Ottawa (Fluss)

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Ottawa River
Rivière des Outaouais
Daten
Lage Québec, Ontario (Kanada)
Flusssystem Sankt-Lorenz-Strom
Abfluss über Sankt-Lorenz-Strom → Atlantik
Ursprung Lac Capimitchigama
47° 36′ 0″ N, 75° 48′ 0″ W
Quellhöhe 430 m
Mündung Sankt-Lorenz-Strom bei MontréalKoordinaten: 45° 27′ 0″ N, 74° 5′ 0″ W
45° 27′ 0″ N, 74° 5′ 0″ W
Mündungshöhe 20 m
Höhenunterschied 410 m
Sohlgefälle 0,32 ‰
Länge 1271 km[1]
Einzugsgebiet 146.300 km²[1]
Abfluss[1] MQ
1950 m³/s
Linke Nebenflüsse Kinojévis, Kipawa, Dumoine, Noire, Coulonge,
Du Lièvre, Gatineau, Rouge, Rivière du Nord
Rechte Nebenflüsse Blanche River, Montreal River, Mattawa, Petawawa, Bonnechere,
Madawaska, Mississippi, Rideau,
South Nation, Rivière de la Petite Nation
Durchflossene Seen Lac Simard
Durchflossene Stauseen Réservoir Dozois, Réservoir Decelles, Lac des Quinze, Lac Témiscamingue
Großstädte Ottawa, Gatineau
Mittelstädte Clarence-Rockland, Vaudreuil-Dorion
Einzugsgebiet des Ottawa-Flusses

Einzugsgebiet des Ottawa-Flusses

Ottawa-Bonnechere-Graben

Ottawa-Bonnechere-Graben

Die Chaudière-Hängebrücke von Ottawa nach Hull, 1845

Die Chaudière-Hängebrücke von Ottawa nach Hull, 1845

Der Fluss Ottawa (französisch Rivière des Outaouais; englisch Ottawa River)[2] ist ein linker Nebenfluss des Sankt-Lorenz-Stroms.

Auf dem Großteil seiner Länge bildet er die Grenze zwischen den kanadischen Provinzen Ontario und Québec. Der Fluss ist 1271 km lang, sein Einzugsgebiet beträgt 146.000 km². Er entspringt in den Laurentinischen Bergen und mündet bei Montréal in den Sankt-Lorenz-Strom.

Geographie

Die Quelle des Flusses ist der 430 m hoch gelegene Lac Capimitchigama in den Laurentinischen Bergen Québecs, etwa 280 km nordwestlich von Montréal. Anschließend fließt der Ottawa westwärts durch die dünn besiedelte Region Abitibi-Témiscamingue und passiert dabei mehrere Seen. Beim Timiskamingsee erreicht er die Grenze zu Ontario und wendet sich nach Süden.

Nach der Einmündung des Mattawa fließt der Ottawa nunmehr in südöstlicher Richtung und nimmt weitere bedeutende Nebenflüsse auf. Zwei große Flussinseln markieren den Beginn des dichter besiedelten Unterlaufs, die Isle des Allumettes (190 km²) und die Île de Grand Calumet (132 km²). Die Städte Ottawa auf der rechten und Gatineau auf der linken Flussseite bilden eine Agglomeration mit über einer Million Einwohnern. In Ottawa zweigt der Rideau Canal nach rechts ab, der nach Kingston am Ontariosee führt.

Anschließend fließt der Ottawa-Fluss weiter in Richtung Osten und wird zunehmend breiter, bis er schließlich westlich der Île de Montréal in den Lac des Deux Montagnes mündet. Vier Flussarme winden sich daraufhin durch den Hochelaga-Archipel. Zwei von ihnen erreichen nach wenigen Kilometern den südlich gelegenen Lac Saint-Louis und somit auf direktem Weg den Sankt-Lorenz-Strom. Zwei weitere sind bedeutend länger: Der Rivière des Mille Îles und der Rivière des Prairies fließen nordostwärts und bilden die Île Jésus, auf der die Stadt Laval liegt. An der Nordspitze der Île de Montréal strömen sie zusammen und münden kurz daraufhin ebenfalls in den Sankt-Lorenz-Strom.

Geologie

Der Ottawa-Fluss liegt im Ottawa-Bonnechere-Graben, einem Grabenbruch, der sich im Mesozoikum vor 175 Millionen Jahren bildete und bis zum Nipissingsee reicht. Nach dem Rückzug der Gletscher am Ende der Würmeiszeit wurde das Tal von einem Meeresarm des Atlantischen Ozeans, dem Champlainmeer, überflutet. In Tonablagerungen aus jener Zeit wurden fossile Überreste von Meereslebewesen gefunden.

Sedimentablagerungen führten in einigen Gebieten zu schlechter Entwässerung und zur Bildung großer Moore. Darüber hinaus bildeten sich große Tonablagerungen, die als Leda-Ton bekannt sind. Dieser Ton ist äußerst instabil, was bei heftigem Regen zu zahlreichen Erdrutschen führt. So rutschte beispielsweise 1993 der Boden unter Lemieux (Ontario) in den South Nation River weg (der Ort war zwei Jahre zuvor vorsichtshalber evakuiert worden).

