Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80
Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80 | |
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Aktiv | 1821/1866 bis 1919 |
Staat | Kurfürstentum Hessen, Königreich Preußen |
Streitkräfte | Kurfürstlich Hessische Armee, Preußische Armee |
Truppengattung | Infanterie |
Ehemalige Standorte | Wiesbaden, Bad Homburg vor der Höhe |
Das Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kurfürstlich Hessische Armee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Verband wurde 1821, nach dem Regierungsantritt des Kurfürsten Wilhelm II., mit der Bezeichnung Leib-Garde-Regiment aus den beiden am 22. November 1813 im Rahmen der Kurfürstlich Hessischen Armee des restituierten Kurfürstentums Hessen errichteten Regimentern Leib-Grenadier-Garde und Garde-Grenadiere gebildet.
Das II. Bataillon des Regiments wurde 1849 im Krieg gegen Dänemark eingesetzt.
Preußische Armee
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen im Jahre 1866 wurde das Leibgarde-Regiment in die Preußische Armee überführt und durch A.K.O. vom 30. Oktober 1866 neu gebildet. Es formierte sich aus dem Stamm des bisherigen Regiments sowie aus Kompanien der Infanterie-Regimenter Nr. 31, 32, 71 und 72. Garnisonen waren Wiesbaden (I. Bataillon), Diez (II. Bataillon) und Weilburg (III. Bataillon). Am 5. November 1867 erhielt es den Namen Hessisches Füsilier-Regiment Nr. 80. Eine weitere Umbenennung wurde am 27. Januar 1889 vorgenommen. Zur Erinnerung an den 1870 während des Krieges gegen Frankreich in der Schlacht bei Sedan gefallenen Generalleutnant Hermann von Gersdorff wurde das Regiment nach ihm benannt und führte die Bezeichnung Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Hessisches) Nr. 80.
Zur Jubiläumsfeier seines 25-jährigen Bestehens als Preußisches Regiment wurde dem Regiment von Wiesbaden das Königliche Theater für die Zeremonie am 29. Oktober 1891 zur Verfügung gestellt. Der Prolog und die erläuternden Beschreibungen der Lebendigen Bilder wurden von Harry von Wright, dem damaligen Adjutanten des Regiments, verfasst. Dieser trug auch den Prolog vor, während die Bilderläuterungen vom Hofschauspieler Köchy gesprochen wurden.[1]
Durch A.K.O. vom 27. Januar 1902 wurde der landmannschaftliche Bezug geändert und der Verband hieß bis zur Auflösung Füsilier-Regiment „von Gersdorff“ (Kurhessisches) Nr. 80.
Deutsch-Französischer Krieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 nahm das Regiment an den Kämpfen bei Weißenburg (4. August), Wörth (6. August), Sedan (1. September), sowie vom 22. September 1870 bis 28. Januar 1871 an der Einschließung und Belagerung von Paris teil. Das Denkmal für die Gefallenen des Regimentsangehörigen des Krieges wurde am 16. Dezember 1874 auf dem Wiesbadener Exzerzierplatz des Regiments enthüllt. Am 31. Dezember wurden in der Marktkirche die gemäß A. K. O. vom 2. September 1873 errichteten Gedenktafeln für die im Feldzuge 1870/71 Gefallenen der Regimenter 80, 87 und des Feldartillerie-Regiments Nr. 27 eingeweiht.[2]
Boxeraufstand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anlässlich des Boxeraufstands meldeten sich ein Offizier, drei Unteroffiziere und 53 Füsiliere des Regiments freiwillig zum Dienst nach China.
Deutsch-Südwestafrika
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auch anlässlich der Niederschlagung des Aufstandes der Herero und Nama meldeten sich wieder Angehörige des Regiments freiwillig zum Dienst. 1904/06 wurden drei Offiziere, zwei Ärzte, acht Unteroffiziere und 17 Füsiliere nach Deutsch-Südwestafrika gesandt.
Erster Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Beginn des Ersten Weltkriegs machte das Regiment am 2. August 1914 mobil. Es bildete, zusammen mit dem in Frankfurt am Main stationierten 1. Kurhessischen Infanterie-Regiment Nr. 81, die 42. Infanterie-Brigade innerhalb der 21. Division und des XVIII. Armee-Korps. Das Regiment wurde an der West- und Ostfront eingesetzt.
Verbleib
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Kriegsende kehrten die Reste des Regiments in die Heimat zurück, wo vom 26. Dezember 1918 bis 3. Januar 1919 in Braunfels die Demobilisierung erfolgte. Der Stab und das I. Bataillon traten zum Freikorps „Hessen-Nassau“ über. Aus anderen Teilen des Regiments bildete sich eine Freiwilligenabteilung, die im Grenzschutz Ost zum Einsatz kam.
Mit der Bildung der Vorläufigen Reichswehr kamen der Stab und das I. Bataillon dann zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 22.[3]
Die Tradition führte in der Reichswehr ab 24. August 1921 die 12. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments fort.
In Bad Homburg erinnert das Achtziger-Denkmal an das Regiment. In Wiesbaden wurde 1930 auf dem Neroberg ein bis heute intaktes Denkmal für den Einsatz des Regiments im Ersten Weltkrieg errichtet.
