Holland (Orgelbauer)

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Holland war eine deutsche Orgelbauerfamilie, die von 1786 bis um 1902 in Schmiedefeld am Rennsteig und Untersuhl in Thüringen tätig war.

Geschichte

Die Familie baute Orgeln über vier Generationen.

Johann Caspar Holland

Johann Caspar Holland Gründer der Familiendynastie wurde am 2. Dezember 1747 in Asbach geboren und starb am 26. Februar 1834. Vor 1770 absolvierte er eine Tischlerlehre in Asbach. Den Orgelbau erlernte er in der Werkstatt der Gebrüder Wagner in Schmiedefeld, wo er ab ca. 1775 bis 1787 als Geselle und danach als Werkmeister tätig war. 1790 übernahm er die Werkstatt der Gebrüder Wagner. 1793 stellte er die Orgel in der Dresdner Kreuzkirche fertig.[1] Die Firma führte er erfolgreich weiter und baute Orgeln in Sachsen und Thüringen. Zwischen 1818 und 1820 übergab er die Werkstatt seinem Sohn Johann Michael Holland.[2]

Johann Michael Holland

Johann Michael Holland wurde am 19. März 1778 in Schmiedefeld geboren und starb am 13. Mai 1842. Er war ein Sohn von Johann Caspar Holland. Zwischen 1818 und 1820 übernahm er das Unternehmen seines Vaters. Bis 1842 wirkte er als Orgelbauer in Schmiedefeld.[2]

Caspar Christian Holland

Caspar Christian Holland wurde am 7. Juli 1780 in Schmiedefeld geboren. Er war vermutlich ebenfalls ein Sohn von Johann Caspar Holland. Über eigene Werke ist nichts bekannt.[2]

Friedrich Wilhelm Holland

Friedrich Wilhelm Holland wurde am 2. September 1804 geboren und starb am 2. April 1879. Er war Sohn von Johann Michael Holland und dessen Nachfolger. Er übernahm die Werkstatt 1842 und leitete sie bis zu seinem Tod 1879. Erstmals verewigte er sich mit seiner Signatur 1833 bei einer Restaurierung in Belrieth.[2]

August Holland

August Holland starb 1902. Er war vermutlich Sohn von Friedrich Wilhelm Holland. Er verlegte die Werkstatt um 1880 von Schmiedefeld nach Untersuhl. Mit seinem Tod im Jahr 1902 erlosch das Familienunternehmen in vierter Generation.[3]

Christian Holland

Über Christian Holland sind genaue Lebensdaten sowie Verwandtschaftsverhältnisse unbekannt. Es ist nur bekannt, dass er aus Schmiedefeld kam und in Waltersleben 1854 einen Balg baute.[3]

Werke (Auswahl)

Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ für ein angehängtes Pedal. Eine Kursivierung zeigt an, dass die betreffende Orgel nicht mehr erhalten ist oder lediglich noch der Prospekt aus der Werkstatt stammt.

Die Familie lieferte zahlreiche Orgeln. Aufgrund der Geneinsamentätigkeit von Vätern und Söhnen sowie der Übernahme der Werkstatt von den Gebrüdern Wagner, kann es zu unterschiedlichen Zuordnungen und Überschneidungen hinsichtlich des Erbauers kommen.

Johann Caspar Holland

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1785 Wittmannsgereuth ev. Kirche Neubau
1786 Hoheneiche St. Michael II/P 14 Neubau
1788–1792 Dresden Kreuzkirche III/P 50 Fertigstellung des Neubau der Gebrüder Wagner[4]
1993 Bad Salzungen St. Simplicius Neubau, 1909 durch Neubau von Wilhelm Sauer ersetzt, Gehäuse erhalten
1793 Jesuborn Luther-Kirche I/P 11 Neubau, ältestes erhaltenes eigenständiges Werk; 1819 Umsetzung in neue Kirche zusammen mit Johann Michael Holland, Verzierung erweitert und verschönert; 1874 Reparatur[5]
1794 Benshausen St. Thomas Neubau, durch Neubau von Eifert & Müller ersetzt, Gehäuse erhalten
1795 Langewiesen Neubau
1795 Niederzwönitz St. Johannis Neubau, 1928 durch Neubau von Alfred Schmeisser ersetzt, Gehäuse erhalten[6]
1800 Schwickershausen Dorfkirche I/P 11 Neubau
1801–1802 Wolkenburg-Kaufungen St. Mauritius I/P 13 Neubau, zusammen mit Johann Michael Holland, 1904 durch Neubau von Jehmlich ersetzt, Gehäuse erhalten[7]
1809 Immelborn Amalienkirche Neubau, 1910 durch Neubau von Johannes Strebel ersetzt, Gehäuse erhalten
1810 Dörnfeld an der Heide Dorfkirche I/P 12 Neubau, um 1900 Umbau durch Adam Eifert
1817 Roda Dorfkirche II/P 12 Neubau, zusammen mit Johann Michael Holland, 1861 von Friedrich Wilhelm Holland in neue Kirche umgesetzt
1818 Möhrenbach Dorfkirche II/P 22 Neubau[8]

