Glockengießerei Grassmayr (Innsbruck)

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Grassmayr Glockengießerei GmbH
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1599
Sitz Innsbruck Osterreich Österreich
Leitung Johannes Grassmayr
Mitarbeiterzahl ca. 40 (2013)[1]
Umsatz ca. 3,1 Millionen € (2013)[1]
Branche Gießerei
Website www.grassmayr.at

Die Grassmayr Glockengießerei GmbH ist eine seit mehr als 400 Jahren bestehende Glockengießerei mit Unternehmenssitz in Innsbruck. Der Familienbetrieb wurde einst von Bartlmä Grassmayr im Hof seines Vaters, dem „Heidenhaus“ in Habichen, ein Weiler in der Gemeinde Oetz, gegründet. Heute gehört das Unternehmen zu den größten Glockenherstellern weltweit und belieferte bisher 100 Länder mit Glocken.

Geschichte

Heidenhaus in Habichen – Hier goss Bartlmä Grassmayr seine erste Glocke
Heutige Glockengießerei mit Museum in der Leopoldstraße

Bartlmä Grassmayr, Sohn einer Hafengießereifamilie, legte 1599 im Heidenhaus in Habichen mit dem Guss seiner ersten Glocken den Grundstein für das Traditionsunternehmen Grassmayr. Sie ist die wahrscheinlich erste Glockengießerei Tirols. Am 29. März 1595 wurde das Heidenhaus von seinem Vater, Hansen Grassmayr vom Lärchenhof in Tumpen, erworben und zunächst für den Guss von Häfen (Ausdruck für Glockenspeistöpfe, also Vorläufer der heutigen Kochtöpfe) benutzt, genau genommen hinter dem Haus „in der alten Stampfen“. Als Bartlmä nach einer achtjährigen Wanderschaft wieder nach Habichen zurückkehrte, goss er 1599 seine erste Glocke. Er fertige sein erstes Geläut für seine Heimatgemeinde Habichen an und war stolz darauf. Während seiner Wanderschaft lernte er die Glockenkunst beim Aachener Glockengießer Joan von Teer. Damit wurde Bartlmäs Beruf zur Berufung. „SOLI DEO GLORIA – An Gottes Segen ist alles gelegen.“, die ersten Worte in seinem Wanderbuch.

Am 16. Mai 1601 wurde Bartlmäs Sohn Johann Grassmayr († 4. April 1683 in Wilten) geboren. Dieser führt Jahre später das Unternehmen weiter. Er absolvierte die Glockengießerlehre bei seinem Onkel Jakob Veit Grassmayr in Feldkirch und einige Jahre als wandernder Glockengießer.

1633 wurde das Habicher Heidenhaus mit Fresken ausgestaltet. Gut 200 Jahre nutzte man es noch für den Glocken- und Metallguss.

Mit der Verbesserung der Verkehrssysteme verlegte die Ötztaler Firma anno 1836 ihren Firmensitz nach Innsbruck-Wilten in den Ansitz Straßfried. Noch heute befindet sich dort die Gießerei. Weitere Betriebe wurde in Feldkirch und Brixen (größte Glockengießerei der österreichisch-ungarischen Monarchie) eröffnet.

Bis heute hütet man das Fachwissen und das Geheimnis jeder Glockenrippe und wird jeweils von Vater auf den Sohn weitervererbt. Johannes Grassmayr führt in der 14. Generation die Geschäfte.[1]

Kernkonzepte

Das Unternehmen Grassmayr legt auf qualitätsorientierte und marktführende Spezialisierung in Nischen, deren Betreuung Qualität und gutes Service braucht. Ganz voran ist der Glockenbereich. Um eine ausgesprochen hohe Qualität einer Glocke zu erreichen, müssen alle Töne miteinander harmonieren. In Österreich ist das Unternehmen Marktführer und belieferte bereits über 100 Länder mit Glocken. Die kleinste Glocke hat einen Durchmesser von 4 cm, die größte von rund 335 cm. Die heutigen Öfen fassen ein Gesamtvermögen von 37 Tonnen flüssige Glockenspeise.

Grassmayr hat sich auch auf diverse Techniken im Kirchturmbereich spezialisiert. Glockenstühle, Glockencomputer, Läutemaschinen und Kirchturmuhren gehören zu den Hauptprodukten. Nebenbei gehören zu den speziellen Technikgeräten auch die traditionsgemäßen Klöppelfänger. Diese sind vor allem in den europäischen Alpenländern üblich. Ebenso führt das Unternehmen auch Wartung und Montage durch.

