Publio Cornelio Scipione

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Werkdaten
Originaltitel: Publio Cornelio Scipione
Form: Opera seria
Originalsprache: italienisch
Musik: Georg Friedrich Händel
Libretto: Paolo Antonio Rolli
Literarische Vorlage: Antonio Salvi, Publio Cornelio Scipione (1704)
Uraufführung: 12. März 1726
Ort der Uraufführung: King’s Theatre, Haymarket, London
Spieldauer: 3 Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Neu-Karthago, 210 v. Chr./209 v. Chr.
Personen
  • Scipione, römischer Feldherr (Alt)
  • Lucejo, Fürst der Keltiberer (Alt)
  • Berenice, Prinzessin und Tochter Ernandos (Sopran)
  • Lelio, römischer Feldherr (Tenor)
  • Ernando, König der Balearen (Bass)
  • Armira, Berenices Vertraute (Sopran)
  • Gefolge Scipiones, Soldaten, Wachen, Diener, Volk

Publio Cornelio Scipione oder Scipione oder Scipio (HWV 20) ist eine Oper (Dramma per musica) in drei Akten von Georg Friedrich Händel.

Scipio-Büste aus der Villa dei Papiri in Herculaneum (Archäologisches Nationalmuseum Neapel)

Entstehung

Im Herbst 1725 waren die Londoner Zeitungen voll von Klatsch über die bevorstehende Ankunft einer neuen italienischen Sopranistin.

“We hear that the Royal Academy [of] Musick, in the Hay Market, have contracted with famous Chauntess for 2500 l. who is coming over from Italy against the Winter.”

„Wie zu hören ist, hat die Königliche Musikakademie am Haymarket einen Vertrag mit einer berühmten Dame für 2500 £ gemacht, welche im Winter von Italien kommen wird.“

The Daily Journal. London, 31. August 1725.[1]

“Signiora Faustina, a famous Italian Lady, is coming over this Winter to rival Signiora Cuzzoni.”

„Signora Faustina, eine berühmte italienische Dame, wird in diesem Winter kommen, um Signora Cuzzoni Konkurrenz zu machen.“

The London Journal. London, 4. September 1725.[1]

Die Akademie hatte es in der Tat geschafft, die berühmteste Sopranistin Europas zu engagieren: die schöne Faustina Bordoni. Händel machte sich im Herbst 1725 sofort an die Arbeit, eine neue Oper, Alessandro, für die neue Konstellation an seinem Hause zu schreiben, mit zwei Primadonnen (Bordoni, Cuzzoni) und einem Primo uomo (Senesino). Doch die Diva ließ sich unverschämt viel Zeit und kam vorerst nicht: Sei es, dass sie so lange um ihre Gage feilschte (sie erhielt letztendlich „nur“ 2000 £)[1] oder andere Gründe vorlagen.

Händel jedenfalls musste handeln, denn die neue Spielzeit wollte gefüllt sein: Sein regelmäßiger Mitarbeiter und Textdichter Nicola Francesco Haym war nicht verfügbar und so wandte er sich an Paolo Antonio Rolli, der für ihn 1721 schon zwei Libretti (Il Muzio Scevola und Il Floridante) verfasst hatte. Die Not muss groß gewesen sein, denn eigentlich lagen Rolli und Händel im Streit. Aber Händel brauchte ein Libretto, um die Zeit bis zur Ankunft der Bordoni zu überbrücken.

Am 30. November 1725 begann er zunächst mit einer Wiederaufnahme des Pasticcios L’Elpidia, ovvero Li rivali generosi die siebte Opernsaison der Royal Academy of Music; die Musik der Arien war größtenteils von Leonardo Vinci. Es folgten Wiederaufnahmen von Rodelinda und Ottone. Im Februar 1726 vertonte er schließlich das von Rolli erstellte neue Libretto. Nach nur drei Wochen Arbeit schloss er die Komposition von Scipione am 2. März 1726 ab, wie er am Ende des Autographs notiert: „Fine dell Opera GFH March 2 | 1726.“ Schon zehn Tage später, am 12. März, wurde die Oper im King’s Theatre in London in Anwesenheit der königlichen Familie erstmals aufgeführt.[2] Etwa in dieser Zeit traf dann „La Nuova Sirena“[3] in London ein.

