Ratekau
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 53° 57′ N, 10° 44′ O | |
Bundesland: | Schleswig-Holstein | |
Kreis: | Ostholstein | |
Höhe: | 20 m ü. NHN | |
Fläche: | 59,62 km2 | |
Einwohner: | 15.330 (31. Dez. 2022)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 257 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 23626 23611 (Sereetz, Sereetzerfeld, Sielbek) 23669 (Neuhof, Oeverdiek) 23689 (Techau, Rohlsdorf, Rohlsdorferbeek, Hobbersdorf, Luschendorf, Luschendorfer Hof, Pansdorf) | |
Vorwahlen: | 04504 04502 (Häven, Grammersdorf, Wilmsdorf, Warnsdorf, Ovendorf) 04503 (Neuhof) 0451 (Sereetz, Kreuzkamp) | |
Kfz-Kennzeichen: | OH | |
Gemeindeschlüssel: | 01 0 55 035 | |
LOCODE: | DE RAK | |
NUTS: | DEF08 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Bäderstraße 19 23626 Ratekau | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Thomas Keller (parteilos) | |
Lage der Gemeinde Ratekau im Kreis Ostholstein | ||
Ratekau ist eine Gemeinde im Kreis Ostholstein, Land Schleswig-Holstein (Deutschland), 10 km nördlich von Lübeck. In der Nähe liegende Orte sind im Süden Bad Schwartau, im Norden Timmendorfer Strand und Scharbeutz sowie im Westen Ahrensbök. Die Großgemeinde verfügt mit der A 1, der A 226 und der A 20 über gute Verkehrsanbindungen.
Geografie
Die Gemeinde besteht aus Dörfern mit ländlichem Charakter, die zum Teil um den Hemmelsdorfer See herum in kurzer Entfernung zur Lübecker Bucht liegen. Von der Nähe zu Lübeck profitieren auch Gewerbegebiete und Neubausiedlungen. Die größten Dorfschaften der Gemeinde sind Sereetz, Ratekau, Pansdorf und Techau. Im Gemeindegebiet gibt es seit August 2015 das Naturschutzgebiet Sielbektal, Kreuzkamper Seelandschaft und umliegende Wälder.[2]
Dorfschaften
(Einwohner: Stand 1. November 2008)
- Grammersdorf/Wilmsdorf, 91 Einwohner
- Häven, 110 Einwohner
- Hobbersdorf, 73 Einwohner
- Luschendorf, 422 Einwohner
- Offendorf/Kreuzkamp, 443 Einwohner
- Ovendorf, 234 Einwohner
- Pansdorf, 3534 Einwohner
- Ratekau, 4008 Einwohner
- Rohlsdorf, 114 Einwohner
- Ruppersdorf/Neuhof, 105 Einwohner
- Sereetz, 4464 Einwohner
- Techau, 1640 Einwohner
- Warnsdorf, 398 Einwohner
Geschichte
- Im Gebiet der Gemeinde Ratekau befinden sich Spuren jungsteinzeitlicher Besiedelung in Form von Grabhügeln, z. B. der Grellberg, ein (unbenannter) Grabhügel bei Pansdorf, das Langbett Langenrehm bei Kreuzkamp.
- Ratekau lag früher im Siedlungsgebiet der Wenden, die Dörfer waren wie im Hannoverschen Wendland als Rundlinge angelegt. Im Ort Pansdorf gibt es Reste eines slawischen Burgwalls, den Blocksberg.
- Nach der Missionierung entstanden weitere Befestigungen, von denen noch die Reste der Wehranlage in Hobbersdorf, der Burg im Ruppersdorfer See, der Burghügel in Offendorf und der Burg Gosefeld bei Niendorf erhalten sind.
- Im Zuge der Missionierung entstand die Ratekauer Feldsteinkirche. Es ist eine Rundturmkirche die zu den so genannten Vizelin-Kirchen (weitere finden sich in Bornhöved, Bosau und Süsel) gehört.
