Verkaufsschlager mit Anlaufproblemen

Des Weiteren gab es eine Zusammenarbeit mit NSU. Den Startschuss setzte das Unternehmen mit dem NSU P4, einem Konzeptauto, das dem in Deutschland angebotenen NSU Prinz 1000 entsprach, jedoch nicht in die Serienproduktion gelangte. Anders dagegen der NSU P-1000. Dieser baute auf dem NSU Prinz 4 auf und wurde für den dortigen Markt in einer Großserie endmontiert. Die verwendeten Bausätze stammten allesamt aus dem Werk in Neckarsulm. Noch im selben Jahr der Produktion, also 1963, erlebte der NSU P6 seine Markteinführung. Dieser stellte einen technischen Hybrid zwischen dem Prinz 4 und Prinz 1000 dar. 1970 wurde das Modell dann zu einem dreitürigen Kombinationskraftwagen umfunktioniert und als NSU P10 vermarktet. 1971 wurde die Zusammenarbeit mit NSU wieder beendet, nachdem NSU bekanntgab, sich aus finanziellen Gründen von den südamerikanischen Märkten zurückzuziehen.

Frankreich versus Deutschland

Entgegen der deutschen Vorherrschaft, entschied sich Renault 1966 dafür, eine lokale Produktion einzurichten. Diese startete 1967 mit dem Kleinwagen Renault 4, der sich insbesondere in Lateinamerika als Verkaufsschlager erwies. Zwar wurden die Karosserieteile vor Ort gefertigt, doch Motoren wie auch einige andere Teile wurden aus Spanien bezogen. Nach technischen Änderungen am europäischen Modell, erwies sich eine Anpassung des uruguayischen Modells als zu kostenaufwendig. So musste die Produktion 1971 vorübergehend eingestellt werden.

Aber auch andere Unternehmen aus Frankreich versuchten, Marktanteile zu gewinnen. So hatten Citroën und Peugeot beschlossen, Nutzfahrzeuge in Montevideo zu produzieren. So gingen 1969 der Citroën 2CV Azam, ein speziell für Südamerika gebauter Pickup auf Basis der französischen „Ente“, wie auch der Peugeot 504 Pick-Up in Produktion. Beide Modelle erwiesen sich als robust und nehmen mit Produktionszeiträumen von nahezu 25 Jahre sogar einen Kultstatus ein. Die Lücke des R4 schloss das Werk mit der Montage des Citroën GS.

Entsprechend dem Beispiel der Citroën-Modellpolitik wurde der Renault 18 Turbo hergestellt.

Erst in den späten Achtzigern brachte das Werk mit den Modellen Renault Nevada und Renault Savanna weitere Meilensteine hervor. Dies hatte zur Folge, dass die Produktion der Nutzfahrzeuge zeitweilig heruntergefahren werden musste. Da Renault in den Neunzigern sich darauf konzentrierte seine eigenen Standorte auszubauen, verloren die CKD-Fertigungsstraßen im Ausland an Interesse, so auch Nordex. In Anbetracht der wirtschaftlichen Lage des Landes und der erstellten Marktstudien sah man, dass sich das Kundeninteresse nun mehr auf Kleinwagen wie Fahrzeuge der Kompaktklasse konzentrierte. So führte man die Montage mit dem Citroën AX und dem Citroën ZX fort. Peugeot dagegen ließ dafür den Peugeot 106 und den Peugeot 306 Sedan vor Ort bauen.

Beginnend im Jahr 1997 startete eine Modelloffensive, die mit dem Citroën Saxo begann. Renault dagegen baute nun den in Europa eingestellten Renault Express. 1998 kam der Renault Twingo dazu. Im Jahr darauf lief dann die Montage des Citroën Xsara an, welcher den ZX ersetzte. Ab 2002 gab es den Citroën C3 als Nachfolger des Saxo.

Nachdem sich Citroën im Laufe des Jahres 2010 zurückgezogen hatte, behielt nur noch Peugeot die Kooperation mit der Nordex S.A. bei. Einen Erfolg verspricht sich das Unternehmen nunmehr mit dem Peugeot 207 Sedan und dem Peugeot 408.

Chevy-Auftragsmontage

Wegen einer hohen Anzahl an Bestellungen musste ab und an auch General Motors nach Partnern suchen, die erfolgreiche Modelle für diverse Märkte montieren sollten. So rollten bei der Nordex S.A. von 1983 bis 1995 der Chevrolet Chevette zusammen mit dem Chevrolet Chevy 500 vom Band. Es handelte sich dabei um eine CKD-Montage der brasilianischen Modelle.