Bereits während der Vertonung änderte Händel das Libretto, wie aus dem Vergleich der beiden Drucke von John Cluer und Walsh Hare (beide von 1726) mit Händels Autograph hervorgeht. So wurde u. a. eine weitere geplante Partie (Rosalba, Berenices Mutter), die zu Beginn des zweiten Aktes (Rezitativ und Arie Nr. 14) skizziert war, wieder gestrichen und die betreffende Musik zum größten Teil in die Partie des Ernando eingearbeitet. Vermutlich geschah das infolge der kurzfristigen Verhinderung von Anna Vicenza Dotti, an der Aufführung der Oper teilzunehmen; sie war ursprünglich für die Rosalba-Partie vorgesehen.

Libretto

Als Vorlage für Rollis Libretto diente Antonio Salvis gleichnamiges Textbuch, welches 1704 im Auftrag des Prinzen Ferdinando de’ Medici entstand und in Livorno aufgeführt wurde. Weitere Dichtungen vor Händels Bearbeitung des Themas stammen von Nicolò Minato: Scipione affricano (Venedig 1664, vertont von Francesco Cavalli), Apostolo Zeno: Scipione nelle Spagne (1710, Musik von Alessandro Scarlatti) und Agostino Piovene: Publio Cornelio Scipione (Venedig 1712, vertont von Carlo Francesco Pollarolo).

Rollis Textbuch verbirgt an vielen Stellen die Tatsache nicht, dass es in großer Eile geschrieben wurde. Salvis Drama ist zwar langatmig, sich in den Situationen wiederholend und überladen mit politischen Konflikten, dennoch einheitlicher und logischer aufgebaut als das Durcheinander in Rollis Bearbeitung. Die meisten politischen Zusammenhänge und viele für das Verständnis notwendige Textpassagen lässt Rolli weg und entzieht so den Figuren ihre Handlungsmotivation. Die Schwäche des Textes, die sicher zum Teil der Notwendigkeit zu großer Eile zuzuschreiben ist, lässt die Oper Scipione sicher hinter den drei vorangegangenen Meisterwerken Händels, Giulio Cesare, Tamerlano und Rodelinda, und wohl auch hinter dessen meisten früheren Akademie-Opern zurücktreten, obwohl sie viel herrliche Musik enthält.[4]

Besetzung der Uraufführung:

In der ersten Saison kam das Werk auf dreizehn Vorstellungen. Eine Wiederaufnahme erfolgte ab 3. November 1730 für sechs Aufführungen, in der allerdings zahlreiche Umarbeitungen vorgenommen wurden. Händel fügte viele Gesänge aus seinen früheren Opern ein und komponierte einiges neu. Doch weder Scipione als Drama noch deren Charaktere, ausgenommen vielleicht die Armira, haben durch diese Umstrukturierungen gewonnen.[4]

Die erste moderne Aufführung fand am 20. Juni 1937 bei den Göttinger Händel-Festspielen in einer deutschen Textfassung von Emilie Dahnk-Baroffio und unter der musikalischen Leitung von Fritz Lehmann statt. Die erste vollständige Aufführung des Stückes seit 1726 und in historischer Aufführungspraxis war eine konzertante Aufführung am 24. Juni 1993 beim „Festival International de Musique Baroque“ in Beaune mit den Les Talens Lyriques, unter Leitung von Christophe Rousset.

Handlung

Historischer und literarischer Hintergrund

Sebastiano Ricci: Die Zurückhaltung des Scipio (Royal Collection, London)

Von den zahlreichen römischen Persönlichkeiten mit dem Namen Scipio ist hier Publius Cornelius Scipio Africanus Major gemeint, der während des Zweiten Punischen Krieges 218–204 v. Chr. Carthago Nova (das heutige Cartagena) eroberte, die wichtigste Handelsniederlassung der Karthager auf europäischem Boden. Der historische Hintergrund wird berichtet in den Historiae (10. Buch) des griechischen Geschichtsschreibers Polybios und in Ab Urbe Condita (26. Buch) von Titus Livius.

Im 50. Kapitel des 26. Buches seiner römischen Geschichte Ab Urbe Condita berichtet Titus Livius von einer schönen Gefangenen, die Scipio nach der Eroberung Neu-Karthagos an der spanischen Südküste zugeführt wird. Scipio verzichtet jedoch auf das Recht des Eroberers und gibt sie ihrem Verlobten, dem keltiberischen Prinzen Allucius, unversehrt zurück. Ihren Eltern erlässt er das herbeigeschaffte Lösegeld und gibt es, als diese es ihm geradezu aufdrängen, der Jungfrau als Brautgeld mit. Allucius schwört daraufhin Scipio Treue, unterstützt ihn mit einem eigenen Heer und wirbt unter seinen Landsleuten für die Sache Roms.[5]

Erster Akt

Scipione zieht im Triumph durch das eroberte Neu-Karthago und zeichnet seine Getreuen für ihre Taten aus. Lelio präsentiert ihm die Gefangenen, unter denen Scipione eine besondere Schönheit namens Berenice entdeckt. Er versichert ihr, ihre Ehre nicht anzutasten, und gibt sie und eine andere Gefangene in Lelios Obhut. Berenice sehnt sich nach ihrem Geliebten Lucejo und erfährt von Lelio, dass dieser ihm einst die Freiheit geschenkt habe, als er in die Gefangenschaft von Lucejos Vater geraten war. Jetzt ist er bei den Kampfeshandlungen um Neu-Karthago verschollen. Lelio verspricht Berenice und ihrer Hofdame Armira Erholung und Ruhe im Königspalast, doch Berenice quält sich mit der Sorge um ihren Geliebten. Als Lelio die beiden Damen fortgebracht hat, erscheint Lucejo als römischer Soldat verkleidet. Er hat Berenice im Triumphzug Scipiones erkannt und beschließt, sich heimlich in den Palast einzuschleichen, um ihr nahe zu sein.

Im Palastgarten gesteht Scipione sich ein, sich in Berenice verliebt zu haben, sieht aber deshalb auch seinen Ruhm in Gefahr. Lelio meldet ihm die beiden Gefangenen, und als Scipione richtig mutmaßt, Lelio habe sich wohl in Armira verliebt, warnt ihn dieser, Berenice gehöre einem anderen. Scipione trägt ihm auf, niemanden in Berenices Nähe zu lassen; Armira aber solle ihm gehören. Lelio fasst sich ein Herz und gesteht Armira seine Liebe; sie aber antwortet ihm, nur in Freiheit könne sie sich auch frei für ihn entscheiden. Während Lelio darüber nachdenkt, wie er Armiras Befreiung bewerkstelligen könne, kommt Berenice; ihr erklärt er, Scipione habe sich in sie verliebt, und sie täte gut daran, ihn zu erhören. Als sie ihn fragt, ob er seinen Freund Lucejo schon vergessen habe, verneint er und versucht sie zu beruhigen. Sie aber bleibt verzweifelt zurück und gibt sich ihren Klagen hin, als Lucejo sie überrascht und sich zu erkennen gibt. Obwohl sie glücklich ist, ihn lebend zu wissen, fleht sie ihn doch an, den Palast zu verlassen, bevor Scipione ihn dort entdecken könne. Es gelingt ihm gerade noch zu verschwinden, doch hält es ihn nicht in seinem Versteck, als er hört, wie Scipione Berenice Avancen macht. Um ihn zu schützen, überschüttet Berenice den vermeintlichen Römer mit Vorwürfen und verhindert, dass Lucejo sich Scipione zu erkennen geben kann. Verzweifelt bemüht sie sich, Scipione zu täuschen und Lucejo, bevor er aus Eifersucht sein Leben riskieren kann, aus dem Garten zu werfen. Lelio, der dazukommt, erfasst die Situation mit einem Blick und täuscht Scipione seinerseits hinsichtlich der Identität des „römischen Soldaten“, indem er ihn als „Erennio“ anspricht und ins Feldlager zurückschickt. Obwohl Scipione einen iberischen Akzent zu vernehmen meinte, glaubt er Lelio die tragische Geschichte des braven Soldaten „Erennio“, der im Kampf einen Teil seines Verstandes einbüßte. Als die beiden fortgegangen sind, bleibt Lujeco rasend vor Eifersucht zurück.[5]

Zweiter Akt

Um seine Tochter zu retten, hat Ernando beschlossen, sich den Römern zu unterwerfen. Lelio empfängt den König der Balearen am Hafen, nimmt Ernandos Friedensangebot freundlich an und macht eine Andeutung, dass Scipione sogar seine Freundschaft zu erlangen suche.

In ihren Gemächern im Palast sorgt sich Berenice um Lucejo. Scipione fragt sie nach ihrer Herkunft und erfährt, dass sie die Tochter Ernandos sei. Als er ihr jedoch seine Liebe erklären will, fällt sie ihm ins Wort: Ihr Herz sei nicht mehr frei, es gehöre dem Prinzen der Keltiberer. Gefasst, aber insgeheim verzweifelt scheidet Scipione von ihr. Da bringt Lelio Lucejo herbei. Doch bevor er sich an sie wenden kann, schickt sie ihn erneut mit barschen Worten fort: Wenn er nicht sofort aus dem Palast fliehe, werde er Scipione begegnen und sei in Todesgefahr. Einmal mehr missversteht Lucejo ihre Abwehr und bezichtigt sie erneut der Untreue. Berenice bittet Lelio, ein Auge auf ihn zu haben und ihn vor sich selbst zu schützen. Dann überlässt sie sich ihrer eigenen Verzweiflung.

