Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – 1500 m (Frauen)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin 1500 m
Geschlecht Frauen
Teilnehmer 36 Athletinnen aus 21 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 4. September 1972 (Vorläufe)
7. September 1972 (Halbfinale)
9. September 1972 (Finale)
Siegerzeit 4:01,38 min Weltrekord
Medaillengewinnerinnen
Sowjetunion 1955 Ljudmila Bragina (URS)
Deutschland Demokratische Republik 1949 Gunhild Hoffmeister (DDR)
Italien Paola Cacchi (ITA)
1976

Der 1500-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 4., 7. und 9. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. 36 Athletinnen nahmen an der olympischen Premiere dieser Disziplin teil.

Dieser Wettbewerb stand erstmals auf dem olympischen Programm. Nach und nach eroberten sich die Leichtathletinnen auch die bisher den Männern vorbehaltenen längeren Laufstrecken. Allerdings sollte es bis 1984 dauern, bevor diesbezüglich der nächste Schritt getan wurde. Erst in Los Angeles wurden für Frauen mit dem 3000-Meter-Lauf und dem Marathonlauf die ersten echten Langstrecken bei Olympischen Spielen eingeführt.

Erste Olympiasiegerin wurde Ljudmila Bragina aus der Sowjetunion, die mit neuer Weltrekordzeit gewann. Die Silbermedaille errang Gunhild Hoffmeister aus der DDR, Bronze ging an die Italienerin Paola Cacchi.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten Christa Merten, Gerda Ranz und Ellen Tittel. Während Ranz und Merten in den Vorläufen ausschieden, konnte sich Tittel für das Finale qualifizieren, dieses Rennen jedoch nicht beenden.
Neben der Medaillengewinnerin Hoffmeister ging für die DDR Karin Burneleit an den Start. Auch Burneleit schaffte es bis ins Finale und belegte dort Rang vier.
Die Schweizerinnen Marijke Moser und Margrit Hess schieden in den Vorläufen aus.
Läuferinnen aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 4:06,9 min Ljudmila Bragina (Sowjetunion 1955 Sowjetunion) Moskau, Sowjetunion (heute Russland) 18. Juli 1972[1]
Olympischer Rekord Wettbewerb erstmals im olympischen Programm

Rekordverbesserungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da dieser Wettbewerb erstmals auf dem olympischen Programm stand, gab es noch keinen olympischen Rekord. Dieser wurde im ersten Vorlauf erstmals aufgestellt. Die dort gelaufene Zeit war gleichzeitig ein Weltrekord, der in den nächsten beiden Runden noch zweimal verbessert wurde, und zwar immer von derselben Läuferin, der sowjetischen Olympiasiegerin Ljudmila Bragina:

  • 4:06,47 min – Ljudmila Bragina (Sowjetunion), erster Vorlauf am 4. September
  • 4:05,07 min – Ljudmila Bragina (Sowjetunion), zweites Halbfinale am 7. September
  • 4:01,38 min – Ljudmila Bragina (Sowjetunion), Finale am 9. September

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Athletinnen traten am 4. September zu vier Vorläufen an. Die jeweils vier Laufbesten – hellblau unterlegt – sowie die nachfolgend zwei Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – erreichten das Halbfinale am 7. September. Aus den Vorentscheidungen qualifizierten sich die jeweils vier Laufbesten – wiederum hellblau unterlegt – sowie die nachfolgend zwei Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – für das Finale am 9. September.

Zeitplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

4. September, 15:45 Uhr: Vorläufe
7. September, 14:15 Uhr: Halbfinale
9. September, 18:00 Uhr: Finale[2]

Vorrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 4. September 1972, ab 15:45 Uhr[3]

Vorlauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ljudmila Bragina Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:06,47 min WR
2 Glenda Reiser Kanada Kanada 4:06,71 min
3 Ilja Keizer Niederlande Niederlande 4:08,00 min
4 Jennifer Orr Australien Australien 4:08,06 min
5 Jaroslava Jehličková Tschechoslowakei Tschechoslowakei 4:08,39 min
6 Christa Merten Deutschland BR BR Deutschland 4:12,60 min
7 Joan Allison Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:14,89 min
8 Marijke Moser Schweiz Schweiz 4:24:94 min
9 Lee Chiu-hsia Taiwan Taiwan 4:37,15 min

Vorlauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit
1 Paola Cacchi Italien Italien 4:09,53 min
2 Wassilena Amsina Bulgarien 1971 Bulgarien 4:12,85 min
3 Berny Boxem Niederlande Niederlande 4:13,83 min
4 Francie Kraker Vereinigte Staaten USA 4:14,73 min
5 Thelma Wright Kanada Kanada 4:15,43 min
6 Grete Andersen Norwegen Norwegen 4:16,00 min
7 Sára Ligetkuti Ungarn 1957 Ungarn 4:16,08 min
8 Gerda Ranz Deutschland BR BR Deutschland 4:18,60 min
9 Vera Nikolić Jugoslawien Jugoslawien 4:23,36 min
DNS Arda Kalpakian Libanon Libanon

Vorlauf 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit
1 Tamara Pangelowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:10,75 min
2 Karin Burneleit Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:10,83 min
3 Francie Larrieu Smith Vereinigte Staaten USA 4:11,18 min
4 Joyce Smith Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:11,27 min
5 Inger Knutsson Schweden Schweden 4:11,32 min
6 Mary Tracey Irland Irland 4:16,43 min
7 Sinikka Tyynelä Finnland Finnland 4:21,40 min
8 Emesia Chizunga Malawi 1964 Malawi 4:41,47 min
DNF Magdolna Kulcsár Ungarn 1957 Ungarn

Vorlauf 4[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit
1 Ellen Tittel Deutschland BR BR Deutschland 4:12,12 min
2 Gunhild Hoffmeister Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:12,80 min
3 Sheila Carey Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:13,01 min
4 Wenche Sørum Norwegen Norwegen 4:14,10 min
5 Tonka Petrowa Bulgarien 1971 Bulgarien 4:14,95 min
6 Anne-Marie Nenzell Schweden Schweden 4:16,67 min
7 Margrit Hess Schweiz Schweiz 4:19,67 min
8 Tamara Kasatschkowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:20,15 min
9 Chereno Maiyo Kenia Kenia 4:20,9 min
DNS Doris Brown Vereinigte Staaten USA

Halbfinale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 7. September 1972, ab 14:15 Uhr[3]

Lauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit
1 Tamara Pangelowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:07,66 min
2 Paola Cacchi Italien Italien 4:07,83 min
3 Gunhild Hoffmeister Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:07,94 min
4 Ilja Keizer Niederlande Niederlande 4:08,25 min
5 Wassilena Amsina Bulgarien 1971 Bulgarien 4:09,12 min
6 Joyce Smith Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:09,37 min
7 Glenda Reiser Kanada Kanada 4:09,51 min
8 Francie Kraker Vereinigte Staaten USA 4:12,76 min
9 Inger Knutsson Schweden Schweden 4:14,97 min

Lauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ljudmila Bragina Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:05,07 min WR
2 Karin Burneleit Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:05,78 min
3 Ellen Tittel Deutschland BR BR Deutschland 4:06,65 min
4 Sheila Carey Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:07,41 min
5 Berny Boxem Niederlande Niederlande 4:08,81 min
6 Jennifer Orr Australien Australien 4:08,86 min
7 Wenche Sørum Norwegen Norwegen 4:09,70 min
8 Francie Larrieu Smith Vereinigte Staaten USA 4:15,26 min
9 Jaroslava Jehličková Tschechoslowakei Tschechoslowakei 4:18,16 min

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 9. September 1972, 18:00 Uhr[3]

Platz Name Nation Zeit Anmerkung
1 Ljudmila Bragina Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:01,38 min WR
2 Gunhild Hoffmeister Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:02,83 min
3 Paola Cacchi Italien Italien 4:02,85 min
4 Karin Burneleit Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR 4:04,11 min
5 Sheila Carey Vereinigtes Konigreich Großbritannien 4:04,81 min
6 Ilja Keizer Niederlande Niederlande 4:05,13 min
7 Tamara Pangelowa Sowjetunion 1955 Sowjetunion 4:06,45 min
8 Jennifer Orr Australien Australien 4:12,15 min
9 Berny Boxem Niederlande Niederlande 4:13,10 min
DNF Ellen Tittel Deutschland BR BR Deutschland

