Frutigen

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Frutigen
Wappen von Frutigen
Wappen von Frutigen
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Frutigen-Niedersimmentalw
BFS-Nr.: 0563i1f3f4
Postleitzahl: 3714 Frutigen
3724 Ried
3725 Achseten
UN/LOCODE: CH FTN
Koordinaten: 616200 / 159140Koordinaten: 46° 35′ 0″ N, 7° 39′ 0″ O; CH1903: 616200 / 159140
Höhe: 800 m ü. M.
Höhenbereich: 750–2603 m ü. M.[1]
Fläche: 72,28 km²[2]
Einwohner: 7068 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 98 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
9,1 %
(31. Dezember 2023)[4]
Gemeindepräsident: Hans Schmid (SVP)
Website: www.frutigen.ch
Sicht von der Tellenburg
Sicht von der Tellenburg

Sicht von der Tellenburg

Lage der Gemeinde
Karte von FrutigenBrienzerseeHinterstockenseeOberstockenseeOeschinenseeThunerseeKanton FreiburgKanton WallisVerwaltungskreis Bern-MittellandVerwaltungskreis Interlaken-OberhasliVerwaltungskreis EmmentalVerwaltungskreis Obersimmental-SaanenVerwaltungskreis ThunAdelbodenAeschi bei SpiezDärstettenDiemtigenErlenbach im SimmentalFrutigenKandergrundKanderstegKrattigenOberwil im SimmentalReichenbach im KandertalSpiezWimmis
Karte von Frutigen
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Frutigen ist eine politische Gemeinde und der Hauptort des Verwaltungskreises Frutigen-Niedersimmental des Kantons Bern in der Schweiz.

Die Gemeinde liegt im Kander- und Engstligental und erstreckt sich von der Niesenkette bis zum Gehrihorn. Frutigen ist in acht Bäuerten (Ortsteile) aufgeteilt, darunter Achseten und Elsigbach im Engstligental.

Die Ostflanke der Niesenkette wird als Spissen bezeichnet, was von Spiss, einem schmalen Stück Land kommt. Auf 1000 bis 1200 m ü. M. sind die kleinen Siedlungen namens Rinderwald, Ladholz, Lintern, Kratzern, Gempelen, Zwischenbäch und Ried auf abfallenden Terrassen angeordnet, darunter führen bewaldete Steilhänge bis zur Talsohle. Die einzelnen Spissen sind vom Tal her durch Waldsträsschen erschlossen, als Querverbindungen gibt es durch die Tobel nur schmale, ausgesetzte Bergwanderwege.[5]

Luftbild (1967)

Eine Lappenaxt aus der Bronzezeit ist die erste Spur von Bewohnern in Frutigen. Münzen und eine eiserne Pflugschar belegen eine römische Besiedlung des Kandertales.

Im 8. oder im 9. Jahrhundert wurde die erste Kirche in Frutigen gebaut, der älteste Beleg einer Kirche stammt von 1228. Die heutige Kirche wurde nach einem Brand 1727 neu aufgebaut. 1234 wurde die Ortschaft als Frutingen erstmals erwähnt.[6]

Um dringende Schulden begleichen zu können, verkaufte Anton von Turn im Jahr 1400 für 6200 Florentiner Gulden die Herrschaft Frutigen an den Schultheissen von Bern. Das Kandertal wurde eine Bernische Landvogtei, verwaltet durch einen Kastlane (Landvogt) mit Sitz auf der Tellenburg. Die Tellenburg wurde im 12. Jahrhundert durch Berchthold V. von Zähringen als Wehrburg gebaut und ist heute zu einer Ruine verfallen.

Wie das übrige Oberland widersetzte sich 1528 auch Frutigen der von Bern eingeführten Reformation, musste aber nach dem Zusammenbruch des Interlakner Aufstandes den neuen Glauben annehmen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Gegend ein Zentrum der reformierten Erweckung im Berner Oberland.

In der Helvetischen Republik von 1798 bis 1803 war Frutigen der Hauptort des Distrikts Frutigen im Kanton Oberland. Danach war das Kandertal wieder ein bernisches Oberamt und ab 1831 ein Amtsbezirk. 1850 spaltete sich Kandergrund von Frutigen ab, das zu einer eigenen Gemeinde wurde, zu der bis 1909 auch Kandersteg gehörte.

Am 3. August 1827 zerstörte ein Dorfbrand 82 Häuser und 48 Scheunen, ausser der Kirche blieben nur sechs Wohnhäuser unversehrt.

Das Nordportal des Lötschberg-Basistunnels bei Frutigen

Ab 1804 verkehrte ein Postwagen von Frutigen nach Thun. Mit dem Ausbau der Verkehrswege öffnete sich das Kandertal dem Tourismus und der Industrialisierung. 1901 wurde Frutigen durch die Eisenbahn mit Spiez verbunden; die Weiterführung durch den Lötschbergtunnel nach Brig erfolgte 1913. 1917 verkehrte der erste Postautokurs nach Adelboden. Das Nordportal des 2007 in Betrieb genommenen Lötschberg-Basistunnels liegt auf Frutiger Gebiet.

Frutigen ist seit 1865 Sitz einer Sekundarschule, Berufsschulen und eines Bezirksspitals[7] (1907) sowie seit 2010 Hauptort des neu gebildeten Verwaltungskreises Frutigen-Niedersimmental.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Militärflugplatz Frutigen im Rahmen des Réduit gebaut. Heute ist der Militärflugplatz Frutigen eine Gewerbezone und wird als Parkplatz verwendet. Jährlich findet auch das Country-Festival Frutigen statt.

Wie in den meisten Alpengebieten beruht die Landwirtschaft hauptsächlich auf Grasanbau und Viehwirtschaft. Frutigen hatte schon im 14. Jahrhundert einen Viehmarkt. Die Viehzucht war ein bedeutender Erwerbszweig, bis 1866 gab es eine eigene Viehrasse, den Frutigschlag.

Seit Jahrhunderten war das Kandertal das Land der Schafweiden. Sämtliche Wolle wurde im Tal selbst verarbeitet, zum Frutigtuch, das für Trachten im ganzen Bernbiet sehr gefragt war. Der Höhepunkt der Tuchfabrikation war im 19. Jahrhundert.

Der Anbau von Getreide war gemäss Urkunden aus dem 15. Jahrhundert unbedeutend. Es standen zwar bis ins 17. Jahrhundert zwölf Mühlen im Tal, die aber ihr Korn hauptsächlich im Unterland einkauften. Für den Anbau von Kartoffeln waren die Verhältnisse bedeutend günstiger und sie fanden deshalb rasch weiteste Verbreitung. Die ersten Kartoffeln wurden 1729 angepflanzt. Für die Anbauschlacht beim Plan Wahlen wurden die Ackerflächen noch einmal ausgedehnt. Heute gibt es in Frutigen fast keinen Ackerbau mehr.

Tropenhaus Frutigen

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Der Lötschberg-Basistunnel gibt auf der Nordseite pro Sekunde etwa 100 Liter rund 20 °C warmes Bergwasser ab. Die Idee, das Bergwasser für eine Störzucht und die Produktion von tropischen Früchten zu nutzen, wurde durch das 2009 eröffnete Tropenhaus umgesetzt.

Die 91 Industrie-Betriebe beschäftigten 2001 1096 Arbeitnehmer und waren zusammen mit dem Dienstleistungssektor (204 Betriebe mit 1476 Beschäftigten) die hauptsächlichen Arbeitgeber in Frutigen. Der Schieferabbau ist das älteste Bergwerksrecht und geht auf das Jahr 1486 zurück. 1937 war die Blütezeit des Schieferabbaus mit 196 Beschäftigten.

Der Landsäckelmeister Friedrich Schneider errichtete 1850 die erste Zündholzfabrik, 15 Jahre später gab es bereits 15 Betriebe mit insgesamt 332 Angestellten. 1972 wurde die Zündholzherstellung eingestellt. Boten aus dem Zündholzzeitalter gibt es noch deren zwei. Eine davon ist die Bühler Holzspan, die ein Spanschachtelmuseum führt.

Die heutige Industrie setzt vor allem auf die Herstellung von Hydraulikteilen. Rund 700 Angestellte sind im Hydraulikbereich beschäftigt. Die Wandfluh AG zählt zu den wichtigsten Betrieben im Tal.

Gesundheitswesen

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Frutigen verfügt über ein Spital mit 24-Stunden-Notfallversorgung. Es gehört zum Klinikverbund Spitäler Frutigen Meiringen Interlaken der FMI AG.

Zur Reinigung des Abwassers wurde die Gemeinde an die ARA Thunersee in der Uetendorfer Allmend angeschlossen.[8]

Sehenswürdigkeiten

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Richtung Adelboden, am Hostalde (Hohstalden), überspannt eine der längsten Fussgänger-Hängebrücken Europas das Tal der Engstligen in 38 Metern Höhe. Die Seilbrücke wurde 2006 gebaut, ist 153 Meter lang und mit 30 Tonnen Gewicht belastbar. Sie ist in Privatbesitz, aber tagsüber der Öffentlichkeit zugänglich. Der Innovationspreis Berglandwirtschaft des Berner Oberlandes wurde mit folgender Begründung den Eigentümern verliehen: Es sei «ein abgeschlossenes innovatives Projekt, schaffe neue Arbeitsplätze, verkaufe regionale Produkte und sei touristisch von Nutzen».[9] An dem der Strasse gegenüberliegenden Brückenende besteht eine bescheidene Einkehrmöglichkeit.

Die Führungsaufgaben (Exekutive) übernehmen der Gemeinderat und der Gemeinderatspräsident, Hans Schmid. Die parteipolitische Situation im Gemeinderat setzt sich seit der Wahl vom 8. November 2021 ab 2022 wie folgt zusammen[10]:

Der Gemeindepräsident präsidiert die Legislative der Gemeinde, die Gemeindeversammlung. Er hat hauptsächlich repräsentative Funktionen und ist Ombudsstelle der Gemeinde. Gemeindepräsident ist Faustus Furrer (parteilos).

Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Frutigen (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SVP 41,33 % (+0,17), EDU 17,23 % (+5,53), glp 10,90 % (−1,46), EVP 8,59 % (−1,63), SP 7,63 % (+1,11), Mitte 4,56 % (−1,25), FDP 3,66 % (−0,28), Grüne 2,91 % (−0,99), SD 0,42 % (+0,09).[11]

Persönlichkeiten

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Commons: Frutigen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Frutigen – Reiseführer
  • Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen. II. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Bern. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 2: Hermann Rennefahrt: Das Statutarrecht der Landschaft Frutigen bis 1798. Aarau 1937 (online).
  • Ischt net mys Tal emitts. Maria Lauber (1891–1973). Lesebuch. Hrsg. von der Kulturgutstiftung Frutigland, Zytglogge, Bern 2016.

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Spissen im eLexikon, S. 45663.
  6. Anne-Marie Dubler: Frutigen (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  7. Website des Spitals Frutigen.
  8. Das Einzugsgebiet der ARA Thunersee. In: arathunersee.ch. Abgerufen am 16. Juli 2022.
  9. Oberländer Innovationspreis für die Frutiger Hängebrücke. In: SRF News. 10. Januar 2014.
  10. Die fünf Bisherigen sind wiedergewählt. In: Jungfrau Zeitung. 8. November 2021.
  11. Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.