Armira fragt Lelio, warum er sie nicht freilasse, damit sie ihm dann ihre Liebe schenken könne. Er fürchtet, getäuscht zu werden – nicht ganz zu Unrecht: Denn sie hofft darauf, dass ihr Vater bald von ihrer Gefangennahme erfahre und zu ihrer Befreiung herbeieilen werde. Da ergibt sich eine Situation, die die Missverständnisse auf einen Höhepunkt treibt: Auf der Suche nach Berenice trifft der „römische Soldat“ auf Armira und muss auch von ihr erfahren, dass Scipione Berenice liebe. Seine Frage, ob er wiedergeliebt werde, beantwortet sie mit der Gegenfrage, wer er sei, und verspricht ihm Hilfe. Berenice beobachtet, wie er dankend ihre Hand ergreift, und wird nun ihrerseits von Eifersucht übermannt: Sie wirft Lucejo Untreue vor, und die Situation eskaliert, als Scipione hinzukommt und den „Soldaten“ erneut wegschicken will. Obwohl Berenice ein weiteres Mal versucht, Lucejos Identität zu verschleiern, gibt dieser sich zu erkennen. Scipione will ihn gefangen nehmen lassen, doch Lucejo fordert ihn zum Duell mit dem Schwert heraus: Als Anführer der Römer würde er ihn und seine Befehle anerkennen, nicht aber als Rivalen um Berenices Gunst, der das private über das politische Interesse stelle. Es gelingt Lelio, Lucejo zu entwaffnen und abzuführen. Wie zum Trost stellt Scipione Berenice die Heirat mit einem Römer in Aussicht, der ihrer würdiger sei als ein gefangener Prinz, der sein Leben verwirkt habe. Sie aber will, bei aller Bewunderung für die Römer, wie ein Fels in der Brandung fest zu ihrer Liebe stehen.[5]

Dritter Akt

Scipione empfängt Ernando wie einen Freund. Er bittet ihn um die Hand seiner Tochter, doch Ernando weist dieses Ansinnen zurück – er habe Berenice schon Lucejo versprochen und könne sie nicht ein weiteres Mal fortgeben. Von Ernandos standhafter Weigerung beeindruckt, trägt Scipione Lelio auf, Lucejo die Nachricht zu überbringen, er werde als Gefangener nach Rom geschickt. Auf Scipiones Weisheit hoffend, teilt Lelio seinem iberischen Freund diesen Befehl mit. Lucejo würde lieber sterben, doch Berenice verspricht, ihm zu folgen und sein Schicksal, welches auch immer ihm bevorstünde, zu teilen. Im Angesicht des Todes versöhnen sich die beiden, und Berenice eilt zu Scipione und fleht ihn an, sie als Schuldige zu bestrafen und Lucejo zu schonen. Scipione verspricht ihr, sie zufriedenzustellen.

Im Thronsaal empfängt Scipione Ernando, der den Römern kostbare Geschenke überbringt und als Gegengabe seine Tochter fordert. Scipione lässt sie holen und verspricht ihr, sie glücklich zu machen.

Lelio hat erfahren, dass auch Armira eine Prinzessin und ihr Vater ein Freund der Römer ist. So steht ihrer beider Liebe nichts mehr im Weg. Berenice trifft Lucejo auf dem Weg zum Thronsaal und erfährt, dass Scipione ihm die Freiheit und sein Schwert zurückgegeben habe. Beide eilen hoffnungsfroh zum Thronsaal. Dort gibt Scipione bekannt, dass er auf Berenice verzichte, bietet Lucejo die Freundschaft Roms an und überreicht Berenice die Geschenke, die er zuvor von Ernando erhalten hatte. Überwältigt von so viel Edelmut schwört Lucejo Rom ewige Treue.[5]