Als Favoritin galt die sowjetische Weltrekordlerin Ljudmila Bragina. Weitere Medaillenanwärterinnen waren die tschechoslowakische Läuferin Jaroslava Jehličková, Europameisterin von 1969 und Vorgängerin von Bragina als Weltrekordinhaberin, Karin Burneleit aus der DDR, Europameisterin von 1971, sowie deren Landsmännin Gunhild Hoffmeister, Vizeeuropameisterin 1971 und hier in München bereits Olympiadritte über 800 Meter. Jehličková schied im Halbfinale aus. Bragina verbesserte schon in der Vorrunde ihren eigenen Weltrekord um fast eine halbe Sekunde. Im Halbfinale war sie noch einmal um weitere anderthalb Sekunden schneller. Auch in den anderen Vor- und Zwischenläufen wurden die bestehenden Bestenlisten um viele Sekunden verbessert.

Im Finale ging zunächst die Niederländerin Berny Boxem in Führung, die Durchgangszeit über 400 Meter betrug sehr schnelle 1:02,45 min. Nun übernahm Boxems Landsmännin Ilja Keizer die Spitze, Burneleit, die bundesdeutsche Läuferin Ellen Tittel und Hoffmeister folgten mit knappen Abständen auf den Plätzen drei bis fünf. Nach 700 Metern schob sich Bragina nach vorne und verschärfte das inzwischen langsamer gewordene Tempo wieder deutlich. Die 800-Meter-Zwischenzeit betrug 2:09,96 min, d. h. die zweite Runde war in 1:07,51 Minuten zurückgelegt worden. Zunächst versuchte Keizer, der sowjetischen Weltrekordlerin zu folgen, zum restlichen Feld gab es schnell eine immer größer werdende Lücke. Doch die Niederländerin musste nun auch abreißen lassen, Bragina lag alleine vorn. Hinter ihr liefen zunächst die Britin Sheila Carey und anschließend Hoffmeister an Keizer vorbei.

Zu Beginn der letzten Runde betrug Braginas Vorsprung ca. zehn Meter. Sie war nicht mehr einzuholen, obwohl der Abstand der nachrückenden Läuferinnen zu ihr in der Schlussrunde wieder kleiner wurde. Im Kampf um die weiteren Medaillen war noch nichts entschieden. Hoffmeister und Carey lagen vor Keizer, dahinter kam die Italienerin Paola Cacchi immer besser ins Rennen. Die Durchgangszeit bei 1200 Meter betrug 3:14,64 Minuten, Runde drei war in 1:04,68 Minuten zurückgelegt worden. Vorne lief Ljudmila Bragina dem Olympiasieg entgegen und verbesserte ihren zwei Tage zuvor aufgestellten Weltrekord um fast vier Sekunden. Die letzte Runde bewältigte sie dabei in 1:04,1 Minuten. Den Kampf um Silber trugen am Ende Hoffmeister und Cacchi miteinander aus. Kurz vor dem Ziel sah es fast so aus, als könne die Italienerin an der DDR-Läuferin vorbeiziehen. Doch Gunhild Hoffmeister setzte sich dann doch durch und gewann die Silbermedaille vor Paola Cacchi – frühere Paola Pigni. Karin Burneleit wurde Vierte vor Sheila Carey. Bis einschließlich zu Carey blieben alle unter Braginas Weltrekord aus dem Halbfinale. Ilja Keizer. frühere Ilja Laman, auf Rang sechs und die siebtplatzierte Tamara Pangelowa, UdSSR, waren schneller als Bragina bei ihrem Weltrekord aus der Vorrunde.[4]

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 1500 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 4. Oktober 2021
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 4. Oktober 2021
  3. a b c Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 68 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 4. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's 1500 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 4. Oktober 2021