Wikipedia:Kurier/Ausgabe 11 2009

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.

Wikipedia-Projekt Landtag Niedersachsen

Hier lächelte der Finanzminister des Landes in die Kamera
Foto: Ukko.de, Lizenz: CC by-sa 3.0

Aus der Free-Travel-Shirt-Initiative, die unter der Schirmherrschaft des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff steht, erwuchs gleich die nächste Idee des Wikipedia-Stammtischs Hannover: das Projekt Landtag. Ziel war und ist die Vervollständigung der biographischen Artikel aller Mitglieder der niedersächsischen Landtage seit 1946. So enthält alleine die Kategorie Landtagsabgeordneter (Niedersachsen) inzwischen 1.013 1.299 Personenartikel; über 500 Personenartikel sind bereits im Rahmen dieses Projektes vom Team in diese Kategorie neu eingestellt worden. Ergänzt wurde dies durch Artikel rund um die Ernannten Landtage der Nachkriegszeit.

Wikipedianer trifft „seinen“ Abgeordneten beim Fototermin
Foto: Warui, Lizenz: CC by-sa 3.0 de

Zu den allermeisten Abgeordneten fehlten jedoch frei lizenzierte Fotos, um die Artikel auch bebildern zu können. Deswegen bat der Hannoveraner Stammtisch mit tatkräftiger Hilfe des Büros des Landtagspräsidenten Dinkla alle Abgeordneten der 16. Wahlperiode des Niedersächsischen Landtages am 24. und 25. November zum Foto-Shooting. Der Zuspruch übertraf alle Erwartungen: An den beiden Tagen stellten sich 136 von 152 Landtagsmitgliedern vor die Kameras – das sind fast 90 % des Landtags! – darunter auch der Ministerpräsident, der Landtagspräsident und beinahe das vollständige Kabinett.

Nebenbei fanden zahlreiche Gespräche über die Wikipedia und freie Lizenzen, die Aktion „Abgeordneter trifft seinen Wikipediaautor“ mit Ticketautomat und Gero Clemens Hocker (Bild rechts) und Live-Demos zum Editieren in der Wikipedia statt. Manche Abgeordnete wiesen auf kleine Fehler in „ihren“ Artikeln hin, denen gleich vor Ort nachgegangen wurde.

Für die teilnehmenden Autoren und Fotografen waren es zwei anstrengende, aber erlebnisreiche Tage in einer herzlichen und überraschend lockeren Landtagsatmosphäre. Warui/Abena, 29.11.2009

Die Bundesarchiv-Bilder sind frei! Aber nur ein bisschen?

Hat auch heute noch einen Rand unter den Fingernägeln dem Foto: Die deutsche Delegation in Versailles.

Dass die vielumjubelte und auch von Wikimedia Deutschland hochgelobte (Zitat: „Bilderbuchbeziehung im Internet“[1]) Bilderspende des Bundesarchivs (Der Kurier berichtete in Ausgabe 11/12 2008) auch ihre dunklen Seiten hat, war Wikimedia-Insidern (insbesondere den auf Wikimedia Commons diese Bilderflut bearbeitenden Benutzern) schon lange bekannt.

So wurde die geringe Auflösung bemängelt (die längste Seite der freigegeben Bilder beträgt max. 800 Pixel, obwohl dem Bundesarchiv deutlich höhere Auflösungen vorliegen) und dass einige Bilder unter CC-BY-SA lizenziert wurden, obwohl sie – aufgrund ihres Alters – schon lange gemeinfrei sind. Ein weiteres Ärgernis sind die Signaturen (Hinweise am unteren oder rechten Bildrand auf Quelle, BA-Bildnummer, Fotograf und Datum der Aufnahme), die vom Benutzer als störend empfunden werden. Solche Bilder werden auf Wikimedia Commons mit {{Remove caption}} markiert, damit sie dann von einem der unermüdlichen Wikimedianer in mühsamer Handarbeit von der Signatur befreit und wieder neu hochgeladen werden.

Jetzt hat das Bundesarchiv damit begonnen, derartig bearbeitete Versionen wieder zurückzusetzen (mit dem lapidaren Hinweis „Quelle, Signatur und Urhebersangaben von BArch-Fotos bitte NICHT entfernen. Das Bundesarchiv“). Wenn das Bundesarchiv wirklich auf diese Signaturen besteht, hätte es die Bilder nur unter einer CC-BY-ND-Lizenz anbieten dürfen (was dann aber von Wikimedia verständlicherweise nicht akzeptiert worden wäre).

Wenn aber das Bundesarchiv auf das Problem angesprochen selbst für gemeinfreie Bilder keine Bearbeitungen erlauben möchte, dann zeugt das doch davon, dass die Bundesbehörde nicht verstanden hat, um was es bei Wikimedia geht (auf der Wikipedia:Hauptseite befindet sich direkt unter der Überschrift ein Hinweis auf freie Inhalte) und keine Ahnung vom Urheberrecht hat oder zumindest keinen Bedarf sieht, sich daran zu halten. (78.55.10.8, 22.11.)

  1. http://www.golem.de/0812/63918.html, gesehen am 22. November 2008.

Der große Graben

Die Schlacht um Wikipedia war eine bedeutende Relevanzkeilerei Anfang der Web-2.0-Phase des Internets. Sie begann mit einem Angriff wikipedianischer Truppen auf den Artikel MOGiS am 8. Oktober 2009 und endete am 8. November 2009 ohne wesentliche Verschiebung des Frontverlaufs.

Ist-Zustand

Ja, so hätte man es lassen können, Fronten verhärtet, egal, weitermachen irgendwie, wenn nicht am 9. November 2009 durch eine Verkettung unglücklicher Umstände das latent Gärende noch einmal aufgekocht und die gesamte Situation daraufhin erst richtig eskaliert wäre. Meine Person, die ich bis dahin nichts mit den Geschehnissen um MOGiS, CCC und Blogs etc. zu tun hatte, entdeckte am Vortag per Zufälliger Artikel-Funktion den Artikel What The Hack und fragte nach der Relevanz. Die Folge waren ein Löschantrag mit dem wohl derzeit berühmtesten Wort der Netz-Szene für die Niederlande, persönliche Angriffe, weitere „Jetzt-erst-recht“-Löschanträge, neue persönliche Angriffe, Unterstellungen und Verdächtigungen. Die Blogosphäre explodierte geradezu, denn der Artikel What The Hack stammte aus dem Bereich des Chaos Computer Clubs (CCC), der wegen der Löschaffäre um MOGiS ohnehin schon sehr dünnhäutig der Wikipedia gegenüber war.

