Großbreitenbach (Ortsteil)

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Wappen Deutschlandkarte
Großbreitenbach (Ortsteil)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Großbreitenbach (Ortsteil) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 35′ N, 11° 1′ O keine Zahl: Ungültiger Metadaten-Schlüssel 16070025Koordinaten: 50° 35′ N, 11° 1′ O
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Ilm-Kreis
Verwaltungs­gemeinschaft: Großbreitenbach
Höhe: 630 m ü. NHN
Fläche: 19,6 km2
Einwohner: Ungültiger Metadaten−Schlüssel 16070025 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: Fehler im Ausdruck: Unerkanntes Wort „span“ Einwohner je km2
Postleitzahl: 98701
Vorwahl: 036781
Kfz-Kennzeichen: IK, ARN, IL
Gemeindeschlüssel: 16 0 70 025
Adresse der
Stadtverwaltung:
Markt 11-13
98701 Großbreitenbach (Ortsteil)
Website: www.stadt-grossbreitenbach.de
Bürgermeister: Hans-Jürgen Beier (Großbreitenbach 2000)
Lage der Stadt Großbreitenbach (Ortsteil) im Ilm-Kreis
KarteAlkerslebenAmt WachsenburgArnstadtBösleben-WüllerslebenDornheimElgersburgEllebenElxlebenGeratalGroßbreitenbachIlmenauMartinrodaGehrenOsthausen-WülfershausenPlaueStadtilmWitzlebenThüringenLandkreis Schmalkalden-MeiningenSuhlLandkreis HildburghausenLandkreis SonnebergLandkreis Saalfeld-RudolstadtLandkreis Weimarer LandErfurtLandkreis Gotha
Karte

Großbreitenbach ist ein staatlich anerkannter Erholungsort im Ilm-Kreis in Thüringen. Die Landstadt ist Mitgliedsgemeinde und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Großbreitenbach.

Geografie

Großbreitenbach liegt auf einer Hochfläche im Thüringer Schiefergebirge, nah der westlichen Nahtstelle zum Thüringer Wald. Die Stadt liegt in einer Höhe von 570 bis 660 m und zählt bereits zum Wassereinzugsgebiet der Schwarza. Nördlich von Großbreitenbach erhebt sich der Lange Berg, südöstlich liegt das Schwarzatal.

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn, beginnend im Norden: Gillersdorf,Friedersdorf, Böhlen, Meuselbach-Schwarzmühle, Katzhütte, Altenfeld,Neustadt am Rennsteig, Gehren

Geschichte

Stadtrechts-Urkunde von 1855

Großbreitenbach wurde 1399 erstmals erwähnt. Damals trug der Ort den Namen Breytenbach. Die Deutung des Namens gibt kaum Rätsel auf. Die ersten Siedler siedelten wahrscheinlich in der Nähe des heute gleichnamigen Baches in breiter Fläche. Möglich ist auch die Deutung aus dem mittelhochdeutschen gebreite als Ackerbreite oder Acker. Aufgrund der geografischen Gegebenheiten, kann dies aber fast gänzlich ausgeschlossen werden.

Es wird von ersten Siedlungen im Jahre 1150 gesprochen, die aber sehr wahrscheinlich als falsch angenommen werden können, denn in einer Urkunde der Schwarzburger Grafen aus dem Jahre 1190 fehlt in diesem Gebiet jede Erwähnung.

Im Jahre 1550 wurden dem Ort dann die Marktrechte verliehen. 1621 wurde Großbreitenbach zum Flecken erhoben und 1855 wurde es schließlich Stadt. 1848 wurde hier im Zuge der Märzrevolution der fünfte Thüringer Volkstag durchgeführt. Der Schützenverein der Stadt wurde bereits 1603 gegründet. Er ist somit der älteste Verein der Stadt. Seit 1645 ist ein Pfarrhaus in Großbreitenbach bekannt. 1660 wurde eine erste Apotheke von Johann-Matthias Mylius eröffnet. Seit 1777 gab es auch in Großbreitenbach Porzellanherstellung. Sie existiert jedoch heute nicht mehr. Im Jahr 1868 wurde Großbreitenbach von einem Stadtbrand großteils zerstört.

