Hans Christian Blech

Hans Christian Blech (* 20. Februar 1915 in Darmstadt; † 5. März 1993 in München) war ein deutscher Schauspieler.
Inhaltsverzeichnis
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Hans Christian Blech wurde in kleinbürgerliche Familienverhältnisse hineingeboren. Er absolvierte die Höhere Handelsschule in Darmstadt, brach eine Kaufmannslehre ab und nahm privaten Schauspielunterricht bei Staatsschauspieler Josef Keim. Nach seinem Debüt am Hessischen Landestheater war das Städtische Schauspiel Baden-Baden sein erstes festes Engagement. Es folgten: Stadttheater Krefeld (1936–37), Bühnen der Landeshauptstadt Kiel (1937–38), Städtischen Bühnen Freiburg (1938–39) und Altes Theater Leipzig (1939–41). Emil Jannings engagierte Blech 1939 für den von ihm produzierten Film Der letzte Appell, der allerdings infolge des Kriegsausbruchs nicht fertiggestellt wurde. 1941 wurde Blech zur Wehrmacht eingezogen und war als Soldat im Deutsch-Sowjetischen Krieg. Die markanten Narben in seinem Gesicht stammen nicht, wie vielfach zu lesen ist, aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern von einem Autounfall auf dem Darmstädter Luisenplatz, in den der damals 14-Jährige verwickelt war.
Ab 1945 war Blech an den Münchner Kammerspielen engagiert, deren Ensemble er bis 1955 angehörte, danach gastierte er an so gut wie allen großen deutschsprachigen Bühnen. Er arbeitete u. a. mit Bertolt Brecht und Fritz Kortner. Seine größten Bühnenerfolge waren die Titelrolle in Georg Büchners Woyzeck, 1952 an den Münchner Kammerspielen (Regie Hans Schweikart), und der Möbius in der Uraufführung von Friedrich Dürrenmatts Die Physiker, 1962 am Schauspielhaus Zürich (Regie Kurt Horwitz).
Sein Filmdebüt gab Blech 1948 in dem DEFA-Spielfilm Affaire Blum als heimtückischer Mörder Gabler. Er verkörperte häufig zwielichtige Gestalten, wie z. B. den Soldatenschinder Platzek in 08/15. Immer wieder spielte er in Kriegsfilmen deutsche Soldaten (u. a. 1962 in Der längste Tag und 1969 in Die Brücke von Remagen), war aber darauf bedacht, dieses Klischee mit Rollen wie der des KZ-Häftlings in Der Verschlag (1960) und der des Widerstandskämpfers in Morituri (1965) zu brechen.
Blech, der als Filmschauspieler unter anderem mit Helmut Käutner, Bernhard Wicki, Claude Chabrol, Patrice Chéreau und István Szabó zusammenarbeitete, wurde auch von Regisseuren des Neuen Deutschen Films wie Wim Wenders, Reinhard Hauff und Hans W. Geißendörfer häufig besetzt. Er war ab 1952 kurze Zeit mit der Schauspielerin Erni Wilhelmi verheiratet.
Hans Christian Blech wurde auf dem Alten Friedhof in Darmstadt bestattet.
Sein schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der Akademie der Künste in Berlin.[1]

Filmografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1948: Affaire Blum; Regie: Erich Engel
- 1950: Epilog – Das Geheimnis der Orplid; Regie: Helmut Käutner
- 1950: Entscheidung vor Morgengrauen (Decision Before Dawn); Regie: Anatole Litvak
- 1954: 08/15; Regie: Paul May
- 1954: Phantom des großen Zeltes (Zirkus Capelli); Regie: Paul May
- 1954: Geständnis unter vier Augen (Treffpunkt Kanalstraße); Regie: André Michel
- 1955: 08/15 – Im Krieg; Regie: Paul May
- 1955: 08/15 – In der Heimat; Regie: Paul May
- 1955: Banditen der Autobahn; Regie: Géza von Cziffra
- 1955: Kinder, Mütter und ein General; Regie: László Benedek
- 1955: Sauerbruch – Das war mein Leben; Regie: Rolf Hansen
- 1956: Weil du arm bist, mußt du früher sterben; Regie: Paul May
- 1957: Schinderhannes (Fernsehfilm); Regie: Peter Beauvais
- 1958: Schwarzer Stern in weißer Nacht (Un homme se penche sur son passé); Regie: Willy Rozier
- 1958: Solange das Herz schlägt; Regie: Alfred Weidenmann
- 1958: Die Bekehrung des Ferdys Pistora (Fernsehfilm); Regie: Rainer Wolffhardt
- 1959: Der Fall Pinedus (Fernsehfilm); Regie: Falk Harnack
- 1959: Ich schwöre und gelobe; Regie: Géza von Radványi
- 1959: Ruf ohne Echo (Fernsehfilm); Regie: Rainer Wolffhardt
- 1960: Hexenjagd (Fernsehfilm); Regie: Ludwig Cremer
- 1960: Das Erbe von Björndal; Regie: Gustav Ucicky
- 1961: Der Verschlag / Herzchen (L’enclos); Regie: Armand Gatti
- 1961: Zeit der Schuldlosen (Fernsehfilm); Regie: Fritz Schröder-Jahn
- 1962: Alle Macht der Erde (Fernsehfilm); Regie: August Everding
- 1962: Der längste Tag (The Longest Day); Regie: Ken Annakin, Bernhard Wicki, Andrew Marton, Gerd Oswald
- 1963: Der Besuch; Regie: Bernhard Wicki
- 1963: Detective Story – Polizeirevier 21 (Fernsehfilm); Regie: Theo Mezger
- 1963: Maria Stuart (Fernsehfilm); Regie: Hans Lietzau
- 1964: Marie Octobre (Fernsehfilm); Regie: Imo Moszkowicz
- 1965: Morituri; Regie: Bernhard Wicki
- 1965: Die letzte Schlacht (Battle of the Bulge); Regie: Ken Annakin
- 1966: Schornstein Nr. 4 (La voleuse); Regie: Jean Chapot
- 1966: Der schwarze Freitag (Fernsehfilm); Regie: August Everding
- 1966: Woyzeck (Fernsehfilm); Regie: Rudolf Noelte
- 1967: Die Verfolgung und Ermordung Jean Paul Marats (Fernsehfilm); Regie: Peter Schulze-Rohr
- 1967: König Ödipus (Fernsehfilm); Regie: Oswald Döpke
- 1967: Blick von der Brücke; (Fernsehfilm); Regie: Ludwig Cremer
- 1968: Cardillac; Regie: Edgar Reitz
- 1969: Die Brücke von Remagen (The Bridge at Remagen); Regie: John Guillermin
- 1970: Le client de la morte saison (The Traveller); Regie: Moshé Mizrahi
- 1971: Das Herz aller Dinge (Fernsehfilm); Regie: Oswald Döpke
- 1971: Tatort: Frankfurter Gold; Buch und Regie: Eberhard Fechner
- 1973: Der scharlachrote Buchstabe; Regie: Wim Wenders
- 1973: Im Zeichen der Kälte (Fernsehfilm); Regie: Uwe Brandner
- 1973: Das blaue Hotel (Fernsehfilm); Regie: Stanislav Barabáš
- 1972: Geheimagenten (Fernsehfilm); Regie: Eberhard Fechner
- 1972: Der Leuchtturm (Fernsehfilm); Regie: Vojtěch Jasný
- 1973: Der Mönch von San Dominico (Giordano Bruno); Regie: Giuliano Montaldo
- 1974: Das Fleisch der Orchidee (La chair de l’orchidée); Regie: Patrice Chéreau
- 1974: Tod in Astapowo (Fernsehfilm); Regie: Günter Gräwert
- 1974: Das einsame Haus (Fernsehfilm); Buch: Ladislav Mňačko; Regie: Thomas Fantl
- 1975: Van der Valk und die Toten (Fernsehfilm); Regie: Marcel Cravenne
- 1975: Don Juan in der Hölle (Fernsehfilm); Regie: Ludwig Cremer
- 1975: Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen (Les innocents aux mains sales); Regie: Claude Chabrol
- 1975: Falsche Bewegung; Regie: Wim Wenders
- 1975: Zerschossene Träume (L’appat); Regie: Peter Patzak
- 1975: Gefährlich lebt sich’s besser (Il faut vivre dangereusement); Regie: Claude Makovski
- 1975: Ansichten eines Clowns; Regie: Vojtěch Jasný
- 1976: Grüß Gott, ich komm von drüben (Fernsehfilm); Regie: Tom Toelle
- 1977: Das Verhör des Ernst Niekisch (Fernsehfilm); Regie: Oswald Döpke
- 1977: Victoria; Regie: Bo Widerberg
- 1977: Der Mädchenkrieg; Regie: Alf Brustellin, Bernhard Sinkel
- 1977: Winterspelt 1944; Regie: Eberhard Fechner
- 1977: Grete Minde; Regie: Heidi Genée
- 1978: Messer im Kopf; Regie: Reinhard Hauff
- 1979: Theodor Chindler (Fernsehmehrteiler); Regie: Hans W. Geissendörfer
- 1980: Meister Timpe (Fernsehfilm); Regie: Hartmut Griesmayr
- 1980: Nasvidenje v naslednji vojni; Regie: Živojin Pavlović
- 1980: Looping; Regie: Walter Bockmayer, Rolf Bührmann
- 1981: Der Zauberberg; Regie: Hans W. Geissendörfer
- 1981: Collin (Fernsehfilm); Regie: Peter Schulze-Rohr
- 1982: Qualverwandtschaften (Fernsehfilm); Regie: Oswald Döpke
- 1983: Satan ist auf Gottes Seite (Fernsehfilm); Regie: Wolfgang Staudte
- 1984: Lenin in Zürich (Fernsehfilm); Regie: Rolf Busch
- 1985: Via Mala (Fernsehfilm); Regie: Tom Toelle
- 1985: Oberst Redl (Redl ezredes); Regie: István Szabó
- 1985: Die Orgel (Fernsehfilm); Regie: Gero Erhardt
- 1985: Die letzte Rolle (Fernsehfilm); Regie: Egon Günther
- 1986: Kennwort Möwe (Fernsehfilm); Regie: Tom Toelle
- 1986: Aus familiären Gründen (Fernsehfilm); Regie: Axel von Ambesser
- 1986: Bitte laßt die Blumen leben; Regie: Duccio Tessari
- 1987: Der Schrei der Eule (Fernsehfilm); Regie: Tom Toelle
- 1988: Das Milliardenspiel (Fernsehzweiteiler); Regie: Peter Keglevic
- 1988: Cinema (5-teil. Fernsehfilm); Regie: Philippe Lefebvre
- 1990: Ungarisches Requiem (Magyar rekviem); Regie: Károly Makk
- 1990: Der achte Tag; Regie: Reinhard Münster
- 1990: Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution (Fernsehfilm); Regie: Jürgen Flimm
- 1990: Mit den Clowns kamen die Tränen (Fernsehfilm); Regie: Reinhard Hauff
- 1991: La Paloma fliegt nicht mehr (Fernsehfilm); Regie: Tom Toelle
- 1992: Begräbnis einer Gräfin (Fernsehfilm)
- 1992: Mademoiselle Fifi ou Histoire de rire (Fernsehfilm); Regie: Claude Santelli
- 1992: Die Ringe des Saturn (Fernsehfilm); Regie: Michael Kehlmann
- 1992: Das große Fest (Fernsehfilm); Regie: Frank Beyer
Hörspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1961: Wolfgang Weyrauch: Totentanz (Personalchef) – Regie: Martin Walser (Hörspiel – BR/NDR)
Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1966: Bester Darsteller für Woyzeck beim Internationalen Fernsehfestival Prag
- 1975: Filmband in Gold für Falsche Bewegung im Gesamtensemble
- 1976: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1979: Bambi
- 1981: Goldene Kamera für Collin
- 1991: Adolf-Grimme-Preis mit Silber für Wer zu spät kommt – Das Politbüro erlebt die deutsche Revolution (zusammen mit Martin Wiebel, Cordt Schnibben, Claudia Rohe, Jürgen Flimm und Dirk Dautzenberg)
- 1991: Ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste
- 1992: Sonderpreis des Bayrischen Fernsehpreises
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Blubacher: Hans-Christian Blech. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 1, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 217.
- Daniel Semler: Hans-Christian Blech – Bilder und Dokumente aus dem Leben des Schauspielers, Noa Noa Hörbuchedition, München 2000, ISBN 978-3932929205
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Hans Christian Blech im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Hans Christian Blech in der Internet Movie Database (englisch)
- Hans Christian Blech bei filmportal.de
- Hans-Christian Blech im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Hans-Christian-Blech-Archiv Bestandsübersicht auf den Webseiten der Akademie der Künste in Berlin
Personendaten | |
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NAME | Blech, Hans Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 20. Februar 1915 |
GEBURTSORT | Darmstadt |
STERBEDATUM | 5. März 1993 |
STERBEORT | München |