Tanz der Teufel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Oktober 2016 um 22:47 Uhr durch Bur (Diskussion | Beiträge) (Indizierung ist aufgehoben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Tanz der Teufel
Originaltitel The Evil Dead
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1981
Länge 85[1] Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Sam Raimi
Drehbuch Sam Raimi
Produktion Robert G. Tapert
Musik Joseph LoDuca
Kamera Tim Philo
Schnitt Edna Ruth Paul
Besetzung

Tanz der Teufel (The Evil Dead) ist ein amerikanischer Horrorfilm von Regisseur Sam Raimi aus dem Jahr 1981. Er war bis August 2016 wegen seiner drastischen Gewaltdarstellung in Deutschland beschlagnahmt und bis Oktober 2016 indiziert.[2][3] Es erschienen zwei Fortsetzungen, Tanz der Teufel II – Jetzt wird noch mehr getanzt und Armee der Finsternis. 2013 erschien mit Evil Dead eine Neuverfilmung. 2015 wurde die Handlung der ersten drei Filme in der Serie Ash vs. Evil Dead fortgesetzt.

Handlung

Eine Gruppe Jugendlicher fährt zum Urlaub in eine Waldhütte in Tennessee. Im Keller finden sie ein altes, mysteriöses Buch, das Necronomicon Ex-Mortis (auch Naturon Demonto), sowie ein Tonbandgerät, auf dem uralte Beschwörungsformeln aufgenommen sind, die beim Abspielen sogleich ihre Wirkung zeigen: Im Wald rings um die Hütte erhebt sich „das Böse“. Dämonische Kräfte beginnen die Gruppe zu dezimieren, indem sie nacheinander die Körper der Menschen als Wirte nutzen und in dieser Gestalt auf die Jugendlichen losgehen. Nur Ash kann sich schließlich erfolgreich durch die Zerstörung des Buchs der Angreifer erwehren, auch wenn sein weiteres Schicksal ungewiss bleibt, wie die Endsequenz nahelegt.

Hintergründe

Sam Raimi im Juli 2012

1978 drehten Sam Raimi, Rob Tapert und Bruce Campbell zunächst den Horror-Kurzfilm Within the Woods (Laufzeit: 32 min), der praktisch inhaltsgleich mit den beiden ersten Teilen von Tanz der Teufel ist, mit der Absicht, ihn als Demonstration zu verwenden, um von Investoren Kapital für einen richtigen Kinofilm zu erhalten. Allerdings bekamen sie Probleme wegen der Urheberrechte der im Film gespielten Musik, so dass bis heute keine Veröffentlichung des Films im Handel erfolgt ist. Bruce Campbell hat allerdings mehrfach (inoffiziell) bestätigt, dass Raimi den Film für zu amateurhaft halten würde und deshalb kein Interesse an einer Veröffentlichung hat. Eine qualitativ minderwertige, abgefilmte Kopie des Films ohne Ton ist mittlerweile im Umlauf.[4]

Charakteristisch für die gesamte Tanz-der-Teufel-Reihe sind die Merkmale eines B-Movies, was zum Teil an den niedrigen Kosten bei der Umsetzung des Films liegt. Maske und Splatterszenen sind von hoher Qualität, besitzen dennoch eine gewisse Komik.

Tanz der Teufel besitzt eine für ein B-Movie sehr dichte, atmosphärische Machart. Stilistisch auffällig sind die in der zweiten Hälfte gehäuft auftretenden Reminiszenzen an englische Gruselklassiker der 1960er Jahre, wie etwa den ständig überall umherwabernden Nebel. Stilbildend wirkte die von Raimi erfundene und hier erstmals eingesetzte Methode der sogenannten Shakycam, bei der eine Kamera auf ein Brett geschnallt wurde, das anschließend von zwei Leuten an den Enden durch den Wald getragen wurde und dadurch ungewöhnliche, verwirrend subjektive Kamerafahrten ermöglichte. Begleitet wurden diese mit unheimlichen, schrägen Tönen in manipulierter Abspielgeschwindigkeit.

