St. Josef (Glattfelden)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. April 2016 um 18:27 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Satzzeichen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirche St. Josef, Ansicht von der Aarütistrasse
Ansicht von der Wilhelmshöhe
Innenansicht
Altarraum von Alois Spichtig
Blick zur Orgelempore

Die Kirche St. Josef ist die römisch-katholische Pfarrkirche in Glattfelden im Zürcher Unterland. Zur Pfarrei gehören zwei weitere Kirchen: die Kirche St. Judas Thaddäus in Eglisau und die Auferstehungskirche St. Maria Magdalena in Rafz. Die Anfangsbuchstaben der Ortschaften mit den drei katholischen Kirchen ergeben die Abkürzung der Pfarrei Glattfelden – Eglisau – Rafz, wie sie auch im Internet verwendet wird: Glegra. Die dazu gehörige Kirchgemeinde ist zuständig für die Orte Buchberg, Eglisau, Glattfelden, Hüntwangen, Rafz, Rüdlingen, Stadel, Wasterkingen und Wil.

Die Pfarrei ist mit ihren 4078 Mitgliedern (Stand 2014) eine der mittelgrossen katholischen Kirchgemeinden des Kantons Zürich.[1]

Geschichte

Pfarreigeschichte

Im Kreuzzugssteuerrodel von 1275 wurde erstmals eine Kirche in Glattfelden erwähnt, allerdings ohne einen Kirchenpatron zu nennen. Die Kirche gehörte damals zum Archidiakonat Klettgau. Im Jahr 1421 wurde Glattfelden zu einer selbständigen Pfarrei erhoben.[2] Nach der Reformation in Zürich im Jahr 1523 war die Ausübung des katholischen Kults für beinahe 300 Jahre in der Region Zürich verboten. In der Folge wurde die Kirche von Glattfelden zur reformierten Kirche.

Das Toleranzedikt des Zürcher Regierungsrats vom 10. September 1807 erlaubte erstmals wieder eine katholische Gemeinde in Zürich.[3] Das sog. Erste zürcherische Kirchengesetz im Jahr 1863 anerkannte schliesslich die katholischen Kirchgemeinden neben Zürich auch in Winterthur, Dietikon und Rheinau (die letzten beiden waren traditionell katholisch geprägte Orte). Auf Grundlage des Vereinsrechts konnten daraufhin im ganzen Kanton katholische Niederlassungen gegründet werden. Mit Hilfe von Fördervereinigungen wie dem Piusverein (gegr. 1857) und der Katholischen Gesellschaft für inländische Mission (gegr. 1863) entstanden in den 1860er Jahren in kurzer Folge weitere Seelsorgestationen und spätere Pfarreien im Kanton Zürich.[4]

Mit Inkrafttreten der Schweizerischen Bundesverfassung im Jahr 1848 wurde die sogenannte Niederlassungsfreiheit eingeführt. In Folge der Industrialisierung zogen Katholiken aus der Ost- und Zentralschweiz, aber auch aus dem benachbarten katholischen Ausland in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ins Zürcher Unterland. Durch den Bau der Eisenbahnstrecken erhielt Bülach eine regionale Zentrumsfunktion, weshalb dort im Jahr 1882 die erste katholische Seelsorgestation im Zürcher Unterland errichtet wurde. Aus der Pfarrei Bülach gingen im 20. Jahrhundert vier Tochterpfarreien hervor, von denen die Pfarrei Glegra die jüngste ist. Mit dem Bau des Kraftwerks Rheinsfelden und der neuen Strassenbrücke über den Rhein in Eglisau in den Jahren 1915–1920 stieg der Anteil der katholischen Wohnbevölkerung auch im nördlichsten Teil des Zürcher Unterlands weiter an.[5] Die Pfarrei Glegra entwickelte sich zunächst in den Gemeinden Glattfelden und Eglisau. So fanden für die Katholiken nördlich von Bülach ab 1931 im Schulhaus Aarüti in Glattfelden Gottesdienste statt. In Eglisau wurde die erste Hl. Messe seit der Reformation am Palmsonntag 1942 in einem Magazin gefeiert.[2] Im Jahr 1949 wurde in Eglisau die Kirche Judas Thaddäus erbaut, im Jahr 1950 die Kirche St. Josef in Glattfelden. 1962 ernannte der Bischof von Chur, Johannes Vonderach, das Gebiet zu einem Pfarr-Rektorat und am 22. Dezember 1967 zu einer eigenständigen Pfarrei.[6] Am 24. November 1994 weihte der Weihbischof Peter Henrici schliesslich die dritte Kirche der Pfarrei Glegra in Rafz ein.[7]