Kooperation mit Renault Trucks und Mahindra & Mahindra

Zum Dezember 2001 beendete Renault seine Pkw-Montage in Uruguay und ersetzte es kurzerhand durch ein Joint-Venture mit Renault Trucks unter dem seither der Renault Midlum und der Renault Premium für die amerikanischen Märkte hergestellt werden.

Seit 2002 beteiligt sich auch die indische Mahindra & Mahindra Limited am Unternehmen, worauf die Produktion des Mahindra Scorpio anlief. Nach einer Modellpflege wurde dann auch die Montage des Mahindra Pik Up aufgenommen. Seit 2011 werden die für Europa bestimmten Einheiten des Scorpio als Mahindra Goa vermarktet. Der Modellname wurde eingeführt, da sich diese Fahrzeuge anderen Regelungen unterliegen. Ab 2004 wurde der speziell für Lateinamerika entwickelte Mahindra Cimarrón produziert.

Weitere Auftragsmontagen – Aus Klein mach Groß

Seit 2008 wird auch der Kia Bongo K2500 von der Nordex S.A. produziert. Er bleibt aber ausschließlich dem brasilischen Markt vorbehalten, wo er gezielt gegen den Hyundai HR aus der Produktion der Hyundai CAOA antritt. Pro Jahr werden 2.500 Einheiten des Bongo hergestellt. Neben den Großserienmodellen werden derzeit auch Modelle von Kleinstserienherstellern wie der der Bravo Motor Company und die der Savoia Cars von Nordex gebaut. Dies ist zum einen der Savoia Mehari, einem Pkw-Modell, das sich optisch am Citroën Méhari orientiert. Ein weiteres Modell, das von Nordex gebaut wird ist das Bravo A!PA Taxi, das seinen Ursprung im Projekt Auto Popular Argentino hat. Es handelt sich dabei um ein Sport Utility Vehicle, das 2010 seine Premiere hatte, und nur als Konzeptstudie umgesetzt worden war. Doch nach einer Bestellung von 40.000 Einheiten vom Taxiunternehmer Óscar Dourado im Gesamtwert von rund 120-130 Mio. US-Dollar, wurde die Produktion der Taxiausführung im Jahr 2012 aufgenommen. In Zusammenarbeit von 600 Projekt-Investoren, darunter auch die Fiat Powertrain Technologies, möchte man die Produktionskapazität für den A!PA bis 2014 auf jährlich 250.000 Einheiten erhöhen[1].

Geely auf dem Weg nach Amerika

Um dem Automobilhersteller Chery SOCMA Konkurrenz zu machen, kündigte Geely 2011 an, ab 2012 Fahrzeuge für die südamerikanischen Märkte von der uruguyanischen Nordex S.A. montieren zu lassen. Die Vereinbarung sieht die jährliche Montage von 20.000 Einheiten der Modelle Geely LC, Geely LC Cross, Geely CK New und Geely Emgrand 718 vor.

Modellübersicht

1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er
3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3
Mercedes-Benz
Aeolus
1963 bis 1984

1057
1984 bis 2005

1051
seit 2008
1063
seit 2005
1080
seit 2005
Citroën
2CV Azam
1969 bis 1993

AX
1994 bis 1997

Saxo
1997 bis 2002

C3
2002 bis 2010
Bravo A!PA Taxi
seit 2012

GS
1971 bis 1975

CX
1975 bis 1993

ZX
1993 bis 1999

Xsara
1999 bis 2010
Savoia Mehari
seit 2011
NSU
P-1000
1963 bis 1964
P6
1963 bis 1967

P10
1970 bis 1971
Chevrolet
Chevette
1983 bis 1992
Mahindra & Mahindra
Cimarrón
2004 bis 2008
Kia
Bongo K2500*
seit 2008

Scorpio
2002 bis 2006

Scorpio: seit 2006
Goa Hawk*:seit 2011

P4
nur 1963

Chevy 500
1984 bis 1995

Pik Up: seit 2007
Goa*: seit 2011
Peugeot
504 Pick-Up
1969 bis 1994

106
1995 bis 2005

207 Sedan
seit 2008

306 Sedan
1995 bis 2010

408
seit 2010
Renault
4
1967 bis 1971

24
1974 bis 1978

18 Turbo
1978 bis 1989

Savanna
1989 bis 1997

Express
1997 bis 2001
Renault Trucks
Midlum
300 DXI
seit 2002

Nevada
1989 bis 1997

Twingo
1998 bis 2001

Premium
320 DXI / 380 DXI / 440 DXI
seit 2002
Geely
LC
seit 2012

LC Cross
seit 2012

CK New
seit 2012

Emgrand 718 Hatch / Emgrand 718 Sedan
seit 2012

Einzelnachweise

  1. Una automotriz ofreció fabricar taxis e invertir US$ 130 millones. El Observador, 26. September 2012, abgerufen am 30. Januar 2013 (spanisch).

Weblinks