Verkehr in Japan

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Der Hafen von Kōbe
Der Chūō-Expressway (im Hintergrund der Fujisan)

Der Verkehr in Japan ist sowohl in seiner Struktur als auch in seiner Organisation und mit seinen Verkehrsmitteln den zeitgemäßen Anforderungen angepasst. Das Land mit 127 Millionen Einwohnern und einer großen Wirtschaftskraft ist auf einen funktionierenden Verkehr angewiesen. Es sind alle Verkehrsarten vorhanden, nicht selten werden hier neue Verkehrstechnologien erprobt und angewendet.

Landverkehr

Bei Straße wie Schiene ist Japan wie in vielen anderen Dingen auch ein Vorzeigeland. Mit dem Shinkansen (Hochgeschwindigkeitszug) kann man in weniger als zwei Stunden die Strecke Tokyo–Ōsaka überwinden. Ebenso steht ein hervorragend ausgebautes Autobahnnetz in den Ballungsräumen sowie selbst in den entlegensten ländlichen Gebieten zur Verfügung.

Straßenverkehr

Rechtsverkehr im amerikanischen Okinawa in den 1950er Jahren

Japan verfügt über 1.852.207 Kilometer Straßennetz, wovon 1.263.003 Kilometer (einschließlich 14.114 Kilometer Autobahn) befestigt sind. Auf den überregionalen Schnellstraßen gelten Tempolimits von 80 und 100 km/h. Der größte Tunnel für den Straßenverkehr ist die Tōkyō-wan-Aqua-Line. Der 10,5 km lange Unterseetunnel ist über eine Brücke erreichbar.

In Japan gilt Linksverkehr. Eine vorübergehende Ausnahme war der nach dem Zweiten Weltkrieg in Okinawa unter der US-Militärregierung eingeführte Rechtsverkehr. Dort galt auch nach der Rückgabe 1972 noch bis zum 30. Juli 1978 Rechtsverkehr, als um 6 Uhr morgens präfekturweit wieder auf Linksverkehr umgestellt wurde. Nach dem Datum (7/30) wird die Rückstellung auch als 730 (nana-san-maru) bezeichnet.

Autobahnen

Bis zu ihrer Teilung 2005 war die 1956 gegründete Nihon Dōro kōdan (日本道路公団, engl. Japan Highway Public Corporation, kurz JH) als einzige landesweite Gesellschaft für den Bau und Betrieb der zuletzt 14.114 km Autobahn zuständig. Die drei privatrechtlichen Nachfolger der Nihon Dōro teilen sich den Autobahnbetrieb regional: Ostjapanische, Zentraljapanische und Westjapanische Autobahnen. Die Stadtautobahnen der beiden größten Ballungsräume (Hauptstadt- und Hanshin-Autobahnen) sowie die Verbindungsautobahn zwischen Honshū und Shikoku (Hon-Shi-Autobahn) wurden von drei eigenen zentralstaatlichen kōdan betrieben, die ebenfalls 2005 privatisiert wurden. Für alle Autobahnen dieser vier ehemaligen kōdan (einschließlich neu gebauter Strecken) übernimmt seit der Privatisierung 2005 eine Selbstverwaltungskörpschaft, kurz kōsokudōro kikō genannt („Autobahnorganisation“, engl. JEHDRA),[1] die Besitzrechte und die aus dem Bau entstandenen Verbindlichkeiten; sie stellt den sechs privatrechtlichen Betreibergesellschaften die Autobahnen gegen Pacht zur Verfügung, mit der die aufgenommenen Verbindlichkeiten beglichen werden. Die Betreibergesellschaften erheben wiederum von den Autobahnnutzern eine Maut. Andere, ebenfalls mautpflichtige Stadtautobahnen werden meist von regionalen öffentlichen Unternehmen der Gebietskörperschaften (Präfekturen oder Gemeinden) betrieben. Einen Sonderfall bildet die winzige, mautfreie Tōkyō Kōsokudōro („Autobahn Tokio“), eine private Straße, die rechtlich in eine Kategorie fällt (ippan jidōshadō, „gewöhnliche Autostraße“), zu der sonst vor allem mautpflichtige Panoramastraßen gehören.

Auffällig am japanischen Autobahnnetz ist die häufige Verzweigung und die starke Konzentration auf den Pazifik-Küstengürtel. Das Hinterland ist zwar ebenfalls hervorragend durch Schnellstraßen und Autobahnen erschlossen, jedoch ist das Verkehrsaufkommen geringer als in Städten wie Tokyo oder Yokohama. Die Mautgebühr richtet sich in erster Linie nach dem Fahrzeug (PKW oder LKW) und nach der gefahrenen Strecke. Bei einigen mautpflichtigen Landstraßen (eher selten) fangen die Mautgebühren bei umgerechnet ca. 1 Euro an und bei Autobahnen muss man mit Gebühren ab ca. 5 Euro für die ersten Kilometer rechnen. So kostet beispielsweise eine Strecke Iruma (Saitama) - Takasaki (Gunma) zur Zeit 2100 Yen (das sind ca. 20 Euro für die ca. 80 km lange Strecke).

Andere öffentliche Straßen

Nach Zuständigkeit von Zentralregierung oder Gebietskörperschaften lassen sich die meisten öffentlichen Straßen in Japan in drei Gruppen einteilen:

  • Nationalstraßen (kokudō, 国道), zu denen im rechtlichen Sinne auch nationale Autobahnen (jur. kōsoku jidōsha kokudō) gehören, von denen die anderen Nationalstraßen als „gewöhnliche Nationalstraßen“ (ippan kokudō) unterschieden werden – im normalen Sprachgebrauch nennt man meist nur letztere kokudō –,
  • Präfekturstraßen (to-/dō-/fu-/kendō, 都道府県道) und
  • Gemeindestraßen ([ku-]/shi-/chō-/sondō [区]市町村道; die kudō, die Straßen von [Sonder-]Bezirken (tokubetsu-ku), gehören dazu, kollektiv nennt man die Gemeindestraßen außerhalb der Präfektur Tokio aber meist nur shichōsondō).

Nach der Streckenlänge waren 2008 von den rund 1,2 Mill. km im dōro-hō (道路法, „Straßengesetz“; schließt unter anderem Forst-, Landwirtschafts- und Fischereistraßen und private Straßen nicht ein) geregelten öffentlichen Straßen in Japan 84,1 % Gemeindestraßen, 10,7 % Präfekturstraßen, 4,5 % (gewöhnliche) Nationalstraßen und 0,6 % nationale Autobahnen.[2]

Das Kapital für den Bau und Erhalt des Straßennetzes kommt aus verschiedenen Quellen. Staatliche Bauvorhaben werden aus Steuern auf Mineralöl und CNG finanziert, die Präfekturen verwenden die Einnahmen aus der Kfz-Steuer für lokale Bauprojekte.

Selbst in den größten Städten wie Tokio haben bis heute nur einige wichtige Straßen überhaupt einen Namen. Stattdessen werden meist mehrere eng zusammengebaute Häuserblocks nach ihrer geographischen Lage, markanten Gebäuden oder bekannten Geschäften bezeichnet, was die Orientierung stark erschwert. Selbst geschulte Taxifahrer haben mitunter Schwierigkeiten, den Weg zu finden.

dōro genpyō auf der Nihonbashi in Tokio

Vor dem Krieg war gesetzlich vorgeschrieben, alle Entfernungen relativ zu einer „Straßenausgangsmarkierung“ (道路元標, dōro genpyō) an der Nihombashi in Chūō, Tokio anzugeben. Die Brücke ist bis heute der Ausgangspunkt mehrerer Nationalstraßen (1, 4, 6, 14, 15, 17, 20) und der Referenzpunkt für Entfernungsangaben nach Tōkyō.

Motorisierung

Das wichtigste Transportmittel im Personenverkehr stellt in den Grossstädten der öffentliche Verkehr, U-Bahn, S-Bahn, Bus. Nur in den wenigen Gebieten, die mit der Schiene schlecht zu erreichen sind, spielen Überlandbusse eine wichtige Rolle. Der PKW-Besitz außerhalb ländlicher Gebiete ist an einen Parkplatznachweis (Shakoshomei) gekoppelt, der monatlich etwa 30.000 Yen (ca. 200 Euro) kostet. Der Motorisierungsgrad liegt bei 691 Kfz je 1000 Einwohner und damit höher als in Deutschland, obwohl die PKW-Anzahl mit 45 Millionen nur geringfügig höher ist. Das lässt auf einen erhöhten Anteil an motorisierten Zweirädern schließen.

Der japanische Automarkt ist durch hohe Einfuhrzölle gegen ausländische Anbieter praktisch abgeschottet. Somit halten heimische Autohersteller die weitaus größten Marktanteile. Dennoch fallen im Straßenbild einige wenige Exemplare europäischer, und insbesondere deutscher Fabrikate wie VW oder Mercedes auf.

Die beliebtesten Automodelle, die als Taxi zum Einsatz kommen, sind der Toyota Crown und der Nissan Cedric. Die Sitze sind üblicherweise mit weißen Schonbezügen versehen. Taxifahrer tragen während der Fahrt weiße Handschuhe und eine Uniform. Der für Japan bekannte perfekte Umgang mit dem Kunden wird bereits im Taxi praktiziert. Japan ist das Land mit den höchsten Lebenshaltungskosten weltweit. Dies wird auch bei den Taxitarifen deutlich.

Tankstellen firmieren unter anderem unter den Namen Shell, Esso und Eneos.

Siehe auch

  • Tōkaidō (historische Handelsstraße zwischen Edo [heute Tokio] und Kyōto)
  • Kaidō

Schienenverkehr

Shinkansen der Baureihe 300 und 700

Japan verfügt über ein 23.577 km langes Schienennetz, das jedoch wegen seiner Insellage nicht mit dem Ausland verknüpft ist.

Es gibt sieben Eisenbahngesellschaften, die unter Japan Railways zusammengefasst sind und 80 % des Streckennetzes bedienen, jedoch regional eigenständig agieren. Der Rest wird von 16 großen privaten Unternehmen und einigen kleineren lokalen Linien bedient. Vier der sieben JR-Gesellschaften betreiben das Shinkansen-Netz mit Hochgeschwindigkeitszügen. Seit 1964 ist Japan das Mutterland der modernen Hochgeschwindigkeitszug-Technologie. Das Shinkansen-Netz ist wegen unterschiedlicher Spurweiten vom übrigen Bahnnetz abgetrennt, in einigen Großstädten liegen die Shinkansenbahnhöfe peripher.

In Japan existieren 14 U-Bahngesellschaften, zwei davon betreiben die U-Bahn in Tokio. Folgende Städte haben U-Bahnen: Fukuoka, Kōbe, Kyōto, Nagoya, Ōsaka, Sapporo, Sendai, Tokio und Yokohama.

In Japan gibt es zahlreiche Einschienenbahnen, z. B. die Kitakyūshū, die Chiba Urban Monorail, die Kitakyushu Monorail, die Okinawa Monorail, die Ōsaka Monorail, die Shonan Monorail (Kamakura), die SkyRail (Aki-ku bei Hiroshima, 1998), die Tama Toshi Monorail Line und die Tokyo Monorail.

Der Bahnhof Shinjuku gilt als weltweit größter Passagierbahnhof mit einem durchschnittlichen täglichen Fahrgastaufkommen von 3.466.398 Menschen (2005). Danach folgen die Bahnhöfe Ikebukuro (2.619.761 Fahrgäste pro Tag), Ōsaka/Umeda (2.230.252), Shibuya (2.136.011) und Yokohama (2.050.273).

Luftfahrt

JAL CARGO Boeing 747-400F (JA 402J)

Das japanische Flugnetz ist sehr gut ausgebaut. Es befördert sowohl Personen- als auch Güterverkehr.

Fluggesellschaften

Die zwei größten Fluggesellschaften in Japan sind All Nippon Airways (ANA) und Japan Airlines (JAL), die den gesamten internationalen Personenverkehr abwickeln. Des Weiteren gibt es eine Vielzahl von nationalen Fluggesellschaften sowie mehrere internationale Frachtfluggesellschaften wie die Nippon Cargo Airlines mit elf Frachtflugzeugen des Musters Boeing 747.

Flughäfen

Tower des Flughafens Tokio-Haneda

Es gibt zahlreiche Großflughäfen sowie eine Vielzahl von Inlands- und Regionalflughäfen. Zu den großen internationalen Flughäfen gehören: Flughafen Osaka-Itami, Central Japan International Airport (Centrair), Narita International Airport (Tokio) und Flughafen Kansai. Der viertgrößte Flughafen der Welt ist der Flughafen Tokio-Haneda, der seit der Erweiterung im Jahre 2010 zunehmend auch internationale Flüge abwickelt. Auf Grund der wenig vorhandenen Ebenen wurden für einige Flughäfen künstliche Inseln erschaffen.

Schifffahrt

Die 22 größten Seehäfen werden vom Ministerium für Land, Infrastruktur und Verkehr administriert; dies sind: Chiba, Fushiki/Toyama, Himeji, Hiroshima, Kawasaki, Kitakyushu, Kōbe, Kudamatsu, Muroran, Nagoya, Niigata, Ōsaka, Sakai/Senpoku, Sendai/Shiogama, Shimizu, Shimonoseki, Tokio, Tomakomai, Wakayama, Yokkaichi und Yokohama.

Zwischen den zahlreichen Inseln verkehren Fähren, bedeutende Fährverkehre sind HokkaidōHonshū sowie Okinawa HontōKyūshū/Honshū.

Quellen

Weblinks

Commons: Transport in Japan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Website der Nihon kōsokudōro hoyū saimu hensai kikō (engl. Japan Expressway Holding and Debt Repayment Agency) (japanisch, teilweise englisch)
  2. Kokudokōtsūshō: 道路行政の簡単解説, Ⅱ. 道路の種類, S. 7