Die Eisenbahn erreichte die Stadt 1883 durch die Linie Ilmenau-Großbreitenbach. Das neue Großbreitenbacher Schulgebäude wurde 1912 eröffnet. 1915 wurde ein großes Glaswerk für Hohlglas erbaut. Es stand am Katzstein. Bis 1918 gehörte der Ort zur Oberherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen.

Zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus im Juli 1933 wurden 60 politische Gegner verhört, nochmals am 12. Oktober, wobei sich brutale Prügelszenen abspielten. Insgesamt wurden 46 Bürger Opfer politischer Verfolgung.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges mussten 400 Frauen und Männer vorwiegend aus der Sowjetunion Zwangsarbeit verrichten: im Glas- und Metallwerk Carl Lincke, in der Zigarrenfabrik Carl Jul. Klein, im Sägewerk Carl Macholdt, in der Hohlglasindustrie Hermann Bulle, im Glaswerk Wiegand & Schmidt, in der Firma Siemens & Halske und im Forstamt.[3]

Am 11. April 1945 wurde die Stadt kampflos an die Truppen der US Army übergeben und damit Zerstörungen und zu erwartende Todesopfer verhindert. 1959 wurde der Campingplatz der Stadt eröffnet. 1965 eröffnete man ein Trainingszentrum für Biathlon, in dem auch Peter Sendel und die Geschwister Andrea und Manuela Henkel ihre ersten Trainingseinheiten absolvierten. 1984 wurde das Schulgebäude am Markt 13 umgebaut und als Haus 2 des Rathauses genutzt. Hier befindet sich heute die Ortsbibliothek von Großbreitenbach.

Einwohnerentwicklung

Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994: 31. Dezember):

  • 1530: 0550
  • 1895: 2830
  • 1910: 3255
  • 1955: 4385
  • 1977: 4244
  • 1994: 3338
  • 1995: 3317
  • 1996: 3220
  • 1997: 3298
  • 1998: 3195
  • 1999: 3181
  • 2000: 3136
  • 2001: 3120
  • 2002: 3079
  • 2003: 3022
  • 2004: 2963
  • 2005: 2895
  • 2006: 2786
  • 2007: 2751
  • 2008: 2733
  • 2009: 2700
  • 2010: 2688
  • 2011: 2647
  • 2012: 2636
  • 2013: 2600
  • 2014: 2618
Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik

Politik

Rathaus von Großbreitenbach
„Johannisturm“ (Glockenturm im Stadtzentrum)

Großbreitenbach ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Großbreitenbach.

Stadtrat

Der Rat der Stadt Großbreitenbach besteht aus 14 Ratsfrauen und Ratsherren.

(Stand: Kommunalwahl am 7. Juni 2009)

Bürgermeister

Hans-Jürgen Beier ist der ehrenamtliche Bürgermeister von Großbreitenbach. Bei der Wahl am 16. September 2012 konnte der Vorsitzende der Fraktion "Großbreitenbach 2000" und bisherige Beigeordnete 52,6 Prozent aller Stimmen für sich gewinnen. Es gab drei weitere Bewerber um das Amt; Nico Röser: 30,6 %, Gerhard Haucke: 9,9 %, Patrick Löchner: 6,9 %.

ehemalige Bürgermeister (unvollständige Auflistung)

Wappen

Blasonierung: „In Silber aus einem grünen mit drei goldenen Blumen belegten Dreiberg wachsend ein Wilder Mann mit Laubkranz und Laubschurz, in der Rechten ein blaues Malschloss, in der erhobenen Linken zwei dazugehörige blau Schlüssel.“

Das Wappen entstammt einem Gemeindesiegel aus dem 16. Jahrhundert mit der Umschrift S. DER GEMEIN ZU BREIDENBACH V.D.D.W. (=uff dem Doringer Walde). Das eigenartig gestaltete Mal- und Anwurfschloss wird noch heute im Rathaus aufbewahrt. In einer Jahrmarktspredikt des Pfarrers Holtzhey aus dem Jahre 1702 wird ein Hinweis zu einem „ruhmwürdigen Wald-Mal-Schloß“ gegeben; es sei notwendig gewesen, die Landstraße durch den Thüringer Wald zu verschließen bzw. zu verwahren, damit nicht jedermann habe durchkommen können. Der Wilde Mann scheint ein Hinweis auf die Fürsten von Schwarzburg zu sein, der Dreiberg deutet auf die Lage der Stadt im Thüringer Wald hin, die Blüten erinnern an das Heilkräutersammeln.[5]

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Der Alte Turm (auch Johannisturm) ist der Überrest der 1753 eingestürzten Johanniskirche, die 1570 erbaut wurde. Der Ersatzbau, die St. Trinitatiskirche von 1680/90 ist die größte Holzfachwerkkirche Thüringens und weist spätgotische Altäre und Barockstatuen auf. Sehenswert sind außerdem das Rathaus mit dem Fürstenbrunnen am Markt sowie das Thüringer Kloßpressenmuseum.