Johann Michael Holland

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1820 Rotenburg an der Fulda St. Elisabeth und Marien II/P 28 Neubau
1821 Springstille Dorfkirche II/P 16 Neubau, nach 1950 umdisponiert
1823 Böhlen St. Anna II/P 21 Neubau
1824 Alkersleben St. Gregorius II/P 17 Neubau, zusammen mit Friedrich Wilhelm Holland
1826 Mittelsdorf Dorfkirche Neubau, 1897 durch Neubau von Otto Markert ersetzt
1827 Hinternah Dorfkirche I/P 12 Neubau, 1965 durch Neubau von Gerhard Kühn ersetzt
1828 Gittersdorf Dorfkirche Neubau
1830 Unterellen St. Trinitatis II/P 14 Neubau
1831 Vacha St. Johannes II/P 26 Neubau; 2002–2004 Restaurierung durch Orgelbau Waltershausen[9]
1834 Gehren St. Michael II/P 26 Neubau, 1895 durch Neubau von Wilhelm Sauer ersetzt
1837 Kirchheim Dorfkirche Neubau, zusammen mit Friedrich Wilhelm Holland[10]
1838 Oberkatz Dorfkirche II/P 13 Neubau, im alten Barockgehäuse
1838 Rittmannshausen Dorfkirche Neubau, zusammen mit Friedrich Wilhelm Holland[11]
1839 Schleusingen St. Johannis II/P 49 Neubau, 1894 durch Neubau von Theodor Kühn ersetzt, Teile erhalten
1840 Eisenach St. Georg III/P 40 größter Neubau, hinter dem Prospekt von Georg Christoph Stertzing (1719)[12]
1842 Marksuhl St. Hubertus II/P 24 Neubau, zusammen mit Friedrich Wilhelm Holland
1857 Urbich St. Ulrici II/P 10 Neubau

Friedrich Wilhelm Holland

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1837 Rengshausen Dorfkirche I/P 11 Neubau[13]
1840 Harmuthsachsen Dorfkirche Neubau[14]
1842 Ettenhausen an der Suhl Dorfkirche II/P 11 Neubau
1843 Aschenhausen Dorfkirche I/P 9 Neubau
1843 Mollenstorf Dorfkirche I 5 Neubau, Einbau durch Carl Ernst Laue[15]
1844 Wülfershausen St. Vitus I/P 10 Neubau
1845 Göringen Dorfkirche I/P 9 Neubau
1845 Fürstensee Dorfkirche I 3 Neubau, Einbau durch Carl Ernst Laue
1846 Ettischleben St. Cyriakus I/P 11 Umbau der Orgel von um 1820
1846 Lauchröden St. Martin II/P 16 Neubau
1846 Urspringen ev. Kirche II/P 20 Neubau, 1983 Erweiterung durch Hey Orgelbau[16]
1847 Görbitzhausen St. Johannis II/P 15 Neubau
1847 Gehren St. Michael II/P 26 Umbau der Holland-Orgel von 1834
1850 Frauensee St. Marien II/P 14 Neubau
1850 Gerthausen Dorfkirche II/P 14 Neubau
um 1850 Dippach St. Katharina II/P 13 Neubau; 2006 Restaurierung durch Orgelbau Waltershausen[17]
1851 Erfurt Barfüßerkirche II/P 34 Umbau der Orgel von vor 1700
1851 Kratzeburg Dorfkirche I 4 Neubau, 1992 durch Neubau von Wolfgang Nußbücker ersetzt; Prospekt erhalten[18]
1854 Erfurt Augustinerkirche II/P 33 Neubau
1855 Oberwillingen St. Martin I/P 11 Neubau
1855 Wokuhl Dorfkirche Neubau, Einbau durch Carl Ernst Laue
1856 Wichtshausen St. Bonifatius II/P 15 Neubau
1856 Herlefeld Dorfkirche Neubau[19]
1857 Sallmannshausen St. Marien II/P 13 Neubau
1858 Manebach Zum Kripplein Jesu II/P 14 Neubau
1858 Schönstedt St. Martini II/P 18 Neubau, 1960 neobarocke Umdisponierung durch Rudolf Böhm
1859 Wümbach Dorfkirche II/P 16 Neubau, 2007 Restaurierung durch Orgelbau Schönefeld[20]
1860 Erfurt Reglerkirche II/P 26 Neubau, 1974 durch Neubau von Friedrich Löbling aus Erfurt ersetzt
1861 Hauröden St. Trinitatis I/P 8 Neubau, Restauriert durch Karl Brode[21]
1863 Wusseken Dorfkirche Neubau
1863 Erfurt Zum Heiligen Geist II/P 20 Neubau
1864 Wünschensuhl St. Barbara II/P 14 Neubau
1864 Altenfeld Dorfkirche II/P 16 Neubau, 1930 durch Neubau von Wiegand Helfenbein ersetzt
1865 Eisenach St. Annen Neubau, 1974 durch Neubau von Rudolf Böhm ersetzt
1866 Elsa ev. Kirche II/P 12 Neubau
1866 Themar St. Bartholomäus II/P 25 Umsetzung der Schmidt-Orgel von 1852 auf die 2. Empore
1867 Arnstadt St. Georg I/P 8 Neubau
1867 Heldritt St. Nikolaus
II/P 15 Neubau, nur noch Teile erhalten
1870 Sachsenbrunn Zum Heiligen Kreuz II/P 13 Umbau der Ludwig Glaser-Orgel von 1868[22]
1870 Willmersdorf Dorfkirche II/P 12 Neubau
um 1870 Nöda St. Marien II/P 21 Neubau
1871 Martinroda Dorfkirche II/P 21 Neubau
1872 Lichtentanne Dorfkirche II/P 11 Neubau
1874 Fechheim St. Michael
II/P 18 Neubau
1875 Schalkau St. Johannis II/P 23 Neubau

