Kriftel
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 5′ N, 8° 27′ O | |
Bundesland: | Hessen | |
Regierungsbezirk: | Darmstadt | |
Landkreis: | Main-Taunus-Kreis | |
Höhe: | 102 m ü. NHN | |
Fläche: | 6,76 km2 | |
Einwohner: | 11.123 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1645 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 65830 | |
Vorwahl: | 06192 | |
Kfz-Kennzeichen: | MTK | |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 36 009 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Frankfurter Straße 33–37 65830 Kriftel | |
Website: | www.kriftel.de | |
Bürgermeister: | Christian Seitz (CDU) | |
Lage der Gemeinde Kriftel im Main-Taunus-Kreis | ||
Kriftel ist eine Gemeinde im Main-Taunus-Kreis, Hessen (Deutschland).
Kriftel wird „Obstgarten des Vordertaunus“ genannt, da auf den Feldern, die um die Gemeinde liegen, neben Getreide auch Obst angebaut wird, vor allem Erdbeeren und Äpfel. Das herrschende Klima eignet sich gut zum Obstanbau.
Geografie
Lage
Kriftel liegt zwischen den Großstädten Frankfurt am Main und der Landeshauptstadt Wiesbaden an der Ostgrenze des Main-Taunus-Kreises. Durch Kriftel fließt der Schwarzbach, der zu früheren Zeiten noch Goldbach genannt wurde. Durch zunehmende Verschmutzung wurde er diesem Namen aber nicht mehr gerecht, heute hat sich die Situation aber wieder gebessert.
Kriftel grenzt im Nordosten an den Stadtteil Zeilsheim der kreisfreien Stadt Frankfurt am Main, im Süden an die Stadt Hattersheim am Main sowie im Westen an die Stadt Hofheim, mit der Kriftel eine bauliche Einheit bildet.
Gliederung
Kriftel besteht nur aus einem Ortsteil.
Geschichte
Bonifatiuszug
Im Juli 754 übernachtete der Leichenzug des Bonifatius nach Fulda vermutlich einmal am Übergang des Schwarzbachs auf dem Gelände der Ortschaft. Zu Ehren des Missionars wurde die Bonifatiuskapelle errichtet.
Erstmalige urkundliche Erwähnung und Namensfragen
Kriftel wurde im Jahr 790 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt, damals noch unter dem Namen Cruoftera (Schluchtenbach). In den ältesten erhaltenen Urkunden wurde Kriftel auch häufig als Cruftera oder Cruftero bezeichnet (mittelhochdeutsch Cruft – eingegraben). Bis ins 13. Jahrhundert wandelte sich diese Bezeichnung zu Cruftela beziehungsweise Cruftila, später zu Crüfftel.
Der Dreißigjährige Krieg
Der Dreißigjährige Krieg 1618 bis 1648 hinterließ in Kriftel starke Folgen. 13 Höfe der 1609 noch 44 Familien sowie eine Mühle fielen dem Krieg zum Opfer. Die erste Bonifatiuskapelle wurde während des Krieges ebenfalls zerstört, 1755 jedoch wieder neu gebaut.
Der große Brand
Das Dorf erholte sich trotz hoher Abgaben relativ schnell vom Krieg, wurde 1671 allerdings von einem weiteren Unglück getroffen. Von 1661 34 Häusern, die aus Fachwerk bestanden, überstanden nur 4 einen vom Sturm noch beschleunigten Brand, der morgens um 10 Uhr in der Scheune des Bürgermeisters ausgebrochen war.
Anfang des 19. Jahrhunderts zählte Kriftel 628 Einwohner.
Die Bonifatiuskapelle stand den fortschreitenden Straßenbauten im Weg und wurde 1959 abgerissen. Auf einer Anhöhe entstand dann die heutige und dritte Bonifatiuskapelle.
Die 1950er und 1960er Jahre
In der Nachkriegszeit ab 1945 bis zur Ölkrise 1973 wuchs Kriftel rasant mit einer durchschnittlichen Jahresrate von 4,5 % von 2.221 Einwohnern auf 8.335 an. Anfangs siedelten sich durch günstiges Bauland und verschiedene Bauprojekte vor allem Angehörige der ehemaligen Hoechst AG in Kriftel an. 1955 wurde die Krifteler Kläranlage eingeweiht, 1960 die ersten Hochhäuser am Berliner Platz gebaut. 1967 wurde die Kreissporthalle, 1968 schließlich der Sportplatz in Kriftel fertiggestellt. Ein Großprojekt der Gemeinde war der 1972 eingeweihte Freizeitpark mit Schwimmbad, der etwa 2 bis 3 % der Fläche Kriftels einnimmt.
Kampf um Selbständigkeit
In der Mitte der 1970er Jahre musste Kriftel um seine Selbständigkeit kämpfen, denn Hofheim wollte den Ort eingemeinden. Der gemeinsame Kampf gegen dieses Vorhaben hat das Gemeinschaftsgefühl der Krifteler noch verstärkt.
Die Gemeinde feierte 1990 ihr 1200-jähriges Bestehen.
Seit mehreren Jahren wird das Zusammengehörigkeitsgefühl erneut von Hofheim auf die Probe gestellt. Es ist eine Umgehungsstraße um Hofheim geplant (B 519), die mit einem nicht unwesentlichen Teil durch Krifteler Gemarkung führen würde. Nicht nur die zusätzliche Lärmbelastung für die an der Strecke liegenden dicht bebauten Wohngebiete wird kritisiert, sondern auch der enorme Landschaftsverbrauch, der zunehmende Verkehr in Kriftel und die Zerschneidung der Bebauung, die an der Grenze zwischen Kriftel und Hofheim liegen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr | Einwohner | Ereignisse |
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9.–17. Jhd. | etwa 100–180 | |
1648 | etwa 40–60 | Dreißigjähriger Krieg |
1772 | 341 | |
1880 | 633 | |
1910 | 1.556 | Aufschwung der chemischen Industrie |
1914 | 1.956 | Erster Weltkrieg |
1918 | 1.946 | |
1939 | 2.321 | Zweiter Weltkrieg |
1944 | 2.221 | |
1950 | 3.481 | Aufnahme von Evakuierten und Flüchtlingen |
1960 | 5.029 | Wirtschaftswunder |
1977 | 9.000 | |
01.05.2003 | 10.577 | |
31.12.2004 | 10.625 | |
31.12.2005 | 10.643 | |
31.12.2006 | 10.527 |
Die Bevölkerung Kriftels verteilt sich wie folgt auf die drei Altersgruppen: 0-14 Jahre: 14,2 %, 15-65 Jahre: 69,2 %, über 65 Jahre: 16,6 %. Damit hat Kriftel den höchsten Anteil Personen im erwerbsfähigen Alter im Main-Taunus-Kreis. Die Bevölkerungsdichte beträgt innerhalb der Gemarkung 1557 Einwohner pro Quadratkilometer. Beachtet man jedoch nur die bebauten Gebiete, so ergibt sich eine Dichte von 3606 Einwohner pro Quadratkilometer. Da die Neubaugebiete dichter bebaut sind, und stetig Baulücken aufgefüllt werden, ist in Zukunft mit einem Steigen der Bevölkerungsdichte zu rechnen.
Politik
Gemeindevertretung
Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2006 |
Sitze 2006 |
% 2001 |
Sitze 2001 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 53,6 | 16 | 58,4 | 22 |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 27,8 | 9 | 26,0 | 10 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 9,9 | 3 | 6,6 | 2 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 8,7 | 3 | 9,0 | 3 |
Gesamt | 31 | 37 | |||
Wahlbeteiligung in % | 57,6 | 55,8 |
Bürgermeister
Der größte politische Skandal der Stadt war die Verhaftung von Bürgermeister Börs, wegen Korruptions- Verdacht, am Buß- und Bettag 1991. [2]
Christian Seitz (CDU), der ursprünglich im Hofheimer Stadtteil Wallau geboren und aufgewachsen ist, setzte sich am 26. März 2006 mit 60,4 % der Stimmen im ersten Wahlgang gegen Karl-Heinz Greb durch. Der seit 1994 amtierende Bürgermeister Paul Dünte (CDU) trat nicht wieder zur Wahl an.
Partnerstadt
Partnerstadt Kriftels ist die französische Stadt Airaines, Picardie in Frankreich. Es werden regelmäßig von der Gemeinde Kriftels Austauschfahrten organisiert. Zu Ehren der Städtepartnerschaft wurde der Bahnhofsplatz, an dem sich auch die kostenfreie und von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragene Gemeindebücherei befindet, in Platz von Airaines umbenannt.
Verkehr
Kriftel liegt an der Autobahn A 66 und hat mit Frankfurt-Zeilsheim und Hofheim eine gemeinsame Anschlussstelle. Auf dem Gemeindegebiet liegt außerdem das Krifteler Dreieck, das A 66 und B 40 verknüpft. Die Autodichte liegt bei 609 PKW/1.000 Ew. was in Deutschland überdurchschnittlich, im Main-Taunus-Kreis aber unter dem Schnitt liegt.
Kriftel besitzt einen S-Bahnhof an der Main-Lahn-Bahn (Frankfurt am Main – Limburg an der Lahn), der von der Linie S2 der S-Bahn Rhein-Main bedient wird. Außerdem verkehren Regionalbusse der Main-Taunus Verkehrsgesellschaft.
Wirtschaft
Die Industrieentwicklung ist in Kriftel sehr ausgeprägt, 51 % der Arbeitsplätze sind im Bereich der Produktion angesiedelt. Das ist Rekord im Main-Taunus-Kreis. Kriftel ist Hauptsitz der weltweit operierenden Castolin Eutectic Group. Innovative Unternehmen wie die Spezialradmanufaktur HP Velotechnik (europäischer Marktführer für Liegeräder) nutzen ebenfalls die Infrastruktur der Krifteler Gewerbegebiete.
Sehenswürdigkeiten
Freizeitpark und Freibad
Die Gemeinde nennt einen Freizeitpark ihr eigen, in dem es neben größeren Grünflächen auch einen Minigolf-Platz, zwei Fußball-Felder, einen größeren asphaltierten Platz mit einer Funbox für Inline-Skater und Skateboarder, auf dem auch die alljährliche Kerb stattfindet, sowie einen Spielplatz mit Klettergerüst und zwei Hangrutschen gibt. Außerdem gibt es im Freizeitpark auch einen Weiher, auf dem im Sommer die Enten schwimmen. Des Weiteren in der Region bekannt ist das Krifteler Freibad, genannt Parkbad, das sich ebenfalls auf dem Gelände des Freizeitparks befindet. Zum Gelände des Schwimmbads gehören neuerdings auch drei Beachvolleyball-Plätze. Zwischen Kriftel und Hattersheim wurde ein Planetenweg angelegt.
Kirchen
In Kriftel gibt es zwei Kirchen, die 1868 eingeweihte katholische Kirche St. Vitus sowie die evangelische Auferstehungskirche (zuvor Gustav-Adolf-Kirche). Vor allem die Kirche St. Vitus mit ihren beiden Türmen ist bekannt (Einzige Kirche im Main-Taunus-Kreis mit zwei Türmen). Darüber hinaus gibt es seit 1985 die Freie evangelische Gemeinde Main-Taunus. Die Gemeinde ist Mitglied im Bund Freier evangelischer Gemeinden in Deutschland, der in der Vereinigung evangelischer Freikirchen ist.
Schulen
In Kriftel gibt es drei Schulen: die Lindenschule (Grundschule) die über einen großen Schulhof mit Fußballplatz verfügt, die Weingartenschule (Gesamtschule) welche sich direkt neben der Lindenschule befindet und die Konrad-Adenauer-Schule (Berufsschule).
Vereine
Die Gemeinde ist geprägt von einer Vielzahl von Freizeitangeboten und Vereinen. Zu den wichtigsten Vereinen gehören der SV 07 Kriftel sowie die Turn- und Sportgemeinde von 1884 e.V. Kriftel. Außerdem sind die Krifteler als Feiervolk bekannt. So gibt es jährlich einige große Faschingssitzungen die vom KKK (Kriftler Karnevals Klub) veranstaltet werden. Die Gemeinde bietet das Jugendhaus LaEckFraRoss sowie ausgedehnte Angebote für Kinder im Zuge der Ferienspiele in den Sommerferien, die zu einem großen Teil ehrenamtlich organisiert werden.
Feste
Die größten Feste der Gemeinde sind das alljährlich stattfindende Lindenblütenfest und die Krifteler Kerb.
Der Kriftler Weihnachtsmarkt gewinnt von Jahr zu Jahr an Größe und Bedeutung.
Bekannte Bewohner
- Lutz Wagner, seit 1994 Bundesliga-Schiedsrichter
- Josef Wittwer (1930–1970), Altbürgermeister und Landtagsabgeordneter
- Christian Reitz, Sportschütze und Gewinner der Bronzemedaille bei den Olympischen Sommerspielen 2008
- Felix Göltl (Leichtathlet), 2009 Deutscher Meister und Mannschaftseuropameister der Junioren im Sprint
Einzelnachweise
- ↑ Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Die Zeit