Regimentschefs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis 1866 war der jeweils regierende Kurfürst von Hessen Chef des Regiments. Danach waren es vom preußischen König ernannte Persönlichkeiten.
Dienstgrad | Name | Datum |
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General der Infanterie | Leopold Hermann von Boyen | 16. Juni 1871 bis 19. Februar 1886 |
Kaiserin Friedrich[4][5] | 18. Oktober 1897 bis 5. August 1901 | |
Prinzessin Margarethe von Preußen | 10. August 1901 bis Auflösung |
Kommandeure
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dienstgrad | Name | Datum[6] |
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Oberstleutnant/ Oberst |
Gebhard von Colomb | 30. Oktober 1866 bis 19. Juni 1871 |
Oberstleutnant/ Oberst |
Konstantin Ernst Thilo von Kaweczynski | 20. Juni 1871 bis 10. Januar 1876 |
Oberst | Ludwig Alfons August von Thompson | 11. Januar 1876 bis 10. Februar 1882 |
Oberst | Ewald von Keyserlingk | 11. Februar 1882 bis 24. Januar 1887 |
Oberst | Hugo von Saß-Jaworski | 25. Januar 1887 bis 24. März 1890 |
Oberst | Friedrich von Gersdorff | 25. März 1890 bis 7. Mai 1892 |
Oberst | Hubert von Weise | 8. Mai 1892 bis 14. Februar 1896 |
Oberstleutnant | Erich Lölhöffel von Löwensprung | 15. Februar bis 17. April 1896 |
Oberst | Erich Lölhöffel von Löwensprung | 18. April 1896 bis 21. Mai 1899 |
Oberst | Paul von Dassel | 22. Mai 1899 bis 26. Januar 1900 |
Oberst | Karl von Wachter | 27. Januar 1900 bis 25. April 1901 |
Oberst | Albano von Jacobi | 18. Mai 1901 bis 21. April 1905 |
Oberst | Richard von Süßkind-Schwendi | 22. April 1905 bis 20. Mai 1907 |
Oberst | Richard von Conta | 21. Mai 1907 bis 19. März 1911 |
Oberst | Wolfgang Treusch von Buttlar-Brandenfels | 20. März 1911 bis 30. September 1913 |
Oberst | Max Joachim von Hake | 1. Oktober 1913 bis 11. September 1914 |
Oberst | Adolf Braun | 12. September 1914 bis 8. Januar 1916 |
Oberstleutnant | Kurt Nickisch von Rosenegk | 9. Januar 1916 bis Dezember 1918 |
Oberst | Max Olfenius | 1919 (Abwicklungsstelle) |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Dechend: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hess.) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900. Mittler & Sohn, Berlin 1901
- Hans Dechend: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches). Elwert’sche Universitäts- und Verlagsbuchhandlung, Berlin 1913.
- Friedrich von Lettow-Vorbeck (Bearb.): Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des Kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1631 bis 1913. Elwert, Marburg, 1913
- Bernhard von Fumetti: Das Königlich Preußische Füsilier-Regt. von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 im Weltkriege 1914–1918. 1. Teil (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents. Nr. 130,1). Stalling, Oldenburg i.O. / Berlin 1925. Online verfügbar: Württembergische Landesbibliothek
- Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 146.
- Kurt Nickisch von Rosenegk: Das Königlich-Preußische Füsilier-Regt. von Gersdorff (Kurhessisches) Nr. 80 im Weltkriege 1914–1918. 2. Teil (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Truppenteile des ehemaligen preußischen Kontingents. Nr. 130,2). Scharfdruck, Wetzlar 1929. Online verfügbar: Württembergische Landesbibliothek
- G. Voigt: Deutschlands Heere bis 1918. Band 3, Biblio Verlag, Osnabrück 1982. ISBN 3-7648-1199-4.
- Vom Exerzierplatz zum Wohnquartier: Die Geschichte des Europaviertels. Ortsbeirat Rheingauviertel/Hollerborn (Hrsg.) in Verbindung mit der Stadtentwicklungsgesellschaft und dem Kulturamt/Stadtarchiv Wiesbaden, Thorsten Reiß Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-928085-53-3.
- von Memerky: Das Offizier-Korps des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hessisches) Nr. 80. 1866 bis 1891. Mittler & Sohn, Berlin 1891.
- Günther Voigt: Die Infanterie-, Füsilier- bzw. Grenadier-Regimenter 61–99 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 3. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
- Klaus von Bredow, Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band 1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Dechend: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hess.) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900. S. 600–601.
- ↑ Hans Dechend: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hess.) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des kurhessischen Leibgarde-Regiments von 1632 bis 1900. S. 553.
- ↑ Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 146.
- ↑ Victoria nahm nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1888 den Namen Kaiserin Friedrich an.
- ↑ Hans Dechend: Geschichte des Füsilier-Regiments von Gersdorff (Hess.) Nr. 80 und seines Stamm-Regiments des kurhessischen Liebgarde-Regiments von 1632 bis 1900. Mittler & Sohn, Berlin 1901, S. 623.
- ↑ Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 209 f.