Muzaffarpur (Distrikt)

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Distrikt Muzaffarpur
मुजफ्फरपुर जिला
ضلع مظفرپور
Staat: Indien Indien
Bundesstaat: Bihar
Division: Tirhut
Verwaltungssitz: Muzaffarpur
Gegründet: 1875
Koordinaten: 26° 7′ N, 85° 23′ OKoordinaten: 26° 7′ 0″ N, 85° 23′ 0″ O
Fläche: 3 173 km²
Einwohner (2011):[1] 4.801.062
Bevölkerungsdichte: 1.513 Einwohner je km²
Religionen (2011):[1] 84,0 % Hindus
15,5 % Muslime
0,4 % übrige und k. A.
Soziale Daten (Zensus 2011)[1]
Alphabetisierungsrate: 63,4 %
(M: 71,3 %, F: 54,7 %)
Geschlechterverhältnis: 1,112 (M:F)
Urbanisierungsgrad: 9,9 %
Scheduled Castes: 15,7 %
Scheduled Tribes: 0,1 %
Website:
Positionskarte des Distrikts Muzaffarpur
Lage des Distrikts Muzaffarpur

Der Distrikt Muzaffarpur (Hindi मुजफ्फरपुर जिला, Urdu ضلع مظفرپور) ist ein Distrikt im indischen Bundesstaat Bihar. Nach Patna und Purba Champaran ist er der bevölkerungsreichste Distrikt in Bihar. Verwaltungssitz ist die namensgebende Stadt Muzaffarpur.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Litschigarten in der Morgendämmerung in Muzaffarpur

Der Distrikt liegt nordwestlich-zentral in Bihar in der Schwemmebene, die vom Ganges und seinen Nebenflüssen gebildet wird. Die westliche Distriktgrenze wird vom Fluss Gandak gebildet, der hier Richtung Südosten fließt. Bedingt durch die flache Topografie und die zahlreichen Fließgewässer, die während der Monsunzeit häufig über die Ufer treten, kam es in der Vergangenheit zu häufigen Überschwemmungen, die oft schwere Schäden anrichteten. Auf der anderen Seite bietet das Schwemmland einen äußerst fruchtbaren Ackerboden, der mehrere Ernten pro Jahr erlaubt.[2][3] Der Waldanteil ist bedingt durch die kontinuierliche Abholzung und intensive Landwirtschaft sehr gering (nach dem indischen Forstbericht 2019 5,1 %).[4]

Die angrenzenden Distrikte sind Darbhanga im Osten, Samastipur im Südosten, Vaishali im Süden, Saran im Westen, sowie Purba Champaran, Sheohar und Sitamarhi im Norden.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Distrikt trägt seinen Namen nach der Distrikthauptstadt Muzaffarpur, die im 18. Jahrhundert von Muzaffar Khan, einem Steuereintreiber der Britischen Ostindien-Kompanie, gegründet wurde. Nach der Schlacht bei Buxar 1764 kam Bihar unter die Herrschaft der Britischen Ostindien-Kompanie. Die Kompanie richtete hier den Verwaltungsdistrikt Tirhut ein. In den Anfangsjahrzehnten war der Distrikt durch die regelmäßigen Konflikte mit den Gurkhas in Nepal beeinträchtigt, die erst nach dem Ende des anglo-nepalesischen Krieges 1816 endeten. Am 1. Januar 1875 wurde der Distrikt Tirhut in die beiden neuen Distrikte Muzaffarpur (bestehend aus den Subdivisionen Muzaffarpur, Hádjipur und Sitámarhí) und Darbhangah (Subdivisionen Darbhangah, Madhubani, Tájpur) aufgeteilt. Die Fläche des Distrikts Muzaffarpur umfasste nach offizieller Statistik 2969 Quadratmeilen (7690 km²).[5] Die Distriktgrenzen änderten sich seither auch nach der Unabhängigkeit Indiens 1947 wohl nicht mehr wesentlich (der Zensus 1961 gab 3.018 mi² für die Distriktfläche an),[6] bis am 2. Oktober 1972 der Distrikt Vaishali und am 11. Dezember 1972 der Distrikt Sitamarhi aus Teilen Muzzafarpurs neu gebildet wurden.