Die Fortsetzungen von Tanz der Teufel sind Tanz der Teufel II und Armee der Finsternis. In Italien wurde der Film mit dem Titel La casa in den Kinos gezeigt, der zweite Teil dann folglich als La Casa 2. In der Folge wurden hier noch insgesamt drei inoffizielle Fortsetzungen zu Tanz der Teufel II gedreht und zwischen 1988 und 1990 als La Casa 3, La Casa 4 und La Casa 5 veröffentlicht. Folglich wurde Armee der Finsternis nicht mit La Casa 3 sondern mit L’armata delle tenebre betitelt.

Bei dem 2013 veröffentlichten Evil Dead waren Sam Raimi und Bruce Campbell als ausführende Produzenten tätig.[5] Campbell hat am Ende des Films, im Anschluss an die Closing Credits, einen kurzen Gastauftritt als Ash.

Kritik

„Ein als Kultfilm ausgegebener unappetitlicher Horrorfilm, der sich von ähnlichen Produkten überwiegend nur durch die Häufung vordergründiger, ekelerregender Schockszenen unterscheidet. Er fußt auf dem fatalen Irrtum, daß eine möglichst naturalistische Darstellung grauenhafter Szenen bereits Gruseln hervorruft.“

Lexikon des internationalen Films[6]

Konflikt um den Jugendschutz

Die FSK befand am 25. November 1983, der Film widerspreche ihren Grundsätzen und empfahl der Firma, ihn der SPIO-Juristenkommission vorzulegen, so dass der Film ohne Jugendfreigabe ab 18 Jahren in den Kinos laufen könne. Die Juristenkommission erklärte zwei Tage später, der Film sei unbedenklich, weil die dargestellten Personen keine Menschen, sondern bereits Dämonen seien und Dämonen nicht unter § 131 StGB (Gewaltdarstellung) fielen.

Im Frühjahr 1984 lief Tanz der Teufel in den Kinos an und kam zugleich in die Videotheken. Die Videofassung, welche inhaltlich der Kinofassung glich, kam Anfang 1984 auf den Markt und wurde am 27. April 1984 von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (heute: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; kurz: BPjM) indiziert. Am 12. Juli 1984 wurden auf Antrag des Jugendamtes Frankfurt alle Video- und Kinokopien von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt.

Tanz der Teufel war, neben Muttertag, Ein Zombie hing am Glockenseil und Man-Eater – Der Menschenfresser, einer der Filme, die die Diskussion über Gewaltfilme anheizten und schließlich zu einer Verschärfung der Mediengesetze in Deutschland und einem größeren Einfluss der BPjS führten. Danach brach eine Beschlagnahmungswelle los. Die Videofirma VCL klagte dagegen ebenso wie die Kinofirma. Zwei Tage nach der Verschärfung des Jugendschutzgesetzes urteilte das Amtsgericht München am 27. Februar 1985, Tanz der Teufel sei gewaltverharmlosend und auch kein Kunstwerk, was Ausnahmen möglich gemacht hätte. Der Film blieb als Videokassette und als Kinofilm beschlagnahmt. Die Presse begrüßte das Urteil weitgehend.

Das Landgericht München I als nächste Instanz gestand dem Film zwar Kunstwerkcharakter zu, die Verletzung der Menschenwürde sei aber so gravierend, dass die Aufrechterhaltung der Beschlagnahme gerechtfertigt sei. Die beiden Verleihfirmen zogen daraufhin vor das Bundesverfassungsgericht.

Noch bevor dieses tätig wurde, kam es zu Verhandlungen mit der FSK. Eine um 23 Sekunden gekürzte Version lehnte der Arbeitsausschuss der FSK am 8. September 1987 noch ab, eine um 46 Sekunden gekürzte Fassung erhielt am 18. September 1987 schließlich die Kennzeichnung des Arbeitsausschusses „nicht freigegeben unter 18 Jahren“.

Dennoch beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft auch den geschnittenen, von der FSK freigegebenen Film, weil er noch immer gegen § 131 verstoße. Amts- und Landgericht München bestätigten diese Entscheidung. Erst das Bundesverfassungsgericht hob Ende 1992 die Beschlagnahmung auf. Es erklärte, dass § 131 nur Gewalt gegen Menschen, nicht aber gegen Zombies abdecke.

So wurde der Film ab 14. Januar 1993 um 44 Sekunden gekürzt sowohl im Kino als auch als Video erneut veröffentlicht.[7] Die Bundesprüfstelle setzte Tanz der Teufel aber umgehend auf den Index, womit ein umfassendes Werbeverbot für die Videokassetten verbunden war. Das Video durfte somit nicht offen, sondern nur unter der Ladentheke angeboten werden. 2002 legte die Vertriebsfirma der FSK eine um 14 Minuten gekürzte Fassung vor, die antragsgemäß ab 16 Jahren freigegeben wurde.[8]

Auch die sogenannte Ultimate Edition, eine der wenigen in Deutschland veröffentlichten unzensierten Fassungen von Tanz der Teufel, wurde durch die BPjM indiziert (BAnz. Nr. 185 vom 29. September 2006). Ein Beschlagnahmebeschluss des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten liegt vom 26. April 2002 vor.[9]

Eine weitgehend wertungsfreie Zusammenfassung der Ereignisse, welche letztlich zur Beschlagnahmung des Filmes in Deutschland führten, verfasst von Norbert Stresau, findet man in Das Science Fiction Jahr 1989.

Der Film wurde 1993 in Verbindung mit dem Mordfall von Sondershausen gebracht. Es wurde spekuliert, dass der Film als Vorlage für den Mord und das Vergraben der Leiche gedient haben soll, da dort die Beteiligten ebenfalls die Leiche einer gewandelten Frau in ein Bettlaken wickeln und im Wald nahe der Holzhütte vergraben. Durch „die ständige Beschäftigung mit satanistischem Gedankengut und mit Tötungsdarstellungen in Filmen“ wurde nach Auffassung des Amtsgerichtes Mühlhausen[10] die Hemmschwelle der Täter herabgesetzt, so dass eine solche Tat möglich wurde.

In den USA wurde der Film bei seiner Erstaufführung ungeprüft gezeigt. Für eine Wiederveröffentlichung im Jahre 1994 bekam er die höchste Alterseinstufung NC-17.

Im Juli 2016 wurde die Beschlagnahme vom Amtsgericht Tiergarten Berlin aufgehoben.[2] Die Indizierung bestand weiterhin, allerdings erfolgte eine Umtragung von Liste B in Liste A.[11] Im Oktober 2016 wurde die Indizierung auf Antrag von Rechteinhaber Sony komplett aufgehoben.[3]

Neuverfilmung

Die Produzenten Sam Raimi und Bruce Campbell kündigten 2011 einen vierten Tanz der Teufel-Film mit dem Titel Evil Dead an, bei dem es sich um eine Neuverfilmung handelt, die inhaltlich jedoch große Unterschiede zum Original aufweist. Ash taucht im Remake nur in einer kleinen Szene nach dem Abspann auf.[12] Regie führte Fede Alvarez, das Drehbuch stammt von Alvarez und Rodo Sayagues, wurde jedoch von Juno-Autorin Diablo Cody redigiert[13]. Die Hauptrollen im Remake spielen Jane Levy, Shiloh Fernandez, Jessica Lucas, Lou Taylor Pucci und Elizabeth Blackmore. Der Film hatte seine Weltpremiere am 9. März 2013 auf dem SXSW-Festival und lief am 16. Mai 2013 in den deutschen Kinos an.