Musik

Die Oper beginnt mit einer Überraschung: Die sonst der majestätischen Einleitung folgende übliche Allegro-Fuge in der französischen Ouvertüre ist in diesem Fall eine Konstruktion, in der das Thema sofort mit einem Kontrapunkt einsetzt, um schon nach zwei Takten einen weiteren Kontrapunkt einzuführen, der sich postwendend als Bestandteil des Hauptthemas herausstellt. Ansonsten erinnert dieses Allegro im 3/8-Takt nur sehr entfernt an eine Fuge. Wenn der Vorhang sich zur ersten Szene hebt, sieht man den Triumphzug des Scipione, wozu ein langsamer Marsch ertönt. Bezeichnend für das zu jener Zeit in England herrschende militärische Selbstbewusstsein ist, dass die englische Grenadiergarde diesen in den 1740er Jahren als Regimentsmarsch übernahm.[3][6] Dem folgen elf Arien im ersten Akt, neun im zweiten und im dritten zehn Arien und zwei Accompagnato-Rezitative, sowie ein Schlussduett und der für das Solistenensemble gedachte Schlusschor. Händel bezeichnet in seinem Autograph genau, welche Person welche Stimme in diesem „Chor“ singen soll: 1. Stimme – Cuzzoni und Costantini, 2. Stimme – Senesino, 3. Stimme – Baldi. 4. Stimme – Antinori, 5. Stimme – Boschi.

Bei der Umarbeitung für die neue Besetzung von 1730 beschränkte sich Händel nicht nur auf die Neufassung einiger Rezitativteile (vor allem in der Partie des Titelhelden, die aus der für einen Kastraten bestimmten Altlage in die Tenorlage versetzt wurde, sowie in der Partie des Lelio in der umgekehrten Folge Tenor –> Alt), sondern nahm weitere zahlreiche Änderungen vor.[7]

Erfolg & Kritik

Antoine-François Prévost, Autor des Romans Manon Lescaut, berichtete 1733 aus London: Vorlage:Zitat-fr

Der englische Musikhistoriker Charles Burney, der selbst als Geiger und Bratscher in den 1740er Jahren in Händels Orchester spielte, beurteilte Scipione 1789 so:

“[…] though the first act of this opera is rather feeble, and the last not so excellent as that of some of his other dramas, the second act contains beauties of various kinds sufficient to establish its reputation, as a work worthy of its great author in his meridian splendor.”

„[…] wenn auch der erste Akt dieser Oper ein bisschen dürftig ist, und der letzte nicht so hervorragend, wie die einiger seiner sonstigen Dramen, enthält der zweite Akt doch Schönheiten verschiedenster Art, um würdig in der Reihe der Werke eines großen Autors auf dem Zenit seines Ruhmes zu stehen.“

Charles Burney: A General History of Music. London 1789.[8]

Orchester

Zwei Blockflöten, zwei Traversflöten, zwei Oboen, Fagott, zwei Hörner, Streicher, Basso continuo (Violoncello, Laute, Cembalo).

Diskografie

Haendel Opera Society; Dir. Charles Farncombe (englisch)
Les Talens Lyriques; Dir. Christophe Rousset (171 min)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Editionsleitung der Hallischen Händel-Ausgabe: Dokumente zu Leben und Schaffen. In: Walter Eisen (Hrsg.): Händel-Handbuch: Band 4. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1985, ISBN 978-3-7618-0717-0, S. 135.
  2. Bernd Baselt: Thematisch-systematisches Verzeichnis. Bühnenwerke. In: Walter Eisen (Hrsg.): Händel-Handbuch: Band 1. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, ISBN 3-7618-0610-8 (Unveränderter Nachdruck, Kassel 2008, ISBN 978-3-7618-0610-4), S. 21.
  3. a b Christopher Hogwood: Georg Friedrich Händel. Eine Biographie (= Insel-Taschenbuch 2655). Aus dem Englischen von Bettina Obrecht. Insel Verlag], Frankfurt am Main/Leipzig 2000, ISBN 3-458-34355-5, S. 152
  4. a b Winton Dean, John Merrill Knapp: Handel’s Operas 1704–1726. The Boydell Press, Woodbridge 2009, ISBN 978-1-84383-525-7, S. 607 ff.
  5. a b c d Silke Leopold: Händel. Die Opern. Bärenreiter-Verlag, Kassel 2009, ISBN 978-3-7618-1991-3, S. 271 ff.
  6. Charles Burney: A General History of Music: from the Earliest Ages to the Present Period. Vol. 4, London 1789, originalgetreuer Nachdruck: Cambridge University Press 2010, ISBN 978-1-1080-1642-1, S. 303.
  7. Bernd Baselt: Thematisch-systematisches Verzeichnis. Bühnenwerke. In: Walter Eisen (Hrsg.): Händel-Handbuch: Band 1. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, ISBN 3-7618-0610-8 (Unveränderter Nachdruck, Kassel 2008, ISBN 978-3-7618-0610-4), S. 261.
  8. Charles Burney: A General History of Music: from the Earliest Ages to the Present Period. Vol. 4, London 1789, originalgetreuer Nachdruck: Cambridge University Press 2010, ISBN 978-1-1080-1642-1, S. 306.