Am 15. Januar 1934 richtete ein Erdbeben schwere Schäden an.[7]

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwohnerzahl lag bei der Volkszählung 2011 bei 4.801.062. Die Bevölkerungswachstumsrate in der Dekade von 2001 bis 2011 war mit 28,14 % sehr hoch. Muzaffarpur hatte ein Geschlechterverhältnis von 900 Frauen pro 1000 Männer und damit einen Männerüberschuss. Die Alphabetisierungsrate lag im Jahr 2011 bei 63,43 %, eine Steigerung um knapp 15 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2001. Die Alphabetisierung lag damit über dem Durchschnitt von Bihar (61,8 %) aber unter dem nationalen Durchschnitt (74,0 %). 84 % der Bevölkerung waren Hindus und 15,7 % Muslime.[8] Im Distrikt ist die Sprache Bhojpuri verbreitet.

Knapp 7,9 % der Bevölkerung lebten 2011 in Städten. Die größte Stadt des Distrikts war Muzaffarpur mit 126.158 Einwohnern.[8]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industrie gibt es vor allem in der Stadt Muzaffarpur, darunter eine chemisch-pharmazeutische Fabrik des staatlichen Unternehmens Indian Drugs and Pharmaceuticals (IDPL) mit Produktionsstätte für organisch-chemische Grundchemikalien sowie Makrolid-Antibiotika.[9] Das früher bedeutende Waggonwerk der staatlichen Bharat Wagon and Engineering wurde 2017 geschlossen.[10] Die ländlichen Regionen werden stark von der Landwirtschaft dominiert. Angebaut werden vor allem Reis, Weizen und Mais, sowie an Früchten Bananen, Mangos und Litschis.[11]

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ruinenstätte von Kolhua

Ein bedeutendes archäologisches Zeugnis für die buddhistische Vergangenheit der Gegend ist die Ruinenstätte von Kolhua mit der Ananda-Stupa und einer von Ashoka errichteten Sandsteinsäule mit Löwenkapitell (Welt-Icon).[12]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Distrikt Muzaffarpur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c 1. District Census 2011. Census of India, abgerufen im Jahr 2021 (englisch).
    2. Population Enumeration Data (Final Population): A Series Including Primary Census Abstract Data (Final Population) > Primary Census Abstract Data Tables (India & States/UTs - District Level) (Excel Format). (XLS) Office of the Registrar General & Census Commissioner, India, archiviert vom Original am 23. April 2022; abgerufen im Jahr 2022 (englisch).
  2. Probable Flood Affected Area. Webseite des Distrikts, abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  3. Flood Hazard Atlas - Bihar - A Geospatial Approach. (PDF) National Remote Sensing Centre, Indian Space Research Organisation, u. a., abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  4. Forest Survey of India, Indisches Ministerium für Umwelt, Wälder und Klimawandel (Hrsg.): India State of Forest Report 2019. Band 2, Kapitel 11.4 Bihar, TABLE 11.4.4 District- wise Forest Cover in Bihar, S. 37 (englisch, PDF).
  5. A. W. Mackie: Tirhut and Champarán. In: Hunter, William Wilson (Hrsg.): A statistical account of Bengal. Band 13. Trübner & Co., London 1877 (englisch, online).
  6. Bihar, Part IX Census Atlas of Bihar. In: S. D. Prasad, Indian Administrative Service (Hrsg.): Census of India 1961. Band 4, S. 31 (englisch, PDF).
  7. M. S. Krishnan: The North Bihar Earthquake of the 15th January, 1934. In: Current Science. Band 2, Nr. 9, März 1934, S. 323–326, JSTOR:24205534 (englisch).
  8. a b District Census Hand Book - BIHAR > Muzaffarpur. Office of the Registrar General & Census Commissioner, Ministry of Home Affairs, Government of India, S. 9–11, abgerufen am 18. Januar 2022 (englisch).
  9. Bihar Drugs & Organic Chemicals Ltd., Muzaffarpur. In: IDPL-Webseite (www.idplindia.in). Abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  10. Tarique Anwar: Bihar: Once a Crown Jewel, Railways’ PSU Bharat Wagon Loses its Shine. In: www.newsclick.in. 12. September 2020, abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  11. BIHAR Agricultural Contingency Plan for District: MUZAFFARPUR. (PDF) National Innovations in Climate Resilient Agriculture (NICRA), abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  12. https://muzaffarpur.nic.in/tourist-place/kolhua/. Webseite des Distrikts, abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).