Grassmayr ist es auch ein Anliegen, alte Schätze zu bewahren. So werden alte historische Joche, Glockenstühle und Turmuhren nicht durch neue ersetzt, sondern sorgfältig restauriert. Dafür hat das Unternehmen eigene Werkstatten: Im Elektrobereich, Modellbereich und Holzbereich.

Neben dem Glockenguss zählt auch der Kunstguss zum Angebot von Grassmayr. Bronzetafeln, Reliefs, Türgriffe, Grabverzierungen, Skulpturen und Spezialbronzerohre werden in Verbindung mit moderner Gusstechnik angefertigt.

Das Unternehmen betreibt auch ein Glockenmuseum, das mit dem „Österreichischen Museumspreis“ ausgezeichnet wurde.

Bedeutende Glocken

Land/Stadt/Ort Name der Glocke Gussjahr Nominal Durchmesser Gewicht Bemerkungen
Rumänien - Bukarest -- 2016 c0 335,5 cm 25.190 kg Die Glocke für die Kathedrale der Erlösung des Volkes, die im November 2016 gegossen wurde, wird mit 3,3 Metern Höhe die größte der Kathedrale. Zugleich wird sie die Petersglocke des Kölner Domes als größte freischwingende Kirchenglocke der Welt ablösen.[2]
IsraelBerg Tabor Taborglocke 2012 d0 287,1 cm 15.684 kg Die Glocke wurde in der neu entwickelten Rippe „Grassmayr-Mozart“ gegossen. Die Wandstärke liegt bei 22 cm (vgl. Pummerin: 21 Tonnen, 314 cm Durchmesser und 23 cm Wandstärke). Sie wurde per Schiff von Triest über die Adria nach Israel geliefert. Auf Wunsch des Klosters wird die Glocke an einem gekröpften Joch und mit einem Fallklöppel geläutet.[3]
A - Mösern Friedensglocke des Alpenraums 1997 es0 254,0 cm 10.080 kg Sie gilt als Symbol des Friedens und des Zusammenhaltes im Alpenraum und wurde anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer (ARGE ALP) gegossen.[4] Sie hängt im Freien oberhalb von Mösern. Mit einem Nettogewicht von 10.180 kg (mit den Armaturen inklusive des 500 kg schweren Klöppels wiegt sie bis zu 12.000 kg) gilt sie als größte Glocke Nordtirols, jedoch nicht als größte in einem Turm schwingende. Aufgrund der von Grassmayr damals gewählten Rippe (die sogenannte Grassmayr-Rippe, womöglich eine abgeänderte Form der Kurtz-Rippe des Glockengießers Kurtz aus Stuttgart), aufgespaltener Teiltöne durch einen Fehler der Gussform (Abweichung von der Rotationssymmetrie), und der untypischen Aufhängung im Freien besitzt die Glocke einen sehr blechernen, jaulenden und klirrenden Klang. Unter Campanologen wird sie deshalb auch als Friedensglocke des Alptraumes bezeichnet. Vor wenigen Jahren wurde ein Haarriss an der Klöppelanschlagsstelle entdeckt, was zu einer etwa 45°-Drehung der Glocke führte. Regelmäßig wird die Glocke von der Firma Grassmayr begutachtet.
D - Schwarzach (Odenwald) Mörserglocke 2000 e0 250,0 cm 9.820 kg Die Mörserglocke wurde von einem Privatmann gespendet, um symbolisch an die Umsiedlung einer Mörsersammlung zu erinnern. Nach dem klanglichen Rückschlag beim Guss der Friedensglocke zu Mösern wurde die Grassmayr erworbene Pfundner-Rippe gewählt und ein deutlich besseres Klangergebnis erzielt.
A - InnsbruckJesuitenkirche (Innsbruck) Schützenglocke 1959 e0 248,0 cm 9.080 kg Zum 150-jährigen Jubiläum des Tiroler Freiheitskampfes wurde 1959 von den Schützenkompanien Innsbrucks die Schützenglocke gestiftet. Sie dient als Ersatz für die größte Glocke des im Jahre 1901 angeschafften Monumentalgeläutes vom italienischen Glockengießer Chiappani in den Tönen e0-gis0-h0-cis1-e1-fis1-gis1. Sie gilt als die größte freischwingende Kirchturmglocke Tirols. Bei einem Durchmesser von knapp 2,50 Metern und einem Gesamtgewicht von ca. 10 Tonnen füllt sie beim Läuten die gesamte Turmstube aus. Sie erklingt nur jeden Freitag um 15 Uhr zur Sterbestunde Jesu und an hohen Feiertagen. Ein besonderes Merkmal dieser Glocke ist der stark hervordringende reine Quart-Nebenschlagton a0, der den Klang der Glocke ziemlich obertönig und grell erklingen lässt, aber ihr einen unverwechselbaren Charakter verleiht.
A - Feldkirch Katzenturmglocke 1857 f0 243,0 cm 8.573 kg Sie ist die größte Glocke Vorarlbergs und hängt im Katzenturm in Feldkirch. Gegossen wurde sie von Josef Anton Grassmayr. Sie läutet jeden Freitag um 15 Uhr. Im Jahre 2010 wurde eine Generalsanierung durch die Glockengießerei Perner aus Passau durchgeführt. Dabei wurde der Klöppelfänger entfernt, ein neuer Klöppel eingebaut und das Stahljoch durch ein Holzjoch ausgetauscht.
A - Innsbruck – Dom zu St. Jakob Mariahilf- oder große Pfarrglocke 1846 ges0 221,0 cm 6.342 kg Die Mariahilfglocke hängt im Nordturm des Innsbrucker Doms St. Jakob und ist die zweitgrößte historische Glocke Tirols.
I - Lana Herz-Jesu-Glocke 1 1996–2014 g0 215,0 cm 6.248 kg Sie gilt als die größte Kirchenglocke Südtirols. Aufgrund der Rippen hatte sie einen volltönigen und einen lang nachhallenden Klang. 15 Jahre nach ihrem Guss wurden an der Glockenwand mehrere irreparable Risse festgestellt, die einen Neuguss notwendig machten.
I - Lana Herz-Jesu-Glocke 2 ab 2014 g0 214,0 cm 6.205 kg Die neue Herz-Jesu-Glocke wurde am 16. Mai 2014 gegossen. Sie wurde am 28. Juni 2014 durch Abt Bruno Platter geweiht.
Serbien - BelgradTempel des Heiligen Sava - 2001 g0 204,0 cm 6.128 kg Sie bildet zusammen mit 48 weiteren Glocken eines der größten Geläute der Republik Serbien.
A - Bregenz – Pfarrkirche St. Gebhard St.-Gebhards-Glocke 1964 as0 196,0 cm 4.563 kg Seit 1958 besaß die St.-Gebhard-Kirche eine kleine Glocke im Ton as1 von Grassmayr. Nach Abschluss der Bauarbeiten der Kirche wurde ein vierstimmiges Geläute in den Tönen as0–c1–es1–f1 angeschafft, wobei die große Glocke alles wertvolles Klanginstrument geschätzt wird. Sie wurde vom Bregenzer Baumeister G. Hinteregger gestiftet.
A - Lauterach Heldenglocke 1932 a0 186,9 cm 4.255 kg Die Heldenglocke ist eine der wenigen Zwischenkriegszeitglocke von Grassmayr und überstand zusammen mit ihren Schwestern unbeschadet den 2. Weltkrieg.
A - InnsbruckStift Wilten Auferstehungsglocke 1996 as0 189,0 cm 4.195 kg Die größte Glocke des Stifts Wilten gilt als eine der schönsten Glocken im Innsbrucker Raum. Sie läutet nur an hohen Feiertagen. Bedingt durch ihre Größe muss sie an einem leicht gekröpften Joch läuten, was durch einen hohen Läutewinkel aber optimal kaschiert wird.
A - Altach Kriegerglocke 1962 a0 186,0 cm 3.900 kg Diese Glocke läutet an einem leicht gekröpften Joch.
I - Brixen (Südtirol) Sext-Glocke 1838 a0 185,7 cm 3.895 kg Die Sext-Glocke wurde in Innsbruck in der "Oetztaler-Rippe" gegossen. Fürstbischof Bernhard II. Galura weihte sie Ende August 1838 ein. Der Name "Sext" kommt vom sechsten Ton, A, auf der Tonskala. Mit Armaturen wiegt sie mehr als vier Tonnen.
I - St. Pauls (Eppan) St. Paulsnerin 1701 b0 183,6 cm bis 187,0 cm 3.860 kg bis 4.984 kg Die erste St. Pauslnerin wurde 1676 gegossen. Sie musste jedoch bereits 1701 umgegossen werden (vermutlich wegen eines Gussfehlers). Den Auftrag zum Neuguss bekam Georg Grassmayr, der persönlich nach Eppan kam, um die Glocke zu gießen. Der Guss gelang. Dr. Josef Weingartner nennt sie die „berühmteste und zweitgrößte des Landes“ (die große Glocke vom Kloster Muri Gries ist mit 5.026 kg noch schwerer). Das Gewicht der St. Paulsnerin kann nicht exakt geschätzt werden. So soll sie 4.984 kg wiegen und einen Durchmesser von 1,87 m besitzen. Bis heute gehört die Paulsnerin zu den größten Barockglocken Südtirols und ist für ihren hervorragenden schönen Klang berühmt.
A - Wattens – Neue Pfarrkirche Große Glocke 1958 a0 186,0 cm 3.855 kg Läutet an einem gekröpften Joch mit Gegengewichtsklöppel.
A - St. Johann in Tirol Marien- und Wetterglocke 1773 a0 180,0 cm 3.800 kg Die große Glocke der Dekanatspfarrkirche St. Johann in Tirol ist eine der ältesten Barockglocken Tirols. Sie wurde von Wolfgang Bartlmä Grassmayr in Habichen bei Oetz gegossen. Die Glocke teilt eine interessante Geschichte. Als Großglocke überstand sie beide Weltkriege, was eine Seltenheit darstellt. Einer Erzählung nach übertraf der Durchmesser der Glocke die Breite der Schallfenster, sodass eines hätte aufgebrochen werden müssen, um die Glocke aus dem Turm zu heben. Da man sich zu den damaligen Zeiten nicht sicher war, ob die Turmfenster nicht zum Einsturz der oberen Turmhälfte führten, beließ man der Einfachheit halber die Glocke im Turm, und so erging sie dem Einschmelzen zu Kanonen- und Kugelmaterial. Mit Kreide wurde nach Endes des Krieges auf die Glocke geschrieben: "Maria Anna hoaß i, alle Wetter woaß i, alle Wetter vertreib i und zu St. Johann bleib i". Im Jahre 2010 wurde der barocke Klöppel durch einen neuen jedoch überdimensionierten Klöppel (bis zu 400 kg schwer aufgrund eines Berechnungsfehlers) ausgetauscht. Das führte zu einer erheblichen Belastung der Glocke und sie drohte zu springen. Kurze Zeit darauf tauschte Grassmayr den Klöppel wieder und baute einen dem Gewicht entsprechenden ein. Um die Glocke wegen ihres Alters zu schonen, läutet sie heute nur mehr halb so hoch wie früher.
A - Thaur - 1947 a0 182,0 cm 3.763 kg Sie ist eine der größten unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegossenen Glocken, und stellt zusammen mit den kleineren Glocken in den Tönen cis1–e1–fis1–a1 eines der größten Geläute im Innsbrucker Raum dar. 2010 wurde das Mauerwerk des Kirchturms baufällig aufgrund der hohen Belastung während des Glockenläutens. Das Geläute wurde von der Glockengießerei Perner aus Passau grundsaniert. Alle Klöppelfänger wurden entfernt, und um einen langsameren Läutrhythmus zu gewährleisten, wurden die Glocken mit gekröpften Jochen versehen und es wurden Gegengewichtsklöppel eingebaut. Nach zwei Jahre kam in der Pfarrei und in der Bevölkerung Unmut über den nicht gewöhnlichen Läutrhytmus der Glocken auf, sodass die gekröpften Joche gegen Holzjoche getauscht wurden. Flugklöppel ersetzten die Gegengewichtsklöppel. Bis heute verzichtet man auf die gewöhnliche Läuttradition mit Klöppelfängern. Eine entsprechende Gegenpendelanlage wie in der Nachbargemeinde Absam in der Wallfahrtskirche könnte dieses Problem beseitigen.
A - GrazGrazer Dom Erlöserglocke 1987 b0 176,5 cm 3.534 kg Eine der größten Glocken der Steiermark.
A - Steinach am Brenner Herz-Jesu-Glocke 1946 a0 175,0 cm 3.498 kg Diese Glocke ist eine der größten, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gegossen wurde, und die größte Glocke im Wipptal.
A - InnsbruckWiltener Basilika - 1865 b0 175,0 cm 3.133 kg
A - InnsbruckInnsbrucker Dom Priminusglocke 1961 b0 172,0 cm 3.123 kg Sie ist die zweitgrößte Glocke des Innsbrucker Domes und wurde 1961 gegossen. Ihr Ton ist ein erhöhtes b0, das manchmal auch als h0 angegeben wird.
A - Brixen im Thale Friedens- und Wetterglocke 1948 h0 167,0 cm 3.045 kg Die Friedensglocke gilt als die schwerste Glocke des Brixentals.
I - Cortina d’Ampezzo - 1857 b0 172,0 cm 3.047 kg Sie ist eine der größten und wertvollsten Glocken Venetiens.
A - Imst Die große „Annemarie“ 1955 h0 ≈170,0 cm 2.840 kg Die Imster Bevölkerung gab die Hoffnung nicht auf, ihre große "Annemarie" aus den 20er Jahren nach Ende des Krieges wieder zurück zu bekommen. Als nach zehn Jahren ein Zurückkommen aussichtslos erschien und man das Warten aufgab, erteilte man Grassmayr den Auftrag zum Guss einer neuen Annemarie. Sie gilt als sehr gelungenes Meisterwerk. Sie wird traditionell hoch geläutet und erklingt nur an hohen Feiertagen.
I - Tramin Sankt Maria Anna (Große Wetterglocke) 1726 c1 159,2 cm 2.750 kg Die große Glocke von Tramin erklingt schon mehr als 200 Jahre aus dem etwa 83 Meter hohen freistehenden Turm. Sie wurde von Josef Grassmayr gegossen und gilt als eine der wohlklingendsten Glocken Südtirols. Sie enthält eine ganz besondere Inschrift:

