Tata Nano

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Tata
Nano
Produktionszeitraum: seit 2009
Klasse: Kleinstwagen
Karosserieversionen: Kombilimousine
Motoren: Ottomotor:
0,62 Liter (26 kW)
Dieselmotor:
0,62 Liter (20 kW)
Länge: 3099 mm
Breite: 1495 mm
Höhe: 1652 mm
Radstand: 2230 mm
Leergewicht: 600–635 kg
Präsentation des Nano

Der Tata Nano ist ein viersitziger Kleinstwagen des indischen Automobilhersteller Tata Motors. Das Fahrzeug wurde auf der 9. New Delhi Auto Expo am 10. Januar 2008 vorgestellt und sollte ursprünglich im September 2008 in Indien auf den Markt kommen. Nach leichten Verzögerungen wurde der erste Nano LX in Mumbai am 17. Juli 2009 an den indischen Zollbeamten Raghunath Vichare durch Ratan Tata persönlich übergeben. Vichare hatte bei einer Lotterie das Recht zum Kauf des ersten Nano gewonnen.[1]

Konzept

Das Fahrzeug wurde anfangs mit einem Kaufpreis von 100.000 iR (etwa 1.440 Euro) zuzüglich Steuern beworben, womit es das günstigste Auto der Welt ist.[2] Dementsprechend war es vor Bekanntgabe seines Markennamens auch als „One Lakh Car“ (Einhunderttausend-Auto) bekannt.

Als Marketingaktion wurden die ersten Exemplare nicht verkauft, sondern die Kaufberechtigung für die ersten 100.000 Fahrzeuge wurde verlost,[3][4] was mehr als der vorläufigen Jahreskapazität entspricht.[3][5] Nur für diese Stückzahl wurde der Preis von 100.000 iR garantiert,[4] Mitte 2012 wird der Wagen je nach Region ab etwa 150.000 iR (etwa 2160 Euro) angeboten.

Ermöglicht wird der günstige Preis hauptsächlich durch folgende Faktoren:

  • Kein Einbau von Komfortelementen (Servolenkung, zweiter Seitenspiegel, Klimaanlage, Autoradio, elektrische Fensterheber)
  • Verzicht auf einige Sicherheitstechnologien (Airbags, ABS)
  • Größtmöglicher Anteil an Kunststoff- statt Metallblechverarbeitung
  • Geklebte anstelle geschweißter Chassis- und Karosserieverbindungen
  • Geringe Arbeits- und Materialkosten im Produktionsland Indien

Tata Motors erwartete vor der Einführung eine Nachfrage von jährlich einer Million Fahrzeugen.[2] Diese Zahl wurde bisher auch aufgrund mangelnder Fertigungskapazität[3] nicht ansatzweise erreicht. In dem bisher besten Jahr 2012 waren es 76.747 in Indien verkaufte Fahrzeuge, noch hinter einem anderen Modell des Herstellers.[6] Als Grund gilt vor allem, dass ein Auto in dieser Preisklasse in der Indischen Mittelschicht zurzeit noch als "Armutsbeweis" angesehen wird.

Im Februar 2009 kündigte Ratan Tata eine in Europa zulassungsfähige Version an, die auf dem Genfer Autosalon im März 2009 ausgestellt wurde und 2010 erscheinen sollte.[7]

Der Verkaufserfolg bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Endmontage in Sanand weist eine Kapazität von monatlich 24.000 Einheiten auf, die Verkäufe werden Anfang 2013 mit weniger als 20 % der Kapazität beziffert.[8]

Technik

Der Nano ist mit einem Zweizylindermotor im Heck ausgerüstet, eine Eigenentwicklung mit Unterstützung von FEV Motorentechnik in Aachen. Die Benzinversion hat einen Hubraum von 624 cm³ und entwickelt eine Leistung von 26 kW (35 PS), der Dieselmotor hat den gleichen Hubraum, jedoch nur 20 kW (28 PS); dem Vernehmen nach sind beide wassergekühlt.[9] Das Getriebe hat vier Gänge und stammt von dem indischen Zweiradhersteller Kinetic. Eine Version mit einem stufenlosen Getriebe desselben Herstellers ist ebenfalls vorgesehen, gilt als kostengünstige Lösung und hält den Motor in einem günstigen Drehzahlbereich.[10]

Der Verbrauch liegt nach Herstellerangaben, denen ein gesetzlicher indischer Prüfzyklus zu Grunde liegt, bei 4,24 l/100 km.[11] Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 105 km/h. Das Fahrzeug ist an beiden Achsen mit Trommelbremsen (180 mm Durchmesser) ausgestattet.