August Holland

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1882 Eckardtshausen St. Matthäus II/P 11 Neubau
1882 Sarnow Kirche I/P 7 Neubau
1883 Kagendorf St. Petri I/P 8 Neubau
1889 Oberellen Dorfkirche II/P 15 Neubau
1889 Beuernfeld St. Immanuel I/P 8 Neubau, nur Teilweise erhalten
vor 1892 Alt Kosenow St. Marien I/P 9 Neubau

Literatur

  • Hartmut Haupt: Orgeln in Nord- und Westthüringen. Hrsg.: Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege, Landeskonservator Rudolf Zießler. Ausbildung und Wissen GmbH, Bad Homburg und Leipzig 1998, ISBN 3-932366-00-X.
  • Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Suhl. Staatliche Museen Meiningen, Suhl 1985.
  • Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Gera. Rat des Bezirkes Gera, Gera 1989.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S. 258 f.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 2: Sachsen und Umgebung. Pape Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5.

Einzelnachweise

  1. Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. VEB Deutscher Verlag für Musik, Frankfurt 1980, ISBN 3-920112-76-8, S. 80.
  2. a b c d Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S. 258.
  3. a b Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2019, ISBN 978-3-921140-58-1, S. 259.
  4. Matthias Herrmann (Hrsg.): Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert. Laaber-Verlag, 1998, ISBN 3-89007-331-X, S. 221.
  5. Orgel in Jesuborn (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive), abgerufen am 22. Dezember 2017.
  6. Informationen zur Orgel in Niederzwönitz. Abgerufen am 3. Juli 2023 (niederländisch).
  7. Informationen zur Orgel in Wolkenburg-Kaufungen. Abgerufen am 3. Juli 2023.
  8. Informationen zur Orgel in Möhrenbach. Abgerufen am 4. Juli 2023 (niederländisch).
  9. Informationen zur Orgel in Vacha. Abgerufen am 23. Dezember 2017 (niederländisch).
  10. Informationen zur Orgel in Kirchheim. Abgerufen am 6. Juli 2023 (niederländisch).
  11. Informationen zur Orgel in Rittmannshausen. Abgerufen am 5. Juli 2023 (niederländisch).
  12. Felix Friedrich, Eberhard Kneipel: Orgeln in Thüringen – Ein Reiseführer (= 242. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Kamprad, Altenburg 2010, ISBN 978-3-930550-67-8, S. 105.
  13. Informationen zur Orgel in Rengshausen. Abgerufen am 8. Juli 2023 (niederländisch).
  14. Informationen zur Orgel in Harmuthsachsen. Abgerufen am 8. Juli 2023 (niederländisch).
  15. Informationen zur Orgel in Mollenstorf (Memento vom 23. Dezember 2017 im Internet Archive), abgerufen am 23. Dezember 2017.
  16. Informationen zur Orgel in Urspringen. Abgerufen am 5. Juli 2023 (niederländisch).
  17. Informationen zur Orgel in Dippach. Abgerufen am 5. Juli 2023 (niederländisch).
  18. Informationen zur Orgel in Kratzeburg (Memento vom 13. April 2021 im Internet Archive), abgerufen am 23. Dezember 2017.
  19. Hans Götz: Kleine Kirchengeschichte Herlefeld. 1991, S. 12 (archiv-spangenberg.de [PDF; abgerufen am 6. Juli 2023]).
  20. Informationen zur Orgel in Wümbach. Abgerufen am 6. Juli 2023 (niederländisch).
  21. Informationen zur Orgel in Hauröden. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  22. Informationen zur Orgel in Sachsenbrunn. Abgerufen am 6. Juli 2023.