In Minutenabständen liefen die Drähte heiss; Heise, Twitter usw. quollen über mit Wutbeiträgen enttäuschter User. Als vorläufiger Höhepunkt wurde der Spendenticker von Wikimedia Deutschland durch Protestspenden mit einem Kleinstbetrag von 1,00 Euro oder ähnlich überflutet, versehen mit Begründungen wie „Restwert der Spende wegen Irrelevanz leider gelöscht“.

Fefe und Juliana im Gespräch

Als Folge davon saßen die Berichterstatterin, Juliana da Costa José und Ralf Roletschek am 14. November 2009 beim CCC in Berlin-Mitte und suchten das Gespräch mit Felix von Leitner, seines Zeichens Betreiber von Fefes Blog, der diese Ereignisse aufgegriffen und beschrieben hatte und auf den sich viele enttäuschte User in ihren Kommentaren beriefen. Anwesend und am Gespräch beteiligt waren außerdem ein CCCler namens Frank, der mit Sargoth im Chaosradio über die MOGiS-Affäre diskutiert hatte, und noch weitere Mitglieder des CCC.

Bei verhärteten Fronten gibt es gemeinhin verschiedene Möglichkeiten zu handeln:

  1. Die Fronten so lassen, wie sie sind, und sich über die Konflikte freuen.
  2. Die Fronten so lassen, wie sie sind, und hoffen, dass die Konflikte mit der Zeit vergehen.
  3. Die Fronten so lassen, wie sie sind, und die Konflikte einfach ignorierend aussitzen.
  4. Die Fronten durchbrechen und in Gefahr laufen, sich von der „eigenen Seite“ als „Verräter“, „Aktionist“ betiteln zu lassen, da man mit dem „Feind“ spricht.
  5. Die Fronten durchbrechen und in Gefahr laufen, vom Feind wahlweise als „Spion“ oder „Idiot“ oder „Überläufer“ wahrgenommen zu werden.
  6. In Kauf nehmen, dass Möglichkeit 4 und 5 passieren werden, und es trotzdem versuchen.

Wir haben uns für den letzten Punkt entschieden.

Es ist nicht einfach, die über sieben Stunden kurz zusammenzufassen, die wir uns da zusammendiskutiert haben. Fakt ist: Es gibt auf beiden Seiten starke Kritikpunkte, die selbstkritisch erkannt und dann aktiv angegangen werden müssen. Aber eins nach dem Anderen:

Wikipedia

Wikipedia hat ein gewaltiges Problem mit der Kommunikation ihrer internen Regeln und Strukturen nach außen. Die deutschsprachige Wikipedia hat sich in so ein bürokratisches Monster entwickelt, dass es kaum von Wikipedianern, geschweige denn von Lesern richtig durchschaut werden kann. Anders können wir es uns nicht erklären, weshalb es nach bald zehn Jahren Wikipedia für Außenstehende so schwer ist, objektiv in die Strukturen des Projekts einblicken zu können, ohne erschlagen, überfordert und im schlimmsten Falle fehlinformiert zu werden. Diese Fehlinformatinen über Wikipedia-Strukturen werden oft auch noch als scheinbare Tatsachen in die Welt getragen.

Die CCC-Gesprächspartner sagten uns ehrlich, dass sie von der Wikipedia in ihrem derzeitigen Zustand schlichtweg überfordert sind. Die vielen Regeln und Kriterien wirken auf den Laien wie Tretminen und entmutigen ihn nach wenigen Minuten, aktiv etwas beitragen zu wollen. Hinzu kommt die heillos veraltete Software, die dringend optimiert werden müßte. So lautete zum Beispiel ein Vorschlag von den CCClern, die Neuanlage von Artikeln mithilfe einer Maske so zu verändern, dass ein Artikel ohne Grundwikifizierung und mindestens einer Grundkategorie gar nicht anlegbar ist. Dabei könnte ein automatischer Assistent dem ungeübten Neuautor bei seinen ersten Schritten helfen. Im Gegenzug könnte so auch für viele „Spaßvögel“ der schnelle Spaß am Vandalieren deutlich ausgebremst werden. Ein Bot könnte neuangemeldeten Usern sofort per Hinweis das Mentorenprogramm quasi „verordnen“, so dass sie nicht unsicher durch die Wikipedia stolpern, bis sie es finden oder gefunden werden.

Neuangelegte Artikel, die nicht sofort den Qualitäts- und Relevanzanforderungen genügen, sollten – sofern sie nicht eindeutiger Unfug oder Ähnliches sind – nicht rüde mit einem Löschantrag versehen, sondern stattdessen bei Herkunft von angemeldeten Benutzern mit einem Warnhinweis versehen und auf eine Unterseite in deren Namensraum verschoben werden. Und von IPs angelegte Artikel mit Qualitätsmängeln bzw. Relevanzzweifeln könnten per Bot, der die Grundkategorie erfasst, an zuständige Portale bzw. Redaktionen gemeldet werden, damit sie dort von Fachleuten überprüft werden. Plädieren diese auf Löschen, entfällt dadurch auch das Argument, dass Laien Artikel von Experten aus Unkenntnis als „irrelevant“ bewerten können und dadurch Wissen vernichten. Ein weiterer Vorschlag beinhaltete auch ein Festschreiben eines Vier-Augen-Prinzips beim Löschen, das heißt jede Löschentscheidung sollte von einem weiteren Admin bestätigt werden.

Deletionpedia und Fork

Von den CCClern kamen auch Vorschläge, eine „Deletionpedia“ als eine Art „Kellerabteil“ der Wikipedia zu gründen, in der alle wegen Irrelevanz gelöschten Artikel aufgefangen werden, so dass sich der geneigte Leser aussuchen kann, ob er die „exklusive Wikipedia“ ansehen will oder eine „vollständige Wikipedia“, die auch die als „unrelevant“ eingestuften Artikel enthält.

Auf jeden Fall war spürbar, dass es den CCC-Gesprächspartnern sehr ernst ist mit der derzeitigen Situation und dass sie die Möglichkeit eines Forks seriös in Erwägung ziehen.

Gleichwohl sind die CCCler aber nach wie vor daran interessiert, ihren Beitrag zur Verbesserung der Wikipedia zu leisten. Unsere Argumente waren, dass in der Wikipedia schon immer Diskussionen zum Thema Relevanz geführt wurden und werden, und dass solche Kritik von außen zwar zur Kenntnis genommen wird, aber nur dann wirklich zur Geltung kommen kann, wenn die Kritiker sich auch aktiv in die Wikipedia einbringen und dort handelnd Wege aufzeigen, nicht fordernd. Wikipedia wird von Freiwilligen geschrieben, die sich als Individuen natürlich die Frage stellen, warum sie sich einer bloßen Forderung von außen „ohne Not“ beugen sollen.

Arbeitsklima und Umgangston

Unsere Diskussionen beinhalteten auch das „Arbeitsklima“ bei Wikipedia, hier insbesondere der oft rüde Diskussionsstil und die teils befremdende Wortwahl der Parteien. Ein Vokabular mit oft anzutreffendem faschistischen Hintergrund hat in Diskussionen und Disputen nichts verloren, will man wirklich zusammen etwas aufbauen. Wir waren uns einig, dass es sich in einer zivilisierten Welt einfach nicht gehört, sich in einem Gemeinschaftsprojekt solche Beschimpfungen um die Ohren zu hauen. Solches Verhalten ist schlicht und einfach inaktzeptabel und destruktiv.

Wobei wir bei einem der nächsten Hauptthemen sind: Dem Umgangston in der Wikipedia. Ein massiver Vorwurf richtete sich gegen das ständig praktizierte „Anpflaumen“ von Benutzern, egal wo und in welchem Zusammenhang. Es ist klar, dass dort, wo gehobelt wird, auch Späne fliegen – aber der latent rohe Umgangston unter Benutzern, egal ob Admin oder normaler User, stößt vielen Lesern und Außenstehenden sowie vielen Neu- und Stammautoren übel auf und verstärkt das Klischee der „Böse-Adminpedia“.

Verstöße gegen die so genannte Wikiquette sollten generell stärker geahndet und nicht nur als Kavaliersdelikte abgehandelt werden.

Wikipedia und Wikimedia

Ein sehr intensiv diskutiertes Thema war das Verhältnis Projekt zu Verein, das heißt von der deutschsprachigen Wikipedia zu dem Verein Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V. (Wikimedia Deutschland (WMD)). Wikimedia kann und darf sich schon aus rechtlichen Gründen nicht für die Inhalte der Wikipedia verantwortlich machen, damit zum Beispiel Alt- oder Neo-Nazis, die sich oder ihre Vereinigungen in Artikeln „verunglimpft“ fühlen, keine „geschönten“ Darstellungen einklagen können, oder Konzerne eine „Marketing-gerechte“ Darstellung ihrer neuesten Innovation. Das Prinzip der Abgrenzung zum Schutze der Wikipedia war nach kurzer Debatte klar, schwierig wurde es aber bei der genaueren Analyse der personellen Verflechtungen von Wikimedia mit Wikipedia, denn da ist es nicht so einfach, klare Grenzen zu ziehen.

Von allen hochrangigen Wikimedia-Funktionären war Arne Klempert der einzige, der, um möglichen juristischen Problemen vorausschauend zu begegnen, seine Administratorenrechte – im Wikipedia-Speech auch „Admin-Knöpfe“ genannt – freiwillig abgab, bevor er 2006 Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland wurde. Derzeit befinden sich im Vereinsvorstand sieben Personen, die aktuell Wikipedia-Admin-Knöpfe haben, einer ist ein Ex-Admin, zwei sind so genannte Bürokraten in der deutschsprachigen Wikipedia, einer in der englischsprachigen Version, dieser kandidiert zusätzlich derzeit (wiederholt) für das Schiedsgericht und war von August 2008 bis August 2009 neben seiner Vorstandstätigkeit auch noch Interimsgeschäftsführer der Wikimedia Deutschland (WMD), und ein Vorstandsmitglied ist bei Wikia angestellt. In der Geschäftsstelle arbeitet auch noch ein Ex-Admin, der ebenfalls (wiederholtes) Mitglied des letzten Schiedsgerichts und ebenfalls ehemaliges Vorstandsmitglied des WMD war. In der Spitze des Vereins ballt sich somit in wenigen Personen neben der Vereinsmacht auch noch sehr viel Wikipedia-Macht.

Diese Tatsache macht es für Außenstehende äußerst schwer, an eine vollkommene Loslösung von Verein und Projekt zu glauben und gibt Tür und Tor frei für Spekulationen über finanzielle Willkür des Vereins und interne Geld- und Postenschacherei, frei nach den Prinzipien: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, und eine Hand wäscht die andere.

Von den CCClern kam unter anderem der Vorschlag, dass Wikimedia-Funktionäre während der Legislaturperiode bzw. der Zeit der Anstellung, in der sie ihre Funktion ausüben, ihre höherrangigen Wikipediafunktionen abgeben sollten; so könne besser kontrolliert werden, ob Kandidaten sich aus Engagement für den Vorstand bewerben und nicht aus Ehrgeiz nach dem X-ten Posten, um ihr Selbstwertgefühl dadurch aufzuwerten. Außerdem wurde der Kompass 2020 stark kritisiert, zumal es einen gleichnamigen Plan der Friedrich-Ebert-Stiftung gibt. Bemängelt wurde, dass die Visionen wie Allgemeinplätze klingen, schönklingende Worthülsen ohne konkret nachvollziehbaren Sinn und Zweck, so allgemein formuliert, dass sich darunter jeder alles und nichts vorstellen könne.

Ein konkreter Wikimedia-Zeitplan, nach dem Motto: Januar 2010 ist das in der Stadt ABC geplant, Februar 2010 wird dies an dem Ort so und so veranstaltet, wurde auf der Wikimedia-Webseite vermisst. Es gibt zwar einen Veranstaltungsticker in der Wikipedia, aber das ist streng genommen ja wieder Wikipedia-Community-intern. Inwieweit das Eine von dem Anderen abhängig oder unabhängig ist, ist für Außenstehende nicht nachzuvollziehen. Auch der Geschäftsbericht des Vereins wurde kritisch beäugt und die Frage kam auf, wie es sein kann, dass der Verein mehr Geld für Personal-, Flug- und Bewirtungskosten, sprich für seine Infrastruktur ausgibt, als etwa für Server, zumal die von Wikimedia Deutschland bezahlten nur Squid-Server und Toolserver sind und die eigentlichen Inhalte ja auf Servern in den USA liegen.

Wenn die Wikimedia Deutschland so viele Spenden bekommt, die sie aus steuerrechtlichen Gründen nicht an die Wikimedia Foundation weiterleiten darf, warum wurde das Geld im Verhältnis zum Volumen bislang nur so sporadisch ausgegeben? Das war eine Frage, die selbst wir bei aller Liebe nicht beantworten konnten und die uns ratlos mit den Schultern zucken ließ, denn unseres Wissens gibt es genug Projektideen. Es ist wohl so, dass es noch nicht zu allen Wikipedianern vorgedrungen ist, dass sie auch Anspruch auf Förderung anmelden können, oder sie trauen sich schlichtweg einfach nicht.

Da ist aber auch wieder der Verein Wikimedia Deutschland gefordert, noch mehr auf die Community zuzugehen und proaktiv zu interagieren. Es darf keine Mauer zwischen der Wikipedia-Community und der Wikimedia Deutschland bestehen, denn nur durch barrierefreie Kommunikation kann das Vertrauen entstehen und wachsen, das der Verein so dringend braucht, um auch von der Community, egal ob Vereinsmitglied oder nicht, zu 100 Prozent angenommen zu werden.

Wikipedia und die Relevanzkriterien

Beim Thema Relevanzkriterien gingen wie zu erwarten die Meinungen weit auseinander. Allen gemein war, dass die derzeitigen Relevanzkriterien teilweise wirklich zu rigoros ausgerichtet sind und dass die daraus resultierenden Löschanträge und -diskussionen eher „Hinrichtungen“ ähneln, als sachlichen Diskussionen um den Enzyklopädiewert eines Lemmas. Das gesamte Regelwerk der Wikipedia wurde als weltfremd empfunden und nicht mehr dem ursprünglichen Gedanken nah gesehen, eine „freie“ Enzyklopädie, also ein Nachschlagewerk für „alle“ zu schaffen und nicht nur für eine wissenschaftliche Elite.

Bereits der Begriff „Lemma“ wurde als nicht lebensnah kritisiert (ich muss zugeben, dass ich selbst diesen Begriff auch erst in der Wikipedia kennenlernte, wobei ich nicht gerade zum bildungsfernen Prekariat gehöre). Wir verwiesen auf die verschiedenen Strömungen in der Wikipedia und auf die ständigen, teilweise heftigen Diskussionen um das Thema „Relevanz“, die von Beginn des Projekts an quasi durchgehend geführt werden. Eins schlossen wir schon von vornherein aus: Dass von einem Tag auf den anderen die Relevanzkriterien abgeschafft werden könnten.

Die Wikipedia ist trotz des „Wiki-Gedankens“ mittlerweile ein enorm schwerfälliges Projekt, in welchem Prozesse nicht schnell übers Knie gebrochen werden können und schon gar nicht von außen „befohlen“. Vielmehr muss die Entscheidungsfindung in der Wikipedia selbst angeregt und gefördert werden. Von außen können nur Impulse erfolgen, die innere Umsetzung kann jedoch nur von innen geschehen, sprich: Wenn die Wikipedianer selbst die Notwendigkeit einer Umsetzung erkennen, initiieren und mittragen. Dazu braucht es aber Überzeugungsarbeit, und die funktioniert nicht mit Beschimpfungen oder Polemik, sondern durch positives Vorangehen, wie Engagement in der Wikipedia.

Ein Vorschlag war die Einbindung einer speziellen Suchmaske, in welcher Artikel, die nicht als „Wikipedia-würdig“ eingestuft wurden, in anderen Wikis gefunden werden könnten, eventuell mit einer Erklärungsfunktion, die dem/der Suchenden mitteilt, aus welchen Gründen der Artikel keinen Platz in der Wikipedia erhalten hat. Vereinzelt hat es sich ja schon bei Wikipedia durchgesetzt, dass Artikel nicht „vernichtet“, sondern per Bot unkompliziert in Spezialwikis verschoben bzw. kopiert werden.

So könnten potentielle Aggressionen gebunden und gleichzeitig auch die Aufmerksamkeit auf Spezialwikis gelenkt werden, die von der Suchmaschine Google nicht so omnipräsent erfasst werden wie die Wikipedia. Auch könnten auf diese Weise Autoren, die sich eher Themen widmen, die in der Wikipedia von der Relevanzschwelle her nicht erfasst werden, auf solche Spezialwikis aufmerksam gemacht werden und sich nicht automatisch ausgeschlossen fühlen, weil die „große“ Wikipedia sie und ihre Themen „nicht haben will“.

Alles in allem ist es auch wieder eine Sache des Tons, der die Musik macht. Technisch wie sozial. Ein Argument, dessen Stichhaltigkeit nicht von der Hand zu weisen ist.

Wikipedia und der CCC

Wikipedia und der Chaos Computer Club (CCC) haben gemeinsame Wurzeln. Am Anfang waren viele Mitglieder der freien Computerszene begeisterte Anhänger der Idee des freien Wissens. Laut CCC hackten viele ihrer User bei der MediaWiki-Software mit und versuchten das Projekt zu fördern, wo es nur ging.

Mit der Zeit ist die Liebesbeziehung leider ziemlich erkaltet und teilweise sogar feindlich geworden. Eine Rolle spielt dabei auch die mangelnde Kommunikation miteinander. Ein Störfaktor, der sehr präsent war und als sehr schmerzlich empfunden wurde, war die Frage, warum die Wikipedia keinen Stand mehr auf dem Haupt-Kongress des CCC hat, der traditionell zwischen Weihnachten und Neujahr in Berlin stattfindet.

Diese Frage gab ich inzwischen an Wikimedia Deutschland (WMD) weiter und bekam die Erlaubnis, die nachfolgende E-Mail von Henriette Fiebig vom WMD hier zu zitieren:

(...) (da ich früher in Personalunion Projektleiter der CCC-Congresse und Organisator des WP-Standes dort war, kann ichs wohl beurteilen). (...)
2004 hatten wir die weltweit erste Mediawiki-Entwicklerkonferenz auf dem Congress und haben einigen Standhelfern und vor allem Devs den Eintritt und die Reisekosten bezahlt. Damals gabs den Verein gerade erst ein paar Monate und die Euros, die wir als Verein in das Projekt gesteckt haben, waren eine ziemlich mutige Aktion. Heute sieht das natürlich ganz anders aus.
Hätten vor zwei Monaten 12 Wikipedianer mit einem tollen Konzept und schönen Ideen auf der Matte gestanden und beantragt, daß WMD ihnen den Eintritt, die Kosten für einen Stand und vielleicht noch anteilige Reisekosten zahlt, dann hätten Elya und ich ganz sicher Geld aus dem Community-Budget lockermachen können (ich hatte in der Planung für dieses Haushaltsjahr sogar einen eigenen Posten für den Congress aufgenommen).
Was da fefe von „geringen Kosten“ erzählt, kann man sich natürlich auch mal genauer anschauen: Eine Dauerkarte für den Congress kostet derzeit 80 Euro (schon wieder teurer geworden! Vor zwei Jahren waren das noch 75 Euro), macht bei 12 Leuten knapp 1.000,- Euro für den Eintritt. Rechnet nochmal pro Nase 80 Euro Reisekostenunterstützung (nochmal ein knapper Tausi), Unterkunft (sagen wir mal 5 Leute müssen je 4 Nächte im Hotel wohnen [gleich] mind. 1.000,- Euro) und die Kosten für Material und Austattung des Standes: Dann kommen wir auf irgendwas um 3.500,- Euro, die wir in so ein Projekt stecken können.
Lohnt sich das? Ich sage: Es könnte sich lohnen, wenn für die Wikipedia etwas dabei ’rumkommt: Neue Autoren, drei Vorträge zu unseren Themen, 500 Besucher, die vollumfänglich über das Projekt aufgeklärt wurden, ein Mediawiki-Entwicklermeeting und 23 neue Artikel. Das alles passiert aber nicht, weil die Wikipedianer, die dorthin gehen, sich vor allem für die Congress-Themen interessieren und ihre täglichen 12 oder 14 Stunden dort lieber in den Vorträgen verbringen, als am Stand – was ich absolut OK und nachvollziehbar finde; nur hat das dann eben mehr mit der Aus- und Weiterbildung von technikaffinen Leuten zu tun, als mit der Präsentation oder dem Ausbau der Wikipedia. Die rühmliche Ausnahme stellte übrigens Achim dar, der 2004 während des Congresses mehrere Artikel über Eulen geschrieben hat.
Und was mich ganz besonders an fefes „Fnord-Show“ ärgert: Im letzten Jahr wollten Daniel und ich wieder eine Entwicklerkonferenz auf dem Congress machen und haben angefragt. Ergebnis? Man wollte uns weder an allen vier Tagen einen der Seminar-Räume (die sind für 120 bis 180 Personen ausgelegt und für kleinere Vorträge und kleinere Gruppen vorgesehen) für jeweils 2 oder 3 Stunden zur Verfügung stellen, noch hätten wir einen angemessenen Platz für einen größeren Stand bekommen; immerhin wäre mit 25 bis 30 Entwicklern zu rechnen gewesen, die wir für die restlichen 10 Stunden des Tages ja kaum an die Wand hätten lehnen können. (Wir haben dann unsere eigene Konferenz in der c-base mit weit über 50 Entwicklern gemacht.)
Es liegt mir als CCC-Mitglied ausgesprochen fern irgendeine Fehde zwischen WP und dem CCC zu konstruieren oder herbeizureden, aber man muß hier schon deutlich machen, daß an fefes Worten (die mit 100%iger Sicherheit natürlich nicht die Sicht des kompletten CCC oder der Congress-Orga wiedergeben) wenig dran ist: Sooo wahnsinnig wichtig ist dem CCC die Präsenz der WP auf dem Congress bisher nie gewesen (außer 2004, als Tim Pritlove und ich uns sehr dafür eingesetzt haben) und wenn es ihnen jetzt so irre wichtig wäre, dann frage ich mich wo das Angebot wenigstens für einen angemessenen Stand bleibt.
Die ganzen CCC-affinen Leute und wir Wikipedianer haben ganz sicher etwas gemeinsam: Freies Wissen finden wir alle toll und die Wikipedia nutzen wir alle. Da hörts dann allerdings auch schon wieder auf. Weder interessieren die WP-Leute die technischen und sozialen Themen des CCC in dem Maße, wie sie im CCC vorangetrieben werden, noch haben die CCC-affinen ein derart gesteigertes Interesse an belegtem, fundierten und enzyklopädischem Wissen, wie wir das tun. Und nur da rumstehen, um sich wohlmöglich noch sinnlose Debatten um Blockwarte und Löschnazis zu geben oder drei Leuten zu zeigen wie sie einen Artikel editieren, das lohnt den ganzen finanziellen und Orga-Aufwand bei weitem nicht.
Meine jedenfalls ich. Das kann aber auch ganz falsch sein. Gibts gegenteilige Ansichten oder irgendwelche Pläne, die man noch in der Kürze der Zeit umsetzen wollen würde?

Henriette Fiebig: E-Mail vom 14.11.2009, 14:18

Abschluss und Resümee

Ich muss sagen, dass ich vor dem Treffen sehr nervös war. Wir – Ralf Roletschek und meine Person, Juliana da Costa José – mussten fürchten, sowohl vor Ort von wütenden CCClern, wie auch hinterher von Wikipedianern und Wikimedianern „zerhackt“ zu werden, zumal wir ja ohne offizielles „Mandat“ von Wikipedia und Wikimedia dort auftraten.

Aber wir wurden sehr angenehm „enttäuscht“. Ich hatte, ganz ehrlich, einen Haufen „verkabelter Neandertaler“ erwartet, die außer Bits und Bytes kein normales zivilisiertes Wort aus sich herausbekommen. Ralf und ich trafen jedoch auf sehr sympathische junge Leute, mehrere Männer und ja auch eine Frau war dabei, die zwar alle sehr forsch und teilweise sehr eigensinnig argumentierten, aber auch viel Verständnis für die derzeitige gespannte Situation aufbrachten. Vor allem aber zeigten sie wirklich Bereitschaft, etwas gemeinsam mit uns verändern zu wollen!

Wir wussten von Anfang an, dass die paar Stunden gemeinsamer Diskussion keine Wunder bewirken können. Sie können aber, so hoffen wir, einen konstruktiven Ansatz bieten, um den verhärteten Frontverlauf vielleicht zusammen auflösen zu können. Packen wir es an.

(Juliana da Costa José, 16. November 2009)

Keine Panik

Reiseführergehäuse

Mobiltelefone entwickeln sich zweifelsohne zum modernen Schweizer Taschenmesser. Nur das Öffnen von Bierflaschen lässt die Garantieansprüche welken. Eine sonst aber überaus verblüffende Anwendungsvielfalt macht das Telefonieren schon zu einem eher lästigen Feature am Rande. Selbstverständlich haben die unermüdlichen EDV-Frickler längst auch die Wikipedia mobilisiert. Da gibt es unfassbar nützliche kleine Programme, bei denen Wikipedia doch schon sehr an den hilfreichen Reiseführer Per Anhalter durch die Galaxis erinnert. Neben Wikihood oder Wiki2Go, beide iPhone-Apps in der vollwertigen Grundversion zum erschwinglichen Preis von 0,00 €, sehen herkömmliche Reiseführer alt aus. Wie oft strandet man im Leben ahnungslos vor merkwürdigen Sakralbauten, prähistorischen Grabanlagen oder mysteriösen Denkmälern? Keine Panik. Für einen Wikihood-Nutzer genügt ein Knopfdruck und die Infos zum vor ihm stehenden geheimnisumwitterten Objekt ergießen sich übers Display – und die weiteren 49 zu seinem aktuellen Standort am nähesten gelegenen Artikel folgen, mit jeweils dem richtigen Bildchen versehen, auf dem Fuße, sortierbar nach Entfernung, Wichtigkeit, Leserbewertung oder auf einer Kartendarstellung. In einer deutschsprachigen Großstadt liegen die 50 Artikel gerne mal im Umkreis von nur einem Kilometer. Ein Klick weiter und alle Personenartikel, die vom Objekt oder darauf verlinken, erscheinen. Mit einem 16-bändigen Werk auf einer Sackkarre lässt sich diese Leichtigkeit des informatorischen Seins nicht ganz in gleicher Weise erleben. Möglich ist das Wunder der Technik, da das WikiProjekt Georeferenzierung inzwischen mehr als 185.000 deutschsprachige Artikel georeferenziert hat. Wer sich jetzt umgehend ins Georeferenzieren stürzt – wohl getan. Leider gibt es aber auch ein Manko zu berichten. Die vorgezauberten Wikipedia-Artikel sind bestimmt mehr als 6 Monate alt, so dass sich das Ergebnis fleißiger Artikelarbeit erst in mehreren Monaten den Reisenden erschließt. (O2, 13.11.)

Petition für Open Access

Während in den USA Forschungsergebnisse aus öffentlich finanzierten Einrichtungen in vielen Fällen spätestens nach einem Jahr kostenfrei für Jeden verfügbar gemacht werden müssen oder sogar Public Domain werden, gibt es eine solche Verpflichtung in Deutschland nicht. Daher muss der Steuerzahler für die bereits von ihm finanzierten Veröffentlichungen noch einmal für den Zugriff auf die Ergebnisse in die Tasche greifen. Dies führt nicht nur zu extrem hohen Kosten bei öffentlichen Bibliotheken und Forschungseinrichtungen für Abos von Fachzeitschriften und Datenbanken, sondern schließt Viele ganz von der Nutzung aus, da sich niemand alle relevanten Periodika leisten kann. Um Open Access weiter voranzubringen, hat Lars Fischer eine Online-Petition an den Bundestag gerichtet. Öffentlich finanzierte Forschungsergebnisse sollen demnach kostenfrei verfügbar gemacht werden. Für Wikipedia würde dies unter anderem mehr und aktuellere wissenschaftliche Quellen bedeuten. Die Petition kann noch bis zum 22. Dezember von jedermann – auch von Dir! – unterzeichnet werden und hat bereits über 9.000 Unterzeichner gefunden. (B. torquatus, 12.11.)

Magische Sieben

Im Jahr 2008 wurde der Wartungsbausteinwettbewerb ins Leben gerufen, um dem Problem der überquellenden Wartungskategorien zu begegnen. Mit Erfolg: Seit Mai des letzten Jahres konnten 55 verschiedene Benutzer in bisher sechs Wettbewerben 1351 Wartungsbausteine entfernen, nachdem sie die Artikel verbessert hatten. Dabei gingen die Überarbeitungen oftmals weit über die Behebung der Mängel hinaus: so entstanden hochqualitative Artikel, wie zum Beispiel Kleiner Klappertopf (), Algonkin, Hochofen und Lügen und Geheimnisse.

Am 14. November ist es dann mal wieder soweit: Der mittlerweile siebte Wartungsbausteinwettbewerb startet. Um höhere Anreize für den Antritt in Gruppen zu setzen, wird beim diesmaligen Wettbewerb erstmals ein neues Berechnungssystem getestet.

Jeder Wikipedianer ist herzlich zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen. Besonders freuen wir uns immer über die Beteiligung von Mitarbeitern aus Redaktionen, WikiProjekten und Fachportalen, die im Rahmen des Wettbewerbs die Gelegenheit haben, gemeinsam und auf spielerische Weise ihre Wartungslisten und fachbereichsinternen Wartungsbausteine abzuarbeiten. Tragt euch einfach in die Teilnehmerliste ein! Je mehr Personen mitmachen, desto mehr Artikel können natürlich verbessert werden und desto größer ist die Spannung, wer zum Schluss die heißbegehrten Auszeichnungen einheimsen darf :-). Wir freuen uns über jeden Teilnehmer! Macht mit! (N, 10.11.)

Kaum ein Jahr zurück …

… liegt die Kooperation von Wikimedia Deutschland mit dem Bundesarchiv. Damals wurden gut 80.000 Bilder aus dem Bildarchiv des Deutschen Bundesarchivs nach Wikimedia Commons hochgeladen. Innerhalb von Minuten wurden die ersten Bilder in Wikipedia-Artikel eingebunden. Neue Artikel entstanden. Metadaten wurden verbessert.

Heute hat Mathias die Kooperation dokumentiert. Im Rahmen der Arbeit, die während des Wikimedia Meetings in Paris stattfand, hatte Mathias viele Geschichten zu erzählen, wie Apper innerhalb weniger Stunden Tools programmierte, wie der Upload der Bilder funktionierte oder welche inhaltlichen Fehler in den Bildbeschreibungen gefunden wurden.

Hast Du auch eine Geschichte zu erzählen? Dann trage dazu bei, diese Anekdoten zu sammeln und vervollständige mit deinem Beitrag die Dokumentation dieses Ereignisses in der Geschichte der Wikipedia. (fs, 8.11.)

11. Schreibwettbewerb beendet

Nach mehreren Monaten der Planung und Durchführung endete am vergangenen Wochenende der 11. Schreibwettbewerb der deutschsprachigen Wikipedia. Die achtköpfige Jury wog in einem gemeinschaftlichen Treffen in Frankfurt am Main die Qualität der ca. 100 eingereichten zum Teil neuen, zum Teil verbesserten Artikel ab und kürte neben den zehn Gesamtsiegern die besten Artikel in den vier Sektionen „Exakte Wissenschaften“, „Kultur“, „Gesellschaftswissenschaften“ und „Geschichte“.

Den ersten Platz in der Gesamtwertung belegte dabei Wolfgang Borcherts Drama Draußen vor der Tür, dessen Artikel von Magiers für den Schreibwettbewerb in der Sektion „Kultur“ geschrieben wurde. Auf den zweiten Rang wurde der Artikel „Segler (Vögel)“ (Cactus26) platziert, der wie der drittplatzierte Artikel „Chronische Niereninsuffizienz der Katze“ (Uwe Gille) im Bereich „Exakte Wissenschaften“ angetreten war. In den Sektionen „Gesellschaftswissenschaften“ und „Geschichte“ belegten die sektionsinternen ersten Plätze North York Moors (Southpark, Gesamtplatz Sieben) bzw. Ernst Reuter (Atomiccocktail, Gesamtplatz Vier). Letzterer konnte sich beim Publikumspreis gegen die Konkurrenz durchsetzen und belegte vor dem Einsatzgruppen-Prozess (Minderbinder und Schreiben) und den North York Moors den ersten Platz.

Einige Teilnehmer können nun von der gesamten Gemeinschaft hinsichtlich ihrer Qualität als lesenswerter oder exzellenter Artikel beurteilt werden. Die erstmalige Abschaffung einer Zeichengrenze zur Annahme der Artikel in den Wettbewerb wurde dabei sowohl von der Jury als auch den Autoren selbst begrüßt; hierbei sollte die Möglichkeit geschaffen werden, auch mit zentralen Themen am Wettbewerb teilzunehmen. Allen Autoren dankt die Jury für die Arbeit an den Artikeln und freut sich auf den im Februar anlaufenden 12. Schreibwettbewerb. (DH, 7.11.)