Ein Kofferraum, der „Platz für eine Aktentasche“ bietet, befindet sich vor der Vorderachse[12] und birgt gleichzeitig den Tankstutzen, was eine eigene Tanköffnung erübrigt. Ein weiterer Stauraum liegt, nur von innen zugänglich, hinter der Rückbank.[13] Die Kofferraumgröße wird mit 30 Litern angegeben.[14] Im Falle des Nano 2012 beträgt die Kapazität nun 80 bzw. 500 Liter (ohne/mit umgeklappter Rückbank).[15]

Im Dezember 2009 wurde die Entwicklung einer Hybridversion angekündigt.[16]

Sicherheit

Der Nano erfüllt die in Indien geltenden gesetzlichen Sicherheitsvorgaben, die an die europäischen angelehnt sind. Enthalten ist ein Frontalcrash bei 48 km/h und die Einhaltung der ECE-R-12-Spezifikation. Zum Nachweis, dass der Nano auch europäische Vorgaben erfüllen kann, wurde im Juli 2009 in Birmingham durch die britische Kfz-Zulassungsbehörde ein Crashtest durchgeführt. Dazu wurde die Struktur des Fahrzeugs im Vorderwagen sowie in den Türen geringfügig verstärkt und ein Fahrerairbag eingebaut, was das Fahrzeuggewicht um 18 kg erhöht. Damit bestand der Nano den Frontalcrash mit 40 % Überdeckung und 56 km/h nach der Norm ECR-94 und erfüllt aktuelle europäische Vorgaben. In Indien gelten seit 2012 vergleichbare Vorschriften.

Für den europäischen Markt will Tata bis 2012 eine Weiterentwicklung des Nano erarbeiten, die größer (15 cm länger, 5 cm breiter) und stärker motorisiert (Turbomotor mit 42 kW und Fünfganggetriebe) sein wird. Mit diesem Modell strebt Tata vier Sterne nach Euro NCAP an.[17]

Im Herbst 2009 wurde über Kurzschlüsse in der Elektrik mancher der 7500 Fahrzeuge berichtet. Tata sprach von „geringe[r] Rauchentwicklung“. Zudem seien durch einen „kleinen Kurzschluss“ in der Elektronik zur Bedienung von Scheibenwischern und Beleuchtung feuerfeste Plastikteile angeschmort.[18]

Zulieferer

Einzelnachweise

  1. Zoll aktuell 5/09, Oktober 2009, S. 3.
  2. a b Tata Nano: Das „Volksauto“ ist da (Memento vom 12. Mai 2007 im Internet Archive) sueddeutsche.de, 10. Januar 2008
  3. a b c Christoph Hein: Der Nano allein wird Tata nicht retten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. März 2009.
  4. a b Besser spät als nie. In: Süddeutsche Zeitung, 17. Mai 2010.
  5. Helmut Hauschild: Großer Tag für den kleinen Tata Nano. In: Handelsblatt, 23. März 2009.
  6. Matt Gasnier: India Full Year 2012: Maruti Swift and DZire beat records. bestsellingcarsblog.com, 14. Januar 2013, archiviert vom Original am 1. Mai 2013; abgerufen am 4. Juli 2014 (englisch).
  7. Uli Baumann: Das Billigauto kommt nach Europa. In: auto motor und sport, 4. März 2009.
  8. Pearl Daniels: Tata Nano production slashed by 80 percent. In: rushlane.com. 19. März 2013, abgerufen am 28. März 2013 (englisch).
  9. http://www.tata.com/tata_motors/media/20080121.htm
  10. Stefan Grundhoff: Das 1700-€-Auto. In: alle-autos-in.de, 10. Januar 2008.
  11. http://tatanano.inservices.tatamotors.com/tatamotors/index.php?option=com_whynano&task=faq&Itemid=303
  12. Anand Giridharadas: Four Wheels for the Masses: The $2,500 Car. In: The New York Times, 8. Januar 2008 (englisch).
  13. Ben Oliver: 2010 Tata Nano - What's the Big Idea? In: automobilemag.com, 12. Februar 2009 (englisch).
  14. Volker Müller: Indiens fahrende Verzichtserklärung. In: Spiegel Online, 3. April 2009.
  15. http://tatanano.inservices.tatamotors.com/tatamotors/specifications.htm
  16. Tata Nano wird hybrid. 30. November 2009, abgerufen am 1. Dezember 2009.
  17. Roland Schedel: Crashtest Tata Nano - Kostengünstig Ja! Aber auch sicher? In: ATZ, 13. Juli 2009.
  18. Tata prüft Kurzschluss-Pannen bei Nano. In: Rheinische Post. 22. Oktober 2009, abgerufen am 23. Oktober 2009.
  19. Bosch und Continental wollen mit Tata wachsen. In: Welt Online, 11. Januar 2008.
  20. Thomas Weber: Dichtungen für Tata Nano. In: automobil-industrie.vogel.de, 14. Januar 2008.
  21. a b Carsten Brönstrup: Das billigste Auto der Welt. In: Der Tagesspiegel, 23. März 2009.
  22. Saint-Gobain Sekurit liefert die Scheiben für den Tata Nano. In: auto.de, 30. Januar 2008.
  23. Tata Nano. In: auto-und-motors.de.
  24. BASF liefert für den neuen Tata Nano. In: autosieger.de, 1. April 2009.

Weblinks

Commons: Tata Nano – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien