„Uwe Barschel“ – Versionsunterschied

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* Die Verpackungen der im Körper Barschels festgestellten Medikamente waren am Tatort nicht auffindbar.
* Die Verpackungen der im Körper Barschels festgestellten Medikamente waren am Tatort nicht auffindbar.
* Im Flur des Hotelzimmers wurde ein ausgerissener Hemdknopf gefunden, mit sämtlichen Garn in allen 4 Knopflöchern. Die Krawatte Barschels war jedoch in einer Form gebunden, die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass der Knopf abgerissen wurde, während Barschel selbst seinen Kragen zu weiten versuchte.<ref>[http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2007/00414/ report München]</ref>
* Im Flur des Hotelzimmers wurde ein ausgerissener Hemdknopf gefunden, mit sämtlichen Garn in allen 4 Knopflöchern. Die Krawatte Barschels war jedoch in einer Form gebunden, die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass der Knopf abgerissen wurde, während Barschel selbst seinen Kragen zu weiten versuchte.<ref>[http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2007/00414/ report München]</ref>
* Die Lage der Schuhe Barschels war ungewöhnlich. Der rechte Schuh lag gebunden im Flur des Hotelzimmers vor der Zwischentür zum Zimmer, der andere nass und geöffnet vor der Badewanne.
* Die Lage der Schuhe Barschels war ungewöhnlich. Der rechte Schuh lag gebunden im Flur des Hotelzimmers vor der Zwischentür zum Zimmer, der andere nass von Dimethylsulfoxid und geöffnet vor der Badewanne. Die dadurch hervorgerufenen Abfärbungen vom Schuh verursachten den Fleck auf dem Badewannenvorleger.
* Ein vorgefundenes Handtuch war mit einer Substanz ([[Dimethylsulfoxid]], ein Mittel, das es ermöglicht, eine beliebige andere Substanz durch die Haut aufzunehmen) verunreinigt, die nicht aus dem Hotelzimmer stammte. Zudem lag das Tuch in der Vorkammer an der Eingangstüre und nicht im Badezimmer, nach Oberstaatsanwalt Willes Meinung vom Täter dort achtlos hingeworfen, der im Hotelflur mit einem Handtuch sofort aufgefallen wäre. <!--im Video neuer Weblink ZDF-->
* Ein vorgefundenes Handtuch war mit einer Substanz ([[Dimethylsulfoxid]], ein Mittel, das es ermöglicht, eine beliebige andere Substanz durch die Haut aufzunehmen) verunreinigt, die nicht aus dem Hotelzimmer stammte. Zudem lag das Tuch in der Kofferablege-Nische neben dem Koffer an der Eingangstüre und nicht im Badezimmer, nach Oberstaatsanwalt Willes Meinung vom Täter dort achtlos hingeworfen, der im Hotelflur mit einem Handtuch sofort aufgefallen wäre. <!--im Video neuer Weblink ZDF-->
* Barschel bestellte beim Zimmerservice eine Flasche 85er Beaujolais "Le Chat-Botté". Die gegen 18:30 Uhr mit zwei Gläsern auf das Zimmer gelieferte Flasche war nach dem Tod Barschels nicht auffindbar. Eines der Gläser wurde zerbrochen vorgefunden, das andere war ausgespült worden.
* Barschel bestellte beim Zimmerservice eine Flasche 85er Beaujolais "Le Chat-Botté". Die gegen 18:30 Uhr mit zwei Gläsern - wie in diesem Hotel üblich - auf das Zimmer gelieferte Flasche war nach dem Tod Barschels nicht auffindbar. Eines der Gläser wurde zerbrochen vorgefunden, das andere war ausgespült worden.
* Eine nicht von Barschel stammende Fußspur eines Sportschuhes auf der Badewannenvorlegematte<ref>[http://www1.ndr.de/kultur/geschichte/uwebarschelskandal2.html Der Tod des Uwe Barschel]</ref>
* Eine nicht von Barschel stammende Fußspur eines Sportschuhes auf der Badewannenvorlegematte. <ref>[http://www.spiegel.de/sptv/magazin/0,1518,508865,00.html Spiegel Magazin, 7.10.2007] ; Spiegel 8.10.2007, Nr. 40, S.46f.<!--wortwörtlich zitiert: ... der Abdruck eines fremden Schuhs auf dem Badewannenhersteller...-->; R-Archiv.de: [http://www.r-archiv.de/article2853.html Geheime Geheimdienstaussagen] : "''Daneben war auf dem Duschvorleger aber auch noch das Fragment des Abdruckes eines weiteren Schuhs abgefärbt. Ein Schuh der nicht Dr. Barschel gehörte – ein Schuh mit ovaler Spitze. Es ist daher zwingend davon auszugehen, dass außer dem Verstorbenen eine weitere Person in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 1987 auf dem Zimmer 317 des Hotels Beau-Rivage (Genf) war.''" (Uwe Barschel, Das Ermittlungsverfahren – Teil IV) ; [http://www1.ndr.de/kultur/geschichte/uwebarschelskandal2.html NDR: Der Tod des Uwe Barschel]</ref>


Zu den Unsicherheiten hinsichtlich der Todesumstände trägt bei, dass die ersten Tatortermittlungen fehlerhaft bzw. lückenhaft waren.
Zu den Unsicherheiten hinsichtlich der Todesumstände trägt bei, dass die ersten Tatortermittlungen fehlerhaft bzw. lückenhaft waren.
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Auch behauptet z.&nbsp;B. der in Kanada lebende ehemalige [[Mossad]]-Agent [[Victor Ostrovsky]]<ref>[http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?Geheimakte__Mossad www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?Geheimakte__Mossad]</ref> in seinem Buch ''Geheimakte Mossad'', Barschel sei Opfer eines Tötungskommandos des israelischen Geheimdienstes [[Mossad]] gewesen, weil sich dieser 1987 der Abwicklung geheimer [[Israel|israelisch]]-[[Iran|iranischer]] Waffengeschäfte im [[Transit]] über Schleswig-Holstein widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte. Ostrovsky wurde jedoch schon 1986, also deutlich vor Barschels Tod, aus den Diensten des Mossad entlassen.
Auch behauptet z.&nbsp;B. der in Kanada lebende ehemalige [[Mossad]]-Agent [[Victor Ostrovsky]]<ref>[http://www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?Geheimakte__Mossad www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?Geheimakte__Mossad]</ref> in seinem Buch ''Geheimakte Mossad'', Barschel sei Opfer eines Tötungskommandos des israelischen Geheimdienstes [[Mossad]] gewesen, weil sich dieser 1987 der Abwicklung geheimer [[Israel|israelisch]]-[[Iran|iranischer]] Waffengeschäfte im [[Transit]] über Schleswig-Holstein widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte. Ostrovsky wurde jedoch schon 1986, also deutlich vor Barschels Tod, aus den Diensten des Mossad entlassen.


Der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg sagte kurz vor seiner Ermordung in einem Interview aus, dass Barschel von einem bestimmten Agenten getötet wurde, bevor er nach Kanada hätte auswandern können. Eine diesbezügliche Absicht Barschels war bis dahin in der weithin unbekannt.<ref>[http://www.welt.de/politik/article1240831/Uwe_Barschel_und_das_Raetsel_um_Zimmer_317_.html Uwe Barschel und das Rätsel um Zimmer 317]</ref> <ref>[http://www.focus.de/politik/deutschland/polit-affaere_aid_116216.html Barschel-Witwe beschuldigt Kohl]</ref> <ref>[http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/9/0,1872,7102601,00.html ZDF-Dokumentation: Tod in Genf; Interview mit Waffenhändler Dirk Stoffberg am Ende des Videos]</ref>
Der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg sagte kurz vor seiner Ermordung in einem Interview aus, dass Barschel von einem bestimmten Agenten getötet wurde, bevor er nach Kanada hätte auswandern können. Eine diesbezügliche Absicht Barschels<!--http://literatur.breimann.com/index.php?option=com_content&task=view&id=166&Itemid=74 --> war bis dahin allgemein unbekannt.<ref>[http://www.welt.de/politik/article1240831/Uwe_Barschel_und_das_Raetsel_um_Zimmer_317_.html Uwe Barschel und das Rätsel um Zimmer 317]</ref> <ref>[http://www.focus.de/politik/deutschland/polit-affaere_aid_116216.html Barschel-Witwe beschuldigt Kohl]</ref> <ref>[http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/9/0,1872,7102601,00.html ZDF-Dokumentation: Tod in Genf; Interview mit Waffenhändler Dirk Stoffberg am Ende des Videos]</ref>


== Trivia ==
== Trivia ==

Version vom 21. Oktober 2007, 22:34 Uhr

Uwe Barschel (* 13. Mai 1944 in Glienicke/Nordbahn; † 11. Oktober 1987 frühmorgens in Genf) war ein deutscher Politiker (CDU). Er war von 1982 bis 1987 Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein. Nach einem Skandal während des Landtagswahlkampfs (Barschel-Affäre) wurde Barschel am 11. Oktober 1987 im Hotel Beau-Rivage in Genf tot aufgefunden. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht aufgeklärt worden.

Leben und Beruf

Barschel wuchs gemeinsam mit seinen Geschwistern bei seinen Großeltern in Börnsen bei Hamburg auf. Dort lebten sie in einer Barackenanlage für Flüchtlinge. Die Mutter war als Näherin tätig und überließ deshalb die Erziehung ihren Eltern. Barschels Vater Heinrich, ein Mathematiker, fiel vermutlich am 1. April 1945 in den letzten Kämpfen um Berlin. Er gilt als verschollen.

Uwe Barschel wurde von seinen Lehrern als auffällig ruhig und ernst beschrieben. Während seiner Schullaufbahn am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht, strebte er als 17-Jähriger das Amt des Schulsprechers an. Seinen Mitbewerber soll er als Homosexuellen verleumdet haben. Beweise dafür gibt es keine. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel sah darin jedoch eine Kontinuität zu späteren Vorwürfen, Kritiker verurteilen dies als konstruierten Vorwurf. Als Schulsprecher lud Barschel Karl Dönitz, den von Hitler ernannten letzten Reichspräsidenten, in die Schule ein und sorgte damit für einen politischen Skandal.

Nach dem Abitur am Otto-Hahn-Gymnasium in Geesthacht – er wohnte damals in Börnsen – begann Barschel 1964 das Studium der Rechtswissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Politologie und Pädagogik in Kiel. Das Studium der Rechtswissenschaften schloss er 1968 mit dem ersten Staatsexamen ab. 1971 folgte das zweite juristische Staatsexamen. 1970 erfolgte seine Promotion zum Dr. iur. mit der Arbeit Theoretische Möglichkeiten und Grenzen der Strafrechtspolitik einer politischen Partei und 1971 die Promotion zum Dr. phil. mit der Arbeit Die Stellung des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein unter besonderer Berücksichtigung der Lehre von der Gewaltenteilung. Seit 1971 war er als Rechtsanwalt zugelassen. 1969–1970 war er als Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Kiel tätig. 1971 wurde er Gerichtsassessor, im Anschluss daran arbeitete er als Rechtsanwalt und Notar.

Darüber hinaus war Barschel im Vorstand der Hermann-Ehlers-Stiftung tätig, er fungierte als Präsident der Stiftung Herzogtum Lauenburg und er war Landesvorsitzender des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Barschel veröffentlichte neben seiner politischen Tätigkeit zahlreiche Schriften zum öffentlichen Recht und zur politischen Wissenschaft. So zählen unter anderem die folgenden Titel zu seinem Werk: Kommentar zur Landessatzung für Schleswig-Holstein (1976) und Die Staatsqualität der deutschen Länder (1981).

Justus Frantz, der mit Barschel zusammen das Schleswig-Holstein Musik Festival ins Leben gerufen hatte, erinnert sich lt. Baentsch daran, dass Barschel plante, sich Mitte der 1987 beginnenden Legislaturperiode von der Politik zurückzuziehen und in die Wissenschaft zu gehen. Er hatte seine Habilitationsschrift bereits fast fertig gestellt.[1]

Aus der am 7. Juli 1973 mit Freya von Bismarck in Aumühle geschlossenen Ehe gingen vier Kinder hervor: Tochter Meike, der Sohn Hauke (*4. März 1977), Sohn Christian Albrecht (*21. Juli 1980) und Tochter Beatrice (* Januar 1983)

Partei

Barschel war seit 1960 Mitglied der Jungen Union und seit 1962 auch der CDU. Von 1967 bis 1971 war er Landesvorsitzender der Jungen Union in Schleswig-Holstein. 1969 wurde er Stellvertretender Landesvorsitzender der CDU. Von 1973 bis 1981 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Herzogtum Lauenburg.

Abgeordneter

Von 1970 bis 1974 war er Mitglied im Kreistag des Kreises Herzogtum Lauenburg und bis 1972 zugleich Kreisrat.

Von 1971 bis zu seinem Tode war Barschel Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. In der Zeit von 1971 bis 1973 war Barschel als Parlamentarischer Vertreter des Kultusministers und Regierungsbeauftragter für Jugend und Sport tätig. Hier war er von 1973 bis 1979 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

Öffentliche Ämter

Am 1. Januar 1979 wurde er von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg zum Finanzminister ernannt. Nach der Landtagswahl im Frühjahr 1979 übernahm er am 1. Juli 1979 das Amt des Innenministers des Landes Schleswig-Holstein. Im Jahr 1979 übernahm Barschel die Vertretung Schleswig-Holsteins im Bundesrat. Ein Jahr darauf saß er als Abgeordneter in der Nordatlantischen Versammlung. Es folgte in den Jahren 1981 und 1982 der Vorsitz der Innenministerkonferenz. Im Anschluss daran leitete er 1982/83 als Vorsitzender die Ministerkonferenz.

Nachdem Gerhard Stoltenberg am 4. Oktober 1982 zum Finanzminister in der von Bundeskanzler Helmut Kohl geleiteten Bundesregierung ernannt worden war, wurde Barschel am 14. Oktober 1982 als sein Nachfolger zum Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein gewählt. Bei den Landtagswahlen 1983 konnte die CDU unter seiner Führung mit 49 Prozent der Stimmen die absolute Mandatsmehrheit verteidigen, obwohl die SPD auf 43,7 Prozent zulegte.

1985 war Barschel Gründungsmitglied und Mitinitiator des seit 1986 jährlich stattfindenden, über die Landesgrenzen hinaus beachteten Schleswig-Holstein Musik Festivals, bei dessen Gründungsveranstaltung der Politiker an der Aufführung des Karneval der Tiere von Saint-Saëns neben den Musikern um Hauptinitiator Justus Frantz selbst als Erzähler mitwirkte.

Am 31. Mai 1987, kurz vor Beginn des Wahlkampfs für die Landtagswahl 1987, überlebte Barschel einen Flugzeugabsturz auf dem Flughafen Lübeck-Blankensee nur knapp. [2]

Die Affäre

Siehe Hauptartikel: Barschel-Affäre

Am Sonnabend vor der Wahl, dem 13. September 1987, wurde bekannt, dass Der Spiegel in seiner am Montag nach der Wahl erscheinenden Ausgabe berichten werde, dass Barschel, nach Informationen des wegen Verleumdung vorbestraften Medien-Referenten Reiner Pfeiffer, eine Verleumdungskampagne gegen seinen Herausforderer Björn Engholm initiiert habe. Diese wird heute auch als Barschel-Affäre oder Barschel-Pfeiffer-Affäre bezeichnet. Die CDU, die 1983 noch 49,0 % erreicht hatte, verlor bei der Landtagswahl ihre absolute Mehrheit und wurde mit 42,6 Prozent der Stimmen nur noch zweitstärkste Kraft hinter der SPD, die 45,2 Prozent der Stimmen erzielen konnte.

Wegen der ungeklärten Affäre wurden die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP zu Sondierungsgesprächen herabgestuft. Die FDP betonte, „mit der CDU zu verhandeln“, nicht mit Uwe Barschel. Auf Grund zunehmenden Drucks aus seiner Partei trat Barschel schließlich am 2. Oktober 1987 als Ministerpräsident zurück. Die Landesregierung wurde daraufhin kommissarisch von seinem bisherigen Stellvertreter Henning Schwarz geleitet. Zur Aufklärung der Affäre wurde vom Landtag Schleswig-Holstein ein Untersuchungsausschuss eingesetzt, der in monatelanger Arbeit die Vorgänge des Jahres 1987 aufarbeitete. Allerdings konnte eine vollständige Aufklärung trotz der umfangreichen Anstrengungen auch in diesem Ausschuss nicht erreicht werden.

Björn Engholm wurde einige Jahre später im Zusammenhang mit der Schubladen-Affäre selbst Opfer der Affäre und musste zurücktreten. Ihm wurde angelastet, dass er früher als zugegeben von Kontakten von Vertretern der SPD mit Reiner Pfeiffer wusste. Diese zweite Affäre wurde von einem zweiten Untersuchungsausschuss untersucht, der die Ergebnisse des ersten in großen Teilen revidierte. So wurde unter anderem die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen Pfeiffer sowohl von Seiten der Staatsanwaltschaft als auch von Seiten des Untersuchungsausschusses grundsätzlich in Zweifel gezogen. Im Ergebnis stellte der zweite Untersuchungsausschuss fest, dass eine Verstrickung des Ministerpräsidenten nicht zu beweisen sei. Es sei nicht nachweisbar, dass Uwe Barschel selbst von den Aktivitäten seines Referenten wusste, sie billigte oder gar initiierte.

Todesumstände

Am 11. Oktober 1987, einem Sonntag, wurde Uwe Barschel um 12:43 Uhr von zwei Stern-Reportern (u.a. Sebastian Knauer) tot und vollständig bekleidet in der Badewanne seines Zimmers 317 im Hotel Beau-Rivage in Genf aufgefunden. Die Todesumstände und Hintergründe sind bis heute ungeklärt und umstritten. Es wird behauptet, Barschel sei schwer medikamentenabhängig gewesen.

In seinem Körper fand man vor allem Cyclobarbital, Pyrithyldion, Diphenhydramin und Perazin, also eine Mischung aus hochwirksamen Sedativa, einem Antiemetikum und einem Neuroleptikum. Laut Gutachten des Toxikologen Hans Brandenberger aus Zürich stellt die Konzentrationsverteilung der Substanzen im Magen, Blut und Urin Barschels einen Beweis für den Mord an Barschel dar. Die Analyse ergab, dass sich das Cyclobarbital noch in der Anflutungsphase befand, während die anderen Sedativa bereits ihre Wirkung entfaltet hatten. Barschel könne nicht zunächst die stark sedierenden Substanzen und dann nachträglich das tödliche Cyclobarbital zu sich genommen haben. Daher geht Brandenberger von einem Mord an Barschel aus. Nachfolgende Gegengutachten konnten diesen Beweis nie widerlegen.[3] Das Schlafmittel Pyrithyldion war seit 1983 in Deutschland nicht mehr zugelassen und soll 1987 in Deutschland, der Schweiz und Gran Canaria nicht mehr erhältlich gewesen sein (wohl aber in der DDR).

Während alle offiziellen Ermittlungen in der Schweiz und in Deutschland letztlich die Selbsttötung nicht widerlegen konnten, bleibt der Mordverdacht gemäß der Staatsanwaltschaft Schleswig-Holstein weiter bestehen.

Die Spurenlage am Tatort lässt Raum für Zweifel an einem Suizid:

  • Nach Aussage des deutschen Oberstaatsanwalts Heinrich Wille war ein aus der Minibar des Hotelzimmers stammendes Whiskyfläschchen ausgespült worden. Zudem wurde nachgewiesen, dass die Flasche Diphenhydramin enthalten hatte.[4]
  • Die Verpackungen der im Körper Barschels festgestellten Medikamente waren am Tatort nicht auffindbar.
  • Im Flur des Hotelzimmers wurde ein ausgerissener Hemdknopf gefunden, mit sämtlichen Garn in allen 4 Knopflöchern. Die Krawatte Barschels war jedoch in einer Form gebunden, die es unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass der Knopf abgerissen wurde, während Barschel selbst seinen Kragen zu weiten versuchte.[5]
  • Die Lage der Schuhe Barschels war ungewöhnlich. Der rechte Schuh lag gebunden im Flur des Hotelzimmers vor der Zwischentür zum Zimmer, der andere nass von Dimethylsulfoxid und geöffnet vor der Badewanne. Die dadurch hervorgerufenen Abfärbungen vom Schuh verursachten den Fleck auf dem Badewannenvorleger.
  • Ein vorgefundenes Handtuch war mit einer Substanz (Dimethylsulfoxid, ein Mittel, das es ermöglicht, eine beliebige andere Substanz durch die Haut aufzunehmen) verunreinigt, die nicht aus dem Hotelzimmer stammte. Zudem lag das Tuch in der Kofferablege-Nische neben dem Koffer an der Eingangstüre und nicht im Badezimmer, nach Oberstaatsanwalt Willes Meinung vom Täter dort achtlos hingeworfen, der im Hotelflur mit einem Handtuch sofort aufgefallen wäre.
  • Barschel bestellte beim Zimmerservice eine Flasche 85er Beaujolais "Le Chat-Botté". Die gegen 18:30 Uhr mit zwei Gläsern - wie in diesem Hotel üblich - auf das Zimmer gelieferte Flasche war nach dem Tod Barschels nicht auffindbar. Eines der Gläser wurde zerbrochen vorgefunden, das andere war ausgespült worden.
  • Eine nicht von Barschel stammende Fußspur eines Sportschuhes auf der Badewannenvorlegematte. [6]

Zu den Unsicherheiten hinsichtlich der Todesumstände trägt bei, dass die ersten Tatortermittlungen fehlerhaft bzw. lückenhaft waren. Hinzu kommen neu veröffentlichte Fotos aus der Ermittlungsakte. So zeigt ein Bild seiner obduzierten Leiche ein Hämatom auf der rechten Stirnseite, welches möglicherweise durch Gewaltanwendung entstanden ist. Darüber hinaus äußern Kritiker den Vorwurf von politischer Einflussnahme in Schleswig-Holstein auf die ermittelnden Behörden, was von den zuständigen Staatsanwälten bestätigt wurde.

Aus Zweifel an der Suizid-Version und auf Betreiben der Barschel-Familie hat die Lübecker Staatsanwaltschaft im Jahr 1995 ein „Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen Verdachts des Mordes an Dr. Dr. Uwe Barschel“ eingeleitet. Die Ermittlungen wurden jedoch 1998 auf Anordnung der dem Landesjustizministerium unterstellten Generalstaatsanwaltschaft in Schleswig eingestellt. Oberstaatsanwalt Heinrich Wille bejahte allerdings weiterhin den Anfangsverdacht für Mord.

Der Leiter der Lübecker Staatsanwaltschaft, Heinrich Wille, möchte ein Buch über den bis heute nicht aufgeklärten Tod des damaligen Kieler Ministerpräsidenten Uwe Barschel am 11. Oktober 1987 schreiben. Der "Spiegel" möchte Wille als Buchautor. Den Antrag für eine genehmigungspflichtige Nebentätigkeit hat Generalstaatsanwalt Rex jedoch abgelehnt mit der Begründung, es sei nicht angemessen, dass Staatsanwälte dienstlich erworbenes Wissen zu ihrem finanziellen Vorteil privat vermarkteten. Wille fasste sein Wissen trotzdem in einem Buch zusammen, doch auf den Markt bringen darf er es vorerst nicht. Wille sieht bei diesem Thema ein öffentliches Interesse an einer Veröffentlichung und verweist auf Klaus Pflieger, den Generalstaatsanwalt in Stuttgart, der zur RAF und zur Schleyer-Entführung publizieren durfte.[7], [8]. Er hat Verfassungsbeschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Einen Antrag Willes auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung, das Buch vor einer Entscheidung im Hauptverfahren erscheinen zu lassen, lehnte das Bundesverfassungsgericht ab. [9]

Auch behauptet z. B. der in Kanada lebende ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky[10] in seinem Buch Geheimakte Mossad, Barschel sei Opfer eines Tötungskommandos des israelischen Geheimdienstes Mossad gewesen, weil sich dieser 1987 der Abwicklung geheimer israelisch-iranischer Waffengeschäfte im Transit über Schleswig-Holstein widersetzt habe und mit seinem Wissen über die Angelegenheit an die Öffentlichkeit zu gehen drohte. Ostrovsky wurde jedoch schon 1986, also deutlich vor Barschels Tod, aus den Diensten des Mossad entlassen.

Der südafrikanische Waffenhändler Dirk Stoffberg sagte kurz vor seiner Ermordung in einem Interview aus, dass Barschel von einem bestimmten Agenten getötet wurde, bevor er nach Kanada hätte auswandern können. Eine diesbezügliche Absicht Barschels war bis dahin allgemein unbekannt.[11] [12] [13]

Trivia

  • Das Hotel Beau-Rivage, in dem Barschel aufgefunden wurde, war das Hotel, vor dem Kaiserin Elisabeth von Österreich und Königin von Ungarn 1898 ermordet wurde. Auf der Promenade etwas südlich des Hotels ist eine Plakette in Erinnerung an das Attentat auf sie angebracht.
  • Das Lied Barschel der Gruppe Goethes Erben spielt auf den Tod Uwe Barschels in der Badewanne an.
  • Die aufgenommene Aussage Barschels "Gebe ich Ihnen mein Ehrenwort" wurde in dem Lied Hand aufs Herz der deutschen Band Megaherz zusammen mit Aussagen von Helmut Kohl und Bill Clinton verwendet.
  • Ebenso taucht das "Ehrenwort"-Zitat im Titel Liebeslied der Toten Hosen auf der B-Seite der Maxi-Single "Hier kommt Alex" auf.

Zitate

„Über diese Ihnen gleich vorzulegenden Eidesstattlichen Versicherungen hinaus gebe ich Ihnen, gebe ich den Bürgerinnen und Bürgern des Landes Schleswig-Holsteins und der gesamten deutschen Öffentlichkeit mein Ehrenwort, ich wiederhole: Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, dass die gegen mich erhobenen Vorwürfe haltlos sind.“ (Uwe Barschel auf einer Pressekonferenz am 18. September 1987)

Film

  • Der Fall Barschel – Dokumentarfilm von Gabor Harrach. Ausgestrahlt am 14. Oktober 1994 bei RTL Television
  • Der Tod des Uwe Barschel - Skandal ohne Ende, ARD, 17. September 2007

Kabinette

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Bis heute ein Staatsgeheimnis: Der Barschel-Mord NETZEITUNG.DE vom 2. Oktober 2006
  2. Flugzeugbrand auf dem Flugplatz Lübeck-Blankensee, Lübecker Nachrichten, 2. Juni 1987
  3. Der Doppelmord an Uwe Barschel von Wolfram Baentsch, Herbig, 3. Auflage 2007 ISBN 978-3-7766-2523-3
  4. Fall Barschel Ex-Ermittler sieht Mordverdacht erhärtet WELT ONLINE vom 15. September 2007
  5. report München
  6. Spiegel Magazin, 7.10.2007 ; Spiegel 8.10.2007, Nr. 40, S.46f.; R-Archiv.de: Geheime Geheimdienstaussagen : "Daneben war auf dem Duschvorleger aber auch noch das Fragment des Abdruckes eines weiteren Schuhs abgefärbt. Ein Schuh der nicht Dr. Barschel gehörte – ein Schuh mit ovaler Spitze. Es ist daher zwingend davon auszugehen, dass außer dem Verstorbenen eine weitere Person in der Nacht vom 10. auf den 11. Oktober 1987 auf dem Zimmer 317 des Hotels Beau-Rivage (Genf) war." (Uwe Barschel, Das Ermittlungsverfahren – Teil IV) ; NDR: Der Tod des Uwe Barschel
  7. Staatsanwälte streiten im Fall Barschel, Der Tagesspiegel, 24. Juni 2007
  8. Die Rote Armee Fraktion - RAF-
  9. Report München: Es war Mord
  10. www.wikiservice.at/buecher/wiki.cgi?Geheimakte__Mossad
  11. Uwe Barschel und das Rätsel um Zimmer 317
  12. Barschel-Witwe beschuldigt Kohl
  13. ZDF-Dokumentation: Tod in Genf; Interview mit Waffenhändler Dirk Stoffberg am Ende des Videos

Literatur

Weblinks