Glückselig ist der von den Menschen auf Erden, der das geschaut hat: Wer nicht in die heiligen Mysterien eingeweiht wurde, wer keinen Teil daran gehabt hat bleibt ein Toter in dumpfer Finsternis.
Beethoven: Symphony No. 9 in D minor / movement IV (Finale)
Friedrich Schiller: An die Freude
Freude, schoner Gotterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt,
Alle Menschen werden Bruder,
Wo dein sanfter Flugel weilt.
Seid umschlungen, Millionen!
Diesen KuB der ganzen Welt!
Bruder - uberm Sternenzelt
MuB ein lieber Vater wohnen.
Wem der groBe Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja - wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wers nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.
Was den groBen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.
Freude trinken alle Wesen
An den Brusten der Natur,
Alle Guten, alle Bosen
Folgen ihrer Rosenspur.
Kusse gab sie uns und Reben,
Einen Freund, gepruft im Tod,
Wollust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.
Ihr sturzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schopfer, Welt?
Such ihn uberm Sternenzelt!
Uber Sternen muB er wohnen.
Freude heiBt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Rader
In der groBen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Spharen rollt sie in den Raumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt.
Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prachtgen Plan,
Wandelt, Bruder, eure Bahn,
Freudig wie ein Held zum Siegen.
Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lachelt sie den Forscher an.
Zu der Tugend steilem Hugel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den RiB gesprengter Sarge
Sie im Chor der Engel stehn.
Duldet mutig, Millionen!
Duldet fur die beBre Welt!
Droben uberm Sternenzelt
Wird ein groBer Gott belohnen.
Gottern kann man nicht vergelten,
Schon ists, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn,
Keine Trane soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.
Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesohnt die ganze Welt!
Bruder - uberm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.
Freude sprudelt in Pokalen,
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut.
Bruder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Romer kreist,
LaBt den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem guten Geist!
Den der Sterne Wirbel loben,
Den des Seraphs Hymne preist,
Dieses Glas dem guten Geist
Uberm Sternenzelt dort oben!
Festen Mut in schweren Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Mannerstolz vor Konigsthronen -
Bruder, galt es Gut und Blut:
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lugenbrut!
SchlieBt den heilgen Zirkel dichter,
Schwort bei diesem goldnen Wein,
Dem Gelubde treu zu sein,
Schwort es bei dem Sternenrichter!