Namen von Wikipedianern

Am Dienstag besuchten ein paar Wikipedianer den Berufungsvortrag „Sinatra, He3nry und andere moderne Enzyklopädisten. Zur Eigenbenennung von Wikipedia-Autoren“ von Joachim Grzega (Benutzer:Sinatra) auf die W2-ProfessurHistorische Sprachwissenschaft (unter Berücksichtigung der Onomastik)“ der Universität Leipzig. Grzega verglich 506 Benutzernamen der deutsch-, englisch-, französisch-, spanisch- und italienischsprachigen Wikipedia, die er aus den letzten Änderungen der Artikel Europa, Voltaire, Historische Linguistik, Onomasiologie und Wikipedia bzw. deren Äquivalenta extrahierte, mit 438 historischen Pseudonymen mit dem Anfangsbuchstaben „A“ aus William Cushings Initials And Pseudonyms. A Dictionary Of Literary Disguises von 1886. Er klassifizierte sie primär nach Edwin Bormanns Die Kunst des Pseudonyms (1901) und Adrian Rooms Naming names: stories of pseudonyms and name changes with a Who’s Who (1981) und ergänzte diese Klassifizierung um anhand der Ergebnisse entdeckte Unterklassen. In einigen Statistiken legte Grzega dar, dass zum Beispiel in der spanischsprachigen Wikipedia so genannte Clippings (Namensverkürzungen) erheblich häufiger aufträten als in den anderen verglichenen Projekten (rund 20 % des verglichenen Bestandes gegenüber sonst durchschnittlich maximal 5 %) oder in der italienisch- und spanischsprachigen Wikipedia Benutzernamen mit Zeichen und Symbolen häufiger zu finden sind – in diesen Projekten träten auch häufiger Verkürzungen des Nicknames („Nicknicknames“) auf den Benutzerdiskussionsseiten auf. Neben diesen Klassifizierungen präsentierte Grzega einige Perspektiven für weitere, auch umfangreichere Forschungsansätze, für deren mögliche Bearbeitung der Kurier viel Erfolg wünscht. (DH, 26.11.)

Bescherung, heuer schon 30 Tage vor Weihnachten

„Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Wikibay, die Enzyklopädie ohne Zensur und ‚nofollow‘; neu, unbeeinflusst und fair; frei von sinnlosen und unfairen Relevanzdiskussionen.“

Nach diesem englischen Gruß auf der Site netplosiv.org, auf der alle „noch mehr wollen, als einfach nur gut informiert zu sein. Hier heißt es ‚Mitmachen‘ und ‚Selbst gestalten‘.“ sah ich mir an, was Wikibay tatsächlich zu bieten hätte. Das Ergebnis war recht ernüchternd: Der Großteil der 23 Artikel gestern Nachmittag waren Platzhalter nach dem Strickmuster „Hamwer nicht, musste selba machen!“, ein anderer Teil sind frei assoziierte Dinge, die der Eulenspiegel sonst in der Rubrik Perlen der Lyrik sammelt „HP Baxxxter ist Sänger von Scooter (wobei er mehr schreit als wirklich singt). […] Bei Stefan Raab waren sie schon oft als Gäste.“ oder „‚Shmoov‘ bezeichnet insbesondere unter Jugendlichen eigentlich so ziemlich alles, was irgendwie hip, toll oder spitzenmäßig ist.“ und der ganze andere Rest sind Urheberrechtsverletzungen. Für Oskar Lafontaine hat man sich offensichtlich unsere Einleitung ausgeliehen und nur vergessen die Quelle zu nennen und die AIDS und HIV-Infektion hat man sich wohl irgendwie im Netz eingefangen, andere vermeintliche Verstöße gegen das Urheberrecht beginnt man zu kennzeichnen.

Mein Tipp: Momentan ist dieses Angebot nur für die shmoov, die schon immer als Selbstdarsteller ihren Lebenslauf irgendwo im WEB 2.0 sehen wollten oder sich ärgern, dass „fi**en, fi**en, fi**en“ und „Fa**en, Fa**en, Fa**en“ hier nach viel zu kurzer Zeit gelöscht werden, weil man hier wohl zu wenig an den Leser denkt. Für Abmahnanwälte sicher der Geheimtipp im kommenden Jahr. Joyeux Noël -- (93,2, 24.11.)

Eine-Million-Artikel-Seite

Um im Dezember das Überschreiten der Eine-Million-Artikel-Marke ein wenig zu feiern und auf unsere gemeinsame Arbeit Rückschau zu halten, soll unter Wikipedia:Eine-Million-Artikel-Seite bis dahin ein elektronischer Quilt entstehen. Angelehnt an die Million Dollar Homepage von Alex Tew sind alle Benutzer eingeladen, das 800×1250-Pixel-Raster mit kleinen Icons zu füllen, die ihre Geschichte mit der Wikipedia erzählen. Das können Links auf besonders gelungene Artikel sein, ein kleiner Gruß, schöne Bilder ... was auch immer. Die Gestaltung ist vollkommen freigestellt. -- (tt, 18.11.)

„… nach dem Wikipedia-Prinzip“

Manche Firmen geben Millionen aus, um eine Marke zu etablieren und irgendwann eine Stellung zu erreichen, indem eben geschrieben steht, dass Auto XYZ wie ein Ferrari ist oder Cola UVW an Coca-Cola erinnert. Manchmal muß man aber nicht einmal Werbung betreiben um zur Marke zu werden, zum Synonym für etwas. Heute findet sich im aktuellen Kicker-Heft (94/2009, S. 48) eine halbseitige Werbeanzeige für die Webseite spielerkabine.net. Beworben wird die Webseite, die als Wiki konzipiert ist mit der Überschrift Online-Ligaverwaltung nach dem Wikipedia-Prinzip für Fußball-Amateurligen. Wikipedia ist mittlerweile schon so sehr im normalen Leben verankert, dass man allein mit der Nennung einen eindeutigen Vergleich ziehen, eine Assoziation anregen, ja selbst Werben kann. Bei allen Problemen die wir hie und da haben doch eine erstaunliche Leistung auf die wir durchaus stolz sein können. -- (MC, 16.11.)

Eine der Reaktionen auf die Meinungsverschiedenheiten der letzten Wochen war die Ankündigung, einen Fork der Wikipedia auf der Basis von Git namens Levitation aufzubauen. Scytale, der Initiator des Projekts, ruft nun zu einem Logo-Contest auf ([1]), der bis zum 23. November laufen soll. Vorschläge werden im Levitation-Wiki gesammelt. Da auch einige Wikipedianer das Projekt sehr gespannt erwarten ist eine Unterstützung und Teilnahme sicher spannend – vielleicht gibt es ja auch gute Ideen von unseren Grafik-Spezialisten? -- (nec, 16.11.)

Die Gedanken sind frei?

Aluhüte sind eine probater Schutz gegen Gedankenkontrolle
Aluhüte sind eine probater Schutz gegen Gedankenkontrolle

Der Kurier ist einer ganz heißen Sache auf der Spur. Es begann im Dezember 2007, als die Januarausgabe der angeblichen Satirezeitschrift Titanic ausgeliefert wurde. Auf dem Cover war der vor-vorletzte deutsche Reichskanzler mit einem Hass-Bambi abgebildet. Im darauffolgenden November stiegen die Spenden an den Wikimedia Deutschland e.V. sprunghaft an, und es findet sich die alte Grußformel Heil in den Spenderkommentaren wieder, aus denen sich auch der Unmut gegen eine Einzelperson ablesen lässt.

Als im Dezember 2008 dann die Januarausgabe 2009 der Titanic ausgeliefert wurde, hatte besagter Politiker einen Cameo-Coverauftritt als Finanzcoach, die Bildunterschrift war unmissverständlich: ALLES LIQUIDIEREN! Wiederum im darauffolgenden November stieg die Spendenbereitschaft sprunghaft an, es wurde in den Spenderkommentaren wieder mit Heil gegrüßt und Löschen! gefordert.

Abgesehen davon, dass die Eingangsfrage damit beantwortet ist, lassen sich in rund 6 Wochen Schlüsse aus der dann erscheinenden Januarausgabe 2010 auf die Zukunft des Wikimedia Deutschland e.V. ziehen. Der Kurier bleibt am Ball … (32X, 15.11.)

Ach wie flüchtig, ach wie nichtig

Internetseiten zählen zu den wichtigsten Quellen in der Wikipedia – und gleichzeitig zu den vergänglichsten. Wo gestern noch wertvolle Informationen zu finden waren, kann schon morgen 404 Not Found gemeldet werden. Manches davon findet sich im Internet Archive wieder, anderes ist auf immer verschwunden. Für wichtige Quellen kann WebCite eine interessante Möglichkeit sein, dem vorzubeugen. Der bei uns noch nicht sehr populäre, kostenfreie Dienst erlaubt es, den aktuellen Stand einer Webseite mit Bildern auf Anforderung zu archivieren. Es gibt aber Vermutungen, dass die geringe Verwendung durch Nutzer aus deutschsprachigen Ländern damit zu tun haben könnte, dass der Dienst bzgl. der Archivierung von Werken Dritter nach dem Urheberrecht Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in der Regel eine Urheberrechtsverletzung und nach deutschem Recht auch strafbar ist, wenn keine Erlaubnis des Urhebers eingeholt wurde. (uk, ego, 10.11.)

Politiker-Projekt feiert

Dank einer seit Februar 2007 währenden systematischen Arbeit durch Karsten11 sind nun endlich alle Abgeordneten des Hessischen Landtags mit einem Artikel in der Wikipedia vertreten. Insgesamt sind dies über 800 Artikel! Außerdem sind nun sechs Wochen nach der Bundestagswahl alle Artikel des neugewählten Bundestags erstellt worden, womit alle ersten Kammern der deutschsprachigen Länder (Bundestag, Schweizer Nationalrat, Österreichischer Nationalrat, Liechtensteiner Landtag) vollständig erfasst sind. Mr.T

Artikelmarathon geht in die nächste Runde

Zum Abschluss des Jahres wird es dieses Jahr auch wieder einen Weihnachtsmarathon geben, zu dem jeder interessierte Autor eingeladen ist. Der Wettbewerb wird dieses Jahr auch wieder an zwei Terminen stattfinden und zwar vom 11. bis zum 13. Dezember 2009 und vom 18. bis zum 20. Dezember 2009. Teilnehmen kann man an beiden Terminen, in die Siegerwertung kommt allerdings nur das bessere von beiden Ergebnissen. Wir können gespannt sein, ob der Rekord von 1376 Artikeln und 53 Teilnehmern vom letzten Marathon dieses Mal gebrochen wird. Mr.T

Der Marathon soll dieses Mal in Erinnerung an Bradypus durchgeführt werden, der sich ursprünglich schon zur Teilnahme eingetragen hatte. Ihm zu Ehren und in seinem Sinne finden vielleicht ein paar mehr Mitstreiter dazu die ein paar solide Artikel beisteuern. MC

Wikipedia-Bilder in Puchberger Bildband

Der gestern in der Gemeinde Puchberg am Schneeberg präsentierte Bildband Puchberg. Einst & Heute von Friedrich Zwickl enthielt ebenfalls einige Bilder der beiden Wikipedia-Autoren Freedom Wizard und Steindy. Erst durch die Wikipedia wurden die Bilder im Netz entdeckt und die beiden Autoren um eine Leihgabe gebeten. Der Bildband illustriert mit einer guten Mischung zwischen historischen und modernen Bildern die Geschichte der Marktgemeinde und ist ab heute im Kurort erhältlich. (F.W., 6.11.)

Abendzeitung schmückt sich mit fremden Federn

In einem Artikel über Body Modification vom 26. Oktober zeigt das Münchener Boulevard-Blatt Abendzeitung ein Foto einer jungen Frau mit einem geweiteten Piercing. Als Quelle des Fotos verweist die Zeitung auf sich selber („Foto: abendzeitung“). Das Bild stammt jedoch ursprünglich von einem Flickr-User aus Italien und steht aufgrund der freien Lizenz seit längerem auch der Wikipedia zur Verfügung, wo es unter anderem den Artikel Dehnen von Piercings illustriert. Nicor, 3.11. Ein Kommentar von mir direkt unter dem Artikel dazu wurde kommentarlos entfernt … Sili, 6.11. Das Foto auch. man, 6.11.

Linksfuss gewinnt Zweiten Nawaro-Marathon

Kurz nach dem großen Bruder, dem Schreibwettbewerb, ging auch der zum zweiten Mal abgehaltene Nawaro-Marathon des WikiProjekts Nachwachsende Rohstoffe mit einem Sieg von Linksfuss zuende. Wenngleich der Schreibwettbewerb zweifellos die größere Veranstaltung war, kann auch der Marathon eine tolle Bilanz ziehen: Fast 50 Artikel zum Thema Nachwachsende Rohstoffe wurden bearbeitet, darunter zahlreiche Artikel neu angelegt, insgesamt wurden 66 Punkte erzielt. Schwerpunkte bildeten vor allem die Bereiche Hölzer/Bäume, Wachse und Algen. DBN, 2.11.