Fernsehserie

Wie bei der San Diego Comic-Con 2014 bekannt wurde, arbeitete Sam Raimi an einer Fernsehadaption zum Film. Ash vs. Evil Dead wird seit dem 31. Oktober 2015 beim Kabelsender starz ausgestrahlt werden. Die Hauptrolle des Ash wird wieder von Bruce Campbell gespielt.[14]

Trivia

  • Als Ash und Scotty im Keller das Naturon Demonto finden und begutachten, sieht man im Hintergrund an der Wand einen Teil eines Plakates mit dem Titel The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen, ein Hinweis auf Wes Cravens Film aus dem Jahre 1977.
  • In Wes Cravens Nightmare – Mörderische Träume wiederum schaut sich Nancy im Fernsehen Ausschnitte von Tanz der Teufel an.
  • In dem Film Donnie Darko schaut sich der Protagonist am Halloween-Abend Tanz der Teufel im Kino an.
  • In dem Film Fear of the Dark schaut sich der kleine Junge Szenen aus Tanz der Teufel im Fernsehen an.
  • Basierend auf der Trilogie erschienen drei Computerspiele: Evil Dead: A Fistful of Boomstick, Evil Dead: Hail to the King und Evil Dead: Regeneration.
  • In Montreal, Kanada, wurde im Jahre 2004 auf dem Just-for-Laughs-Festival das auf allen drei Tanz der Teufel Filmen basierende Musical Evil Dead – The Musical uraufgeführt. Bis heute (Stand: März 2010) wurde das Off-Broadway-Stück an verschiedenen Orten in Kanada und in den USA produziert.
  • Im europäischen Ausland existieren verschiedene Freigaben für die ungeschnittene Fassung: Zum Beispiel in Frankreich ab 12 Jahren.[15]
  • Stephen King lobte Tanz der Teufel als „originellsten Horrorfilm des Jahres“.[16]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Tanz der Teufel bei IMDb. Besucht am 26. November 2009.
  2. a b Beschlagnahme von Tanz der Teufel aufgehoben. In: schnittberichte.com. 8. August 2016, abgerufen am 8. Oktober 2016.
  3. a b VideoMarkt | News | "Tanz der Teufel" steht nicht mehr auf dem Index. In: www.mediabiz.de. Abgerufen am 10. Oktober 2016.
  4. Gerald Wurm: Tanz der Teufel - Eine Retrospektive. In: www.schnittberichte.com. Abgerufen am 26. Mai 2016.
  5. Bruce Campbell and Jane Levy Talk Scary Evil Dead Remake, Zugriff am 18. Februar 2012
  6. Tanz der Teufel im Lexikon des internationalen Films
  7. Videoplus 3/93.
  8. Vergleich der Schnittfassungen FSK-16-Fassung und ungeschnittener Fassung der Ultimate Edition von Tanz der Teufel bei Schnittberichte.com.
  9. AG Berlin-Tiergarten, Beschluss vom 26. April 2002, Az. 351 Gs 1749/02.
  10. Landgericht Mühlhausen, Urteil in der Strafsache gegen Andreas K., Hendrik M., Sebastian S., 9. Februar 1994, Aktenzeichen 280 Js 52177/93, S.23; zitiert nach: Dornbusch/Killguss: Unheilige Allianzen. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0, S. 53, 298.
  11. Hendrik Wieduwilt: „Tanz der Teufel“ ist nicht mehr verboten. In: FAZ.net. 31. August 2016, abgerufen am 8. Oktober 2016.
  12. Evil Dead Remake in der Internet Movie Database
  13. Maren Koetsier: Sam Raimis neuer "Evil Dead"-Film bekommt Skript-Hilfe von Diablo Cody. Filmstarts, 14. Juli 2011, abgerufen am 25. August 2011.
  14. 'Evil Dead' TV show starring Bruce Campbell greenlit by Starz EW.com
  15. DVD Fassung Frankreich auf ofdb.de. Abgerufen am 25. Dezember 2011.
  16. TV Today, 11/2013, Seite 204