Entstehungs- und Baugeschichte

Die beengten Verhältnisse bei den katholischen Gottesdiensten, die in Glattfelden ab dem Jahr 1931 im Schulhaus Aarüti stattfanden, motivierten die Gottesdienstbesucher, einen Kirchenbaufonds zu begründen. Ende 1942 wurde der Baugrund für den Bau der heutigen Kirche oberhalb des Dorfes angekauft. Der Architekt Joseph Steiner, der für die Pfarrei Bülach bereits die Kirchen St. Petrus in Embrach und die Kirche St. Christophorus in Niederhasli erbaut hatte, errichtete in den Jahren 1950–1951 die Kirche St. Josef in Glattfelden. Am 23. September 1950 erfolgte der erste Spatenstich, am 22. Oktober die Grundsteinlegung durch den Dekan Mächler aus Winterthur und am 21. Oktober 1951 fand die Einsegnung der Kirche durch Generalvikar Theobaldi aus Zürich statt.[8] Im Jahr 1955 wurde schliesslich hinter der Kirche das Pfarrhaus errichtet.

Baubeschreibung

Kirchturm und Äusseres

Von Dorf Glattfelden aus gut sichtbar, steht die Kirche St. Josef auf der Wilhelmshöhe an der Berghaldenstrasse oberhalb des Dorfes. Die Kirche ist geostet und besteht aus einem Längsbau mit Satteldach, polygonalem Chor und Vorhalle. An der südlichen Seite der Kirche wurde der Glockenturm an die Kirche angebaut. Der Turm enthält ein grösseres Zimmer und findet seine Fortsetzung mit der östlich an den Turm angebauten Sakristei.

In den ersten Jahren nach dem Bau der Kirche hingen im Turm noch keine Glocken. Am 14. Oktober 1961 erfolgte bei der Firma Eschmann, Rickenbach, der Guss für die Glocken der St. Josefkirche. Am 21. Oktober 1961, auf den Tag genau 10 Jahre nach der Einsegnung der Kirche, hielten die Glocken Einzug in der Gemeinde und wurden zwei Tage später von der Glattfelder Schuljugend in den Turm aufgezogen. Es handelt sich um ein vierstimmiges Geläute, das auf die Glocken der reformierten Kirche abgestimmt wurde. Die Glockenzier stammt von F. Linder.[9]

Nummer Gewicht Durchmesser Ton Widmung Inschrift
1 1100 kg 126 cm e Dreieinigkeit Es segne uns Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der Hl. Geist.
2 625 kg 104 cm g St. Josef Segne du der Arbeit Last, der sie stets so treu umfasst, Arbeit bis zur letzten Rast.
3 460 kg 94 cm a Muttergottes Hl. Muttergottes, bitt für uns arme Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Ablebens.
4 325 kg 84 cm h Bruder Klaus Frid ist allweg in Gott, denn Gott ist der Frid.

Innenraum und künstlerische Ausstattung

Innenansicht

Im Kirchenschiff befindet sich im hinteren Bereich eine Orgelempore, ein gewölbtes Dach schliesst den Kirchbau ab. Ein Triumphbogen gestaltet den Übergang vom Längsschiff der Kirche zum polygonalen Chor. Im Jahr 1968 wurde der Altarbereich an die Vorgaben der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils angepasst. 1993/94 gestaltete der Künstler Alois Spichtig den Chor der Kirche um. Dabei liess er sich von Elementen der Schöpfung inspirieren.[10] Der Steinaltar, der ursprünglich an der Wand des Chores gestanden hatte, befindet sich im Zentrum des Chorbereichs. Links vom Altar schuf Alois Spichtig einen Ambo, der auf einem Steinsockel ruht und im oberen Teil aus Holz in Form eines Taus besteht. Gegenüber, im linken Teil des Chors, befindet sich ein Findling, in den ein Taufbecken eingearbeitet wurde. Auf der linken Seite des Chores befindet sich an der Wand der Tabernakel, der die Form eines Hauses aufweist und damit die Funktion des Tabernakels als Heimstatt des geweihten Brotes aufzeigt. Alois Spichtig schuf auch die Wandbemalung im Chor. Links, hinter dem Ambo als Ort des Wortes, wird der Berg Sinai als Ort der Gottesbegegnung dargestellt. Darauf steht in griechischen Buchstaben λόγος (Logos) (das Wort) und schafft so den Bezug zum Wortgottesdienst als erster Teil jedes katholischen Gottesdienstes. An der Rückwand befindet sich ein schlichtes Kreuz, das Alois Spichtig durch die Gestaltung der Wand in eine Ähre umgedeutet hat. Dies verweist auf die Symbolik der Eucharistie (Weizenkorn, Brot, Leib Christi) als zweiten Teil des katholischen Gottesdienstes. Hinter dem Kreuz befindet sich ein leuchtend gelber Kreis, der an der linken Wand um den Tabernakel seine Entsprechung findet. Die Farbe Gelb versinnbildlicht das Heilige, das Göttliche. Die Decke des Chors wurde von Alois Spichtig blau gestrichen und verweist damit auf den Himmel. An der linken Seite des Kirchenschiffs befinden sich zwei Holzstatuen. Es handelt sich um den Namenspatron der Kirche, den Hl. Josef, und um eine Madonna mit Kind. Alois Spichtig hat an der Wand hinter den beiden Statuen einen Engel angedeutet, der mit seinen blauen Flügeln und dem gelb strahlenden Kopf die Heilige Familie zu umfangen und zu beschützen scheint.[11]

Orgel

Die Muhleisen-Orgel von 1977

Im Jahr 1977 wurde von der Firma Muhleisen in Straßburg die heutige Orgel der Kirche als Opus 152 erbaut.[12] Die Brüstungsorgel mit mechanischer Traktur verfügt über zehn Register, die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen. Im dreiteiligen Prospekt flankieren zwei Rundtürme ein niedrigeres Pfeifenflachfeld.

I Manual C–
Rohrflöte 8′
Prinzipal 4′
Nasard 22/3
Terz 13/5
Mixtur III
II Manual C–
Gedackt 8′
Rohrflöte 4′
Doublette 2′
Larigot 11/3
Pedal C–
Subbass 16′

Literatur

  • Bischöfliches Ordinariat Chur (Hrsg.): Schematismus des Bistums Chur. Chur 1980.
  • Henri Truffer: Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich. Zürich 1989.
  • Christian Renfer: Katholische Kirche Bülach. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1992.
  • Kirchgemeinde Glegra (Hrsg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz. Rafz 1994.

Weblinks

Commons: St. Josef Glattfelden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Katholische Kirche im Kanton Zürich (Hrsg.): Jahresbericht. Zürich 2014, S. 78.
  2. a b Bischöfliches Ordinariat Chur (Hg.): Schematismus des Bistums Chur, S. 211.
  3. Henri Truffer: Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich. Zürich 1989, S. 192.
  4. Christian Renfer: Katholische Kirche Bülach. S. 4–5.
  5. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 25–26.
  6. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 24–30.
  7. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 10.
  8. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 26–27.
  9. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 27–28.
  10. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 28–29.
  11. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 29.
  12. Kirchgemeinde Glegra (Hg.): Auferstehungskirche St. Maria Magdalena Rafz, S. 28.

Koordinaten: 47° 33′ 46,7″ N, 8° 29′ 44,5″ O; CH1903: 679550 / 268565