Das Großbreitenbacher Schwimmbad zählt mit einer Wasserfläche von 4000 m² zu den größten Freibädern der Region. Unmittelbar angrenzend gibt es auch einen Campingplatz.

Ein Denkmal aus dem Jahr 1965 an der Ecke Süd-/Parkstraße neben der Schule, die zu DDR-Zeiten den Namen Theodor Neubauers trug, erinnert an alle Opfer des Faschismus.

Wirtschaft und Verkehr

Frauen der Brigade „Fidel Castro“ bei der Montage im VEB Relaistechnik 1979
Bauern der MTS-Jugendbrigade "Ruth Krannich" im Gespräch
Bahnhof

Früher war der VEB Relaistechnik der wichtigste Arbeitgeber in der Stadt. Heute sind in Großbreitenbach vor allem Unternehmen der Metallindustrie, Kunststoffindustrie und Glasindustrie ansässig.

Von Großbreitenbach führen Straßen nach Gehren (Landesstraße 1047), Katzhütte, Böhlen und Altenfeld. Von 1883 bis 1998 war die Stadt Endpunkt der Bahnstrecke Ilmenau–Großbreitenbach.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Johannes Machold (1906–1947), Ehrenbürgerschaft postum für die kampflose Übergabe der Stadt im Zweiten Weltkrieg
  • Max Kahl (1882–1956), Ehrenbürgerschaft postum für die kampflose Übergabe der Stadt im Zweiten Weltkrieg
  • Ernst Macholdt (1898–1973), Ehrenbürgerschaft postum für die kampflose Übergabe der Stadt im Zweiten Weltkrieg
  • Joachim Wiegand (* 1935), Unternehmer, Gründer der „Neue Glaswerke Großbreitenbach GmbH“
  • Konrad Wiegand (* 1937), Unternehmer, Gründer der „Neue Glaswerke Großbreitenbach GmbH“
  • Peter Sendel (* 1972), Biathlet, Olympiasieger und Weltmeister

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

  • Friedrich Wilhelm Delkeskamp (1794–1872), Maler und Kupferstecher, lebte 1815 in Großbreitenbach, wo er die Porzellanmalerei erlernte
  • Carl Bühl (1839–1898), Besitzer der ehemals Greiner‘ schen Porzellanfabrik in Großbreitenbach und Mitglied des Schwarzburg-Sondershäuser Landtags
  • Paul Sauerbrey (1876–1932), Politiker (SPD, USPD), wirkte von 1907 bis 1911 als Bezirksarbeiter- und Gewerkschaftssekretär für Großbreitenbach und Umgebung
  • Roland Hoffmann (* 1938), emeritierter Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, 1965 bis 1976 Pfarrer in der Kirchengemeinde Großbreitenbach
  • Petra Enders (* 1965), Politikerin, 2004 bis 2012 Mitglied des Thüringer Landtags, seit dem 1. Juli 2012 Landrätin des Ilm-Kreises
  • Manuela Henkel (* 1974), Skilangläuferin, Olympiasiegerin und Weltmeisterin
  • Andrea Henkel (* 1977), Biathletin, Olympiasiegerin und Weltmeisterin

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung der Gemeinden vom Thüringer Landesamt für Statistik (Hilfe dazu).
  2. Unsere Neue Zeitung, 2. Oktoberausgabe, Nr. 21-2008, S. 13
  3. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933-1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 142, ISBN 3-88864-343-0
  4. Lydia Rosenfelder: Stasi-IM im Thüringer Landtag. Sein Deckname war Fritz Kaiser. In: faz.net, 26. November 2014. Abgerufen am 26. November 2014.
  5. Neues Thüringer Wappenbuch Band 2 Seite 13; Herausgeber: Arbeitsgemeinschaft Thüringen e.V. 1998 ISBN 3-9804487-2-X

Weblinks

Commons: Großbreitenbach – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien