LGV Nord

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LGV Nord: Paris–Calais
Eurostar auf dem Viaduc de la Haute-Colme
Eurostar auf dem Viaduc de la Haute-Colme
Strecke der LGV Nord
Streckennummer (SNCF):216 000 (Fretin–Fréthun)
226 000 (Gonesse–Lille-Frontière)
Kursbuchstrecke (SNCF):222 und 250
Streckenlänge:333 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV 50 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:300[1] km/h
0,00 Paris-Nord
(weitere Betriebsstellen)
14,76 Villiers-le-Bel - Gonesse - Arnouville
15,41
0,00
Abzw. von Gonesse (Beginn Neubaustrecke)
Bahnstrecke Paris–Lille nach Lille-Flandres
3,90 Viaduc du Croult (Croult; 545 m)
6,15 D 317 (97 m)
6,55 N 104 (89 m)
7,03 PRCI de Val Noël
6,15 A1 (104 m)
10,92 Abzw. Chennevières
11,93 Bahnstrecke Roissy–Picardie (geplant)
Triangle de Vémars
LGV Interconnexion Est von/nach Roissy-CDG
14,12 Abzw. Moussy
17,97 PRCI de Moussy
30,82 Nonette (33 m)
37,5x Bahnstrecke Chantilly-Gouvieux–Crépy-en-Valois
39,06 PRCI de Fresnoy (Betriebsgleise und Notbahnsteig westlich)
46,80 Überdeckung Verberie 1 (270 m)
47,18 Überdeckung Verberie 2 (138 m)
47,82 Viaduc de Verberie (Oise; 1526 m)
51,44 Bahnstrecke Creil–Jeumont
51,82 Instandhaltungsbasis Longueil-Sainte-Marie
52,34 Viaduc de l'A1 (A1; 215 m) Beginn Bündelung mit A1
55,xx Bahnstrecke Ormoy-Villers–Boves
59,60 PRCI d'Arsy
61,96 Bahnstrecke Rochy-Condé–Soissons
66,33 Viaduc de l'Aronde (Aronde; 447 m)
75,19 PRCI de Ressons (Betriebsgleise westlich)
87,58 PRCI de Beuvraignes
90,xx Bahnstrecke Saint-Just-en-Chaussée–Douai
91,58 Viaduc de l'Avre (Avre; 206 m)
97,82 Abzw. Hattencourt (nur für Unterhalt)
98,2x Bahnstrecke Saint-Just-en-Chaussée–Douai
104,42 Bahnstrecke Amiens–Laon
104,43 Bahnstrecke Saint-Just-en-Chaussée–Douai
110,82 TGV Haute-Picardie
147,81 Verzweigung der Anschlussstrecke nach Arras
Strecke Arras–Douai
Strecke Lens–Douai
Strecke Douai–Lille
197,83
0,0
Verzweigung der HSL 1 nach Belgien
Strecke Lille–Valenciennes
Einmündung der HSL 1 aus Richtung Belgien
Strecke Lille–Gent
11,74 Lille-Europe
Strecke Lille–Calais
58,24 Ausfädelung zur Strecke nach Dünkirchen
Strecke Hazebrouck–Dünkirchen
Viaduc de la Haute Colme
(Aa und Canal de la Haute Colme; 1827 m)
Strecke Lille–Calais
Ausfädelung zur Strecke Boulogne-sur-Mer–Calais
112,65 Calais-Fréthun
Einfädelung von der Strecke Boulogne-sur-Mer–Calais
Eurotunnel zur High Speed 1

Die LGV Nord, kurz für Ligne à grande vitesse Nord, ist eine Eisenbahn-Schnellfahrstrecke in Frankreich. Sie ist 333 km lang und verbindet Paris mit der belgischen Grenze sowie dem Eurotunnel. Die 1993 eröffnete Strecke war die dritte in Frankreich eröffnete Hochgeschwindigkeitsstrecke.[2]

Die betriebliche Höchstgeschwindigkeit auf der für 320 km/h trassierten Strecke liegt bei 300 km/h.[1] Sie verkürzte die Fahrzeit zwischen einzelnen Regionen Frankreichs, Belgiens und Großbritanniens. Im Norden schließt die Strecke über den Eurotunnel an die High Speed 1 nach London sowie an die HSL 1 nach Brüssel an, im Süden an die LGV Interconnexion Est, die rund um den Großraum Paris zur LGV Est européenne, zur LGV Sud-Est und zur LGV Atlantique führt. Die Trasse ist aufgrund ihrer Lage im flachen Gelände nirgends steiler als 25 ‰. Auf der LGV Nord fahren TGV- und Eurostar-Züge.

Die Strecke ist mit dem Französischen Zugsicherungssystem TVM 430 ausgestattet und bis maximal 300 km/h[3] befahrbar.

Die Strecke durchquert fünf Départements; dies sind Seine-Saint-Denis, Oise, Somme, Pas-de-Calais und Nord. Sie beginnt 16,6 km nördlich des Bahnhofs Paris-Nord, bei Gonesse an der Strecke Paris-Creil, dort fädelt sie aus der Dreigleisigen Strecke (Die Außengleise je eine Richtung und das Mittelgleis in beide Richtungen, die Gleise des RER werden nicht betrachtet bzw. dazugezählt) aus und verjüngt sich dann auf zwei Gleise, wobei die Gleiswechsel mit bis zu 220 km/h möglich sind.[3] Etwa 11 km weiter nordöstlich, bei Vémars, befindet sich ein Verzweigungsdreieck, das zur LGV Interconnexion Est führt; dadurch ist es möglich, direkte Züge von Brüssel oder London zum Flughafen Paris-Charles de Gaulle, zum Bahnhof Marne-la-Vallée - Chessy (mit Zugang zu Disneyland Resort Paris), zum Bahnhof Massy TGV und generell nach Südfrankreich zu führen. Ebenso sind Verbindungen zwischen der LGV Interconnexion Est und Paris-Nord möglich, allerdings werden entsprechende Fahrten nicht angeboten.

Nach der Durchquerung des Waldes von Ermenonville im Valois trifft die Strecke bei Chevrières nach Querung des Oisetals auf die Autobahn A1 und folgt dieser anschließend über 132 km. Beim kleinen Dorf Ablaincourt-Pressoir, auf halbem Weg zwischen den Städten Amiens und Saint-Quentin gelegen, befindet sich der Bahnhof TGV Haute-Picardie. Der Oberlauf der Somme wird wie das Plateau von Guillemont und Maurepas dann gequert. Westlich von Croisilles fädelt eine neun Kilometer lange Anschlussstrecke aus, die nach Arras führt und so die Erschließung zahlreicher nordfranzösischer Städte ermöglicht. Nach Eintritt in das Bassin des Nord-Pas-de-Calais östlich von Lens verbindet bei Fretin ein Verzweigungsdreieck die LGV Nord mit der belgischen Schnellfahrstrecke HSL 1, die in Richtung Osten in die Nähe von Brüssel führt.

Nördlich des Dreiecks von Fretin befindet sich der Großraum Lille. Die Strecke verläuft hier auf einer Länge von rund sieben Kilometern parallel zu Altstrecken und bedient den Bahnhof Lille-Europe am Rande der Innenstadt. Sie führt südlich an Armentières und nördlich an Hazebrouck vorbei. Bei Cassel ermöglicht eine Anschlussstrecke die Bedienung von Dünkirchen. Die LGV Nord endet südwestlich der Stadt Calais bei Fréthun, vor dem Portal des Eurotunnels.

Die Streckenführung wurde vor allem von Politikern aus der Picardie heftig kritisiert, da die LGV keine der größeren Städte erschließt. Insbesondere Amiens setzte sich für eine weiter westlich verlaufende Trasse ein. Die Regierung hielt jedoch die Streckenführung über Amiens für unvorteilhaft, da sonst die Erschließung von Lille nur mit einem großen Umweg möglich gewesen wäre und so die Gesamtreisezeit Paris–London erheblich angewachsen wäre. Das Projekt LGV Picardie sieht langfristig die Erschließung von Amiens vor, nach Fertigstellung der Strecke würde die Fahrzeit Paris–London unter zwei Stunden betragen.

Auf einer Länge von 135 km (41 %) wurde die Strecke zwischen Paris und Lille mit der Autobahn A1 gebündelt.[4]

An der LGV Nord befinden sich drei Bahnhöfe:

  • 29. September 1989: Erteilung der Baubewilligung
  • 2. September 1991: Verlegen der ersten Schienen
  • 9. September 1992: Oberleitung wird unter Strom gesetzt
  • 20. September 1992: Erste Testfahrten mit Zug TGV Atlantique 301
  • 23. Mai 1993: Eröffnung des ersten Abschnitts zwischen Gonesse und Croisilles sowie des Abzweigs zwischen Croisilles und Arras
  • 21. September 1993: Ein TGV von Valenciennes nach Paris entgleist mit 300 km/h in der Nähe von Ablaincourt-Pressoir. Die vier letzten Wagen und der Triebkopf springen aus den Schienen, ein Reisender wird verletzt. Durch Regen hatte sich ein aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammender Hohlraum unter den Gleisen geöffnet, der beim Bau der Strecke unentdeckt geblieben war.
  • 26. September 1993: Eröffnung des zweiten Abschnitts zwischen Croisilles und Fréthun (Portal des Eurotunnels)
  • 6. Mai 1994: Eröffnung des Eurotunnels
  • 14. Dezember 1997: Eröffnung des französischen Teilstücks der HSL 1 zwischen Fretin und der belgischen Grenze bei Wannehain
  • 5. Juni 2000: Ein Eurostar entgleist mit 250 km/h bei der Abzweigung von Croisilles. Das Getriebe eines Drehgestells versagt, nachdem Teile davon auf das Gleisbett gefallen waren. Vier von 24 Drehgestellen springen aus den Gleisen. Sieben Fahrgäste erleiden Verletzungen.
  • 26. Mai 2001: Der Opération Sardine genannte Langstreckenweltrekord führt über die Strecke

Im Rahmen der Errichtung der Strecke wurde der Bahnhof Paris-Nord umfassend umgebaut, nachdem durch die Eröffnung der Strecke (und des Eurotunnels) die Zahl der Reisenden von 21 auf 36 Millionen pro Jahr steigen sollte.

Trassierung und technische Ausrüstung

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Gegenüber der LGV Atlantique wurde der Gleismittenabstand von 4,20 auf 4,50 m erhöht, um Geschwindigkeitssteigerungen auf bis zu 350 km/h zu ermöglichen, aber die Züge fahren max. 300 km/h, für eine Erhöhung Bedarf es einer Änderung des Codeübergaben im TVM 430.[3] Die im abzweigenden Ast mögliche Fahrgeschwindigkeit der Weichen wurde von 160 auf 170 km/h erhöht.[2]

  • Gerhard Scheuch: Zwei Hochgeschwindigkeitsstrecken in Frankreich. In: Baukultur, Heft 3, 1994, S. 58–62, ISSN 0722-3099

Einzelnachweise

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  1. a b Meldung TGV-Est-Züge fahren 320 km/h. In: Eisenbahn-Revue International, Heft 12/2004, ISSN 1421-2811, S. 576.
  2. a b Meldung Dritte TGV-Linie eröffnet. In: Eisenbahntechnische Rundschau. 42, Nr. 7/8, 1993, S. 432
  3. a b c Vitesse maximale nominale sur ligne. Abgerufen am 30. September 2024 (französisch).
  4. Internationaler Eisenbahnverband: High speed rail: Fast track to sustainable mobility. 28-seitige Broschüre mit Stand Februar 2008, Paris 2008, S. 8