Schurwald
Schurwald | ||
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Blick vom Kernenturm über den Schurwald zur Ostalb | ||
Höchster Gipfel | Hintere Schur (513,2 m ü. NHN) | |
Lage | kreisfreie Stadt Stuttgart; Landkreise Esslingen, Göppingen, Rems-Murr-Kreis und Ostalbkreis; Baden-Württemberg (Deutschland) | |
Teil des | Südwestdeutschen Schichtstufenlandes | |
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Koordinaten | 48° 47′ N, 9° 19′ O | |
Typ | Schichtstufe | |
Gestein | Keuper, Stubensandstein, Unterer Jura |
Der Schurwald ist ein maximal 513,2 m ü. NHN[1] hoher, bewaldeter Höhenzug in Baden-Württemberg, Deutschland. Er liegt im Gebiet der kreisfreien Stadt Stuttgart, in den Landkreisen Esslingen und Göppingen, im Rems-Murr-Kreis und im Ostalbkreis. Zusammen mit dem Welzheimer Wald bildet er den Naturraum Schurwald und Welzheimer Wald.
Über Jahrhunderte versorgten die Wälder des Schurwaldes die Gemeinden und Städte der Umgebung mit Holz als Brenn- und Baumaterial. Dementsprechend rührt der Name „Schurwald“ von dem mittelhochdeutschen Wort „schure“ her, das so viel wie die Schur, das Scheren oder Kahlschlag bedeutet. Er dient auch als Naherholungsgebiet für den Großraum Stuttgart.
Geographie
Lage
Der Schurwald liegt östlich von Stuttgart. Er zieht sich in Ostrichtung unter anderem vorbei an Esslingen am Neckar im Südwesten und Schorndorf im Norden bis hin zum südwestlichen Lorcher Stadtteil Rattenharz an den Vorbergen der Schwäbischen Alb. Er nimmt die Höhen zwischen Neckar- und Filstal im Süden und dem Remstal im Norden ein. Im Ostteil des Schurwaldes, der von zahlreichen Bächen durchzogen ist, liegt das Hochwasserrückhaltebecken Herrenbach (Herrenbachstausee).
Naturräumliche Zuordnung
Der Schurwald bildet in der naturräumlichen Haupteinheitengruppe Schwäbisches Keuper-Lias-Land (Nr. 10) und in der Haupteinheit Schurwald und Welzheimer Wald (107) die Untereinheit Schurwald (107.0). Im Schwäbischen Keuper-Lias-Landes gelegene Nachbarn des Schurwaldes sind:
Im Norden schließt sich der Naturraum Mittleres Remstal und Schorndorfer Becken (107.10) an, der zur Untereinheit Remstal (107.1) gehört, und im Osten der Naturraum Rehgebirgsvorland (102.00), der in der Haupteinheit Vorland der östlichen Schwäbischen Alb (102) zur Untereinheit Albuchvorland (102.0) zählt. Im Süden liegt der Naturraum Schlierbacher Platte (101.33), der in der Haupteinheit Vorland der mittleren Schwäbischen Alb (101) zur Untereinheit Ostteil des Mittleren Albvorlands (101.3) gehört. Im Südsüdwesten schließt sich der Naturraum Nürtinger-Esslinger Neckartal (106.20) und im Südwesten der Naturraum Schurwaldfilder (106.30) an, die in der Haupteinheit Filder (106) zu den Untereinheiten Nürtinger-Esslinger Neckartal (106.2) und Nürtinger-Esslinger Neckartal (106.3) zählen. Im Westen befindet sich die Untereinheit Neckartrichter (105.1), die zur Haupteinheit Stuttgarter Bucht (105) gehört.
In der benachbarten Haupteinheitengruppe Neckar- und Tauber-Gäuplatten (12) schließt sich im Westnordwesten der Naturraum Schmidener Feld (123.22) und im Nordwesten der Naturraum Remstaltraufbucht (123.20) an, die in der Haupteinheit Neckarbecken (123) zur Untereinheit Waiblinger Bucht (123.2) gehören.