St. Maria Anna heiß ich, Schön bin ich, das weiß ich, Im Traminer Turm bleib ich, Die schiechen Wetter vertreib ich.

A - Matrei in Osttirol Herz-Jesu-Glocke 1949 h0 ≈165,0 cm 2.636 kg Die Herz-Jesu-Glocke zu Matrei in Osttirol ist eine der größten im Bezirk Lienz und erschallt aus dem etwa 85 Meter hohen Turm der Pfarrkirche. Sie wird nur freitags um 15 Uhr, sowie an Sonn- und Feiertagen geläutet.
A - VompAbtei St. Georgenberg-Fiecht - 1929 c1 ≈150,0 cm ≈2.500 kg Eine der wenigen erhaltenen Zwischenkriegsglocken.
I - Völs am Schlern - 1703 c1 154,1 cm 2.400 kg Eine der ältesten Glocken Südtirols. Eine Besonderheit ist, dass die Glocke besonders hoch geläutet wird (ca. 11,5 Uhr).
A - Zell am Ziller St. Vitus-Glocke 1744 des1 150,0 cm ≈2.000 kg Eine wohlklingende barocke Glocke. Josef Grassmayr aus Brixen hat sie gegossen. 1946 wurde sie durch vier weitere Glocken ergänzt. 2011 erhielt sie einen neuen Klöppel.
A - Vill - 1750 es1 k. A. k. A. Die große Glocke von Vill wurde im Jahre 1750 von Wolfgang Bartlmä Grassmayr gegossen und gehört zu den ältesten Barockglocken Tirols.

Geschichte der großen Glocke des Innsbrucker Domes

Die Mariahilfglocke im Innsbrucker Dom zählt zu den bedeutendsten Glocken des Historismus in Österreich.
Votivbild der Kaiserglocke in der Liebfrauenkirche zu Kitzbühel

Die große Glocke des Innsbrucker Doms hat eine besondere Geschichte.[5] Nachdem Innsbruck von der Choleragefahr 1836/37 weitgehend verschont blieb, beschlossen die Innsbrucker Bürger, aus Dankbarkeit eine besonders große Glocke für den Dom – damals noch Stadtpfarrkirche – gießen zu lassen. Diese Glocke wurde am 1. Dezember 1840 von Johann Grassmayr gegossen. Mit ihrem Gewicht von etwa 112 ctn (entspricht 6.272 kg) und einem Durchmesser von 213 cm erklang sie auf einem leicht erhöhten g0. Um einen besonders wuchtigen Klang zu erzielen montierte man einen viel zu schweren Klöppel. Durch diese übermäßige Beanspruchung sprang die Glocke bereits nach wenigen Jahren am 25. Juli 1844. Im Jahr darauf wurde die Glocke vom Turm abgenommen und ein Umguss beschlossen.

Diesmal bekam Grassmayrs schärfster Konkurrent Josef Georg Miller den Auftrag für den Neuguss, der am 29. August 1845 erfolgte. Die Vorbereitungen zum Guss und auch der Guss selbst verliefen jedoch nicht ohne Probleme. Nach Beendigung der Gussarbeiten fiel ein Ziegelstein auf die noch heiße Glocke und hinterließ eine große Delle an der Haube neben der Krone. Zudem war durch einen Fehler bei der Herstellung der Form der Schlagton der Glocke um etwa einen Halbton zu hoch, gis0 statt g0. Die Innsbrucker waren mit diesem Ergebnis nicht zufrieden und lehnten die Glocke ab. Miller musste der Pfarre den Preis für das zur Verfügung gestellte Metall zahlen und auch die für die Glockenzier eigens hergestellten Modeln herausgeben. Er versuchte daraufhin, die Glocke anderweitig zu verkaufen.

Ein Jahr darauf erhielt nun wieder Johann Grassmayr den Auftrag zur Herstellung der großen Pfarrglocke. Am 14. Juni 1846 erfolgte der Guss, aber auch diesmal gab es ein Missgeschick: zu wenig Metall floss in die Form, die nicht vollständig gefüllt wurde. Grassmayr musste noch einmal von vorn anfangen. Nach sechs Wochen war es endlich soweit: am 1. August 1846 wurde die große Glocke erfolgreich gegossen. Noch heute läutet sie vom Nordturm des Domes und gehört zu den größten Glocken des Historismus in Österreich und zu den größten Glocken Tirols.

Miller versuchte inzwischen immer noch, die abgelehnte Glocke zu verkaufen, wobei er sich als Preis mit dem reinen Materialwert begnügte. Schließlich wurde Baumeister Sebastian Schweinester aus Kitzbühel auf diese Glocke aufmerksam. Es gelang ihm, seine Heimatgemeinde davon zu überzeugen, sie zu erwerben, und initiierte dafür eine Spendenaktion. Sogar Bürgermeister Josef Traunsteiner ging persönlich von Haus zu Haus sammeln. 1847 wurde die Glocke dann tatsächlich erworben und nach Kitzbühel gebracht, wo sie noch heute vom Turm der Liebfrauenkirche läutet.[6] Sie gilt als klangschönste Glocke Tirols. Ihren Namen Kaiserglocke erhielt sie erst im Ersten Weltkrieg, da sie durch einen besonderen Erlass des Kaisers von der Ablieferung zu Kriegszwecken verschont blieb.

Bemerkenswert ist, dass sich Grassmayrs große Innsbrucker Domglocke und Millers Kaiserglocke in Kitzbühel zum Verwechseln ähnlich sind. Beide tragen die gleiche Glockenzier und auch nahezu die gleichen Inschriften, denn Grassmayr verwendete dafür dieselben Modeln wie Miller. Auch Gewicht und Größe sind nahezu gleich: die Kaiserglocke ist mit 6.374 kg um 32 kg schwerer, während die Domglocke mit 221 cm einen um 6 cm größeren Durchmesser besitzt.

Sonstiges

Im September 2018 soll im Innsbrucker Dom die beschädigte Glocke mit Nominal g1 durch eine neue Glocke der Glockengießerei Grassmayr ersetzt werden. Diese hat ein Gewicht von 777 Kilogramm und einen Durchmesser von 107 Zentimeter.[7]

Weblinks

Commons: Grassmayr Glockengießerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Die Geschichte der Glockengießerei Grassmayr. Grassmayr, 2013;.
  2. Rekord gefallen – Größte freischwingende Glocke der Welt zukünftig nicht mehr in Köln auf www.wamsiedler.de vom 13. April 2017; abgerufen am 15. April 2017.
  3. Größte Grassmayr-Glocke mit 15 Tonnen gegossen
  4. Friedensglocke Mösern
  5. Jörg Wernisch: Glockenkunde von Österreich. Journal-Verlag, Lienz 2006.
  6. Aus der Geschichte Kitzbühels. (PDF; 1,4 MB) Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Oktober 2013; abgerufen am 7. Juni 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kitzalps.com
  7. orf.at: Innsbrucker Dom bekommt neue Glocke. Artikel vom 17. September 2018, abgerufen am 18. September 2018.

Koordinaten: 47° 15′ 22,2″ N, 11° 23′ 53,6″ O