Harry Piel

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Harry Piel (* 12. Juli 1892 in Düsseldorf-Benrath; † 27. März 1963 in München; eigentlich Heinrich Piel) war ein deutscher Regisseur und Film-Schauspieler. Er war der erste deutsche „Sensationsdarsteller“. Heutzutage würde das „Action-Darsteller“ genannt werden.

Leben

Nach dem Besuch der Volksschule in Benrath und des Gymnasiums in Derendorf wurde Piel 1909 zunächst Kadett auf einem Segelschulschiff, der „Grossherzogin Elisabeth“ (ein gleichnamiges Segelschulschiff ist heute in der Unterweserstadt Elsfleth beheimatet). Darauf folgte eine kaufmännische Lehre, die er 1911 abbrach, um in Paris Kunstflieger zu werden. Aber schon ein Jahr später begann er wieder etwas Neues. In Berlin gründete er die „Kunst-Film-Verlags-Gesellschaft“ und drehte, als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent in einer Person, seinen ersten Spielfilm „Schwarzes Blut“ (1912) mit Curt Goetz in der Hauptrolle.

Weitere Filme sollten im Abenteuer- und Sensationsgenre folgen, in denen immer mehr „Action“ eingebaut wurde. Bald erhielt Piel den Beinamen „Dynamit-Regisseur“, da er einen Sprengmeister kannte, der ihn mit Informationen über bevorstehende Objektsprengungen versorgte, die Piel geschickt in seine Filme einzubauen wusste. 1915 wurde Piel das „hinter der Kamera stehen“ zu langweilig und er begann, auch vor der Kamera zu agieren. Der erste Film mit ihm als Hauptdarsteller, „Die große Wette“, kann dem Science-Fiction-Sujet zugerechnet werden, musste er sich doch mit so genannten „Maschinenmenschen“ auseinandersetzen.

In „Unter heißer Zone“ (1916) wurden erstmals waghalsige Raubtierszenen eingebaut, was Piel in weiteren Filmen, teilweise nach eigenen Dressuren, immer wieder aufgreifen sollte. Es folgten eine Reihe von Filmen (1918-1919), in denen er achtmal den Detektiv „Joe Deebs“ darstellte und mit dem Film „Der große Unbekannte“ (1919) begann er unter dem Namen „Harry Peel“ auch international bekannt zu werden. 1927 spielte er sogar in einer Doppelrolle mit Marlene Dietrich zusammen in dem Film „Sein größter Bluff“. Ebenfalls 1927 heiratete Piel die Schauspielerin Dary Holm (1897-1960), die auch in einigen seiner Filme die weibliche Hauptrolle spielte.

Der Sprung in den Tonfilm machte Piel mit der Doppelgänger-Komödie „Er oder ich“ (1930) keine Probleme und bis 1939 sollten noch viele erfolgreiche Abenteuerfilme folgen, so „Schatten der Unterwelt“ (1931), „Jonny stiehlt Europa“ (1932), „Ein Schiff ohne Hafen“ (1932, zum Teil gedreht in Bremerhaven), „Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt“ (1933), „Der Dschungel ruft“ (1935) und „Sein bester Freund“ (1937). Dann begannen jedoch Schwierigkeiten mit den Nazis, als der Film „Panik“ (1940-43) wegen allzu realistischer Darstellung von Luftangriffen verboten wurde. 72 Negative von seinen Filmen, darunter fast alle Stummfilme, wurden bei einem Fliegerangriff vernichtet. Nach dem Zusammenbruch des 3. Reiches wird Harry Piel, der (Förder)-Mitglied der SS gewesen war, und dies zunächst verschwiegen hatte, mit sechs Monaten Haft und fünf Jahren Berufsverbot belegt. Nach seiner Entnazifizierung gründete Harry Piel dann 1950 in Hamburg die „Ariel-Film“, mit der er jedoch nur noch mäßigen Erfolg hatte. Nach einem seiner letzten Filme, „Gesprengte Gitter“ (1953), der nach einem umgearbeiteten Skript von „Panik“ gedreht wurde, zog sich Piel aus dem Filmgeschäft zurück. Er ist beerdigt auf dem Waldfriedhof in München.

Filmografie

Literatur

  • Gerald Ramm: Das märkische Grabmal. Vergessene Filmlegenden zweier Drehorte. Woltersdorf 1997, 158 S., ISBN 3-930958-06-6
  • Gerald Ramm: Als Woltersdorf noch Hollywood war. Woltersdorf ????, 112 S.