Berge
Zu den höchsten Erhebungen (usw.) im und am Rand des Schurwaldes gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN):[1]
- Hintere Schur (513,2 m), in Oberberken
- Kernen (512,6 m), mit Kernenturm, zwischen Fellbach und Wäldenbronn
- Katzenkopf (493,4 m), zwischen Stetten und Wäldenbronn
- Katharinenlinde (469,3 m), mit gleichnamigem Baum und Aussichtsturm Katharinenlindeturm, zwischen Obertal, Rüdern und Uhlbach
- Kappelberg (469,0 m), mit Kappelbergtunnel, südlich von Fellbach
- Probst (445,5 m), zwischen Hegenlohe und Reichenbach an der Fils
- Weißer Stein (441,3 m; Kammsattel mit Denkmal), zwischen Aichschieß und Stumpenhof
- Württemberg (410,6 m), mit der Grabkapelle auf dem Württemberg, zwischen Rotenberg, Uhlbach und Untertürkheim
Ortschaften
Zu den Städten und Gemeinden am oder innerhalb des Schurwaldes gehören:
- Adelberg
- Aichwald, mit Aichelberg, Aichschieß, Krummhardt, Lobenrot, Schanbach
- Baltmannsweiler, mit Hohengehren
- Birenbach
- Börtlingen, mit Breech und Zell
- Lichtenwald, mit Hegenlohe und Thomashardt
- Rechberghausen
- Wäschenbeuren
- Wangen
- Esslingen am Neckar, mit Hegensberg, Hohenkreuz, Innenstadt, Kennenburg, Kimmichsweiler/Oberhof, Krummenacker, Liebersbronn, Mettingen, Neckarhalde, Oberesslingen, Obertal, Rüdern, Serach, Sankt Bernhardt, Sulzgries, Wäldenbronn, Wiflingshausen, Zell
- Lorch, mit Rattenharz
- Schorndorf mit Schlichten und Oberberken mit Unterberken
- Uhingen, mit Holzhausen und Nassachtal/Diegelsberg (Baiereck, Diegelsberg, Nassach, Nassachmühle)
- Ebersbach an der Fils mit den Ortschaften Büchenbronn und Krapfenreut
Geologie
Geologisch ist der Schurwald mit seinen zahlreichen Einschnitten eine durch rückschreitende Erosion zergliederte Schichtstufe, seine Gesteine sind Tone, Mergel und Sandsteine des Keupers (Keuperbergland). Nur auf der Hochebene sind örtlich die Schichten der Psilonotenton-Formation (früher als Lias alpha bezeichnet) des Unteren Juras zu finden.
Geschichte und Wirtschaft
Früher
In der frühen Ausbauzeit nach der alemannischen Landnahme blieb das Gebiet des Schurwaldes mit seinen ausgedehnten Höhenzügen siedlungsleer, während die umliegenden Täler gerodet und besiedelt wurden. In der späten Ausbauzeit im 8. und 9. Jahrhundert war die Besiedlung der umliegenden Täler im Wesentlichen abgeschlossen, während erste Rodungssiedlungen auf Hochflächen im Waldgebiet entstanden, die urkundlich im 12. Jahrhundert erstmals greifbar werden (Oberberken 1110, Adelberg 1143, Schlichten 1185). Die Etter der Rodungssiedlungen waren dabei von weiteren gerodeten Feldflächen für den Ackerbau umgeben. Neben der dörflichen Besiedlung entstanden auch verschiedene Einzelhöfe, die jedoch größtenteils wieder eingegangen sind.
Im 15. Jahrhundert entstanden schließlich bei der Erschließung von engeren Tälern waldgewerbliche Siedlungen, in denen mit Holzkohle insbesondere Waldglashütten betrieben wurden. Diese Siedlungen waren oft nur von kurzer Dauer und wechselten ihren Standort, sobald die Umgebung abgeholzt war. Nur einige der früheren Hüttensiedlungen bzw. die sich daran anschließenden ärmlichen Wohnsiedlungen haben sich erhalten, dazu zählen Unterhütt und Baiereck im Nassachtal, einst eine der ärmsten Regionen Württembergs. Siedlungen mit städtischem Charakter haben sich im Schurwald nicht entwickelt. Verschiedene Versuche zur Gewinnung von Bodenschätzen im Schurwald, z. B. Steinkohle und Gold, scheiterten an den geringfügigen Lagerstätten. Lediglich der Abbau von Sandstein, Kies und Sand hat sich bis in die Gegenwart etablieren können.
Durch das Aufblühen der Städte ab dem ausgehenden Mittelalter setzte eine Landflucht ein, die zum Untergang zahlreicher Ortschaften im Schurwald führte. In den einst zum Kloster Adelberg zählenden Orten des Schurwaldes wurden die bäuerlichen Gehöfte als Fallgüter verliehen und blieben in ihrer Größe erhalten, allerdings hatte dadurch auch nur ein Teil der Bevölkerung die Chance auf ein eigenes bäuerliches Gut. In den altwürttembergischen Schurwaldorten führte die Erbteilung der als Erblehen vergebenen Güter zu einer starken Parzellierung und zu ärmlichen landwirtschaftlichen Verhältnissen. Beide Faktoren führten im 18. Jahrhundert zum Aufkommen der Weberei als häuslichem Nebengewerbe. Im frühen 19. Jahrhundert gab es viele „Bauernhandwerker“, die neben der Landwirtschaft ein Handwerk ausübten. Die Industrialisierung hat sich auf die Schurwaldorte nicht direkt ausgewirkt, sondern führte vielmehr zu einer weiteren Abwanderung der Bevölkerung in die industrialisierten Orte in umliegenden Tälern, wodurch auch die Zahl der ansässigen Handwerker wieder stark abnahm.
Heute
Inzwischen spielen auf dem Schurwald die Weberei, das Handwerk, die Glasherstellung und die Landwirtschaft keine große Rolle mehr. Die angebauten Pflanzen sind wegen des kühleren Klimas typischerweise diverse Getreidearten und Hackfrüchte wie Zuckerrüben und Kartoffeln. Beeren- und Obstanbau (Streuobstwiesen) findet lediglich im vorderen Schurwald günstige Bedingungen. Der Wandel der Dörfer hin zu Arbeiterwohngemeinden hat nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Aufkommen des Individualverkehrs zu einem Wachstum der Orte geführt. Die meisten Einwohner pendeln zwischen Esslingen am Neckar, Göppingen, Stuttgart oder dem Remstal und ihrem Wohnort.
Einzelnachweise
Literatur
- Egon Schraitle, Ernst Waldemar Bauer et al.: Schurwald – Esslingen – Filder. Natur – Heimat – Wandern. Schwäbischer Albverein e. V., Stuttgart. 2., neubearbeitete Auflage. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1344-5.
- Werner Kienzle: Der Schurwald. Eine siedlungs- und wirtschaftsgeographische Untersuchung. Tübinger geographische Studien, Heft 3. Natur-Rems-Murr-Verlag, Remshalden-Buoch 1991, ISBN 3-927981-08-7.
- Werner Schmidt: Rundwanderungen Schwäbischer Wald und Schurwald. Berglen, Ellwanger Berge, Frickenhofer Höhe, Limpurger Berge, Löwensteiner Berge, Mainhardter Wald, Murrhardter Wald, Schurwald, Waldenburger Berge, Welzheimer Wald. 5., aktualisierte Auflage. Schneider-Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2002, ISBN 3-89676-576-0.
- Manfred Langhans: Der Schurwald. Land und Leute einst und jetzt. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 1980, ISBN 3-17-005680-8.
Weblinks
- Landschaftssteckbrief Schurwald des Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- Naturraumsteckbriefe der LUBW, siehe 107: Schurwald und Welzheimer Wald (PDF; 9,1 MB; Hinweise)