- Am 7. November 1806, nach der Schlacht bei Lübeck tags zuvor, kapitulierte in Ratekau eine preußische Armee unter Generalleutnant Fürst Blücher mit gut 9.000 Mann vor der Übermacht der Truppen Napoleons (siehe auch Blüchereiche in Ratekau). Blücher selbst schrieb den Ortsnamen im Protokoll der Kapitulation „Radkau“.[3] Infolgedessen wurde das Dorf Ratekau in zeitgenössischen Berichten, aber auch in der historischen Literatur eher als „Radkau“ bekannt als unter seinem heutigen Namen.
- Im Jahr 1934 entstand die Gemeinde Ratekau durch Zusammenlegung der Gemeinden Ost-Ratekau und West-Ratekau aufgrund des oldenburgischen Vereinfachungsgesetzes.
- Im Gemeindeteil Pansdorf befanden sich während des Zweiten Weltkrieges zwei Zwangsarbeiterkommandos.[4]
- 1945 wurden Groß Timmendorf, Klein Timmendorf, Hemmelsdorf und Niendorf durch die britische Militärregierung aus der Gemeinde Ratekau ausgegliedert und die neue Gemeinde Timmendorfer Strand gebildet.
- In den Baracken der Ziegelei war nach dem Krieg ein Jugendaufbauwerk untergebracht.
- Relikte des Kalten Kriegs sind Sprengschächte beiderseits der Bundesautobahn A1 auf dem Standstreifen um die Ausfahrt Sereetz. Die zugehörigen fünf Pioniersperrmittelhäuser (Sprengstoffbunker) stehen in der Nähe des Blocksbergs und sind heute Behausung für Fledermäuse.
Ausgliederungen
Am 1. Januar 1971 wurde ein Gebiet mit damals etwa 30 Einwohnern an die Nachbargemeinde Haffkrug-Scharbeutz abgetreten.[5]
Politik
Von den 27 Sitzen in der Gemeindevertretung haben die CDU und die SPD seit der Kommunalwahl 2008 je neun Sitze, die Wählergemeinschaft BFG hat sieben und die Grünen zwei Sitze.
Wappen
Blasonierung: „Über blauem Schildfuß, darin eine goldene Garbe, in Gold rechts eine grüne Eiche, an der unten ein silberner Stein lehnt, links eine eintürmige silberne Kirche mit roten Dächern; darüber zwei auswärts geneigte schwarze Ähren.“[6]
Die Hauptsatzung der Gemeinde beschreibt eine gelegentlich verwendete Version des Wappens mit leicht abgewandeltem Schildfuß.[7]
Die Wappenfiguren stellen die Vizelin-Kirche, die Blüchereiche und den dazugehörigen Gedenkstein dar, welcher 1856 errichtet wurde und an die Kapitulation von Gebhard Leberecht von Blücher 1806 vor den napoleonischen Truppen erinnern soll.
Das Wappen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Ermangelung von Dienstsiegeln, die frei von nationalsozialistischen und kaiserlichen Symbolen sind, von der Gemeinde gewählt und von der Britischen Militärregierung genehmigt.[8]
Schulen und Bildung
Die Gemeinde Ratekau ist Schulträger der Grundschulen Achim-Bröger-Schule in Sereetz, Grund- und Hauptschule Ratekau, Grundschule Pansdorf, Grundschule Techau sowie der César-Klein-Schule, Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe.
Verkehr
Straßenverkehr
Die Ortschaften der Gemeinde Ratekau sind über ein gut ausgebautes Netz an Landstraßen und Fahrradwegen miteinander verbunden. Die Anbindung an den Fernverkehr geschieht hauptsächlich über die Bundesautobahn 1.
Bis Ende der 1970er Jahre endete die A1 am südlichen Rand der Gemeinde kurz vor der Blüchereiche in Ratekau. Der Fernverkehr wurde dann über die Bundesstraße 207 weiter in Richtung Norden geleitet. Seit Anfang der 1970er Jahre ist die A1 nordwärts weitergeführt und hat die drei Anschlussstellen Pansdorf (Nr. 17), Ratekau (Nr. 18) und Sereetz (Nr. 19) auf dem Gebiet der Gemeinde erhalten. In den Sommermonaten dient vor allem die Abfahrt Ratekau zahlreichen Tagestouristen aus Hamburg zum Erreichen der Ostsee. Die Bundesstraße 207 wurde Ende der 1990er Jahre zur Landesstraße herabgestuft.