Geschichte

Der Fluss war eine bedeutende Handelsroute für verschiedene Stämme der Algonkin, die ihn Kitchissippi („Großer Fluss“) nannten. Einer der Stämme ließ sich auf der strategisch günstigen Isle des Allumettes nieder und setzte einen Wegzoll durch. Wahrscheinlich war Étienne Brûlé 1610 der erste Europäer, der den Fluss bereiste. Drei Jahre später folgte Samuel de Champlain, der über den Ottawa und den Mattawa die Georgsbucht des Huronsees erreichte und so eine der wichtigen Routen für den Pelzhandel in Nordamerika etablierte.

Da man die Bedeutung des Oberlaufs des Sankt-Lorenz-Stroms erst später erkannte, wurden der Ottawa und der Unterlauf des Sankt-Lorenz-Stroms in den ersten Jahrzehnten zusammen als Rivière du Canada („Kanada-Fluss“) bezeichnet. Später nannte man den Fluss auch Grande Rivière oder Grande Rivière des Algonquin („Großer Fluss der Algonkin“). Ende des 17. Jahrhunderts kontrollierten die Ottawa den Zwischenhandel auf dem Fluss. Obwohl sie selbst weiter westlich am Huronsee siedelten, setzte sich ihr Name als Bezeichnung für den Fluss durch.

Die Franzosen begannen das Tal erst etwa ab 1740 zu besiedeln, die Briten etwa fünfzig Jahre später auf der Südseite. 1800 wurde Hull (heute ein Teil von Gatineau) gegründet, am Ottawa-Fluss und in den Seitentälern entwickelte sich eine blühende Forstwirtschaft. 1832 wurde der Fluss durch den Bau des Rideau Canal mit dem Ontariosee verbunden. Aus der am Kanal gelegenen Siedlung Bytown entwickelte sich die Stadt Ottawa, die 1857 zur Hauptstadt Kanadas erklärt wurde. Ab etwa 1900 verdrängte die Landwirtschaft die Holzfällerei, 1920 entstand das erste Wasserkraftwerk.

Wasserkraftwerke und Dämme

Entlang dem Ottawa River befinden sich mehrere Wasserkraftwerke und Staudämme, die von Hydro-Québec (HQ), Ontario Power Generation (OPG), Public Works and Government Services Canada (PWGSC) und Ministère du Développement durable, de l'Environnement et des Parcs (MDDEP) betrieben werden.[3]

Am Oberlauf in Abstromrichtung sind das:

Name Fertig-
stellung
Leistung
[MW]
Anzahl
Turbinen
hydraul.
Potential
[m]
Reservoir Betreiber
Barrage Bourque 1949 n/a n/a n/a Rés. Dozois HQ
Rapide-7 1941–1949 67 4 20,73 Rés. Decelles HQ
Rapide-2 1954–1964 67 4 20,43 n/a HQ
Barrage des Quinze 1947 n/a n/a n/a Lac des Quinze MDDEP
Rapides-des-Quinze 1923–1955 103 6 25,9 n/a HQ
Rapides-des-îles 1966–1973 176 4 26,22 n/a HQ
Première-Chute 1968–1975 131 4 22,26 n/a HQ

Für das Wasserkraftwerk Première-Chute bietet Hydro-Québec Führungen an.[4]

Am Unterlauf in Abstromrichtung sind das:

Name Fertig-
stellung
Leistung
[MW]
Anzahl
Turbinen
hydraul.
Potential
[m]
Reservoir Betreiber
Lac-Témiscamingue 1940er Jahre n/a n/a n/a Lac Témiscamingue PWGSC
Otto Holden 1952–1953 243 8 n/a OPG
Des Joachims 1950 429 8 Holden Lake OPG
Bryson 1925–1949 56 3 18,29 n/a HQ
Chenaux 1950–1951 144 8 n/a OPG
Chute-des-Chats /
Chats Falls
1931–1932 188 8 16,16 Lac des Chats HQ / OPG
Hull-2 1920–1969 27 4 11,58 n/a HQ
Chaudiere No. 2 1892/2001 8,4 4 11 n/a Energy Ottawa Inc.
Chaudiere No. 4 1900/2005 9,3 2 10,3 n/a Energy Ottawa Inc.
Carillon 1962–1964 753 14 17,99 n/a HQ

Die Generatoren 2, 3, 4 und 5 des Wasserkraftwerks Chute-des-Chats (mit einer Leistung von 96 MW) werden von Ontario Power Generation betrieben. Die Generatoren 6, 7, 8 und 9 mit einer Gesamtleistung von 92 MW werden von Hydro-Québec betrieben.[5]

An der Staumauer Barrage de Hull-2 befinden sich in Ottawa die beiden Wasserkraftwerke Chaudiere No. 2 und Chaudiere No. 4. Diese wurden Anfang der 2000er Jahre erneuert und werden von Energy Ottawa Inc. betrieben.[6]

Für das Wasserkraftwerk Carillon bietet Hydro-Québec Führungen an.[4]

Weblinks

Commons: Ottawa (Fluss) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c The Atlas of Canada – Rivers (Memento vom 22. Januar 2013 im Internet Archive) (englisch)
  2. Natural Resources Canada
  3. Ottawa River Regulation Planning Board
  4. a b Hydro-Québec - Hydroelectric Generating Stations
  5. Ontario Power Generation
  6. Ontario Power Authority