Schienenverkehr
Das Gebiet der Gemeinde wird von den Bahnstrecken Lübeck–Puttgarden (Vogelfluglinie) und Lübeck–Kiel durchquert. Einziger Bahn-Haltepunkt der Gemeinde ist der im Jahr 2000 reaktivierte Bahnhof Pansdorf. Ein zweiter Bahnhof am nördlichen Rande des Ortes Ratekau ist seit 1968 stillgelegt. Zur Jahrtausendwende gab es Überlegungen, auch diesen Bahnhof zu reaktivieren. Wegen seiner ungünstigen Lage zum Ort wurde aber ein Neubau näher an den Wohngebieten des Dorfes für sinnvoller erachtet. Die Inbetriebnahme des neuen Haltepunktes Ratekau war für 2012 geplant, ist aber wegen des noch nicht abschließend beschlossenen Hinterlandausbaus zur festen Fehmarnbeltquerung vorerst aufgeschoben.[9]
Sehenswürdigkeiten
- Ratekauer Feldsteinkirche
- Das Dorfmuseum Ratekau wurde 2000 in einer in Luschendorf abgebauten und in Ratekau wieder aufgebauten reetgedeckten Fachwerk-Räucherkate eröffnet und später um weitere Gebäude sowie einen Bauerngarten ergänzt. Gezeigt wird unter anderem eine Sammlung landwirtschaftlicher, handwerklicher und hauswirtschaftlicher Geräte.
- In Warnsdorf wurde 2014 ein Karls Erlebnis-Dorf eröffnet.
Persönlichkeiten
- Joachim Hossenfelder (1899–1976), NSDAP-Mitglied seit 1929, 1932 Mitbegründer der „Deutschen Christen“, vom 6. September 1933 bis zu seiner Absetzung im Dezember 1933 „Bischof von Brandenburg“, Geistlicher Vizepräsident des preußischen Evangelischen Oberkirchenrates sowie Mitglied der Reichskirchenregierung, von 1954 bis 1969 Pastor der Ev.-Luth. Kirchengemeinde in Ratekau.
- César Klein (1876–1954), Maler, Grafiker und Bühnenbildner.
- Bastian Sick (* 1965), Journalist und Sachbuchautor.
- Max Steen (1898–1997), Lehrer und Heimatforscher.
Literatur
- Harald Gerhardt: Die Gemeinde Ratekau (Reihe Archivbilder). Sutton, Erfurt 2004, ISBN 3-89702-776-3.
- Joachim Hossenfelder: Festschrift zur Erinnerung an das achthundertjährige Bestehen der Kirche zu Ratekau am 23. September 1956. Verlag Struve, Eutin 1956.
- Otto Rönnpag: Eine neue Gemeinde entsteht. Timmendorfer Strand 1945. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1987, S. 150–154.
Quellen
- ↑ Statistikamt Nord – Bevölkerung der Gemeinden in Schleswig-Holstein 4. Quartal 2022 (XLSX-Datei) (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Sielbektal in Ostholstein wird neues Naturschutzgebiet – Umweltminister Habeck unterzeichnet Landesverordnung
- ↑ Friedrich Christoph Förster:Der Feldmarschall Fürst Blücher von Wahlstatt und seine Umgebungen. Brockhaus, Leipzig 1821, S. 67.
- ↑ Lagerliste http://www.zwangsarbeiter-s-h.de/.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 183.
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
- ↑ Hauptsatzung der Gemeinde Ratekau, zuletzt geändert am 15. Juli 2008
- ↑ Wikipedia: Von der Britischen Militärregierung genehmigte Wappen in Schleswig-Holstein
- ↑ http://www.lvs-sh.de/media/pdf/090320_lnvp_090306_web_FINAL.pdf